Ohrgeräusche zählen leider zu den Symptomen, die bei Menschen immer weiterverbreitet. In einer Zeit voller Druck, Hektik und Stress kommen Warnsignale in Form von Piepen, Pochen, Klopfen, Pfeifen, Klingeln, Brummen oder Zischen im Ohr immer häufiger vor. Die Auslöser dafür sind vielfältig. Während einerseits Lärm und laute Geräusche als Ursache in Frage kommen, spielen auch vermehr Stress und psychische Belastung eine ernstzunehmende Rolle.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
- Häufigkeit Ohrgeräusche
- Messung Ohrgeräusche
- Piepen im Ohr
- Pochen / Klopfen im Ohr
- Rauschen im Ohr
- Ohrensausen
Zunahme an Ohrgeräuschen
In Industriegesellschaften werden die Ohren und das Hören allgemein eher wenig geschätzt. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gehör heutzutage immer mehr und häufiger belastet wird, insbesondere für Bewohner von größeren Städten.
Wer nur an der Straße entlanggeht oder auf die Straßenbahn wartet, wird permanent akustischem Müll ausgesetzt. Autos, Busse und Lastwägen fahren mit wenigen Metern Abstand an einem mit lauten Motorgeräuschen vorbei. Baustellen belasten mit Presslufthammer und anderen Baustellengeräuschen. Krankenwagen und Polizei biegen mit eingeschaltetem Martinshorn um die Ecke. Die Bässe von lauter Musik sind zu hören. Die Schulklasse mit lauten Jugendlichen kreuzt den Weg.
Diese Vielzahl an Geräuschen, denen man täglich ausgesetzt ist, ist nicht nur störend, sondern auf Dauer auch belastend und gefährlich. Das Gehör wird empfindlicher und gestresst. Wirken die Geräusche dauerhaft auf das Gehör ein und sind zu laut, kann diese Belastung zu Schäden in Form von bleibenden Ohrgeräuschen führen. Hals-Nasen-Ohrenärzte beobachten seit Jahren, dass Ohrgeräusche deutlich zunehmen, insbesondere im Sinne von Überreizungen und Überempfindlichkeiten.
Messung von Ohrgeräuschen
Die Ohrgeräusche können von einem HNO-Arzt gemessen werden. Eine Bestimmung von Tonhöhe, Klangcharakter und Bandbreite bilden die Grundlage der Diagnostik. Dabei ist der behandelnde Arzt auf die Mithilfe des Patienten angewiesen.
Mit Hilfe eines Audiometers wird versucht die Frequenz und die Lautstärke des Ohrgeräuschs festzulegen. Dazu wird zunächst die Hörschwelle bestimmt. Anschließend werden dem Patienten verschiedene Vergleichstöne angeboten und der Patient muss dem Arzt mitteilen, welcher dem Ohrgeräusch am nächsten kommt. Dadurch können Frequenz und die Lautstärke des Ohrgeräusches möglichst genau bestimmt werden.
Dazu wird geprüft, ob es Geräusche gibt, welche zu einem vorübergehenden Verschwinden oder des eigentlichen Ohrgeräusches führen oder zumindest zu einem Leiser werden. Daraus lassen sich Folgerungen für eine mögliche Therapie ableiten, zum Beispiel für eine Therapie mit einem Masker.
Piepen und Pfeifen im Ohr
Das Piepen bzw. Pfeifen im Ohr ist eines der am häufigsten vorkommenden Ohrgeräusche. In diesem Fall ist auch klar von einem Tinnitus zu sprechen. Je nach Dauer der Ohrgeräusche liegt ein akuter oder chronischer Tinnitus vor. Das Piepen im Ohr wird dabei in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle nur vom Patienten selbst wahrgenommen, weshalb man auch von einem subjektiven Tinnitus spricht.
Kein Symptom dominiert aktuell so sehr ein medizinisches Fachgebiet, wie das Piepen im Ohr bzw. der Tinnitus die Hals-Nasen-Ohrenheilkunde dominiert. Ein Großteil der Patienten der Sprechstunde mit bis zu 25% sind Tinnituspatienten. Gleichzeitig scheint die Zahl derjenigen, die unter Ohrgeräuschen leiden, ständig zuzunehmen.
