„Man kann nicht nicht kommunizieren“, ist ein bekanntes Zitat des Psychotherapeuten ...

Das sogenannte „Retention-Management“ ist ein wichtiger Aspekt für Krankenhäuser, um ihre Mitarbeiter/innen, insbesondere ihre Ärzte/-innen, zu halten. Dabei ist es wichtig, dass Krankenhäuser aktiv auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Ärzte/-innen eingehen. Durch die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds, Karriere- und Entwicklungsmöglichkeiten, Work-Life-Balance, Mitarbeiterbindung, Feedback, Anerkennung, Anreize und Boni können Krankenhäuser ihre Ärzte/-innen dazu bewegen, zu bleiben und eine langfristige Beziehung aufzubauen.
Hier werden die Gründe für die hohen Kündigungszahlen von Ärzten/-innen erklärt, und wie man diese hohe Wechselbereitschaft vermeiden kann. Darüber hinaus gibt es hilfreiche Tipps, wie Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen ihre Ärzteschaft halten und wie sie neue Ärzte/-innen akquirieren können.
Warum so viele Ärzte/-innen im Gesundheitswesen kündigen
Die Gründe für die hohe Kündigungsrate von Ärzten/-innen sind vielfältig. Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten sich daher generell bemühen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und sicherzustellen, dass die für sie arbeitenden Ärzte/-innen wertgeschätzt werden. Aber auch für andere Fachkräfte im Gesundheitswesen sollten von Arbeitgeber/innen-Seite aus Anstrengungen unternommen werden, um das Personal dauerhaft zu halten und zu motivieren.
Die meisten Gründe, warum Ärzte/-innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen kündigen, sind:
Arbeitsbelastung
Das Gesundheitswesen ist ein anspruchsvolles Arbeitsumfeld, das Aufmerksamkeit, Akkuratesse und überdurchschnittliches Engagement verlangt. Ärzte/-innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen sind daher oft einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Für viele kann es daher sehr schwierig sein, dauerhaft mit dem hohen Arbeitspensum und dem Stress im Gesundheitswesen umzugehen.
Mangelnde Wertschätzung
Ärzte/-innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen leisten geistig und körperlich sehr anspruchsvolle Arbeit und müssen oft in schwierigen Situationen unter enormer psychischer und emotionaler Belastung arbeiten. Wenn sie permanent das Gefühl haben, dass ihre Arbeit nicht ausreichend vom/von der Arbeitgeber/in im Gesundheitswesen gewürdigt wird, kann dies dazu führen, dass sie unzufrieden sind und kündigen möchten.
Arbeitsbedingungen
Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen sind generell schwierig, nicht nur aufgrund des Fachkräftemangels, finanzieller Engpässe und mangelnder Anerkennung. Es gibt oft sehr lange Arbeitszeiten, körperlich auf Dauer zehrende Schichtarbeit, ständige Überstunden aufgrund steigender Krankheitszahlen bei der Krankenhausbelegschaft und fehlende Pausen.
Burnout
Ärzte/-innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen sind permanente einem hohen Stresslevel ausgesetzt und leiden daher überdurchschnittlich oft an Burnout. Wenn die Anforderungen zu hoch sind und/oder wenn das Arbeitsumfeld nicht unterstützend ist, kann dies dazu führen, dass Fachkräfte ausbrennen und kündigen.
Karrierechancen
Wenn Ärzte/-innen und Fachkräfte im Gesundheitswesen das Gefühl haben, dass sie in ihrer aktuellen Position keine Karriere-, Entfaltungs- oder Aufstiegschancen haben, können sie dazu neigen, zu kündigen und nach einer Position zu suchen, die ihnen bessere Chancen bietet.
