
Eiweiß im Urin: Die wichtigsten Fakten
- Bei normaler Nierenfunktion halten die Glomeruli durch ihre physische und elektrostatische Barriere Plasmaproteine sehr effektiv zurück.
- Die normale Eiweißausscheidung im Urin liegt bei <150 mg pro Tag.
- Erhöhte Eiweißwerte erkennt man an schaumig-seifigem Urin.
- Bei gesunden Kindern finden sich in 10 % der Fälle eine isolierte Proteinurie im Spontanurin.
Wann bestimmt man Eiweiß im Urin?
Eiweiß im Urin verursacht in der Regel keine spezifischen Beschwerden und fällt allenfalls durch stark schäumenden Urin auf.
Inhaltsverzeichnis
Andernfalls erfolgt die Abklärung des Proteingehalts im Urin immer dann, wenn bestimmte Beschwerden auf eine mögliche Erkrankung der Nieren hindeuten. Dazu gehören beispielsweise Wassereinlagerungen, erhöhter Blutdruck oder Verfärbungen des Urins.
Besonders aufmerksam sollte man dabei bei folgenden Symptomen werden, die sie auf einen akuten Entzündungsprozess der Nieren hinweisen:
- Flankenschmerz
- Fieber
- Nierenklopfschmerz
- Übelkeit und Erbrechen
Eiweiß im Urin – Normwerte
Eine geringe Ausscheidung von Eiweiß über den Urin ist vollkommen normal. Eine erste Aussage über die Eiweißmenge lässt sich schnell und unkompliziert mit Urin-Teststreifen treffen. Viel genauere Werte können allerdings über eine Urin-Sammeluntersuchung (24-Stunden-Urin) gemessen werden, die heutzutage aufgrund der möglichen Sammelfehler seltener zu Diagnostik herangezogen wird.
Stoffkonzentrationen im Urin können je nach Abnahmezeitpunkt unterschiedlich ausfallen. Im Teststreifen (U-Stix) gilt ein Eiweißkonzentration über 8 mg/dl als positiver Befund, wobei etwa 10-15 Prozent davon Albumin sind. Eine mäßig erhöhte Albuminurie – der Begriff Mikroalbuminurie sollte nach neuerer Nomenklatur vermieden werden – wird meist von U-Stix nicht erkannt.
Bei einer Ausscheidung von 30 bis 300 mg Albumin pro Tag spricht man von einer Albuminurie A2 (früher Mikroalbuminurie), bei mehr als 300 mg pro Tag von einer Albuminurie A3 (früher Makroalbuminurie). Die Mikroalbuminurie wird häufig von einfachen Urinteststreifen nicht erkannt, da das Messniveau über den entsprechenden Werten liegt. Daher ist im Verdachtsfall auf andere Messmethoden auszuweichen.
Befund | Ausscheidung |
normal | < 150 mg/d |
Albumin normal | < 30 mg/d |
mäßig erhöhte (Mikro-)Albuminurie | 30 – 300 mg/d |
stark erhöhte Albuminurie | > 300 mg/d |
leichte bis mäßige Proteinurie | < 3,0 g/d |
schwere Proteinurie | > 3,0 g/d |
Proteinurie – Eiweiß im Urin erhöht
Erhöhtes Eiweiß im Urin muss nicht unbedingt einen Krankheitswert haben. Zunächst gilt es daher, mögliche Fehlerquellen auszuschließen.
Die Trinkmenge hat beispielsweise Einfluss auf die Konzentration des Urins. Wer zu wenig getrunken hat, scheidet demzufolge höher konzentrierten Harn aus. Bei Frauen kann zudem Ausfluss aus der Scheide für falsch hohe Werte sorgen. Auch im Rahmen von Harnwegsinfektionen oder anderen (vor allem fieberhaften) Infekten, kann es zu veränderten Werten von Eiweiß im Urin kommen.
