Verstauchungen können schnell passieren – ein falscher Tritt, eine unachtsame Bewegung im Alltag oder beim Sport und man leidet unter starken Schmerzen. Sie ist eine der häufigsten Sprunggelenksverletzungen und sorgt für eine sofortige Bewegungseinschränkung. Nach dem ersten Schreck ist ein schnelles Anschwellen der beanspruchten Körperstelle zu bemerken. Als Laie ist es oft schwierig, zwischen einer Zerrung, Verstauchung oder einer schwerwiegenden Verletzung zu unterscheiden. Es gibt einige Symptome, auf die man achten sollte und wichtige Tipps sowie Behandlungsmethoden, um die Beschwerden schnellstmöglich zu reduzieren.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Verstauchung (Distorsion)?
Der medizinische Fachbegriff einer Verstauchung lautet Distorsion. Dabei kommt es zu einer Überdehnung des Sprunggelenks, die zum Reißen der Gefäße, Austreten von Gelenkflüssigkeit und Einblutungen führt. In den meisten Fällen knickt der Fuß nach außen um, aber auch das Handgelenk, die Finger, Zehen und das Knie sind anfällig und können durch eine unübliche Krafteinwirkung verletzt werden.
Je nachdem, wie stark man umknickt, welche Geschwindigkeit, Körperstellung und Gewichtsbelastung auf dem Gelenk liegt, kann es zu unterschiedlichen traumatischen Vorgängen in diesem Bereich kommen. Sie sind ausschlaggebende Faktoren einer möglichen Zerrung, Verrenkung, leichten oder stärkeren Überdehnung sowie eines Bänderrisses oder sogar Knochenbruchs.
Verstauchung oder Prellung?
Eine Prellung ist eine Verletzung des Gewebes unter der Haut und entsteht durch unvorhergesehene Gewalteinwirkung auf den Körper. Das können Schläge, Stöße oder Aufprallen von herabfallenden Gegenständen sein. Bei besonders starken Prellungen entstehen, neben den Schmerzen, auch Blutergüsse. Im Falle einer gelenknahen Prellung, z.B. am Sprunggelenk oder Knie, ist man ebenfalls in der Bewegung erheblich eingeschränkt.
Verstauchung – Schweregrade
Bei einer Verstauchung unterscheidet man drei Schweregrade, die Hinweise auf eine mögliche Bänderdehnung oder einen Riss geben:
Schweregrad 1 – Leichte Verstauchung
In diesem Zustand sind die Bänder leicht überdehnt, einen Riss kann man aber ausschließen. Es bleiben keine anhaltenden Schäden zurück und die normale Funktionsfähigkeit ist schon nach kurzer Zeit wieder hergestellt. Dieser Grad verläuft meist ohne Bluterguss.
Schweregrad 2 – Mittlere Verstauchung
Die Bänder sind stärker überdehnt und es bildet sich ein Bluterguss. Es kann in diesem Schweregrad auch zu Teilrissen gekommen sein, die eine medizinische Behandlung erfordern, um einer anhaltenden Instabilität des Gelenks entgegenzuwirken.
Schweregrad 3 – Schwere Verstauchung
Es kommt zu einem sichtbaren Bluterguss und starken Schmerzen, ein oder mehrere Bänder sind gerissen.
Verstauchung – Ursachen und Risikofaktoren
Besonders Menschen mit schwachen Bändern und einer Muskelschwäche sind anfälliger für Verstauchungen und Verletzungen. Durch die Schwellung am Gelenk, die Blutzufuhr und das Austreten der Flüssigkeit verlieren die Bänder ihre Flexibilität und sind in ihrer Bewegung eingeschränkt.
Die meisten Unfälle werden durch Sportaktivitäten, Umknicken, ruckartige Bewegungen, Stolpern und Stürze verursacht. Zu schnelles Abbremsen oder plötzliche Tempo-Beschleunigung können ebenfalls Ursachen sein.
Verstauchung – Symptome
Die typischen Anzeichen für eine Verstauchung sind sofortige starke Schmerzen, Bewegungseinschränkung und Anschwellen der beanspruchten Region. Mit dieser Entzündungsreaktion versucht der Körper, in den Vorgang einzugreifen und verstärkt die Durchblutung. Dadurch kommt es zu der sichtbaren Schwellung und, in einigen Fällen, auch zu einem Bluterguss.
Verstauchung – Diagnose und Untersuchung
Um eine Diagnose festzustellen, sollte man auf die Größe der Schwellung, die Schmerzen und entstehende Blutergüsse achten. Ein erstes Abtasten hilft, um abzuklären, ob die Schmerzen direkt auf dem Gelenk oder im Bänderbereich liegen. Bei leichten Verstauchungen ist die Bewegung nach kurzer Zeit wieder hergestellt und die Gelenke sind wieder beanspruchbar. Stärkere Überdehnungen erfordern hingegen die medizinische Behandlung eines Experten.
Nach dem Anamnesegespräch, in dem der Unfallhergang und Begleitumstände geschildert werden, erfolgt eine körperliche Untersuchung. Die betroffene Stelle wird vorsichtig abgetastet, die Bewegungsfähigkeit kontrolliert und der Druckschmerz festgestellt. Anschließend folgt ein Röntgenbild, auf dem eine mögliche Fraktur und Begleitverletzungen, wie z.B. Bänderausrisse vom Knochen oder Knochenknorpelverletzungen im Bereich der Gelenke ausgeschlossen werden können. Das gibt einen umfassenden Überblick über das Ausmaß der Verstauchung und wird besonders bei Verletzungen, die operativ behandelt werden müssen, erstellt.