Bezahlung
Es gibt oft einen großen Unterschied zwischen der Bezahlung von Ärzten/-innen und Fachkräften im Gesundheitswesen und anderen Branchen wie z.B. der medizinischen Forschung oder Management. Wenn Ärzte/-innen und Fachkräfte das Gefühl haben, dass sie im Vergleich mit anderen Branchen unterbezahlt sind, können sie nach anderen Arbeitgebern/-innen suchen, die sie besser bezahlen.
Persönliche Gründe
Es gibt auch viele persönliche Gründe, die Ärzte/-innen und Fachkräfte/-innen im Gesundheitswesen dazu veranlassen können, die Klinik zu verlassen, wie beispielsweise Umzug in eine andere Stadt oder familiäre Verpflichtungen. Oftmals steht auch die Familienplanung dem Verweilen im Krankenhaus entgegen oder die Pflege eines/-r Angehörigen.
Tipps, um Ärzte/-innen zu behalten
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen, die ihre aktuellen Ärzte/-innen dazu bewegen wollen, nicht zu kündigen, können einiges dafür tun, um als Arbeitgeber/in interessant zu bleiben.
Gründe für Kündigungswunsch identifizieren
Arbeitgeber/innen sollten mit dem/-r betroffenen Arzt/Ärztin sprechen und herausfinden, warum er/sie kündigen möchte. Möglicherweise gibt es Probleme auf der Station, die gelöst werden können, wie z.B. Unstimmigkeiten mit dem/-r Chefarzt/-ärztin oder zwischenmenschliche Probleme mit den Pflegekräften.
Zuhören
Wenn Ärzte/-innen kündigen möchten, ist es wichtig, dass Arbeitgeber/innen ihnen zuhören. Sie sollten versuchen, ihre Bedenken und Anliegen zu verstehen, und sie ernst nehmen. Ein Feedback- bzw. sog. „Kummerkasten“, in den alle Mitarbeitenden Notizen über Missstände einwerfen können, kann ein erster Anlaufpunkt sein. Es geht jedoch nichts über das regelmäßige persönliche Gespräch mit dem/-r Arzt/Ärztin, ob in Form einer halbjährlichen Evaluation oder ein formloses Feedbackgespräch in der Cafeteria.
Lösungen anbieten
Wenn Arbeitgeber/innen frühzeitig die Gründe für den Kündigungswunsch kennen, können sie meist passende Lösungen anbieten. Möglicherweise können die Arbeitsbedingungen verbessert oder die Arbeitsbelastung reduziert werden. Kreative Wege für die entsprechenden Einzelfälle sind hier gefragt: Braucht der/die Arzt/Ärztin eine Weiterbildung, um den Elan wieder neu zu entfachen? Ist ein Konfliktgespräch mit dem/-r Chefarzt/-ärztin angesagt?
Wertschätzung zeigen
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten sicherstellen, dass die betroffenen Ärzte/-innen wissen, dass sie geschätzt werden und dass ihre Arbeit wichtig ist. Es ist wichtig, dass Mitarbeitende sich wertgeschätzt fühlen und wissen, dass sie einen Beitrag leisten, der auch gesehen und honoriert wird. Dies kann in Form von Boni-Zahlungen erfolgen oder durch Gespräche, Mitarbeiter/in des Monats am Klinikaushang oder schlicht persönliche Wertschätzung.
Anreize bieten
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten überlegen, ob sie attraktive Anreize anbieten können, um Ärzte/-innen dazu zu bewegen, zu bleiben. Dies könnten finanzielle Anreize sein, wie Boni oder Gehaltserhöhungen, oder auch andere Anreize wie zusätzliche Urlaubstage oder flexible Arbeitszeiten. Oftmals gibt es auch bei kleinem Budget und straffen Schichtplänen hier und da etwas Spielraum für individuelle Anreize, die dem/-r Arzt/-ärztin zeigen: Du wirst hier wertgeschätzt.
