
Wie ein Medizinstudium auszusehen hat, wurde bereits in der Antike durch die Lehre des Hippokrates festgelegt, dessen Eid auch jeder Arzt am Ende seiner Ausbildung schwören musste. Es gibt kaum einen Studiengang, der eine längere Tradition aufweist als die Medizin. An den Universitäten wird das Fach seit dem frühen Mittelalter gelehrt. Doch wo befindet sich eigentlich die älteste medizinische Universität der Welt?
Salerno – die älteste medizinische Universität der Welt
Die Schule von Salerno in Süditalien, die mit vollem Namen Schola Medica Salernitana heißt, gilt heute als die älteste medizinische Universität der Welt. Das Kloster Monte Cassino richtete hier im Verlauf des 9. Jahrhunderts ein Hospital für erkrankte Mönche ein. Später kamen die Kreuzfahrer. Auf dem Weg ins Heilige Land legten ihre Schiffe in Salerno an, sodass die Kranken an Bord versorgt werden konnten. Der erste Lehrplan dieser medizinischen Universität datiert auf das Jahr 1240 und wurde von Kaiser Friedrich II. erlassen. Auf dem Programm für die Studenten standen fünf Jahre Medizin inklusive Chirurgie und Anatomie, Logik sowie ein Praxisjahr bei einem Arzt. Das praktische Jahr hat also eine lange Tradition. Insgesamt dauerte die Ausbildung sechs bis sieben Jahre. Bis zum 19. Jahrhundert war die Schule in Betrieb, dann lief ihr die Universität von Neapel den Rang ab.
Bologna – Wo einst Paracelsus studierte
Mit Bologna findet sich eine weitere medizinische Universität in Italien in der Liste der ältesten Fakultäten der Welt. 1158 hat hier Kaiser Barbarossa die Gründungscharta erlassen, doch die medizinische Universität lässt sich bis ins Jahr 1088 zurückverfolgen, wurde um 1200 offiziell eine Fakultät und bildet heute immer noch Studenten aus. In Bologna wurde auch zum ersten Mal in der Geschichte der Begriff Universität für eine Lehranstalt benutzt. Angeblich haben Frauen hier schon im 12. Jahrhundert unterrichtet, doch tatsächlich brauchte es noch fast 600 Jahre, bis eine Frau einen Lehrstuhl übernahm, allerdings in Physik. Die medizinische Universität zu Bologna führte bereits im 13. Jahrhundert Leichenöffnungen durch, was damals seitens der Kirche als schwere Sünde galt. Die medizinische Universität lockte traditionell die Meister ihres Faches an. Zu den wohl berühmtesten Lehrenden zählte der Arzt Paracelsus im 16. Jahrhundert.
London – Talentschmiede mit langer Tradition
Die medizinische Universität der Queen Mary University in London geht auf das 1123 gegründete Medical College des St. Bartholomew Hospital zurück. 1995 wurde das Institut mit dem London Hospital Medical College zusammengelegt, das man Ende des 18. Jahrhunderts ins Leben gerufen hatte. Die fusionierte medizinische Universität gilt als eine der großen Talentschmieden in der Welt. Stolz ist man auf mittlerweile zwei Nobelpreisträger im Bereich Medizin. Doch nicht jeder, der hier einst mit dem Ziel, Arzt zu werden, das Studium angetreten hat, verwirklichte auch seine ursprünglichen Pläne. Das mittlerweile verstorbene Mitglied der Comedytruppe Monty Phython, Graham Chapman, hat hier sein Medizinstudium absolviert. Roger Taylor, Drummer bei Queen, hat an der medizinischen Universität ein Zahnmedizinstudium absolviert.
Montpellier – ein internationaler Magnet
Im französischen Montpellier bestand die medizinische Universität knapp 150 Jahre vor dem Rest der Hochschule. Die 1137 gegründete medizinische Universität bildet die Studenten in kontinuierlicher Tradition bis heute aus. Mit einer der Bausteine des Erfolges war auch eine großzügige Einstellungspolitik der Gründerjahre, was auch viele Ärzte von außerhalb nach Montpellier zog und die Qualität der Lehre entscheidend beeinflusste. Vom Mittelalter an bis heute zieht die medizinische Universität Montpellier Studenten aus aller Welt an. Zu den berühmtesten Alumni zählen der Hellseher Nostradamus sowie der Arzt und Humanist Rabelais.
Oxford – die Heimstatt der Nobelpreisträger
Die Universität zu Oxford ist zwar die zweitälteste in der Welt, doch die Medizinerausbildung startete hier erst Mitte des 13. Jahrhunderts. 16 Nobelpreisträger hat die medizinische Fakultät bislang hervorgebracht, ein Ende der Erfolgsserie ist nicht abzusehen. Um diesen Zeitpunkt wurden auch im deutschsprachigen Raum die ersten medizinischen Fakultäten an den Universitäten gegründet. In Wien startete der Lehrbetrieb 1365, in Heidelberg ein paar Jahre später im Jahr 1386. Die medizinische Universität zählte damals zu den vier Gründungsfakultäten der Heidelberger Hochschule. Heute besteht sie aus 22 verschiedenen Instituten, an denen so berühmte Absolventen wie Vincenz Czerny, der Pionier aus dem Gebiet der Gynäkologie, studiert haben. Den ein oder anderen Nobelpreis im Fach Medizin kann auch die medizinische Universität Heidelberg für sich verbuchen. Die älteste Universität der Welt sucht man in Europa jedoch vergeblich. Diese befindet sich mit der Al-Azhar in Kairo, allerdings bis ins 20. Jahrhundert hinein ohne medizinische Fakultät.
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