Vielerorts herrscht die Meinung vor, die Corona-Pandemie sei weitgehend im Griff. Dennoch ist Corona nicht ganz von der Bildfläche verschwunden. Nach einer Sommerwelle, die viele Menschen überrascht hat, sehen Pflegekräfte im ganzen Land dem Herbst mit Bangen entgegen. Laut einer Umfrage von coliquio, eines Online-Netzwerks für Ärzte/-innen, schätzen die meisten Mediziner/innen die Lage pessimistisch ein. 68 Prozent der Befragten rechnen mit einer Verschlechterung der Situation.
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Welche Probleme der Ärzteschaft zu schaffen machen
In einem Punkt scheinen sich Ärzte/-innen bundesweit einig zu sein: Für den Umgang mit der Corona-Pandemie im Herbst ist das Gesundheitssystem nicht gewappnet. Es geht in erster Linie darum, vergangene Fehler nicht zu wiederholen. Das Vertrauen in Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist ebenfalls gering: Lediglich 28 Prozent der Befragten gaben an, in ihm die geeignete Person für die Bekämpfung der Pandemie zu sehen.
Auch das Auftreten neuer Virusvarianten bereitet dem Fachpersonal große Sorgen. Gerade solche Varianten sind es, die die Pandemie vorantreiben. Zieht man seine Lehre aus der Vergangenheit, so merkt man, dass sich neue Varianten des Coronavirus mit sinkenden Temperaturen verbreiten. Somit ist der Corona-Herbst so gut wie vorprogrammiert. Dennoch sind die meisten Ärzte/-innen nicht der Meinung, dass eine erneute Impfkampagne bei der Eindämmung der Pandemie helfen würde.
Die größten Herausforderungen im Corona-Herbst
Personalausfälle stehen an erster Stelle, was Herausforderungen in Bezug auf die Corona-Pandemie angeht. Außerdem könnten auch wachsende Patientenzahlen das Gesundheitssystem zum Stillstand bringen. Fast zwei Fünftel aller Befragten machen sich Sorgen um die eigene Gesundheit. Schließlich ist die Impfung trotz einer hohen Schutzfunktion nicht immer hundertprozentig wirksam – Infektionen sind nach wie vor möglich.
Wird es einen erneuten Lockdown geben?
Die Frage nach einem möglichen erneuten Lockdown stellen sich die meisten Menschen. 47 Prozent der Befragten gaben an, einen neuen Lockdown im Corona-Herbst für unwahrscheinlich zu halten. 25 Prozent hingegen rechnen mit einem Lockdown, sieben Prozent halten ihn sogar für sehr wahrscheinlich. Dem kann man entgegenstellen, dass 16 Prozent einen Lockdown für sehr unwahrscheinlich halten.
Verantwortung ist wichtig
Die größte Herausforderung besteht darin, einen Corona-Herbst wie im Vorjahr zu vermeiden. Deshalb haben die einzelnen Länder beschlossen, ihre Coronamaßnahmen in Vorbereitung auf die kalte Jahreszeit zu verschärfen. Es wird mit wachsenden Infektionszahlen gerechnet. Allerdings sind mehr Menschen geimpft als noch vor einem Jahr, was mildere Krankheitsverläufen begünstigt. Außerdem ist die dominierende Omikron-Virusvariante im Vergleich zur früher grassierenden Delta-Variante verhältnismäßig schwach. In Baden-Württemberg möchte man beispielsweise mehr impfen und gezielt testen. Es geht darum, das Virus im Blick zu behalten und reagieren zu können, bevor es zu spät ist.
Politiker auf Kollisionskurs
Die Corona-Pandemie ist schon längst keine reine Frage der Medizin mehr, denn das Virus hat auch die Politik vereinnahmt. Die Parteien konnten sich nicht darüber einigen, was zur Bekämpfung des Virus geschehen sollte. Während die FDP die Situation eher gelassen anging, sahen die Grünen dringenden Handlungsbedarf. Der Corona-Expertenrat hält eine erhebliche Belastung des Gesundheitssystems für wahrscheinlich. Die Coronamaßnahmen sorgten also schon im Sommer für Zwist – und werden es wohl auch in ein paar Monaten tun.
Geplante Regeln für den Corona-Herbst
Im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes sollen die Bundesländer ab Oktober 2022 ihre eigenen Maßnahmen verhängen können. Erwähnenswert ist, dass es weder zu Lockdowns noch zu Schließungen von Betrieben und Schulen kommen soll. Sollten die Infektionszahlen jedoch steigen, sind schärfere Maßnahmen vorgesehen.
Auch soll eine neue Impfkampagne starten, obwohl mehr als die Hälfte der Ärzte/-innen an ihrer Wirksamkeit zweifelt. Die Regeln sind ein Kompromiss zwischen FDP und SPD, deren jeweilige Herangehensweise an die Pandemie einander bisweilen widersprechen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt und ob sich die Befürchtungen und Prognosen der Ärzteschaft bewahrheiten werden.