
Wenn Arbeitgeber im Gesundheitswesen wiederholt schlecht passende Bewerber auf ihre Stellenanzeigen erhalten, liegt dies nicht immer am mangelhaften Bewerberpool. Oftmals machen Recruiter unbewusst Fehler, die bereits weit vor dem Eintrudeln der ersten Bewerbungen den Bewerbungsprozess unnötig verkomplizieren.
Hier werden 7 Gründe genannt, warum eingehende Bewerbungen oftmals nicht gut genug sind, mit praktischen Beispielen aus dem Gesundheitswesen.
1. Recruiting-Strategie
Arbeitgeber im Gesundheitswesen können schlecht passende Bewerber auf ihre Stellenanzeigen erhalten, wenn ihre Recruiting-Strategie zu allgemein oder inexistent ist. Das kann z.B. an fehlender Spezifität in der Stellenbeschreibung, fehlender Zielgruppenansprache oder mangelnder Präsenz auf geeigneten Plattformen (z.B. LinkedIn etc.) liegen, oder daran, dass die Recruiter nicht ausreichend Informationen erhalten.
Wenn z.B. ein Krankenhaus eine Stellenanzeige für eine Krankenschwester veröffentlicht, die lediglich „Krankenschwester gesucht“ lautet und keine spezifischen Anforderungen zur Position angibt, könnte dies Bewerber anziehen, die zwar über eine Pflegeausbildung verfügen, jedoch nicht über die spezifischen Kenntnisse oder Erfahrungen im Bereich der Intensivpflege, die für die offene Position erforderlich sind. Dadurch müsste das Krankenhaus Zeit und Ressourcen aufwenden, um Bewerbungen von Kandidaten zu prüfen, die nicht für die Position geeignet sind.
2. Bewerbungsprozess
Ist der Bewerbungsprozess umständlich und zeitaufwändig, kann dies ein weiterer Indikator für unpassende Bewerber sein. Insbesondere im Gesundheitswesen, wo Fachkräfte oft eine hohe Arbeitsbelastung haben, können sie oft nicht die Zeit oder Geduld aufbringen, sich durch langwierige Bewerbungsprozesse zu kämpfen. Qualifizierte Bewerber, die mehrere Optionen haben, entscheiden sich dann für Arbeitgeber, die einen einfacheren und effizienteren Bewerbungsprozess bieten.
Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Krankenhaus eine Stellenanzeige für eine medizinische Assistenzkraft veröffentlicht und einen Bewerbungsprozess hat, der mehrere komplizierte Schritte umfasst. Z.B. könnte der Prozess das Ausfüllen eines langwierigen Online-Bewerbungsformulars, das Hochladen mehrerer Dokumente, das Absolvieren eines Online-Assessments, das Einreichen von Referenzen und möglicherweise mehrere Interviewrunden umfassen. Dieser umständliche Prozess entmutigt potenzielle Bewerber, sich zu bewerben, insbesondere wenn sie einfachere Optionen haben.
3. Recruiting-Kanäle
Auch wer die falschen Recruiting-Kanäle nutzt, lockt unpassende Bewerber an und verpasst die passenden. Wenn beispielsweise eine Stellenanzeige für einen Radiologietechnologen nur auf allgemeinen Jobportalen veröffentlicht wird, könnten qualifizierte Radiologietechnologen, die sich speziell auf Gesundheits- oder Medizinportalen umsehen, die Anzeige möglicherweise nie sehen. Wenn Arbeitgeber im Gesundheitswesen nicht die richtigen Kanäle nutzen, um ihre Stellenanzeigen zu veröffentlichen, können sie es versäumen, eine ausreichende Sichtbarkeit für ihre offenen Positionen zu erzielen.
4. Stellenbeschreibung
Arbeitgeber im Gesundheitswesen können schlecht passende Bewerber auf ihre Stellenanzeigen erhalten, wenn ihre Stellenbeschreibungen zu allgemein sind. Dann können potenzielle Bewerber Schwierigkeiten haben zu verstehen, welche spezifischen Aufgaben und Verantwortlichkeiten mit der Position verbunden sind. Ohne klare Erwartungen können sich wiederum Bewerber mit unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten auf die Stelle bewerben, was zu einem uneffektiven Auswahlprozess führt.
