Eine Untertemperatur, oder auch Hypothermie, ist ein medizinischer Notfall und liegt vor, wenn die Körpertemperatur unter 35 °C sinkt. Der Körper verliert während diesem Zustand schneller Wärme als er produzieren kann.
Inhaltsverzeichnis
Bei einer niedrigen Körpertemperatur können Herz, Nervensystem und weitere Organe nicht wie gewohnt funktionieren. Wird dieser Zustand nicht behandelt, kann es dem Gehirn schaden oder zu einem Versagen des Herzens sowie der Atemwege kommen und folglich zum Tode führen.
Untertemperatur – Ursachen
Zu einer Abweichung der normalen Körpertemperatur nach unten kommt es, wenn der Körper Hitze verliert und gleichzeitig nicht mit der Wärmeproduktion hinterher kommt. Zu den typischsten Ursachen für eine Untertemperatur gehören:
- kaltes Wetter
- falsche Kleidung, die nicht ausreichend wärmt
- man hält sich zu lang in der Kälte auf
- es gibt nicht die Option zu einem wärmeren und trockenen Ort zu wechseln
- nasse Kleidung
- man fällt ins kalte Wasser
- ein zu kaltes Umfeld, beispielsweise durch schlechte Heizkörper oder zu starke Klimaanlagen
Untertemperatur – Risikofaktoren
Es gibt viele Risikofaktoren, die eine Untertemperatur auslösen können. Dazu gehören:
- Abgeschlagenheit: Sobald man müde ist, sinkt die Kältetoleranz des Körpers und man ist dieser eher ausgesetzt.
- Hohes Alter: Mit dem Alter verliert der Körper die Fähigkeit, Kälte zu regulieren. Außerdem wird das Kälteempfinden mit der Zeit weniger. Ebenfalls zu beachten ist, dass ältere Menschen in manchen Fällen nicht kommunizieren können, dass ihnen kalt ist und auch nicht die Mobilität haben, sich an einen wärmeren Ort zu begeben.
- Kinder: Kinder verlieren in der Regel schneller Wärme und ignorieren, vor allem beim Spielen, die Kälte. Zudem fehlt ihnen das Urteilsvermögen sich temperaturgerecht zu kleiden.
- Mentale Probleme: Menschen, die an mentalen Erkrankungen, Alzheimer oder ähnlichen Umständen leiden, können oftmals nicht richtig einschätzen, welche Kleidung angemessen für die Temperaturen sind. Daneben verstehen sie auch oft nicht die Risiken von kaltem Wetter.
- Alkohol und Drogen: Alkohol gibt den Anschein, dass der Körper sich erwärmt. Durch den Alkohol öffnen sich jedoch die Blutgefäße und es wird eine Menge Wärme über die Haut abgegeben. Unter Alkoholeinfluss versiegt auch die Körperfunktion zu zittern. Außerdem verliert man durch Alkohol- und Drogenkonsum das Einschätzungsvermögen, welche Kleidung für die Temperaturen passend sind.
- Bestimmte Erkrankungen: Einige Erkrankungen beeinflussen die Eigenschaft des Körpers Temperaturen zu regulieren. Dazu gehören unter anderem Thyreoidea, Diabetes, Schlaganfall, Parkinson, Traumata, Arthritis, Verletzungen am Rückenmark aber auch eine schlechte Ernährungsweise und nervöse Magersucht gehören zu den Risikofaktoren.
- Medikamente: Manche Medikamente beeinflussen die Eigenschaft des Körpers Temperaturen zu regulieren. Unter anderem gehören dazu Antidepressiva, Antipsychotika, Schmerz- und Beruhigungsmittel.
- Obdachlosigkeit: Da man konstant den Temperaturen draußen ausgesetzt ist und keine Möglichkeit hat sich aufzuwärmen, gehört Obdachlosigkeit ebenfalls zu den Risikofaktoren.
So verliert der Körper Wärme
Es gibt verschiedene Arten, wie der Körper Wärme verliert. Unter anderem gehören hierzu:
- Ausgestrahlte Wärme: Die meiste Wärme verliert der Körper durch ungeschützte Körperflächen, die Wärme abstrahlen.
