Hört man Erfahrungsberichte so mancher Angestellter, so könnte man meinen, es sei ein ...

Die Sozialmedizin ist ein Teilgebiet der Humanmedizin, auf das sich Ärztinnen und Ärzte durch eine Zusatzweiterbildung spezialisieren können. Sozialmediziner/-innen üben eine vorrangig gutachterliche Tätigkeit aus, die in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten und Sozialleistungsträgern stattfindet. Was sie von der rein klinischen Medizin unterscheidet, welche Behandlungsansätze Sozialmediziner/-innen verfolgen und wie der Arbeitsalltag in der Sozialmedizin aussieht – ein kleiner Überblick.
Was ist Sozialmedizin?
Die Sozialmedizin befasst sich mit der gesellschaftlichen Umwelt der Menschen im Hinblick auf ihren Einfluss auf die Entstehung von Krankheiten, Prävention, Rehabilitation und Förderung von Gesundheit. Ihr Thema ist also die öffentliche Gesundheit. Daher besteht auch eine wichtige Schnittstelle zu den Gesundheitswissenschaften. Sozialmedizinerinnen und -mediziner beurteilen und bewerten Krankheitsbilder und ihre Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und der Teilhabe an den verschiedenen Lebensbereichen. Mit dieser Begutachtung und Analyse können sie ableiten, welche Leistungen benötigt werden, um den Gesundheitszustand zu verbessern und nachhaltig zu erhalten.
Während sich die klinische Medizin an den Erscheinungsformen und symptomatischen Bildern von Krankheiten orientiert, befassen sich Sozialmediziner eingehend mit den sozialen Problemen, die Patientinnen und Patienten durch Krankheiten haben. Besonders im Fokus stehen chronische Erkrankungen, Behinderungen, körperliche Defekte oder sozial schwerwiegende Erkrankungen.
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Behandlungen und Therapien
Sozialmedizinerinnen und -mediziner behandeln nicht im direkten Patientenkontakt Krankheiten und stellen auch keine Diagnosen. In der forschenden Sozialmedizin geht es eher darum, ein umfassendes Bild davon zu bekommen, wie häufig Erkrankungen und Gesundheitsstörungen auftreten, durch welche Ursachen gewisse Krankheitsbilder entstehen und wie sie gesellschaftlich verteilt sind. Hier liegen auch besonders die sogenannten Volkskrankheiten im Fokus der Betrachtung und Analyse.
Ein anderer wichtiger Aspekt der Sozialmedizin ist die Prävention und die Entwicklung vorsorgender Maßnahmen. Und zwar im Hinblick auf die soziale und natürliche Umwelt, des Gesundheitswesens, sozialer Sicherung und Einrichtungen. Ebenso auf die wirtschaftlichen Folgen von Krankheiten, besonders die Arbeitsfähigkeit. Sozialmediziner entwickeln Maßnahmen, um die Arbeitsfähigkeit nach einer Erkrankung wieder herzustellen und Patienten wieder ins Arbeitsleben einzugliedern. Diese Lösungsansätze und Maßnahmen werden dann in der angewandten Sozialmedizin individuell begutachtet, geklärt und umgesetzt.
Diagnose und Untersuchungsmethoden
Die sozialmedizinische Hilfe ist ein Komplex aus vielen verschiedenen Bereichen: Medizin, Psychologie, Pädagogik und Sozialrecht. Ebenso müssen Sozialmedizinerinnen und -mediziner sehr gut über die sozialen Dienstleistungen Bescheid wissen, auf die man bei Krankheit, Behinderung und in anderen Fällen Anspruch hat. Das sind unter anderem Arbeitsunfähigkeit, Reha-Leistungen, Arbeitslosengeld, Erwerbsminderungsrente und Schwerbehinderung.
Damit sich die Sozialmedizin ein umfassendes Bild machen kann, nutzt sie spezifische Forschungsmethoden aus verschiedenen Bereichen. Das können soziale und hygienische, medizinisch-statistische, medizinisch-geografische, wirtschaftliche, soziologische und sozialpsychologische sein.
Arbeitsalltag
Je nachdem, in welchem Bereich Sozialmedizinerinnen und -mediziner arbeiten, fallen unterschiedliche Aufgaben an. Die praktisch-tätigen Sozialmediziner sind eng in die Aufgabengebiete der Leistungsträger eingebunden, die gesetzlich festgelegt sind. Um diese zu erfüllen, benötigt es die Beratung qualifizierter Sozialmediziner. Sozialmedizinische Gutachten müssen demnach auch immer für andere Träger verwertbar sein. Ganz konkret könnte das bedeuten: Liegt beispielsweise eine Erwerbsminderungsrente vor, beurteilen Sozialmediziner das Leistungsvermögen und die voraussichtliche Dauer dieser. Sie stellen ebenfalls die Berufseignung und Vermittlungsfähigkeit für Jobcenter fest. Außerdem prüfen sie die medizinischen Voraussetzungen für Leistungen nach dem Sozialen Entschädigungsrecht, das bei Opferentschädigung, Kriegsopferversorgung, strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz und weiteren wichtig ist. Dieser Tätigkeit geht man besonders im Bereich der Versorgungsverwaltung nach.
Außerdem erstellen sie Gutachten im Rahmen des Schwerbehindertenrechts, um den finalen Grad der Behinderung zu beurteilen, Nachteilsausgleiche festzustellen und Fragen des Kündigungsschutzes zu regeln. Sozialmediziner befassen sich also vorrangig immer mit der Klärung, welche Sozialleistungen die vorliegenden Krankheitsauswirkungen benötigen.
Diese vielfältigen Berührungspunkte mit den verschiedensten Sozialleistungsträgern erfordern einen engen fachlichen Austausch, der in der Weiterbildungsordnung und trägerübergreifenden Fortbildungsveranstaltungen realisiert wird. Nur so kann der aktuelle Stand der medizinischen Entwicklung einerseits und der gesellschaftlichen und gesetzgeberischen Entwicklung andererseits laufend gewährleistet werden.
Potenzielle Arbeitgeber
Sozialmedizinerinnen und -mediziner haben vielfältige Job-Möglichkeiten. Man findet sie beim MDK (dem medizinischen Dienst der Krankenkassen), der Deutschen Rentenversicherung, beim Sozialmedizinischen Dienst der Bundesknappschaft, bei Versorgungswerken, der Arbeitsverwaltung, der Gesetzlichen Unfallversicherung, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst sowie auch in der Sozialhilfe. Besonders die Sozialversicherungsmedizin, beispielsweise die Begutachtung von Leistungsfällen bei Krankheit, Behinderung oder Pflegebedürftigkeit, ist von großer Bedeutung.