Arbeitsaufgaben verändern
Wenn der/die betroffene Arzt/Ärztin unzufrieden mit seiner/ihrer derzeitigen Arbeit ist, kann es helfen, seine/ihre Aufgabenbereiche zu verändern. Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten daher überlegen, ob es möglich ist, die entsprechenden Tätigkeiten anzupassen oder den/die Arzt/Ärztin in eine andere Abteilung zu versetzen. Anders muss dabei nicht unbedingt ausfallen; meist genügt schon ein Schichtwechsel, eine Weiterbildung oder ein verändertes Aufgabengebiet.
Tipps, um Ärzte/-innen zu akquirieren
Die Gewinnung von Ärzten/-innen für Krankenhäuser ist eine aktuelle Herausforderung, die viele Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen betrifft. Durch die Nutzung der nachfolgenden verschiedenen Methoden können Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen Ärzte/-innen akquirieren und somit eine qualitativ hochwertige Belegschaft aufbauen, die wiederum neue Ärzte/-innen anzieht. Es ist dabei wichtig, dass Krankenhäuser ständig auf der Suche nach innovativen Rekrutierungsmöglichkeiten bleiben, um die besten Ärzte/-innen zu finden und zu halten. Die nachfolgenden Tipps sollten daher nur als Vorschläge und Anreize, und nicht als Patentlösung betrachtet werden.
Dies sind einige Möglichkeiten, wie Krankenhäuser Ärzte/-innen akquirieren können:
Karriereseite
Eine ansprechende und informative Karriereseite auf der Krankenhauswebsite kann eine gute Möglichkeit sein, potenzielle Ärzte/-innen zu gewinnen. Eine klare Beschreibung der Anforderungen an die Stelle, das Anforderungsprofil des/-r Kandidaten/-in und die effektiv hervorgehobenen Vorteile der Position können dabei helfen, dass Ärzte/-innen auf die Stellenausschreibung aufmerksam werden.
Persönliche Empfehlungen
Persönliche Empfehlungen von Mitarbeitern/-innen im Gesundheitswesen oder Praktikanten/-innen und Studenten/-innen können eine wertvolle Quelle für die Rekrutierung von Ärzten/-innen sein. Viele Krankenhäuser bieten daher sogar Prämien für Mitarbeiter/innen, die erfolgreiche Empfehlungen abgeben, um potenzielle Ärzte/-innen zu gewinnen. Nicht zuletzt ist eine höhere Chance gegeben, dass diese empfohlenen Ärzte/-innen sich auch gut in der Klinik einfügen, da der/die Empfehlende sowohl den/die Arzt/Ärztin als auch das Krankenhaus kennt und weiß, dass beide gut zusammenpassen werden.
Zusammenarbeit mit Hochschulen und Universitäten
Die Zusammenarbeit mit medizinischen Fakultäten und Universitäten kann eine wichtige Möglichkeit sein, potenzielle Ärzte/-innen zu finden und zu rekrutieren. Diese Zusammenarbeit kann durch Praktika, Weiterbildungen und Mentoring-Programme erfolgen. Auf diese Weise können Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen die jungen Ärzte/-innen direkt beim Einstieg ins Berufsleben „abgreifen“ und dauerhaft halten.
Social-Media-Marketing
Das Social-Media-Marketing kann eine sehr effektive Möglichkeit sein, potenzielle Ärzte/-innen zu erreichen. Vor allem junge Ärzte/-innen bewegen sich vermehrt auf Plattformen wie LinkedIn, Facebook oder Twitter. Durch dort geschaltete Anzeigen auf können Krankenhäuser daher oft eine größere Anzahl von Kandidaten/-innen und vor allem jüngere Ärzteschaft ansprechen.
Jobmessen
Jobmessen können eine hervorragende Möglichkeit für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sein, potenzielle Ärzte/-innen zu treffen und mit ihnen in persönlichen Kontakt zu treten. Auch in Zeiten von Social Media geht nämlich nichts über den persönlichen Kontakt und ein Gesicht, das man mit der potenziellen neuen Stelle als Arzt/-Ärztin verbinden kann. Auf Jobmessen können Krankenhäuser ihr Unternehmen vorteilhaft präsentieren und direkte Gespräche mit potenziellen Ärzten/-innen führen. Wenn dann „die Chemie stimmt“, umso besser.