5. Bewerbungen
Filtern und bewerten Arbeitgeber im Gesundheitswesen ihre Bewerbungen nicht effizient genug, ist das ein weiterer negativer Faktor. Wenn Arbeitgeber z.B. keine klaren Kriterien für die Bewertung von Bewerbungen haben, können sie Schwierigkeiten haben, die richtigen Kandidaten zu identifizieren. Ohne klare Richtlinien könnten Arbeitgeber dazu neigen, Bewerbungen subjektiv zu bewerten oder wichtige Qualifikationen zu übersehen. Auch wenn die Recruiter nicht ausreichend geschult sind oder keine klaren Anweisungen erhalten haben, können sie Schwierigkeiten haben, Bewerbungen objektiv zu bewerten und die richtigen Kandidaten auszuwählen.
Ein praktisches Beispiel ist, wenn eine Klinik eine Stellenanzeige für eine Position als Krankenpfleger veröffentlicht und eine Flut von Bewerbungen erhält. Aufgrund des hohen Bewerbungsaufkommens haben die Personalverantwortlichen nicht genügend Zeit, jede Bewerbung gründlich zu prüfen. Dadurch können sie dazu neigen, Bewerbungen basierend auf oberflächlichen Kriterien wie dem Vorhandensein bestimmter Schlüsselwörter im Lebenslauf auszusortieren, anstatt die Bewerber anhand ihrer relevanten Erfahrungen und Qualifikationen zu bewerten.
6. Arbeitgebermarke
Auch eine nicht überzeugende Arbeitgebermarke lockt falsche Bewerber an. Das Gesundheitswesen ist ein anspruchsvoller Bereich, und Bewerber suchen oft nach Arbeitgebern, die attraktive Arbeitsbedingungen, Entwicklungsmöglichkeiten und ein unterstützendes Arbeitsumfeld bieten. Wenn eine Klinik oder ein Krankenhaus keinen guten Ruf hat oder für schlechte Arbeitsbedingungen, hohen Stress oder mangelnde Mitarbeiterunterstützung bekannt ist, werden qualifizierte Bewerber abgeschreckt.
Dies ist z.B. der Fall, wenn ein Krankenhaus eine Stellenanzeige für eine leitende Pflegeposition veröffentlicht, aber für hohe Mitarbeiterfluktuation und schlechte Arbeitsbedingungen bekannt ist. Potenzielle Bewerber, die diese Informationen online recherchieren oder von aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitern hören, entscheiden sich oft selbst dann gegen eine Bewerbung, wenn die Position attraktiv erscheint.
7. Karrierepfade
Arbeitgeber im Gesundheitswesen können schlecht passende Bewerber auf ihre Stellenanzeigen erhalten, wenn die Karrierepfade in ihrem Krankenhaus undurchsichtig sind. Ohne klare Informationen darüber, wie sie sich innerhalb des Krankenhauses entwickeln und aufsteigen können, können Bewerber sich entmutigt fühlen und sich für andere Arbeitgeber entscheiden, die klarere Entwicklungspfade bieten. In vielen Bereichen des Gesundheitswesens sind kontinuierliche Weiterbildung und berufliche Entwicklung entscheidend. Wenn ein Krankenhaus keine klaren Wege für die Weiterbildung seiner Mitarbeiter anbietet oder keine finanzielle Unterstützung für Schulungen und Zertifizierungen bereitstellt, können Bewerber, die nach Entwicklungsmöglichkeiten suchen, das Krankenhaus meiden.
Dies trifft z.B. zu, wenn ein Krankenhaus eine Stellenanzeige für eine leitende Position in der Notaufnahme veröffentlicht, aber keine klaren Informationen darüber bereitstellt, wie Mitarbeiter sich innerhalb der Organisation entwickeln können. Potenzielle Bewerber, die auf der Suche nach Karrieremöglichkeiten sind, entscheiden sich dann gegen eine Bewerbung, da sie nicht wissen, ob die Position nur eine vorübergehende Lösung ist oder ob es tatsächlich Möglichkeiten gibt, innerhalb des Krankenhauses aufzusteigen.
Fazit und Ausblick
Fehler in der Recruiting-Strategie, im Bewerbungsprozess, bei der Auswahl von Recruiting-Kanälen, Stellenbeschreibungen, dem Filtern von Bewerbungen, der Arbeitgebermarke und Karrierepfaden können geeignete Bewerber abschrecken. Dies lässt sich jedoch vermeiden, wie Sie in diesem Artikel nachlesen können: In 8 Schritten zu besseren Bewerbern.