
Im Arztberuf ist nicht nur Fachwissen gefragt, sondern auch soziale Kompetenz. Dass es bei so manchem Mediziner daran hapert, ist kein Geheimnis. Der Masterplan Medizin 2020 soll das ändern. Zukünftig werden kommunikative und soziale Kompetenzen im Studium konkret gelehrt. Doch noch sind sie nicht Bestandteil der Medizinerausbildung – das macht so manche ärztliche Behandlung deutlich. Nicht das einzige No-Go, das sich so mancher Arzt leistet. Der 34-jährige Mediziner Dr. Johannes Wimmer hat in einem Interview seine Kollegen kritisiert und erklärt, was man als Arzt im Umgang mit seinen Patienten tunlichst vermeiden sollte.
Ärztliche Behandlung – dies Dinge sollten vermieden werden
No-Go #1: Sinnlose Behandlungen
Obwohl keine medizinische Notwendigkeit besteht, werden insbesondere betagte Patienten ausgiebig untersucht, ins Krankenhaus aufgenommen oder sogar operiert. Solche sinnlosen Behandlungen können aufgrund von Überforderung in Pflegeheimen oder aus rein wirtschaftlichen Gründen entstehen, etwa wenn Mediziner gezielt gewinnbringende Behandlungsverfahren für die ärztliche Behandlung anbieten. Dabei können unsinnige Behandlungen oder Operationen unter Umständen sogar die Gesundheit gefährden. Auch nutzen Ärzte vor allem Privatpatienten, um Ihre Einnahmen zu erhöhen. Auch der Spiegel kritisiert überflüssige Untersuchungen, die oftmals an Privatpatienten durchgeführt werden.
No-Go #2 Fehlende Sensibilität
Besonders bei niederschmetternden Diagnosen ist Einfühlungsvermögen gefragt. Doch im hektischen Arztalltag bleibt nicht immer Zeit dafür. Vor allem im Krankenhaus kann es passieren, dass Patienten nicht beiseite genommen werden, sondern ihre Diagnose auf unsensible Weise im Mehrbettzimmer erfahren – Fingerspitzengefühl Fehlanzeige. Auch in der Praxis bleibt kaum Zeit für Trost und verständnisvolle Gespräche. Grund für dieses Verhalten: Mediziner werden nur für die ärztliche Behandlung an sich bezahlt, nicht für das Aufzeigen von Alternativen oder ausführliche Erklärungen der Krankheit.
No-Go #3: Benachteiligung von Alkoholikern, Übergewichtigen und Rauchern
Alkohol, Nikotin und Übergewicht sind vielen Ärzten ein Dorn im Auge. Zeigen Patienten sich unwillig ihren Lifestyle zu ändern, passt so mancher Mediziner seine ärztliche Behandlung entsprechend an. Teure Medikamente werden dann nicht mehr verschrieben, schließlich haben die Trink-, Rauch- oder Essgewohnheiten zumindest eine Mitschuld am schlechten Gesundheitszustand, so der Gedanke. Auch bei der Aufnahme ins Krankenhaus sind Übergewichtige nicht gerne gesehen, wird gemunkelt. Weil übergewichtige Menschen schwerer zu pflegen sind und tendenziell längere Genesungszeiten aufweisen als normalgewichtige Patienten, kosten sie das Krankenhaus mehr Geld.
No-Go #4: Fehler nie eingestehen
Mediziner sind auch nur Menschen, daher unterlaufen auch den Halbgöttern in Weiß ab und zu mal Fehler. Doch fragt man die Medizinerschaft, ob bei ihnen eine ärztliche Behandlung in den letzten 12 Monaten schiefgelaufen ist, sagen satte 67 Prozent überzeugt “Nein”. Kritiker finden das arrogant. Insbesondere ältere Ärzte gestehen sich Fehler seltener ein als Assistenzärzte.
Mehr dazu auch in unserem Artikel: Werden Patienten von jungen Ärzten besser behandelt?
No-Go #5 Auf Fortbildungen pfeifen
Wer zum Arzt geht, nimmt an, dass die ärztliche Behandlung dem aktuellen medizinischen Stand entspricht. Doch einige Mediziner wollen weder Geld noch Zeit in Weiterbildungen und Geräte investieren, selbst wenn ihr Medizinstudium bereits Jahre oder gar Jahrzehnte zurückliegt. Dieser mangelnde Wille in Sachen medizinische Neuerungen geht zum Nachteil der Patienten.
Mehr dazu im Interview mit Dr. Johannes Wimmer.