Headhunting
Eine andere Möglichkeit für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen, potenzielle Ärzte/-innen zu finden, ist durch Headhunting-Agenturen oder Personalvermittler. Diese Agenturen suchen und rekrutieren gezielt und professionell Kandidaten/-innen, die den spezifischen Anforderungen des Krankenhauses entsprechen. Auf diese Weise spart man sich alle o.g. Tipps und kann das gesamte Recruiting outsourcen – zu einem gewissen Preis, selbstverständlich.
Wie Krankenhäuser eine offene und transparente Arbeitskultur schaffen
Eine offene und transparente Arbeitskultur ist für Mitarbeiter/innen und Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen gleichermaßen wichtig. Sie fördert das Vertrauen unter der ärztlichen Belegschaft, die Loyalität der medizinischen Fachkräfte gegenüber dem/-r Arbeitgeber/in und schafft eine positive Arbeitsumgebung, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen und ihr volles Potenzial auszuschöpfen.
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten daher sicherstellen, dass ihre Mitarbeitenden wissen, dass sie immer offen für Feedback sind und Probleme lösen möchten. Eine offene und transparente Arbeitskultur kann dazu beitragen, dass Mitarbeitende sich geschätzt und gehört fühlen. Im Folgenden werden einige Schritte genannt, die Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen ergreifen können, um eine offene und transparente Arbeitskultur zu schaffen.
Kommunikation fördern
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten offene Kommunikationskanäle schaffen und regelmäßig mit ihren Ärzten/-innen kommunizieren. Dies kann durch regelmäßige Feedbackgespräche, Mitarbeiterbefragungen oder regelmäßige Meetings erfolgen.
Transparenz
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten Transparenz in allen Bereichen des Krankenhauses fördern, vom Leitbild bis hin zu Finanzen und Budgets. Es ist wichtig, dass alle Mitarbeitenden verstehen, wie das Krankenhaus funktioniert und wie ihre spezifische Arbeit dazu beiträgt.
Offene Feedback-Kultur
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten eine offene Feedback-Kultur im Krankenhaus schaffen, die es den Ärzten/-innen ermöglicht, ihre Meinungen und Vorschläge zu äußern. Dies kann durch offene Feedback-Sitzungen oder regelmäßige Umfragen erfolgen. Wichtig ist dann aber auch, dass auf die dort geäußerten Anregungen auch Taten folgen.
Verantwortung übertragen
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten Verantwortung an ihre Ärzte/innen übertragen und ihnen so weit wie möglich Entscheidungsbefugnisse geben. Dadurch fühlen sich Ärzte/-innen geschätzt und können ihre Fähigkeiten und Talente besser einsetzen. Das Medizinstudium war schließlich lang und die medizinischen Kenntnisse sind enorm – da kann man auch ein bisschen mehr Verantwortung tragen und das Vertrauen des/-r Arbeitgebers/-in mit einem breiteren Entscheidungsfreiraum erwarten.
Teamarbeit fördern
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten die Zusammenarbeit unter den Ärzten/-innen aktiv fördern, indem sie Stationsmeetings und gemeinsame medizinische Projekte organisieren, z.B. Erhebungen zu verschiedenen Behandlungsweisen bei derselben Erkrankung. Dadurch werden die Ärzte/-innen motiviert, voneinander zu lernen und als Team zusammenzuarbeiten.
Offenheit gegenüber Veränderungen
Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen sollten offen gegenüber Veränderungen sein und wo möglich die Ärzte/-innen in die Entscheidungsprozesse mit einbeziehen. Dadurch können die Mitarbeitenden besser verstehen, warum Veränderungen wie z.B. Sparmaßnahmen notwendig sind und wie sie sich auf das Krankenhaus auswirken werden.