- Direkter Kontakt: Der direkte Kontakt mit etwas enom Kaltem, beispielsweise kaltes Wasser oder ein kalter Boden, führt dazu, dass Hitze abgeleitet wird. Vor allem Wasser ist bekannt dafür, dass die Körperwärme viel schneller abgeleitet wird als durch kalte Luft. Daher sinkt auch mit nasser Kleidung die Körperwärme viel schneller.
- Wind: Wind entfernt die Körperwärme, indem die dünne Schicht der warmen Luft um die Haut herum abgetragen wird. Daher ist Wind ein großer Faktor im Körperwärmeverlust.
Untertemperatur – Symptome
Die Symptome bei Untertemperatur kann man einerseits nach dem Alter des Betroffenen/der Betroffenen beurteilen, da es unterschiedliche Anzeichen bei Babys und Erwachsenen gibt, andererseits unterscheiden sich die Symptome mit den Körpertemperaturen je niedriger diese werden.
Häufig merken Betroffene selbst nicht, dass sie unterkühlt sind, da die Symptome meist langsam beginnen und eines der Symptome Verwirrung ist. Die Verwirrung selbst kann zu risikoreichem Verhalten führen.
Unterschied zwischen den Symptomen bei Babys und Erwachsenen:
Alter | Symptome |
Baby | Leuchtend rote, kalte Haut Kraftlos |
Erwachsene | Zittern Kraftlosigkeit Verwirrtheit Fummelnde Hände Vergesslichkeit Undeutliches Sprechen Schläfrigkeit |
Symptome je nach Grad der Unterkühlung:
Art der Unterkühlung | Körpertemperatur | Symptome |
Leichte Unterkühlung | 35 – 33 °C | Zittern Schlechtes Urteilsvermögen Gedächtnisschwund Teilnahmslosigkeit Erhöhte Herzfrequenz Schwere Atmung Kalte und blasse Haut |
Mäßige Unterkühlung | 32,9 – 27 °C | Abnehmendes Bewusstsein Stumpfheit Kein Zittern Erhöhte Herzfrequenz Schwere Atmung Schlechte Reflexe Mangelnde Bewegungsfreude (Paradoxerweise) Entkleiden |
Starke Unterkühlung | < 26,9 °C | Niedriger Blutdruck Niedrige Bradykardie Keine Reflexe Bewusstlosigkeit Koma Tod |
Untertemperatur – Was tun?
Sofern jemand an einer Untertemperatur leidet, könnten folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen dem/der Betroffenen helfen, bevor ärztliche Hilfe aufgesucht wird:
- Niemals den Körper der Betroffenen massieren oder reiben
- Die Person sollte in ein warmes Umfeld gebracht werden
- Nasse Kleidung muss entfernt werden und die Person daraufhin bis auf den Kopf mit Decken bedeckt werden
- Die Person sollte auf einer warmen Oberfläche liegen
- Warme und süße Getränke – verzichten Sie auf Kaffee oder Alkohol!
- Warme und trockene Kompressen an Nacken, Brust oder Leiste
- Keine direkte Hitze anwenden – kein heißes Wasser und auch keine Wärmeflaschen oder ähnliches
- Kardiopulmonale Reanimation, sofern die Atmung oder der Puls aussetzt
Das folgende Video bietet eine weitere anschauliche Zusammenfassung, wie Sie bei Untertemperaturen am besten Erste Hilfe leisten.
Untertemperatur – Wann zum Arzt?
Sobald Sie das Gefühl haben, jemand in Ihrem Umfeld ist unterkühlt, sollten Sie die 112 anrufen. Besonders ab einer Körpertemperatur von 35 °C ist dies lebensnotwendig!
Während Sie warten, sollte die Person vorsichtig ins Innere gebracht werden. Schnelle Bewegungen lösen irreguläre Herzschläge aus, die in diesem Fall gefährlich sein können. Dann sollten Sie darauf achten, dass die kalte und eventuell nasse Kleidung mit warmer und trockener Kleidung ersetzt wird.
Je nach Stärke der Untertemperatur werden die Notfallsanitäter verschiedene Maßnahmen verfolgen, um die Körpertemperatur wieder herzustellen. Neben wärmenden Decken hilft es das Blut zu erwärmen. Hierfür wird Blut entnommen, erwärmt und im Körper zirkuliert. Häufig verwendet man für diesen Vorgang ein Hämodialysegerät.
