Wie können Kliniken und Krankenhäuser Fachärztinnen und Fachärzte von sich überzeugen? Tatsache ist: In vielen Fachrichtungen herrscht Ärztemangel, qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber sind gefragt wie nie. Welche Strategien beim erfolgreichen Ärzte-Recruiting wirklich helfen, behandelt dieser Artikel.
Fachärztinnen und Fachärzte gewinnen: Recruiting-Strategien
Wie schnell eine Stelle mit einer geeigneten neuen Mitarbeiterin bzw. Mitarbeiter besetzt werden kann, hängt nicht zuletzt davon ab, ob Kliniken und Krankenhäuser sich als attraktive Arbeitgeber positionieren können. Work-Life-Balance, Weiterbildungsmöglichkeiten, die Arbeitszeitgestaltung und nicht zuletzt eine angemessene Vergütung spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung häufig eine große Rolle.
Folgende Recruiting-Tipps können Arbeitgebern in der Gesundheitsbranche helfen, Fachärztinnen und Fachärzte auf sich aufmerksam zu machen.
1. Auf Karrierechancen und flache Hierarchien hinweisen
Junge Talente wollen ihr Potenzial nutzen. Dabei denken sie zukunftsorientiert. Kliniken und Krankenhäuser, die bereits in der Stellenausschreibung auf Aufstiegsmöglichkeiten und Karriereoptionen hinweisen, machen es deshalb richtig – und sich als Arbeitgeber interessant. Schließlich haben fast ein Drittel aller Medizinabsolventen langfristig das Ziel, Oberärztin oder Oberarzt zu werden. Das ergab eine Befragung der hessischen Landesärztekammer.
Auch durch die Implementierung flacher Hierarchien lassen sich qualifizierte Fachärztinnen und Fachärzte gewinnen. Allerdings nur, wenn flache Hierarchien im Arbeitsalltag wirklich umgesetzt werden. Es klingt banal, doch dazu gehört es zum Beispiel auch, Ärzten zu ermöglichen, Fragen zu stellen, ohne Angst zu haben, sich zu blamieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein wertschätzender Umgang unter den Kollegen.
Gerade junge Fach- und Assistenzärzte fühlen sich im Klinikalltag häufig alleingelassen. Ein gutes und respektvolles Arbeitsklima ist deshalb eines der Hauptargumente bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers.
2. Identifikationsmöglichkeiten bieten
Es klingt vielleicht abgedroschen, doch die medizinische Laufbahn ist für viele Ärztinnen und Ärzte nicht bloß ein Beruf, sondern eine Berufung. Wer Arzt wird, möchte Menschen helfen. In einem Arbeitsalltag, der mancherorts von ineffizienten Arbeitsabläufen, stark hierarchischen Strukturen und Überstunden geprägt ist, geht dieses Ziel mit der Zeit jedoch verloren.
Krankenhäuser und Kliniken können diesen Aspekt beim Recruiting von Fachärztinnen und Fachärzten berücksichtigen, indem sie Identifikationsmöglichkeiten bieten und sinnstiftende Arbeit ermöglichen:
- Fachärztinnen und Fachärzte sollten das Gefühl vermittelt bekommen, dass ihre tägliche Arbeit sinnvoll und wichtig für die Gesellschaft ist.
- Bei der Auswahl geeigneter Bewerber sollten deren Fähigkeiten und persönlichen Ziele jeweils Berücksichtigung finden.
- Idealerweise sollten Fachärztinnen und Fachärzte sich mit den Werten und der Philosophie ihrer Arbeitgeber identifizieren können.
- Ein wertschätzendes Arbeitsklima ist ebenfalls eine wichtige Voraussetzung dafür, der eigenen Arbeit Sinn verleihen zu können
3. Gute Work-Life-Balance ermöglichen
Gerade in diesem Bereich hapert es im Arztberuf besonders. Umso wichtiger ist dieses Kriterium, wenn Ärztinnen und Ärzte sich nach einer (neuen) Stelle umsehen. Wer mit effektivem Recruiting Fachärztinnen und Fachärzte für den eigenen Klinik- oder Krankenhausbetrieb gewinnen möchte, sollte diesen deshalb eine gute Work-Life-Balance bieten können.
Innovative Arbeitszeitmodelle, die eine gesunde Balance zwischen Privatleben und Beruf zulassen, können zu diesem Zweck bereits in der Stellenanzeige kommuniziert werden. Dazu gehören die Stellenbesetzung in Teilzeit genauso wie Jobsharing, Halbtagsstellen oder das Homeoffice, wo möglich. Junge Fachärztinnen und Fachärzte haben den Anspruch, ihr Familienleben nicht ihrem Beruf unterordnen zu müssen.
