Arbeitgeber-Bewertungsportale im Internet können Fluch und Segen zugleich sein. Das hängt maßgeblich davon ab, wie Personalverantwortliche im Gesundheitswesen mit Online-Bewertungen umgehen. Wie man positive wie negative Kritik an besten managt, berichtet Maja Roedenbeck Schäfer, HR-Bloggerin und Leiterin des Strategischen Recruitings der DRK Kliniken Berlin, im Interview mit praktischArzt.
Frau Schäfer, für wie wichtig schätzen Sie Arbeitgeber-Bewertungsportale für die Personalarbeit von Arbeitgebern im Gesundheitswesen ein?
Online-Bewertungen haben eine große Bedeutung für uns Arbeitgeber. Sie beeinflussen verschiedene Bereiche, wie beispielsweise die Arbeitgebermarke oder das Recruiting von potenziellen Talenten.
Wie begegnen Ihnen in Ihrem Arbeitsalltag Arbeitgeber-Bewertungen und wie gehen Sie als Personalverantwortliche damit um?
Einmal informieren sich tatsächlich viele potenzielle Bewerber/innen vorab durch die Bewertungen auf Portalen wie Kununu über einen Arbeitgeber. Das bekomme ich immer wieder als Feedback zu hören. Und auch, wenn ich eine Stellenanzeige online veröffentlichen will, fragen Suchmaschinen wie Google online abgegebene Bewertungen ab und ziehen unter anderem diese als Faktor für die Berechnung heran, wie hoch meine Stellenanzeige dann gerankt wird. Somit beeinflussen diese Bewertungen unsere Sichtbarkeit als Arbeitgeber im Netz.
Wenn ich sehe, dass andere Arbeitgeber im Gesundheitswesen die Bewertungen ihres Unternehmens auf der firmeneigenen Website ausspielen und damit zusätzlich für sich werben, dann empfinde ich das zusätzlich als Ansporn.
Wieso halten Sie es für wichtig, dass Arbeitgeber auf Kritik reagieren?
Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass man als Arbeitgeber reagieren und kritische Äußerungen kommentieren sollte. Wenn man die Online-Kritiker sich selbst überlässt, dann ist das Ergebnis schnell eher einseitig negativ und der Gesamteindruck, der entsteht, ist nicht ausgewogen.
Denn oftmals sind es ja diejenigen, die eine negative Bewertung auf einem Portal veröffentlichen, die sonst keinen direkten Ansprechpartner für ihre Kritik gefunden haben. Daher ist es mir wichtig, mit Kritik transparent umzugehen und als Ansprechpartner Online zur Verfügung zu stehen. Und eine verständnisvolle, schöne Antwort kann bei mitlesenden Bewerbern auch dafür sorgen, dass ein positiver Eindruck vom Arbeitgeber zurückbleibt – trotz negativer Bewertung.
Natürlich gibt es auch diejenigen Kritiker, die unsachliche oder falsche Vorwürfe erheben. Auch dann sollte man diese nicht ignorieren, sondern aktiv werden und entweder kommentieren oder ggf. per Einschaltung des Kununu Support-Teams gegen unberechtigte, rufschädigende Aussagen vorgehen.
Worauf sollten Personalverantwortliche gerade im Umgang mit negativen Kritiken achten?
Sie sollten auf jeden Fall reagieren, am besten mit einem Statement. Wie man ein solches verfasst, dazu geben die Arbeitgeber-Bewertungsplattformen häufig Hilfestellung. Ebenso findet man einige Ratgeber, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Wichtig ist, der/dem Kritiker/in zu vermitteln, dass man als Arbeitgeber die Kritik wahrgenommen hat. Idealerweise kann man dann auf eine Gegenmaßnahme verweisen, die man im Betrieb plant oder bereits umgesetzt hat, um den jeweiligen Kritikpunkt zu entkräften. Dazu sollte immer eine Kontaktadresse für Rückfragen angegeben werden.
Welche Tipps können Sie geben, um ein gutes Statement zu verfassen?
Nach einer herzlichen Begrüßung sollte man immer auf die positiven Punkte in der Kritik eingehen. Denn selbst, wenn die Kritik insgesamt eher negativ ausfällt, sind doch meistens auch Aspekte vorhanden, die positiv beurteilt wurden. Idealerweise kann man dann aufzeigen, dass man für die negativen Punkte bereits Gegenmaßnahmen ergreift oder man verweist mit Beispielen darauf, dass andere Mitarbeitende die Kritik nicht teilen.
Wie gehen Sie intern mit sachlicher Kritik um?
Wir sammeln Verbesserungsvorschläge im Intranet und sehen dann, inwiefern wir diese umsetzen können. Wenn die Kritik über externe Plattformen kommt, ist mir wichtig, sofern ich die Kritik einer bestimmten Abteilung zuordnen kann, diese auch direkt an die jeweilige Stelle weiterzuleiten.
Wie nutzen Sie denn die Bewertungen bzw. Ihren Umgang damit konkret, um für sich als Arbeitgeber zu werben?
Ich achte darauf, bei jeder formulierten Antwort unsere Karrierewebsite zu verlinken. Darüber hinaus haben wir Aktionen gestartet, unsere Mitarbeitern/-innen zu animieren, uns als Arbeitgeber auf den entsprechenden Plattformen zu bewerten. Da gab es natürlich keine Vorgaben, wie die Bewertung ausfallen sollte. Allerdings war uns wichtig, dass es bei negativ wahrgenommenen Aspekten sachliche und konstruktive Kritik sein sollte.
Als Anregung haben wir für jede abgegebene Bewertung ein besonderes T-Shirt ausgelobt. Das hat uns geholfen, nicht nur die Anzahl der Bewertungen, sondern auch unseren Noten-Score insgesamt zu erhöhen.
Zusammenfassend: Welche Ratschläge geben Sie Personalverantwortlichen im Gesundheitswesen für das Managen von Online-Bewertungen mit auf den Weg?
Erstmal: Managt Eure Online-Bewertungen! Nutzt die Möglichkeiten, die Euch die Bewertungsplattformen bieten, als Arbeitgeber zu reagieren und Kritik – positive wie negative – zu moderieren. Hinterlegt Kontaktdaten und Verlinkungen auf die Karriereseite. Wichtig ist, stets freundlich zu bleiben, auf die Kritik individuell zu reagieren und keine verstaubten Standardantworten zu verwenden.
Zur Person
Maja Roedenbeck Schäfer leitet seit Januar 2020 das Strategische Recruiting der DRK Kliniken Berlin, zuvor war sie unter anderem in den Bereichen Employer Branding und Recruiting für die Diakonie Deutschland tätig. Außerdem ist sie unter Recruiting2Go als Bloggerin im HR-Bereich und Sachbuchautorin aktiv.