Weitere Methoden sind das Einflößen von warmen intravenösen Flüssigkeiten, wie eine Salzlösung, die das Blut erwärmt. Eine weitere Verwendung von warmer Salzwasserlösung ist mittels der Irrigation. Damit kann man gezielt bestimmte Körperteile erwärmen. Daneben versucht man die Atemwege mit befeuchtetem Sauerstoff zu erwärmen.
Untertemperatur – Komplikationen
Bei einer Unterkühlung kann es durchaus zu Komplikationen kommen. Im schlimmsten Fall endet es tödlich. Die Untertemperatur kann ebenfalls weitere Dinge auslösen, wie Frostbeulen oder Gangräne.
Die Frostbeule entsteht aufgrund von Störungen der Durchblutung und tritt meist an Händen, Füßen, Ohren oder Nase auf. Es handelt sich nicht um eine Erfrierung, sondern um schmerzende und juckende Schwellungen. Die Beulen entstehen bereits bei etwa 0 °C und werden durch Luftfeuchtigkeit und Wind besonders gefördert.
Bei einem Gangrän kommt es zu dem Verfall und Absterben von Zellen, aufgrund von Unterbrechungen des Blutkreislaufes. Meist betrifft dies die Zehen und Finger zuerst.
Untertemperatur vorbeugen
Um eine Untertemperatur vorzubeugen, sollten Sie auf diese vier Basics achten: kleiden Sie sich angemessen, kennen Sie Ihre Limits in einer kalten Umgebung, tragen Sie mehrere Schichten Kleidung und achten Sie darauf, so schnell wie möglich aus nasser Kleidung zu kommen. In den nächsten Abschnitten stellen wir Ihnen weitere Varianten vor, wie Sie einer Untertemperatur vorbeugen können.
Wie man bei kalten Wetter warm bleibt
Bevor Sie oder Ihre Kinder in die Kälte gehen, sollten Sie folgende Maßnahmen beachten:
- Hüllen Sie sich ein. Tragen Sie eine Mütze, um Ihren Kopf und besonders die Ohren weiterhin zu wärmen. Des weiteren helfen Handschuhe oder ein Schal, um die Hände und den Hals zu schützen.
- Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu sehr schwitzen. Die Kombination aus nasser Kleidung mit kaltem Wetter führt dazu, dass Ihr Körper schneller Wärme verliert.
- Zwiebellook – tragen Sie mehrere Schichten leichter Kleidung. Die Kleidung ganz außen sollte aus einem dicht gewebtem Material bestehen, das wasserabweisend ist und Sie zusätzlich vor dem Wind schützt. Die inneren Schichten können aus Wolle, Seide oder Polypropylen sein. Diese halten den Körper wärmer als Baumwolle.
- Bleiben Sie so trocken wie möglich. Ganz besonders die Hände und Füße sollten trocken bleiben. Ist Ihre Kleidung bereits feucht, sollten Sie diese schnellstmöglich wechseln.
Wie man Kinder vor der Kälte schützt
Eine gute Faustregel, um Kinder vor der Kälte zu schützen ist, den Kindern immer eine weitere Schicht anzuziehen, verglichen mit den Schichten, die man als Erwachsener anziehen würde. Sobald die Kinder draußen zu zittern beginnen, sollten Sie sofort ins Haus gebracht werden, da dies ein Anzeichen für eine Unterkühlung ist.
Wichtig ist auch, dass Kinder oft während dem Spielen sich im Haus aufwärmen und dass Babys niemals in einem kalten Raum schlafen sollten.
Sicherheit mit dem Auto
Ist man mit dem Auto unterwegs und es ist kalt, sollte immer jemand anderes wissen, wo Sie sich gerade befinden, was Ihr Ziel ist und wann Sie vorhaben dort anzukommen. So weiß man in einem Notfall, wo Sie zu finden sind.
Sollte Ihr Auto in den kalten Jahreszeiten mal nicht anspringen, hilft es ein kleines Notfallpaket bei sich zu haben. In diesem könnten mehrere Decken, Kerzen, Feuerzeuge, eine saubere Flasche, Erste-Hilfe-Set, Essen, Kompass, Abschleppseil, Starthilfekabel sowie Sand oder Katzenstreu sein. Der Sand und das Katzenstreu können helfen, Spuren im Schnee zu verteilen. Reisen Sie niemals ohne Ihr Mobiltelefon während kalten Zeiten.
