Thrombozytose ist eine Erkrankung, bei der der Körper zu viele Blutplättchen produziert. Die im Knochenmark hergestellten Blutpartikel spielen eine wichtige Rolle bei der Bildung von Blutgerinnseln, doch können in einer zu hohen Anzahl auch Schwierigkeiten bereiten. Welche das sind, welche Symptome sich zeigen und wie eine geeignete Therapie aussieht – ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Thrombozytose?
Thrombozytose beschreibt den Zustand, bei dem die Thrombozyten erhöht sind. Zu viele Blutplättchen können zu bestimmten Beschwerden und Erkrankungen sowie einem erhöhten Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln führen. Es gibt zwei Arten von Thrombozytose – primäre (essenzielle) und sekundäre (reaktive) Thrombozytose.
Kurzfristige Thrombozytose
Eine reaktive bzw. sekundäre Thrombozytose besteht dann, wenn die Ursache eine andere zugrunde liegende Erkrankung ist, beispielsweise eine Infektion. Währenddessen steigt die Thrombozytenzahl über einen bestimmten Zeitraum an und kann mit der erfolgreichen Behandlung der Grunderkrankung wieder gesenkt werden.
Langfristige Thrombozytose
Bei der primären oder auch essenziellen Thrombozythämie handelt es sich um eine Knochenmark- und Bluterkrankung. In vielen Fällen liegt bei den Betroffenen eine genetische Veränderung vor, die dieses Krankheitsbild verursacht.
Thrombozytose – Symptome
Viele Betroffene zeigen oftmals gar keine Symptome. Falls Anzeichen einer reaktiven Thrombozytose auftreten, sind das meist die der Grunderkrankung, die die Thrombozytose auslöst.
Patienten mit einer essenziellen Thrombozythämie weisen Symptome im Zusammenhang mit Blutgerinnseln und Blutungen auf. Es können sich dann Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Benommenheit, Brustschmerzen und Schwäche zeigen. Einige Patienten entwickeln eine Erythromelalgie, die Schmerzen, Schwellungen und Rötungen der Hände und Füße sowie Taubheitsgefühle und Kribbeln verursachen. In Fällen von über einer Million Thrombozyten pro Mikroliter Blut kann es zu vermehrten Blutungen kommen wie Nasenbluten, Blutergüssen, Blutungen aus Mund und Zahnfleisch und blutigem Stuhl.
Thrombozyten erhöht – Ursachen
Je nach Art der Thrombozytose kann es ganz verschiedenen Ursachen geben:
Reaktive Thrombozytose
Das ist die häufigste Art der Thrombozytose, die durch eine andere bestehende Grunderkrankung verursacht wird. Diese können sein:
- Akute Blutungen und Blutverlust
- Krebs
- Infektionen
- Eisenmangel
- Entfernung der Milz
- Hämolytische Anämie – eine Art von Anämie, bei der der Körper die roten Blutkörperchen schneller zerstört als produziert, häufig aufgrund einer bestimmten Bluterkrankung oder Autoimmunkrankheit
- Entzündungen wie rheumatoide Arthritis, Sarkoidose oder entzündliche Darmerkrankungen
- Operationen oder Traumata
Im Vergleich zur essenziellen Thrombozythämie verursacht diese Form ein geringeres Risiko für Blutgerinnsel und Blutungen.
Essenzielle Thrombozythämie
Die genaue Ursache dieser Störung ist unklar, scheint jedoch häufig mit Mutationen in einer Vielzahl von Genen verbunden zu sein. Das Knochenmark bildet zu viele Zellen, die Blutplättchen produzieren. Diese sind häufig abnormal und bergen ein zu hohes Risiko für Gerinnungs- und Blutungskomplikationen. Essenzielle Thrombozythämie tritt häufiger bei Menschen über 60 Jahren auf, aber auch jüngere Menschen können sie entwickeln. Es ist eine chronische Erkrankung.
Thrombozytose – Diagnostik
Bei einer körperlichen Untersuchung tastet der Arzt die Milz ab und erfühlt, ob sie eventuell vergrößert ist. Er klärt ab, ob eine Infektion vorliegt und erkundigt sich nach der Krankengeschichte und bestehenden Erkrankungen.
Bluttest
Der Arzt kann eine Thrombozytose mit einem hohen Thrombozytosespiegel in einer routinemäßigen Blutuntersuchung feststellen. Zeigt das Blutbild eine Thrombozytenzahl von über 450.000 Blutplättchen pro Mikroliter Blut, handelt es sich um eine Thrombozytose. Die Blutproben werden neben der Anzahl und Größe der Thrombozyten, auch auf genetische Fehler wie JAK2-, CALR- oder MPL-Mutationen überprüft sowie auf den Eisengehalt und Entzündungsmarker. Möglicherweise wird der Bluttest auch mehrmals wiederholt, um zu überprüfen, ob die Thrombozytenwerte im Laufe der Zeit hoch bleiben.
Knochenmarktest
Um das Knochenmark zu überprüfen, gibt es zwei Tests:
- Knochenmarkaspiration: Dabei wird eine Probe des flüssigen Knochenmarks entnommen und unter dem Mikroskop auf abnormale Zellen untersucht
- Knochenmarkbiopsie: Hier wird eine Probe des festen Knochenmarkgewebes genommen und überprüft, ob es eine höhere Anzahl Blutzellen aufweist, die Blutplättchen bilden
Im Anschluss daran ist es wichtig zu bestimmen, ob es sich um eine reaktive oder essenzielle Thrombozytose handelt, um genau zu wissen, wie mit der Erkrankung umgegangen wird und, ob eventuell eine andere zugrunde liegende Ursache behandelt werden muss.