Wird in einer Nachkontrolle weiterhin eine Proteinurie festgestellt, so besteht der Verdacht auf eine andere Erkrankung. In diesem Fall sollten weitere Laborwerte zur Beurteilung der Nierenfunktion bestimmt und eine Ultraschalluntersuchung der Nieren veranlasst werden. Auch eine mögliche Hypertonie (Bluthochdruck) oder ein Diabetes mellitus („Zuckerkrankheit“) sollten abgeklärt werden.
Vor allem bei Patienten, die an Diabetes mellitus oder Bluthochdruck leiden, wird die Menge Eiweiß im Urin regelmäßig bestimmt. Um eine Proteinurie möglichst zu vermeiden, sollten die Blutzucker- und Blutdruckwerte daher gut eingestellt sein. Einen Überblick zu den Werten gibt es hier:
Welche Arten der Proteinurie gibt es?
Es gibt verschiedene Formen der Proteinurie, die je nach Grunderkrankung und klinischem Bild voneinander abgegrenzt werden. Anhand der Menge ausgeschiedenen Proteins, wird die Albuminurie in drei Schweregrade eingeteilt.
- Schweregrad A1 (niedrig erhöhte Werte): < 30 mg/Tag
- Schweregrad A2 (früher Mikroalbuminurie): 30 – 300 mg/Tag
- Schweregrad A2 (früher Makroalbuminurie): > 300 mg/Tag
Benigne Proteinurie
Nicht jede Proteinurie ist sofort Grund zur Sorge. Harmlose Formen kommen vor allem bei jungen Menschen oder Schwangern vor. Auslöser können Stress, körperliche Anstrengung oder Unterkühlung sein. Eine sogenannte „benigne Proteinurie“ (gutartig) kann vor allem bei jungen Menschen in folgenden Zusammenhängen auftreten:
- körperliche Belastung
- Emotionaler Stress
- Unterkühlung
- Schwangerschaft
- Schmerzmedikamente (NSAR)
Pathologische Proteinurien
Je nachdem, welche spezifischen Proteine im Urin nachweisbar sind, werden verschiedene pathologische Proteinurien differenziert und einem Auslöser vor, innerhalb oder nach der Niere zugeordnet. Folgende Tabelle gibt einen Überblick.
Schädigungsort | Auslöser | Proteine im Urin |
prärenal – vermehrtes Proteinaufkommen im Serum und im Primärharn |
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glomerulär (intrarenal) – Schädigung des glomerulären Filters |
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tubulär (intrarenal) – Störung der tubulären Rückresorption sehr kleiner Proteine |
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postrenal – Proteine entstehen erst in den Ableitenden Harnwegen oder im Tubulussystem |
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Pathologische Proteinurien fallen meist durch erhöhte Werte im Morgenurin auf. Weitere Gründe hierfür können beispielsweise die folgenden sein:
- Herzerkrankungen, wie Herzinsuffizienz
- Hämolyse
- Minimal-Change-Glomerulonephritis
- Systemische Autoimmunerkrankungen
Proteinurie – Was tun?
Eine pauschale Lösung für die Proteinurie gibt es so nicht. Vielmehr gilt esm an dieser Stelle die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. Damit sollte sich auch das Eiweiß im Urin normalisieren.
Was tun bei zu wenig Eiweiß im Urin?
Sofern die Durchführung der Untersuchung ordnungsgemäß erfolgt ist – eine lange Lagerung der Urinprobe kann für falsch niedrige Werte sorgen – gilt in diesem Fall das Motto „Weniger ist Mehr“. Geringe Mengen Eiweiß im Urin sind normal.
Laborwerte Urin
- Proteinurie, https://viamedici.thieme.de/... (Abrufdatum 15.01.2024)
- Hengesbach et al., Checkliste Medical Skills, Thieme (Stuttgart: 2. Auflage, 2019)
- Kohse et al., Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie, Thieme (Stuttgart: 9. Auflage, 2019)
- Arastéh et al., Duale Reihe Innere Medizin, Thieme (Stuttgart: 4. Auflage, 2018)