Verstauchung – Behandlung
Die erste Heilungsphase umfasst die ersten Stunden nach dem Unfall, in denen das sofortige Kühlen und auch kühlende Gele die wichtigste Maßnahme sind. Dadurch wird die Blutgerinnung beschleunigt und der Austritt ins Gewebe verhindert, die Gefäße werden somit verengt. Pflanzliche Präparate mit dem Beinwell-Extrakt fördern eine rasche Genesung, sie sind entzündungshemmend und schmerzlindernd. Erst danach sind Sportsalben förderlich, die den Stoffwechsel und die Durchblutung ankurbeln und effektiv beim Abtransport von Abfallprodukten behilflich sind.
Bei stärkeren Bänderdehnungen sollte das Gelenk zwei bis sechs Wochen geschont werden und mit elastischen Bandagen oder Schienen unterstützt sowie regelmäßig gekühlt und hochgelagert werden. Bei einer Verstauchung im Sprunggelenk wird in den ersten Tagen nach dem Unfall eine Gehhilfe empfohlen, die das Gelenk zusätzlich entlastet.
Neben dem Schweregrad der Verletzung, spielen aber auch das Alter und der körperliche Gesundheitszustand wichtige Faktoren. Sie haben Einfluss auf die Dauer der Behandlung und den Heilungsprozess. Generell lässt sich sagen, dass Sprunggelenke deutlich langsamer genesen, als Verstauchungen an Fingern und Zehen.
Behandlung mit der PECH-Regel
Die PECH-Regel ist eine effektive Erstversorgung und beschreibt den Therapieverlauf, mit dem man eine mögliche Verschlimmerung verhindert.
P – ause
Das verletzte Körperteil sollte sofort entlastet und das Training oder die ausgeführte Tätigkeit unterbrochen werden. Es ist ratsam, die Belastung erst dann wieder fortzuführen, wenn keine Schmerzen mehr verspürt werden.
E – is
Kühlung mit Eis, Kühl-Packs oder kaltem Wickel. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kälte nicht direkt auf der Haut aufliegt, sondern sich ein Stück Stoff, Küchentuch oder Handtuch dazwischen befindet. Es kann sonst zu unangenehmen Gefrierungen und Gefrierbrand kommen. Es ist sinnvoll, in regelmäßigen Abständen zu kühlen, nicht dauerhaft. Hier gilt: 15 Minuten Kühlen, 15 Minuten Pause.
C – ompression
Das Anlegen eines Kompressionsverbands stabilisiert das Gelenk und übt Druck auf die Schwellung aus. So wird Blutaustritt aus dem verletzten Gefäß verhindert.
H – ochlegen
Das verletzte Körperteil sollte möglichst hochgelegt werden, damit das Blut und andere Flüssigkeiten gut durch das Lymphsystem abfließen können.
Verstauchung – Wann zum Arzt?
Es gibt eine Faustregel: Wenn man den Fuß übertreten hat und noch gut laufen kann, ist es nicht so schwerwiegend. Aber auch hier gilt: Im Zweifelsfall sollte man immer den Facharzt aufsuchen. Besonders bei stärkeren Verstauchungen und Bänderdehnungen, bei denen ein Bluterguss entsteht, die Schmerzen nicht nachlassen und sich die Schwellung nach einem Tag nicht zurückbildet, ist ein Arztbesuch unumgänglich.
Verstauchung – Vorbeugung
Es ist ratsam, auf ein passendes Schuhwerk zu achten und bei sportlichen Aktivitäten die beanspruchten Gelenke mit Bandagen oder Tape zu unterstützen. Besonders bei Menschen, die oft mit Verstauchungen zu kämpfen haben, können die Gelenke schneller ausleiern und anfälliger für weitere Verletzungen werden. Daher ist auch auf die Wahl der geeigneten Sportart zu achten. Das Verletzungsrisiko ist beim Ballsport, bei dem es zu vielen ruckartigen Drehbewegungen kommen kann, höher, als bei den ruhigeren Sportarten, wie Yoga, Schwimmen oder Wandern.
Das richtige Aufwärmen spielt auch eine wichtige Rolle bei der effektiven Vorbeugung von Verstauchungen. Der Körper wird so auf die folgenden Belastungen gut vorbereitet. Das fördert nicht nur die Durchblutung in den Muskeln, sondern sorgt auch für die nötige Konzentration. Daher ist eine zehnminütige Aufwärmphase vor dem Sport sehr zu empfehlen.
Mehr zu Verletzungen
1. Niethard, F. U., J. Pfeil, P. Biberthaler: Duale Reihe Orthopädie und Unfallchirurgie, Thieme Verlag, 6. Auflage, 2009
2. Mader, F. H., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis, Anleitung in Diagnostik und Therapie, Springer Medizin Verlag, 6. Auflage, 2007
3. Verletzungen des Bewegungsapparats: Die Verstauchung, www.muskeln-gelenke.de (Abrufdatum: 18.06.2020)
4. Wie wird ein verstauchter Knöchel behandelt?, www.gesundheitsinformation.de (Abrufdatum: 18.06.2020)