
Durch den Facharzt für Anästhesie haben Patienten heute einen großen Vorteil. Vor der ambulanten oder stationären Operation wird der Patient lokal betäubt oder in Vollnarkose versetzt. Gerade durch die Narkose wird das Bewusstsein des Patienten für die Dauer der Operation ausgeschaltet und dadurch hat der Patient eine mehrstündige Operation gefühlt in einer Sekunde überstanden.
Der Anästhesist – der Facharzt für Anästhesie
Während kleinere örtliche Betäubungen durch den Chirurgen selbst durchgeführt werden können, ist bei größeren Operationen ein Anästhesist für die Betäubung zuständig. Der Facharzt für Anästhesie ist zuständig für die Allgemeinanästhesie sowie die Lokal- und Regionalanästhesie.
Bei der Lokal und Regionalanästhesie findet eine örtliche Betäubung statt, die häufig durch Medikamente durchgeführt wird, welche direkt am Wirkungsort per Spritze injiziert werden. Dadurch werden die Nervenbahnen betäubt und es kommt zu einer örtlichen Schmerzausschaltung. Der Patient ist bei der anschließenden Operation wach und sein Bewusstsein ist nicht beeinträchtigt.
Bei der Allgemeinanästhesie werden dem Patienten Medikamente intravenös oder durch inhalieren zugeführt, wodurch der Patient Narkose bzw. Vollnarkose versetzt wird. Es kommt also zur Aufhebung des Bewusstseins des Patienten wodurch Schmerzen während der Operation durch den Patienten nicht wahrgenommen werden. Anschließend überwacht und reguliert der Anästhesist während der Operation dann die Narkosetiefe und überwacht die Beatmung sowie die Herz-Kreislauf-Funktionen des Patienten.
Erfahrungsbericht Anästhesist Dr. med. Thomas Eberle
Die Anästhesie ist ein spannender und anspruchsvoller Fachbereich, das auch immer wieder Einfühlungsvermögen verlangt. Der Klinikanbieter MediClin hat uns einen Erfahrungsbericht über den Arbeitsalltag als Anästhesist zur Verfügung gestellt. Dr. med. Thomas Eberle, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Herzzentrum Coswig der MediClin teilt mit uns seinen Arbeitsalltag:
Ich bin gerne Anästhesist. Als Anästhesist und Intensivmediziner steht man vielleicht in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer in der ersten Reihe, aber die Patienten und unsere ärztlichen Kollegen wissen die Wertigkeit eines guten Narkosearztes, Intensivmediziners, Notfallmediziners oder Schmerztherapeuten zu schätzen. Unser Fachgebiet ist so vielseitig, dass sich sehr viele von uns auf bestimmte klinische Schwerpunkte konzentrieren. Ich habe mich nach meiner Facharztausbildung besonders für die Intensivmedizin und die Kardioanästhesie interessiert.
Die tägliche Arbeit wird dann anspruchsvoll und spannend, wenn wir über unser eigenes Fachgebiet hinaus genau verstehen, was die operativen oder interventionell tätigen Kollegen machen, wenn wir die Indikationen, Prozeduren und deren mögliche Komplikationen im Detail kennen. Wir arbeiten mit „Köpfchen“, wenn es um das Verständnis pathophysiologischer Zusammenhänge und deren Therapie geht. Wir brauchen ein „Händchen“, weil manuelles Geschick immer hilfreich, in manchen Situationen lebensrettend sein kann. Gerade im herzchirurgischen Bereich sind wir wichtig für das Team, denn nur gemeinsam mit den Chirurgen, Kardiologen und den Kardiotechnikern können für jeden Patienten die richtigen Strategien (minimal-invasiv Herzklappenoperationen, Operationen am schlagenden Herzen, Implantation kathetergestützter Herzklappen, Einführung miniaturisierter Herz-Lungen-Maschinen) erfolgreich implementiert und umgesetzt werden.
Wir sind verantwortlich für die Überwachung und die Aufrechterhaltung aller Vitalfunktionen unserer Patienten. Die Therapie schwerstkranker Patienten beginnt schon im OP mit der Einleitung der Narkose, anschließend werden die Patienten auf unserer Intensivtherapiestation versorgt.