Auch da es im Klinikalltag im Hinblick auf Überstunden beispielsweise immer noch vorkommt, dass diese weder dokumentiert noch bezahlt oder mit Freizeit ausgeglichen werden, ist eine gute Work-Life-Balance ein schlagkräftiges Argument, um qualifizierte Fachärztinnen und Fachärzte zu gewinnen.
Übrigens: Kliniken und Krankenhäuser, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertschätzen, haben es oft gar nicht nötig, große Summen ins Recruiting zu investieren. Denn Ärztinnen und Ärzte sind untereinander ziemlich gut vernetzt. Das bedeutet, ein respektvolles Arbeitsklima und eine gute Work-Life-Balance sprechen sich herum – und erhöhen automatisch die Arbeitgeber-Attraktivität bei potenziellen Bewerbenden.
4. Angemessene Vergütung zahlen
Wer Ärztin oder Arzt ist, hat ein anspruchsvolles und langwieriges akademisches Studium hinter sich. Anschließend muss sie oder er das Wissen in Krankenhaus und Klinik täglich verantwortungsvoll einsetzen. Das verdient Respekt und ist einer der Gründe für das hohe Ansehen des Arztberufs in unserer Gesellschaft.
In Bezug auf das Verhältnis zwischen Arzt und Arbeitgeber drücken sich Respekt und Wertschätzung unter anderem durch eine faire Vergütung aus. Tatsache ist jedoch, dass insbesondere Ärzte unter 45 Jahren – auch Fachärzte – häufig nicht zufrieden mit ihrer Bezahlung sind. Ärztinnen und Ärzte dieser Altersgruppe verdienen im Durchschnitt 100.000 Euro pro Jahr. Nur etwa ein Drittel findet diese Bezahlung allerdings fair.
Ein weiterer Aspekt sind die geschlechtsabhängigen Gehaltsunterschiede. Gehaltsportale im Internet offenbaren, dass männliche Fachärzte pro Jahr im Durchschnitt etwa 45 Prozent mehr verdienen als Fachärztinnen.
Eine faire und geschlechtsunabhängige Bezahlung ist aus diesem Grund ein weiterer Punkt, der beim Recruiting von Fachärztinnen Fachärzten beachtet und erwähnt werden sollte, um diese für den eigenen Betrieb zu gewinnen.
5. Mit Weiterbildungsmöglichkeiten Fachärztinnen und Fachärzte gewinnen
In den Bereichen Gesundheit und Medizin ist es für alle Berufsgruppen (besonders Ärztinnen und Ärzte) essenziell, bezüglich neuer Therapie- und Untersuchungsverfahren immer up-to-date zu bleiben. Die Möglichkeit zur Weiterbildung motiviert junge Ärzte und sorgt gleichzeitig dafür, dass Krankenhäuser und Kliniken vom Know-how ihrer Mitarbeiter profitieren. Dieser Prozess hat zudem den Vorteil, dass er zusätzlich für reibungslose und effizientere Arbeitsabläufe im Klinikalltag sorgt.
Viele Fachärzte interessieren sich langfristig für einen Aufstieg in der Karriereleiter, etwa in die Position eines Oberarztes. Kliniken und Krankenhäuser, die jungen Talenten die Chance bieten, stückweise mehr Verantwortung zu übernehmen und das benötigte Fachwissen zu erwerben, sind deshalb bei qualifizierten Fachärztinnen und Fachärzten besonders beliebt.
Arbeitgeber im Gesundheitswesen, die Möglichkeiten für die Weiterqualifikation und den beruflichen Aufstieg bieten, sollten dies unbedingt in ihren Stellenausschreibungen kommunizieren, um Fachärztinnen und Fachärzte für ihre Einrichtung zu gewinnen.
Fazit
Der Mangel an Fachärztinnen und Fachärzten muss nicht jede Klinik betreffen. Mit den richtigen Recruiting-Strategien ist es möglich, junge Fachärztinnen und Fachärzte für die eigene Einrichtung zu gewinnen. Dabei kommt es vor allem darauf an, ein positives Betriebsklima und die damit verbundenen Vorteile nicht nur täglich zu leben, sondern auch nach außen, etwa in Stellenausschreibungen, zu kommunizieren.
Kliniken und Krankenhäuser, die jungen Ärztinnen und Ärzten Karrierechancen und Weiterbildungsmöglichkeiten bieten, eine gute Work-Life-Balance ermöglichen und eine faire, geschlechtsunabhängige Bezahlung für selbstverständlich halten, sind bestens dafür vorbereitet, geeignete Talente von sich zu überzeugen.