Während Sie in Ihrem Auto warten, achten Sie darauf sich einzupacken und sofern das Auto noch anspringt, dieses jede Stunde für etwa 10 min laufen zu lassen, sodass es sich aufwärmt. Die Fenster sollten leicht geöffnet sein und das Abgasrohr nicht von Schnee bedeckt.
Alkohol
Wie oben bereits erwähnt ist Alkoholkonsum gefährlich für die körpereigene Temperaturregulation. Alkohol sinkt die Körpertemperatur, auch wenn man sich selbst zunächst warm fühlt. Bereits ein alkoholisches Getränk kann zu einer Untertemperatur führen. Außerdem reduziert Alkohol die Fähigkeit des Körpers zu Zittern und nimmt dem Körper so eine Methode sich warm zu halten. Um eine Untertemperatur zu vermeiden, sollten Sie kein Alkohol trinken, wenn:
- Sie lange draußen sein werden
- Sie Boot fahren
- Bevor Sie in kalten Nächten schlafen gehen
Sicherheit bei kaltem Wasser
Wasser muss nicht einmal besonders kalt sein, um eine Untertemperatur auszulösen. Ist das Wasser unter der durchschnittlichen Körpertemperatur, führt dies zu einem Wärmeentzug.
Sofern Sie in kalte Gewässer fallen sollten, können folgende Maßnahmen hilfreich sein:
- Tragen Sie eine Rettungsweste. Eine Rettungsweste kann Ihr Leben retten, da Sie weniger Energie fürs Schwimmen aufwenden müssen. Hilfreich ist auch eine Pfeife an der Rettungsweste
- Versuchen Sie so schnell wie möglich aus dem Wasser zu gelangen. Selbst wenn es nicht der ganze Körper ist, es reicht schon, wenn Sie sich an etwas festhalten und leicht hochziehen können
- Schwimmen Sie nur, wenn Sie in der Nähe von einem Boot, einer Person oder ähnlichem sind. Durch unnötiges Schwimmen verlieren Sie eine Menge Energie und verkürzt wichtige Überlebenszeit
- Falls möglich, ziehen Sie Ihre Knie an Ihre Brust – so schützen Sie Ihren Körper davor, Wärme zu verlieren
- Sofern Sie nicht alleine sind, wärmen Sie sich gegenseitig in einem engen Kreis
- Bleiben Sie in Ihrer Kleidung so lang Sie im Wasser sind und machen Sie diese so zu wie möglich. Hilfreich ist es auch, den Kopf zu schützen. Wenn Sie aus dem Wasser sind, können Sie die Kleidung entfernen.
Häufige Fragen
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Nein, eine normale und gesunde Körpertemperatur beträgt in der Regel 37 °C. Bei 35 °C handelt es sich bereits um eine leichte Unterkühlung, die unbedingt gestoppt werden sollte. Typische Symptome sind Zittern, schlechtes Urteilsvermögen, Gedächtnisschwund, Teilnahmslosigkeit, erhöhte Herzfrequenz, schwere Atmung und kalte und blasse Haut.
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Man spricht von einer leichten Unterkühlung ab einer Körpertemperatur von 35 bis 33 °C. Die Temperaturen 32,9 – 27 °C findet man bei einer mäßigen Unterkühlung und ab einer Temperatur unter 26.9°C spricht man von einer starken Unterkühlung.
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Bei einer Untertemperatur reagiert der Körper auf außeneinwirkende Kälte und kühlt ab. Typische Symptome sind Zittern, Teilnahmslosigkeit, erhöhte Herzfrequenz, schweres Atmen, schlechte Reflexe und niedriger Blutdruck. Im schlimmsten Fall führt es zunächst zu Bewusstlosigkeit, dann Koma und dann zum Tod.
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Bei einer Untertemperatur sollte man behutsam mit der betroffenen Person umgehen. Massagen oder Reibungen helfen nicht. Sinnvoller ist es, die Person in ein warmes Umfeld zu bringen, den Notarzt zu kontaktieren, nasse Kleidung zu entfernen, einzupacken und die Atmung sowie den Puls überprüfen. Auch warme nichtalkoholische und entkoffeinierte Getränke, sofern die Person schlucken kann, sind hilfreich.
1. Ziegenfuß, T.: Checkliste Notfallmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2005
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