Thrombozytose – Therapie
Ist die Art der Thrombozytose diagnostiziert und die Ursache für erhöhte Thrombozyten Werte herausgefunden worden, kann mit einer entsprechende Behandlung begonnen werden.
Sekundäre Thrombozytose
Bei einer reaktiven bzw. sekundären Thrombozytose hängt die Behandlung von der Ursache ab. Wenn Betroffene aufgrund einer kürzlich durchgeführten Operation oder Verletzung erheblichen Blutverlust erlitten haben, kann sich die erhöhte Thrombozytenzahl von selbst auflösen. Ist die Ursache behoben, normalisieren sich meist auch die Thrombozytenwerte wieder. Ist die Milz entfernt worden (Splenektomie), kann es möglicherweise zu einer lebenslangen Thrombozytose kommen, die in vielen Fällen aber keine Behandlung braucht.
Essenzielle Thrombozythämie
Ist die Erkrankung stabil und fällt sie mild aus, ist es möglich, dass Betroffene gar keine Behandlung benötigen. Der Arzt kann Betroffenen empfehlen, niedrig dosierte Blutverdünner einzunehmen, wenn das Risiko von Blutgerinnseln besteht. Blutverdünner wie Aspirin etc. sollten aber nicht auf eigene Faust eingenommen werden. Besonders bei schwereren Verläufen wird Patienten geraten, Medikamente einzunehmen, die die Thrombozytenzahl senken.
Thrombozyten senken – Ernährung
Durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung lässt sich die Anzahl der Thrombozyten ganz natürlich senken. Dabei sollte eine vitamin- und mineralstoffreiche Kost mit Obst und Gemüse sowie gesunden Omega 3 Fettsäuren und vollwertigen Ballaststoffen auf dem Speiseplan stehen. Das Rauchen sollte vermieden werden, denn Nikotin erhöht das Risiko der Bildung von Blutgerinnseln.
- Roher Knoblauch – hat einen hohen Allicingehalt, der die Produktion der Blutplättchen hemmt und somit die Thrombozyten senken kann. Beim Kochen nimmt diese Eigenschaft ab, daher sollte man ihn möglichst roh essen.
- Ginseng – kann die Bildung von Blutgerinnseln verhindern. Die enthaltenen Ginsenoide hemmen die Ansammlung von Blutplättchen.
- Granatapfel – besitzen Polyphenole, die die Produktion der Blutplättchen beeinflussen und reduzieren. Er kann frisch gegessen oder als Saft sowie Extrakt beim Kochen verwendet werden.
- Zimt – mit dem enthaltenen Zimtaldehyd wird ebenfalls die Anzahl der Blutplättchen reduziert. Einfach eine Prise beim Kochen zum Gemüse oder ins Porridge geben.
Thrombozytose – Komplikationen
Eine essenzielle Thrombozythämie kann zu einer Vielzahl potentiell lebensbedrohlicher Komplikationen führen:
- Schlaganfall: Wenn in den Arterien, die das Gehirn versorgen, ein Blutgerinnsel auftritt, kann das einen Schlaganfall oder einen vorübergehenden ischämischen Anfall auslösen. Der Blutfluss wird dabei vorübergehend zu einem Teil des Gehirn unterbrochen. Anzeichen dafür können Taubheit des Gesichts, Arme oder Beine sein (normalerweise auf einer Körperseite), Schwierigkeiten beim Sprechen und Sehen sein.
- Herzinfarkt: Dabei entstehen Blutgerinnsel in den Arterien, die das Herz versorgen. Symptome sind Druck, Enge und Schmerzen in der Brustmitte, die länger als ein paar Minuten anhalten. Diese Schmerzen breiten sich meist auch auf Schultern und Arme aus. Kurzatmigkeit und Schweiß sind ebenfalls Anzeichen.
- Knochenmarkerkrankungen, einschließlich Leukämie: Die akute myeloische Leukämie ist eine Art Knochenmarkkrebs, der schnell voranschreitet. Ein anderes Krankheitsbild, die Myelofibrose, ist eine fortschreitende Störung, die zu Narben im Knochenmark, schwerer Anämie und Vergrößerung der Leber und Milz führt.
Eine unkontrollierte essenzielle Thrombozythämie kann zu Fehlgeburten führen. Dieses Risiko kann durch regelmäßige Untersuchungen verringert werden.
Häufige Fragen
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Bei einer sehr hohen Anzahl an Thrombozyten besteht das Risiko, dass die Blutplättchen mehr als gewöhnlich verklumpen und sich daraus Blutgerinnsel bilden. Es kann dadurch zu Durchblutungsstörungen, Gefäßerkrankungen und kardiovaskulären Beschwerden kommen.
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Oftmals werden erhöhte Thrombozytenwerte durch eine andere bestehende Grunderkrankung verursacht. Diese führt dazu, dass das Knochenmark zu viele Blutplättchen bildet, als Reaktion auf die Erkrankung. Daher sollte man die Ursache für den Anstieg herausfinden und behandeln, dann pendeln sich meist auch die Thrombozytenwerte wieder ein (wenn kein genetischer Grund dafür vorliegt).
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Ja, Eisenmangel kann zu einer erhöhten Anzahl von Thrombozyten im Blut führen und eine reaktive Thrombozytose auslösen. Symptome für Eisenmangel können blasse Haut, Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen sein. Durch eine vitaminreiche und eisenhaltige Kost, eine Eisenersatztherapie mit bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln und Eisenpräparaten lässt sich der Eisenspiegel meist wieder ausbalancieren und die Thrombozytenwerte senken.
1. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2007
2. Lehnert, H., Werdan, K.: Innere Medizin – essentials, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2006
3. Thrombocytosis, www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 22.01.2021)
4. Thrombocytosis, my.clevelandclinic.org (Abrufdatum: 22.01.2021)
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