Bei Patienten mit einem Piepen im Ohr hat der Tinnitus in der Regel eine sehr hohe Tonlage. Je höher die Frequenz von Schwingung, desto höher ist auch der Ton. In diesem Fall liegt also eine hohe Frequenz bei der Messung der Ohrgeräusche vor. Dennoch muss das wahrgenommene Geräusch individuell pro Patienten festgestellt werden, da jeder Betroffene ein anderes Geräusch hört.
Pochen und Klopfen im Ohr
Nehmen die Patienten ein Pochen im Ohr oder ein Klopfen im Ohr wahr, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von dem sogenannten Puls im Ohr auszugehen, dem pulssynchronen Tinnitus. Dieser Puls im Ohr stellt eine besondere Form von Ohrgeräuschen dar, bei denen Patienten das Strömungsgeräusch des Blutes hören können. Die Ursachen sind trotz aufwendiger moderner bildgebender Diagnostik häufig nicht klar nachweisbar.
Klar ist jedoch: psychosomatisch belastende Situationen und Stress gehören zu den Auslösern des Pochens im Ohr. Daneben gehen HNO-Ärzte vor allem von folgenden Ursachen aus:
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Anämie (Blutarmut)
- Polyglobulie (Erhöhung der Zahl der roten Blutkörperchen)
- Karotisstenosen (Verengung der Halsschlagader)
- Gefäßerkrankungen
Zur Behandlung des Klopfens im Ohr wird oftmals eine medikamentöse Therapie eingesetzt.
Rauschen im Ohr
Eine weitere Form der Ohrgeräusche ist das Rauschen im Ohr. Von Betroffenen wird dieses Ohrgeräusch so beschrieben, als hätten diese einen Wattebausch im Ohr. Das Rauschen im Ohr kann auf beiden Ohren gleichzeitig auftreten, jedoch wird es von manchen Patienten nur auf dem linken oder auf dem rechten Ohr wahrgenommen.
Auch hier sind wiederum die Ursachen vielfältig. Eine der möglichen Ursachen sind Erkältungen. Gerade in der kalten Jahreszeit besuchen verstärkt Patienten mit einem Rauschen im Ohr die HNO-Ärzte auf. In der Regel verschwindet das Rauschen im Ohr dann auch wieder, wenn die Erkältung abklingt.
Eine weitere Ursache ist ein Hörsturz. Bei diesem kommt es plötzlich zu einer einseitigen Schwerhörigkeit oder sogar zu einem Hörverlust. Zusätzlich treten oftmals Ohrgeräusche auf wie das Rauschen im Ohr.
Ohrensausen
Zu den monotonen Ohrgeräuschen gehört auch das Ohrensausen. Dieser Form der Ohrstörungen ist schon lange bekannt, schon Martin Luther mit 43 Jahren im Jahr 1527 an einem heftigen Ohrensausen. Auch wenn er es entsprechend seiner Zeit als Wirkung des Satans sah, eine Morbus Menière-Erkrankung der Verursacher, welche ihn bis zum Lebensende begleitete. Die Menière-Erkrankung ist eine Erkrankung des Innenohres, welche sich durch Schwindel und Hörverlust zeigt und eben von einem Ohrensausen begleitet wird.
Schwindelgefühle und Ohrensausen können auch auf einem Eisenmangel basieren. Wenn es einem Patient an Eisen mangelt und nicht genug Eisen durch Nahrung aufgenommen wird, braucht dieser die Reserven auf, bis diese ausgeschöpft sind. Anschließend wird das Eisen aus den roten Blutzellen verwendet, wo es normalerweise zum Sauerstofftransport im menschlichen Körper verwendet wird. Demnach wird weniger Sauerstoff transportiert, was zu Schwindel und Ohrensausen führen kann.
1. Gerhard Hesse: Tinnitus, Thieme (Verlag), 2.Auflage, 2015
2. Ear Ringing or Buzzing, www.msdmanuals.com (Abrufdatum: 21.03.2020)
3. Ringing in the ears, www.webmd.com (Abrufdatum: 21.03.2020)
4. What you need to know about Tinnitus, www.medicalnewstoday.com (Abrufdatum: 21.03.2020)