
Ohrgeräusche sind ein weit verbreitetes Problem. Mediziner schätzen, dass jeder Vierte mindestens einmal in seinem Leben an einem Pfeifen, Sausen oder Rauschen im Ohr leidet. Häufig verklingt das störende Geräusch nach kurzer Zeit von selbst. Bei einigen Betroffenen wird es jedoch chronisch. Welche Ursachen liegen dem Ohrenrauschen zugrunde und wie lässt es sich behandeln?
Inhaltsverzeichnis
Rauschen im Ohr – was ist das?
Das Rauschen, Sausen oder Pfeifen im Ohr wird medizinisch als Tinnitus Aurium bezeichnet. Bei diesem Ohrenleiden nehmen die Betroffenen Geräusche wahr, die andere nicht hören können. Das Ohrgeräusch ist jedoch keineswegs eingebildet, sondern existiert tatsächlich. Zu der häufigsten Form gehört das Rauschen im Ohr, dieses Geräusch hören 40 Prozent der Betroffenen. Ebenso viele nehmen einen Pfeifton wahr. Zehn Prozent hören ein Summen, in seltenen Fällen tritt ein Klingeln oder Zirpen auf. Das Ohrenrauschen ist ein Hinweis auf eine Schädigung im Tieftonbereich, ein Pfeifen deutet auf eine Schädigung im Hochtonbereich hin.
Rauschen im linken oder rechten Ohr
Ohrenrauschen tritt entweder einseitig auf dem linken oder dem rechten Ohr auf oder auch auf beiden Ohren gleichzeitig. Kommt zum einseitigen Ohrenrauschen ein Druckgefühl hinzu und erscheint das Ohr wie mit Watte verstopft, kann dies ein Anzeichen für einen Hörsturz sein. Betroffene sollten umgehend einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen.
Ein Hörsturz tritt innerhalb von Sekunden auf. Die Sinneszellen des Innenohrs leiten Schallsignale dann nicht mehr an den Hörnerv weiter. Ein Hörsturz kann zwar von selbst wieder abklingen, darauf sollten sich Betroffene jedoch nicht verlassen. Bei zügiger Behandlung steigen die Heilungschancen deutlich.
Pulsierendes Rauschen im Ohr
Bei Tinnitus unterscheidet man zwischen subjektivem und dem objektivem Tinnitus. Beide Varianten sind für die Betroffenen real. Beim objektiven Tinnitus lässt sich allerdings eine klare Schallquelle im Körper ausmachen. Der Arzt kann das Ohrgeräusch mit Hilfe eines Stethoskops ebenfalls wahrnehmen. Nur etwa ein Prozent aller Tinnitus-Fälle sind objektiver Natur.
Objektiver Tinnitus äußert sich durch ein pulsierendes Rauschen im Ohr. Eine Ursache für dieses sogenannte Körpergeräusch ist hoher Blutdruck. Strömt das Blut mit höherem Druck durch den Körper, nimmt man dies als pulsierendes Rauschen im Rhythmus des Herzschlags war. Weitere Ursachen sind Durchblutungsstörungen, Gefäßverkalkungen, Verengungen oder Blutgefäße und Blutgerinnsel. Auch ein Tumor kann das pulsierende Ohrgeräusch auslösen
Auch bei pulsierendem Rauschen im Ohr sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden, um eventuell lebensbedrohliche Ursachen rechtzeitig zu erkennen. Blutgerinnsel und verengte Blutgefäße können zum Infarkt oder Schlaganfall führen. Daher ist eine zügige Behandlung nötig. Mehr dazu unter der pulssynchrone Tinnitus: Herzschlag im Ohr.
Rauschen im Ohr – Ursachen
In den meisten Fällen geht das Rauschen im Ohr auf einen subjektiven Tinnitus zurück, der nur vom Patienten selbst wahrgenommen wird. Diese Form des Tinnitus kann ganz unterschiedliche Ursachen haben, vom Schalltrauma bis hin zur einfachen Erkältung.
Schalltrauma – laute Geräusche als Ursache
Laute Geräusche können die Sinneshaarzellen im Ohr schädigen. In diesem Fall spricht man von einem Schalltrauma als Auslöser für die Ohrgeräusche. Unterschieden wird zwischen einem akuten Schalltrauma oder Knalltrauma, ausgelöst durch kurze, laute Geräusche von mehr als 125 dB, und dem akuten Schalltrauma, dem eine längere Lärmbelastung bei mehr als 85 dB zugrunde liegt. Das Schalltrauma betrifft meist die Sinneshaarzellen für die höheren Töne und führt zu einem hohen Pfeifen oder Sausen.
Stress als indirekter Auslöser für die Ohrgeräusche
Auch Stress kann eine indirekte Ursache für das Ohrenrauschen sein. Stress führt zum Beispiel zu Verspannungen im Kiefer und der Halswirbelsäule. Die Verspannungen stimulieren das Hörzentrum im Gehirn, daraus entsteht der subjektive Tinnitus.
