
Unter Ärztehopping versteht man das Phänomen, mehrere Mediziner der gleichen Fachgruppe ohne Überweisung des Hausarztes aufzusuchen. Es handelt sich um einen Begriff, welchen die Krankenkassen einführten. Schwerkranke Versicherte oder Patienten mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung dürfen sich eine Zweitmeinung einholen. Doch immer mehr Personen misstrauen ihren Ärzten und “ärztehoppen”.
Ärztehopping – Ursachen
Die aktuelle Regelung lautet, dass man mit der Krankenversicherungs-Karte einen Beitrag von 10 € erbringen muss, wenn man seinen Arzt häufig wechseln möchte. Doch das hält Ärztehopper natürlich trotzdem nicht ab, ihren Arzt zu wechseln.
Doch weswegen “hoppen” so viele Patienten von Arzt zu Arzt? Das Misstrauen gegenüber dem konsultierten Arzt ist das am meisten auftretende Motiv. Demnach sind sich viele Patienten unsicher, ob der Mediziner eine richtige Diagnose oder Therapie verordnete. Darüber hinaus nehmen sich manche Mediziner möglicherweise nicht genügend Zeit für ihre Patienten oder nehmen ihre Beschwerden nicht ernst.
Denn viele Ärzte können aufgrund des Personalmangels schlicht und einfach nicht mehr so viel Zeit für ihre Patienten aufbringen, wie sie es sich wünschen würden. Überdies existieren natürlich Mediziner, welche Patienten wenig Zeit und Empathie entgegenbringen.
Des Weiteren beschweren sich viele Versicherte über Ärzte, die ihren Wünschen bedenkenlos nachgehen und aufgrund ihres eigenen finanziellen Vorteils agieren. Dies könnte ebenfalls dazu führen, dass in Personen das Bedürfnis aufkeimt, ihren Arzt wechseln zu wollen.
Mitunter ist also das Gesundheitswesen an den Pranger zu stellen. Zeitdruck, Stress und Überlastung sowie die Zeit für Patienten, welche Ärzte auch aufgrund der bürokratischen Aufgaben einschränken müssen, können einen Teil des zunehmenden Ärztehoppings erklären.
Doch ebenso gibt es selbstverständlich Patienten, die Therapien, Behandlungen oder Medikamente anfordern, die ein verantwortungsvoller Arzt ihnen aus gutem Grund verweigert. Erhält ein Patient also Beruhigungstabletten mit einem hohen Suchtpotenzial nicht, kann dies gleichermaßen zu Ärztehopping führen.
Folgen des Ärztehoppings
Die direkte Konsequenz von Ärztehopping sind überfüllte Wartezimmer. Denn wenn Patienten oftmals verschiedene Fachärzte aufsuchen, und das sogar ohne Überweisung tun, verursacht das zusätzliche und überflüssige Kosten. Dies gilt auch bei einem mehrmaligen Wechsel des Hausarztes.
Der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung reagierte auf das Ärztehopping letztes Jahr mit der Forderung, höhere Beiträge für die freie Arztwahl zu fordern. Wer jederzeit zu jedem Arzt gehen möchte, solle dafür bezahlen, lautete die Argumentation.
Die gesetzlichen Krankenkassen lehnten die Strafzahlungen allerdings konsequent ab. Demzufolge sorgen solche Beiträge nur für eine überflüssige Verunsicherung der Patienten und würden diese auch noch bestrafen. Außerdem könnten die Ärztefunktionäre nicht die Patienten für Fehler zur Rechenschaft ziehen, deren Auslöser im System liegen.
Ferner beachten solche Strafzahlungen den Informationswunsch der Patienten nicht. Nach dem Chef der AOK Rheinland/Hamburg sei die freie Entscheidung, zu welchem Arzt man gehen möchte, des Weiteren ein wichtiges Gut, welches man nicht aufgeben solle.
Wie kann man Ärztehoppen entgegenwirken?
Die sogenannte “Flatrate-Mentalität” unterliegt mehreren Gründen. Eine wichtige Maßnahme gegen Ärztehopping sei deswegen die Digitalisierung, welche die Praxen durch Videosprechstunden und Telemedizin immens entlasten könnte. Überfüllte Sprechzimmer könnte es bald mithilfe einer guten Organisation und der beharrlichen Umsetzung der Telemedizin nicht mehr geben.
Die elektronische Patientenakte ist zusätzlich eine Lösung, welche zukünftig zum Tragen kommen wird. Relevant ist hierbei allerdings, dass sich Ärzte dieser Möglichkeit öffnen und dementsprechend notwendige Änderungen vornehmen.