
Eine Alkohol Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die kognitiven Leistungen durch leichten bis moderaten Alkoholgenuss im mittleren und höheren Alter verbessern lassen. Es darf daher auch mehr sein als ein Glas Wein oder ein Bier. Allerdings sind hier die Ergebnisse nicht ganz eindeutig.
Leichter Alkoholgenuss könnte förderlich sein für die kognitiven Fähigkeiten
Alkohol scheint bereits in vielfacher Hinsicht gründlich erforscht zu sein. Geht es um kardiovaskuläre Erkrankungen, so ergab sich in Studien, dass ein leichter Alkoholgenuss wahrscheinlich nicht schädlich ist und sich sogar positiv auswirken kann. Allerdings steigen die kardiovaskulären Risiken, wenn die Dosis gesteigert wird. Wer also mehr als eine Flasche Bier oder ein Gläschen Wein genießt, muss mit einem höheren Risiko rechnen.
Unklar ist jedoch, ob diese Auswirkungen tatsächlich nur auf den jeweiligen Alkoholkonsum zurückzuführen sind, oder ob der damit verbundene Lebensstil den größeren Einfluss hat. Hier ist keine scharfe Trennung möglich, da subjektive Daten Grundlage der Studien sind und es dadurch zu Verzerrungen kommen kann. Auch bei der aktuellen Alkohol Studie, in welcher der Einfluss von Alkohol auf die kognitiven Fähigkeiten untersucht werden soll, muss dieser Umstand beachtet werden. Bislang weiß man, dass man durch einen zu hohen Alkoholgenuss die Gehirnzellen nachhaltig schädigen kann. So wie ein deutlich zu hoher Konsum kardiovaskuläre Risiken erhöht, kann dieser auch das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen.
Mehrere tausend Menschen nahmen an Alkohol Studie teil
In der neuesten Alkohol Studie hat ein Team aus Biostatikern und Epidemiologen unter Dr. Ruiyuan Zhang (Universität Athens in den USA) die Health and Retirement Study (kurz HRS) ausgewertet. Hier handelt es sich um eine Longitudinalstudie, an der US-Bürger im mittleren bis höheren Alter teilnehmen. Es handelt sich hierbei um eine repräsentative Auswahl an US-Bürgern, die alle zwei Jahre an der Untersuchung teilnehmen.
Die Forscher nutzten für ihre Untersuchung nur die Daten von rund 20.000 Teilnehmern. Diese mussten an mindestens drei Folgeuntersuchungen teilnehmen und es sollten sowohl Daten zum Alkoholkonsum als auch zur kognitiven Leistung vorhanden sein. Viele andere Studien halten nur den Alkoholkonsum zu Beginn der Studie fest. Da sich der Alkoholkonsum jedoch im Laufe des Lebens verändern kann, wollten sich die Forscher nicht auf eine einmalige Datenerhebung verlassen.
Zu Beginn der Studie lag das durchschnittliche Alter der Teilnehmer bei 62 Jahren. 85 Prozent waren weiß und 60 Prozent waren Frauen. Etwas weniger als die Hälfte gab an, noch nie Alkohol getrunken zu haben. 19 Prozent tranken früher Alkohol, zum Zeitpunkt der Studie jedoch nicht mehr. 30 Prozent der Teilnehmer wiesen einen leichten bis moderaten Alkoholkonsum auf. Als leichter bis moderater Alkoholkonsum galten 8 Standarddrinks wöchentlich für Frauen und 15 Standarddrinks für Männer. Als US-Standarddrink gelten Getränke, die maximal 14 Gramm Alkohol enthalten. Diese Menge entspricht etwa einem kleinen Bier oder einem Gläschen Wein. Rund 5 Prozent der Teilnehmer hatten einen höheren Alkoholkonsum und wurden als starke Trinker eingestuft.
Moderater Alkoholkonsum kann kognitiven Verlauf verbessern
Während der Studie wurden Kognitionstests durchgeführt. Zu den drei Domänen gehörten Erinnerung, mentaler Status sowie kristalline Intelligenz. Die maximal erreichbare Punktzahl lag bei 35 Punkten. Etwa die Hälfte der Teilnehmer erreichte durchschnittlich eine Punktzahl von 22 bis 25 Punkte. Rund ein Fünftel erreichte konsistent niedrige Werte in allen Tests. Hier lagen die Punkte im Schnitt bei 14 bis 19 Punkten. Diese beiden Trajektorien wurden hinsichtlich des Alkoholkonsums genauer betrachtet. Hier zeigte sich, dass Teilnehmer mit einem leichten bis moderaten Alkoholkonsum selten in der unteren Kurve, dafür am häufigsten in der oberen Kurve zu finden waren. Ihr Risiko, in den Kognitionstests schlecht abzuschneiden, war 36 Prozent geringer als für abstinent lebende Menschen. Berücksichtigt wurden auch Faktoren wie Bildung, Rauchen, Familienstand und BMI. Wer früher getrunken hatte, hatte ein um 18 Prozent niedrigeres Risiko. Heftige Trinker erreichten ebenfalls noch zu 13 Prozent häufiger die obere Kurve. Die Differenz war hier jedoch nicht mehr so deutlich.
Vor allem das Gedächtnis scheint im Alter nachzulassen
In der neun Jahre langen Untersuchung wurde festgestellt, dass vor allem die Gedächtnisleistung im Laufe der Jahre abnahm. Wer früher Alkohol getrunken hatte oder noch moderat trank, befand sich jedoch zu einem Viertel seltener im unteren Bereich. Frauen und Männer erreichten ähnliche Ergebnisse. Moderater Alkoholkonsum scheint sich bei weißen US-Bürgern jedoch günstiger auszuwirken als bei Afroamerikanern.
Mehr Drinks als gedacht
Interessanterweise ergab die Untersuchung, dass der Wendepunkt für die kognitiven Tests wohl bei 10 bis 14 Drinks pro Woche liegt. Damit befindet man sich an der Grenze zum starken Trinken. Für Frauen liegt der Wendepunkt sogar über dieser Grenze. Optimal wären demnach fünf Liter Bier oder zwei Liter Wein pro Woche. Allerdings sollte jetzt niemand seinen Alkoholkonsum erhöhen, denn es ist nicht klar, ob Alkohol tatsächlich ursächlich an den besseren kognitiven Leistungen beteiligt ist, oder ob geistig fitte Menschen einfach auch mehr Alkohol trinken. Einige Studien kommen zu einem anderen Schluss. Hier war die optimale Menge an Alkohol deutlich niedriger oder es ergaben sich keine Vorteile durch einen moderaten Alkoholkonsum.
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