Wir etablieren invasive Monitorverfahren, punktieren große Venen, kleine Arterien oder seröse Pleuraergüsse. Wir beherrschen schwierige Atemwege, oder führen Punktionstracheotomien und transösophageale Echokardiographien durch. Wir regulieren die Temperatur, den Blutzucker und den Elektrolythaushalt unserer Patienten.
Wir sind vertraut mit einer Vielzahl von Medikamenten, mit Infusions- und Ernährungslösungen, mit Beatmungsgeräten oder mit Nierenersatzverfahren. Wir kümmern uns um infektiologische, hygienische, transfusionsmedizinische, rechtliche und ethische Fragestellungen. Wir organisieren den OP-Ablauf.
Ich habe entgegen den üblichen Annahmen sehr häufig die Möglichkeit mit Patienten oder deren Angehörigen zu sprechen. Vor einem operativen Eingriff kann ein einfühlsames Aufklärungsgespräch besser Ängste abbauen und delirante Syndrome vermeiden als so manches Medikament. Nach dem Eingriff versuchen wir mit einer strukturierten postanästhesiologischen Visite von unseren Patienten Rückmeldungen zu bekommen. Was war unangenehm, hatten Sie Schmerzen, was ist das erste, woran Sie sich nach der Narkose erinnern können? Und wenn Patienten intensivtherapeutisch betreut werden ist die Kommunikation mit den Patienten, den Angehörigen, den Pflegenden oder den Physiotherapeuten von zentraler Bedeutung.
Wir sind die Experten in Sachen Patientensicherheit. Wir sind Kommunikatoren und Lotsen für unsere Patienten.
Ich bin gerne Anästhesist, und guten Kaffee trinke ich auch, schwarz und ohne Zucker! Auf der Suche nach einer Stelle in diesem spannenden Fach? Bei praktischArzt gibt es zahlreiche Anästhesie Stellenangebote, insbesondere gibt es ständige neue Assistenzarzt Anästhesie Stellenangebote.
Verfasst von: Dr. med. Dr. med. Thomas Eberle, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Facharztprüfung Anästhesie Facts
Die Weiterbildungsinhalte um die Facharztprüfung für Anästhesie durchzuführen sind folgend gelistet. Je nach Landesärztekammer sind Variationen möglich.
Weiterbildungszeit: 60 Monate, Davon:
- 12 Monate auf Intensivstation (davon bis 6 Monate Intensivzeit in einem anderen Fachgebiet anrechenbar)
- Bis zu 12 Monate aus anderen Gebieten anrechenbar (je nach Ärztekammer z.B. Innere, Chirurgie)
- Bis zu 18 Monate im ambulanten Bereich ableistbar
Die vollständigen Weiterbildungsinhalte gibt es in dem Artikel Weiterbildung Facharztausbildung Anästhesie.
Untersuchungen: u.a. sind die Durchführung folgender Verfahren in unterschiedlicher Stückzahl nachzuweisen: Behandlung bei akut gestörter Vitalfunktion inkl. CPR, Katheterverfahren, Bluttransfusionen, Anästhesieverfahren in den unterschiedlichen Fachgebieten, Beatmungstechniken.
Einsatzbereiche: Akutkrankenhäuser und andere Kliniken, Schmerzambulanz, Rettungsdienst, selbstständiger Narkosearzt, Pharmaindustrie.
Besonderheiten: Anästhesisten werden in fast allen Kliniken gebraucht: große Auswahl an Jobangeboten. Gute Möglichkeiten in Teilzeit zu arbeiten. Relativ geregelte Arbeitszeiten. Abwechslungsreiche Betätigungsfelder zwischen Action und entspanntem Arbeiten. Wenig Möglichkeiten sich niederzulassen.
Detailierte Informationen zur Weiterbildung und ein Musterlogbuch sind auf der Seite der Bundesärztekammer zu finden.
Weitere Fachbereiche findet ihr hier:
Neurologie: Die Neurologie aus den Augen eines Chefarztes: Ein Erfahrungsbericht