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Die medizinische Forschung baut nicht nur auf klinischen Studien und umfangreichen Meta-Analysen auf. Eine wichtige Rolle kommt auch den sogenannten Fallberichten zu, auf Englisch als Case Reports bezeichnet. Ein Case Report beschreibt die Krankengeschichte eines einzelnen oder einiger weniger Patienten und wird in einem medizinischen Fachmagazin veröffentlicht. Welches Ziel hat ein Case Report? Welche Fälle eignen sich für eine Veröffentlichung? Und was sollte beachtet werden, wenn man einen Case Report als Arzt schreiben möchte? Der folgende Leitfaden gibt Tipps.
Welchen Zweck hat ein Case Report?
Ein Case Report dient dazu, eine Beobachtung aus dem klinischen Alltag einem größeren Fachpublikum zugänglich zu machen. Beschrieben werden besondere Fälle mit hoher Praxisrelevanz, etwa eine ungewöhnlich starke Ausprägung einer bekannten Krankheit, das Auftreten bislang nicht beobachteter Symptome oder auch eine unerwartete Wirkung oder Nebenwirkung von Arzneimitteln. Derartige Einzelbeispiele haben einen großen Mehrwert für praktisch tätige Ärzte, aber auch für die Forschung. Die Darstellung als Case Report ist außerdem besonders anschaulich.
Häufig werden Case Reports von Medizinstudenten geschrieben. Dabei setzen sich die Studierenden nicht nur intensiv mit dem Fall auseinander und machen wichtige Beobachtungen für ihren späteren Berufsalltag, sie erproben auch das Schreiben wissenschaftlicher Fachartikel.
Case Report als Arzt schreiben: Die Vorgehensweise
Schreibt man einen Case Report während des Studiums, sucht man zunächst nach einem Mentor, der das Erstellen des Artikels betreut. Das kann ein Assistenzarzt, ein Facharzt oder ein Oberarzt sein. Mentoren helfen bei der Auswahl geeigneter Fälle und unterstützen beim Schreiben des Fallberichts.
Ist ein interessanter Fall gefunden, wählt man ein geeignetes Fachmagazin für die Veröffentlichung aus. Die Magazine geben die formalen Richtlinien vor, denen ein Case Report zu folgen hat. Das betrifft zum Beispiel den Umfang, die Formatierung, das Dateiformat, die Angabe von Maßeinheiten, den Zitationsstil und die Angabe von Abkürzungen. Auch für das Literatur- und Abbildungsverzeichnis gibt es meist konkrete Vorgaben, die beim Schreiben eingehalten werden müssen.
Bei vielen Magazinen können sich die Autoren medizinischer Fallberichte online registrieren und ihre Artikel sowie alle verwendeten Tabellen und Abbildungen hochladen. In der Regel dauert es etwa zwei bis drei Wochen, bis die Autoren eine Rückmeldung erhalten. Eventuell äußern die Magazine noch Änderungswünsche. Wird der Case Report abgelehnt, besteht die Möglichkeit ihn bei einem anderen Magazin einzureichen oder es nach gründlicher Überarbeitung noch einmal zu versuchen.
Ethische Richtlinien
Neben den formalen Vorgaben sind beim Erstellen eines Case Reports auch ethische Richtlinien zu beachten. So ist zum Beispiel zu versichern, dass für den Fallbericht keine Studien an Menschen oder Tieren vorgenommen worden sind. Wird Bildmaterial von Patienten verwendet, die darüber eindeutig zu identifizieren sind, muss eine schriftliche Einwilligung zur Veröffentlichung eingeholt werden. In jedem Fall müssen Patienten vor der Veröffentlichung ihrer Geschichte zustimmen.
Angabe der Autorenschaft
In der Regel können bei einem Case Report als Arzt bis zu vier Autorenstellen besetzt werden. Die erste Autorenstelle gehört dem Hauptautor, also der Person, die den Case Report tatsächlich verfasst. Die letzte Stelle gehört dem jeweiligen Mentor. Die Besetzung der anderen Stellen sollte vor der Veröffentlichung intern geklärt werden, um Unstimmigkeiten zu vermeiden.
Welche Fälle eignen sich für einen Case Report als Arzt?
Für einen Case Report werden Fälle gewählt, die für die medizinische Fachwelt interessant und relevant sind. Heute werden Fallberichte häufig genutzt, um wichtige Daten über die Wirkungen und Nebenwirkungen von Arzneimitteln bei der Anwendung im medizinischen Alltag zu gewinnen. Durch Fallberichte können zum Beispiel Patienten berücksichtigt werden, die von einer klinischen Studie nicht erfasst worden sind. Das ermöglicht es Ärzten, die Wirksamkeit eines Medikaments besser zu beurteilen, die gesammelten Daten helfen aber auch Pharmaunternehmen und Forschern.
