
In der ambulanten Patientenversorgung geht der Trend zum Angestelltenverhältnis. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer von der Stiftung Gesundheit veröffentlichten Erhebung für das Jahr 2022. Demnach ging die Zahl der niedergelassenen Ärzte/-innen in fast allen Bundesländern zurück, während die Zahl der angestellten Mediziner/innen in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bundesweit um rund ein Drittel zugenommen hat.
Entwicklung der ambulanten Versorgung im Jahr 2022
Die gemeinnützige und unabhängige Stiftung Gesundheit veröffentlicht regelmäßig Analysen und Studien, die mehr Transparenz ins Gesundheitswesen bringen sollen. Dazu gehört das seit 25 Jahren erscheinende Strukturverzeichnis der medizinischen Versorgungslandschaft, das aktuelle Entwicklungen darstellt und länger anhaltende Trends abbildet.
Für die aktuelle Analyse der ambulanten Versorgung wurden in Deutschland niedergelassene Ärzte/-innen, Zahnärzte/-innen und Psychologische Psychotherapeuten/-innen berücksichtigt, die 2022 in eigener Praxis oder in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) aktiv in der Patientenversorgung tätig waren.
Insgesamt gibt es dem Strukturverzeichnis zufolge rund 530.000 medizinische Leistungserbringer/innen in Deutschland. Ende 2022 arbeiteten davon 250.000 in der ambulanten Versorgung. Im Vergleich zum Jahr 2021 entspricht dies einen Rückgang um 1.700 Personen. Bei 45,7 Prozent dieser medizinischen Leistungserbringer/innen handelt es sich um niedergelassene Ärzte/-innen, bei 13,4 Prozent um niedergelassene Zahnärzte/-innen und bei 20,3 Prozent um niedergelassene Psychologische Therapeuten/-innen.
Zum Vergleich: 2021 gehörten 49 Prozent der in der ambulanten Versorgung aktiven Leistungserbringer/innen zu den niedergelassenen Ärzten/-innen, 12,8 Prozent zu den Zahnärzten/-innen und 20,7 Prozent zu den Psychologischen Psychotherapeuten/-innen.
Zahl der niedergelassenen Ärzte/-innen ist in fast allen Bundesländern rückläufig
Die Zahl der niedergelassenen Ärzte/-innen ist in so gut wie allen Bundesländern rückläufig. Ausnahmen bilden lediglich Berlin und Hamburg. Den stärksten Rückgang an niedergelassenen Mediziner/innen verzeichnet Nordrhein-Westfalen. Dort waren 2022 rund 4.700 Ärzte/-innen weniger in eigener Praxis tätig als noch 2021 – ein Rückgang um 19 Prozent.
Die Zahl der niedergelassenen Zahnärzte/-innen ist sogar in 15 Bundesländern gesunken, am stärksten in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Minus von 9,3 Prozent. Baden-Württemberg konnte dagegen einen Zuwachs von 10,1 Prozent verzeichnen.
Zahl der Psychotherapeuten/-innen in eigener Praxis steigt
Anders sieht die Entwicklung bei den Psychologischen Psychotherapeuten/-innen mit eigener Praxis aus. Ihre Zahl ist in fast allen Bundesländern gestiegen, einen Rückgang verzeichnen lediglich Niedersachsen (- 2,5 Prozent) und Bremen (- 0,4 Prozent). Den höchsten Zuwachs weist Hamburg auf. Hier nahm die Zahl der niedergelassenen Psychotherapeuten/-innen von 2021 auf 2022 um 13,3 Prozent zu.
Zahl der Ärzte/-innen im Angestelltenverhältnis steigt um ein Drittel
Unter den ambulant tätigen Ärzten/-innen erfreuen sich Alternativen zur eigenen Niederlassung wachsender Beliebtheit. Viele entscheiden sich dafür, im Angestelltenverhältnis zu arbeiten. So stieg die Zahl der angestellten Ärzte/-innen in Praxen und MVZ von 2021 bis Ende 2022 bundesweit um etwa ein Drittel (33,4 Prozent). Den größten Zuwachs an angestellten Mediziner/innen verzeichnet Nordrhein-Westfalen mit einem Plus von 4.600 Behandlern/-innen.
Ambulante Versorgung: Frauenanteil steigt
Eine weitere Erkenntnis der Analyse: Der Frauenanteil in der ambulanten Versorgung steigt. Dieser Trend zeichnet sich bereits seit 2018 ab. Damals lag die Frauenquote bei 46 Prozent. 2022 waren nun erstmals in der Geschichte der deutschen Medizin mehr Ärztinnen als Ärzte im ambulanten Bereich tätig. Im Laufe des Jahres nahm die Frauenquote von 49,5 Prozent auf 50,3 Prozent zu.
Die Top 3 Fachgebiete mit dem höchsten Frauenanteil:
- Kinder- und Jugendpsychotherapie: 79,4 Prozent
- Psychologische Psychotherapie: 75,0 Prozent
- Frauenheilkunde und Geburtshilfe: 73,2 Prozent
In allen drei Disziplinen ist der Frauenanteil im Laufe des Jahres 2022 gestiegen.
Die Top 3 der Fachgebiete mit dem höchsten Männeranteil:
- Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie: 86,2 Prozent
- Orthopädie/ Orthopädie und Unfallchirurgie: 85,9 Prozent
- Neurochirurgie: 85,5 Prozent
Obwohl in diesen Fachrichtungen nach wie vor Männer dominieren, war der männlichen Behandler in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie sowie in der Orthopädie und Unfallchirurgie im Jahresverlauf rückläufig. Lediglich in der Neurochirurgie stieg der Männeranteil weiterhin an.