Burnout – eine Erkrankung, deren Hauptursache auf andauerndem Stress und hohen Belastungen basiert. Diese geht am Gesundheitswesen nicht vorbei, wie eine aktuelle Studie zeigt. Betroffen sind zunehmend mehr Ärzte und Pflegekräfte.
Burnout-Studie
Zwischen dem 19. November 2020 und dem 26. Februar 2021 untersuchte das Gesundheitsdaten-Center „Healthcare Information and Management Systems Society“, kurz HIMSS, im Auftrag der Nuance Communication, wie es um Burnout im Gesundheitswesen gestellt ist. Insgesamt 443.416 Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal wurden zu diesem Thema befragt. Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Norwegen und Schweden zählten zu den teilnehmenden Ländern.
Burnouts mit steigender Tendenz
Ausgebranntheit, Kraft- und Motivationslosigkeit, emotionale Erschöpfung sowie sozialer Rückzug durch Überbelastung sind typische Symptome eines Burnouts. Bei der Befragung zur aktuellen Studie wurde deutlich, dass zahlreiche Mitarbeiter im Gesundheitswesen zumindest bereits einmal während ihres Berufslebens ausgebrannt fühlten – Tendenz steigend. Insbesondere die Pandemie sorgt für einen Anstieg und bringt viele Ärzte und Pflegekräfte an die Grenzen ihrer psychischen und physischen Belastbarkeit.
Burnout: Zahlen und Fakten
98 Prozent der Teilnehmer gaben an, Erschöpfungszustände und ein ausgebranntes Gefühl berufsbedingt zu kennen. In Deutschland sahen 48 Prozent der Ärzte und Pflegekräfte eine Verschlimmerung typischer Symptome seit Beginn der COVID-19-Pandemie. Im Ländervergleich: nordische Länder empfinden ihre gesundheitliche Situation mit 38 Prozent leicht entspannter, während in Frankreich weit über die Hälfte (62 Prozent) eine deutliche Verschlechterung ihrer Symptome erkennt.
Burnout im Zusammenhang mit Arbeitsstunden
Es ist wissenschaftlich belegt, dass bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von über 40 Stunden das Risiko für Burnouts spürbar steigert. Bei der Umfrage gaben 88 Prozent der Ärzte sowie mit 43 Prozent nahezu die Hälfte der Pflegekräfte an, deutlich mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Einer der wesentlichen Gründe dafür ist vor allem die Zunahme der Dokumentationspflicht beziehungsweise des kontinuierlich steigenden Verwaltungsaufwandes.
Überbelastung durch höhere Anforderungen
Zeit ist ein Detail, mit dem im Gesundheitswesen zunehmend zu kämpfen ist, wenn administrative Aufgaben zu den behandelnden Tätigkeiten hinzukommen. Patienteninformationen, Anamnesen, Diagnostik, Untersuchungen und Therapien nehmen viel Zeit in Anspruch, was durch den steigenden Verwaltungsaufwand Druck und Stress auslöst. Zeitliche Einsparungen im Bereich der medizinischen Versorgung und Pflege sind die Folgen. Wenngleich diese bei Weitem nicht zu Vermeidung von Überstunden ausreichen. In der Studie äußerten sich 82 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte sowie 73 Prozent aller Pflegekräfte über die administrative Mehrbelastung als mitverantwortlichen Aspekt für ihre Erschöpfungszustände.
Überbelastung seit Jahrzehnten bekannt
Prof. Christel Bienstein, Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe (DBfK) und Ratsmitglied des Deutschen Pflegerats, bestätigt, dass seit Jahrzehnten in der Ärzteschaft und dem Pflegepersonal deutliche Überbelastungen feststellbar sind. Das Ziel, Patienten eine optimale Versorgung und Behandlung zukommen zu lassen, welche Kommunikation, Begleitgespräche, individuelle Behandlungs- und Pflegekonzepte vorsieht, ist praktisch für Mediziner und Pflegekräfte kaum noch zu erreichen, ohne starken Stress auszulösen.
Digitalisierung als Lösung
Alle befragten Studien- und Umfrage-Teilnehmer sind sich einig darüber, dass Technologien in den Kommunikations- und Informationsbereichen zur Stressreduzierung und damit zur Vermeidung eines Burnouts beitragen können. Vorausgesetzt, diese Technologien sind in der Lage, Problemlösungen und echte Mehrwerte zu bieten. Der Schwerpunkt sollte auf dem Fokus liegen, Ärzte und Pflegekräfte durch sinnvolle Unterstützung zu entlasten. So sieht es auch Professor Dr. Matthias Rose, der als Direktor der Medizinischen Klinik an der Charité in Berlin tätig ist.
Telesprechstunde
In zahlreichen Ländern ist die Telesprechstunde bereits Standard. In England sind über die virtuelle Sprechstunde bereits Rezepte erhältlich und die entsprechenden Medikamente mittels Postweges direkt lieferbar. Zahlreiche deutsche Bürger bedienen sich bereits diesen Services, wobei aber die Mehrheit der Deutschen noch zurückhaltend wirkt. In Australien nehmen 58 Prozent die Telesprechstunde in Anspruch, während es bis Ende der Studie in Frankreich 50 Prozent und in Nordländern 57 Prozent sind. Die Telesprechstunde ist lediglich ein Beispiel, wie Ärzte und Pflegekräfte entlastet werden können. Die Digitalisierung bietet hier sicherlich noch reichlich Potenzial, wobei es allerdings zuerst zu überprüfen gilt, inwieweit hier was realisierbar wäre.