Aufbau eines Case Reports
Fallberichte werden für ein Fachpublikum geschrieben und entsprechend nach dem Muster wissenschaftlicher Paper verfasst. Wer einen Case Report als Arzt schreibt, kann sich an der Leitlinie medizinischer Fachzeitschriften, den “CAse REporting Guidelines/CARE”, orientieren.
Aufgebaut ist der Case Report in der Regel wie folgt:
- Titel
- Abstract
- Einleitung
- Anamnese
- klinischer Befund
- Diagnose
- Therapie
- Verlauf
- Diskussion
- Fazit
- Anhänge und Verzeichnisse
Einige medizinische Fachmagazine ermöglichen es zudem den Patienten, den Fall aus ihrer Sicht zu schildern. Diese Patientenperspektive wird in der Regel nach dem Fazit angehängt.
Der Titel
Die Länge des Titels wird von der jeweiligen Publikation vorgegeben. Der Titel sollte möglichst kurz und griffig deutlich machen, worum es im vorliegenden Fallbericht geht, und die Neugierde der Leser wecken.
Abstract oder Zusammenfassung
Wird der Fallbericht für ein deutschsprachiges Fachmagazin geschrieben, beginnt er mit einer kurzen Zusammenfassung auf Deutsch und Englisch. Bei Veröffentlichung in einem englischsprachigem Magazin entfällt die deutsche Zusammenfassung.
Dieses sogenannte Abstract gibt dem Leser einen ersten Überblick über die wesentlichen Aussagen des Case Reports. Es empfiehlt sich, das Abstract erst nach dem eigentlichen Fallbericht zu schreiben. Dabei sollten auch bis zu fünf Schlüsselwörter oder Key Words festgelegt werden, über die der Fallbericht später in den Datenbanken zu finden sein wird.
Die Einleitung
Die Einleitung umfasst eine knappe Darstellung des medizinischen Wissenstands auf dem Gebiet, mit dem sich der Fallbericht beschäftigt, und führt den Leser in die Patientengeschichte ein.
Von der Anamnese über die Diagnose bis hin zum Krankheitsverlauf
Die nachfolgenden Abschnitte widmen sich der Krankengeschichte des Patienten. Die Schilderung beginnt mit der Anamnese und dem klinischen Befund, beschreibt die verwendeten Diagnoseverfahren und Untersuchungsbefunde sowie die therapeutischen Ansätze. Zunächst erfährt der Leser also mehr über den Patienten und seine Erkrankung, anschließend über die erfolgte Behandlung. Der Abschnitt zum Verlauf geht darauf ein, wie sich der Fall nach erfolgter Behandlung entwickelt hat. Wann konnte der Patient das Krankenhaus verlassen? Wann sind beobachtete Nebenwirkungen wieder abgeklungen? Bestehen die unerwarteten Wirkungen eines Medikaments weiterhin oder wurde das Präparat abgesetzt?
Die Diskussion
Im nachfolgenden Abschnitt werden die Ergebnisse des Case Reports diskutiert. Im Diskussionsteil stellen die Autoren unter anderem dar, was den vorliegenden Fall so speziell macht. Darüber hinaus stellen sie eine Verbindung zur medizinischen Fachliteratur her und zeigen zum Beispiel auf, wie ihr Fall von der vorherrschenden medizinischen Meinung abweicht. Außerdem vergleichen sie den Case Report mit weiteren Fallberichten und gehen auf Stärken und Schwächen ihres Diagnose- und Therapieansatzes ein. Der Diskussionsteil dient weiterhin dazu, die eigenen Schlussfolgerungen herauszuarbeiten und zu begründen.
Das Fazit
Aus diesen Schlussfolgerungen sollten Empfehlungen für die medizinische Praxis abgeleitet werden. Diese Empfehlungen umfassen nur einige wenige Sätze und gehören ins Fazit.
Literaturverzeichnis, Abbildungen und Tabellen
Das Literaturverzeichnis sollte wissenschaftlichen Zitationsstandards und den Vorgaben des jeweiligen Fachmagazins entsprechen. Es empfiehlt sich zudem, den Case Report als Arzt mit Tabellen und Abbildungen anzureichern, um den Fall anschaulicher darzustellen.