Eine positive Unternehmenskultur kann für Arbeitgeber/innen im Gesundheitswesen ein ...

Der Anteil der weiblichen Medizinstudentinnen hat in den letzten Jahren signifikant zugenommen. Schon jetzt sind über die Hälfte der zukünftigen Ärzte Frauen wie wir kürzlich berichtet haben. Viele dieser Ärztinnen möchten trotz ihres stressigen Jobs mit vielen Überstunden, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdiensten aber nicht auf die Gründung einer Familie verzichten. Wie jedoch soll sich das vereinen lassen? Eine Frage, die nicht einfach zu beantworten ist.
Viele junge Ärztinnen sehen sich einem großen psychischen Druck bei der Entscheidung für ein Kind ausgesetzt. Denn eine Schwangerschaft stößt bei Chef und Kollegen meist nicht nur auf Jubelschreie. Eine schwangere Kollegin bedeutet Eine im Team weniger, die Dienste macht. Ergo steigt die Dienstbelastung für die anderen Kollegen langfristig. Da die meisten Mütter nach der Elternzeit zumindest zeitweise erst einmal in Teilzeit wieder einsteigen, bleibt auch hier in vielen Kliniken Arbeit übrig, die von den anderen Kollegen mit erledigt werden muss. Da sind Unstimmigkeiten vorprogrammiert. Denn längst nicht jeder Kollege hat Verständnis dafür, dass die mit dem Kinderbekommen verbundenen Arbeitseinschränkungen, durch das gesamte Kollegium aufgefangen werden müssen.
Eine weitere Hürde für Ärztinnen mit Nachwuchs ist die Schichtarbeit, wie z.B. auf vielen Intensivstationen üblich. Teilzeitarbeit ist hier kaum umsetzbar, und die Arbeitszeiten sind eher gar nicht mit sinnvollen Kinderbetreuungszeiten kompatibel. Was soll Frau Dr. aber tun, denn für viele Facharztrichtungen ist eine Mindestzeit von 6 Monaten auf Intensiv vorgegeben?
Eine Option wäre, dass der Papa oder die Oma den Nachwuchs in die Kita bringen und wieder abholen. Das setzt allerdings voraus, dass man eine Oma vor Ort hat und dass hoffentlich der Papa nicht auch noch ausgedehnte Arbeitszeiten hat.
Eine klinikeigene Kita, die zumindest nicht drei Wochen in den Sommerferien und sowieso an allen Feiertagen, an denen Ärzte arbeiten müssen schließt, ist da Gold wert! Heute werben viele Kliniken explizit auf kinderfreundliche Arbeitszeiten und bemühen sich um Betreuungsmöglichkeiten. Gerade als Frau kann man also mit richtiger Recherche und direktem Nachfragen die Klinik für sich finden, bei der die Aussicht auf die Vereinbarkeit von Kind und Beruf zumindest besteht.
Einfach ist das also alles in Allem nicht, wenn man als Ärztin Kinder bekommen und wie die meisten es wollen, seinen Job weiter ausüben möchte. Machbar ist es dennoch. Mit verständnisvollen Kollegen, die vielleicht selbst Kinder haben und in einer ähnlichen Situation waren. Mit einem Chef, der die Fortpflanzung der Akademiker unterstützt. Und mit ganz ganz viel Ausdauer, Mut und Frauenpower!
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