Bluthochdruck als Ursache
Früher nahm man an, dass Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen die Hauptursachen für das störende Ohrensausen seien. Heute weiß man, dass dem nicht so ist. Ein Zusammenhang besteht jedoch zwischen Stress, Bluthochdruck und subjektivem Tinnitus. Schüttet der Körper das Stresshormon Adrenalin aus, verengen sich die Blutgefäße. Das führt zu Bluthochdruck, während der Stress gleichzeitig das Ohrgeräusch begünstigt. Anders als beim objektivem Tinnitus pulsiert das Rauschen beim subjektiven Tinnitus allerdings nicht.
Ohrenrauschen und Erkältung
Wer erkältet ist, hört die Welt oft wie durch Watte und nimmt auch ein Rauschen in den Ohren wahr. Ursache ist meist ein Sekretanstau in der sogenannten Eustachi’schen Röhre, die Nasenrachen und Mittelohr miteinander verbindet. Staut sich Sekret oder schwellen die Schleimhäute an, funktioniert der Druckausgleich nicht mehr richtig, was zum Ohrgeräusch führt. In einigen Fällen kann Sekret auch den Gehörgang verstopfen. Das Ohrensausen verschwindet meist von selbst, wenn die Erkältung ausgestanden ist.
Weitere körperliche Ursachen
Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer körperlicher Ursachen, die zum Rauschen im Ohr führen können:
- Ohrenschmalzpfropfen
- Mittelohr- und Gehörgangsentzündungen
- Fehlstellungen von Halswirbelsäule und Kiefer
- Verkalkung der Gehörknöchelchen
- Morbus Menière, eine Erkrankung des Innenohrs
- Barotrauma, eine durch plötzliche Druckveränderung hervorgerufene Verletzung des Mittelohrs
Rauschen im Ohr – Behandlung – was kann man tun?
Die Tinnitus Behandlung richtet sich nach der Ursache für das Ohrenrauschen. Zunächst erfolgt eine gründliche Anamnese, um dem Ohrgeräusch auf den Grund zu gehen. Liegen körperliche Ursachen vor, werden diese mit den entsprechenden Medikamenten behandelt.
Um bei einem akuten Tinnitus die Sauerstoffversorgung des Ohrs zu verbessern, verabreicht der Arzt durchblutungsfördernde Injektionen, zum Beispiel Kortison. Auch eine Sauerstofftherapie kann helfen. Daneben wird auch vermehrt auf alternative Heilungsmethoden wie die Akkupunktur gesetzt.
Ein chronisches Rauschen im Ohr kann in der Regel nicht geheilt werden. Im Rahmen einer Langzeittherapie lernen die Betroffenen, besser mit dem Tinnitus zu leben. Entspannungstechniken und Psychotherapie helfen den Patienten, sich nicht mehr so stark auf das Ohrgeräusch zu konzentrieren. Zusätzlich werden spezielle Hörgeräte eingesetzt, welche den Tinnitus mit einem neutralen “weißen Rauschen” überdecken. Daneben werden regelmäßig neue und alternative Methoden entwickelt, mit dem ehrgeizigen Ziel auch chronischen Tinnitus zu heilen.
Generell scheint es für viele Betroffene schwierig, eine Linderung oder gar Heilung zu finden. Wichtig scheint es dabei das Ohrgeräusch nicht isoliert zu betrachten, sondern das ganze physische und physische Empfinden der Menschen im Rahmen einer ganzheitlichen Medizin zu berücksichtigen.
Rauschen im Ohr – Vorbeugung
Die beste Therapie ist es, dem Rauschen im Ohr vorzubeugen. Dafür sollte man laute Geräusche möglichst meiden und in lauten Umgebungen, wie in der Disco oder auf einem Konzert, einen Hörschutz tragen. Wer am Arbeitsplatz häufig Lärm ausgesetzt ist, sollte mit seinem Arbeitgeber über einen professionellen Hörschutz sprechen.
Darüber hinaus sollte man versuchen, Stress zu vermeiden und sich regelmäßig entspannen. Wer hin und wieder ein Ohrgeräusch hört, sollte sich so früh wie möglich an einen Hals-Nasen-Ohrenarzt wenden. Je früher die Ursache für das Rauschen im Ohr erkannt wird, umso besser lässt sich der Tinnitus behandeln.
Weitere interessante Artikel
Ohrgeräusche im Überblick
1. Gerhard Hesse: Tinnitus, Thieme (Verlag), 2.Auflage, 2015
2. Eberhard Biesinger: Endlich Ruhe im Ohr, Trias (Verlag), 2. Auflage, 2020
3. Clinical Practice Guideline: Tinnitus, www.ncbi.nlm.nih.gov (Abrufdatum: 01.02.2020)
4. Diagnostic Approach to Tinnitus, www.aafp.org (Abrufdatum: 01.02.2020)