Die kalte Lungenentzündung ist eine besondere Form der Pneumonie, die meist ohne oder nur mit ganz leichtem Fieber einhergeht. Besonders Säuglinge, Ältere und Menschen mit einem geschwächten Immunsystem sind anfälliger zu erkranken. Da Fieber als eindeutiges Anzeichen bei dieser Atemwegserkrankung häufig wegfällt, ist die kalte Lungenentzündung nicht leicht zu diagnostizieren. Welche Symptome sich stattdessen zeigen, was die kalte von einer normalen Lungenentzündung unterscheidet und wie sie behandelt wird – ein Überblick.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine kalte Lungenentzündung?
Die kalte Lungenentzündung, auch atypische Lungenentzündung genannt, ist eine Infektion der unteren Atemwege, die Entzündungen in den Luftsäcken oder Alveolen (Lungenbläschen) einer oder beider Lungen verursacht – wie die herkömmliche Lungenentzündung auch. Die Beschwerden sind dabei aber deutlich milder und eine Diagnose dadurch schwieriger. Sie wird daher auch als Lungenentzündung im Gehen bezeichnet, weil Betroffene in vielen Fällen nicht signifikant krank sind und ihren alltäglichen Aufgaben dennoch nachgehen können.
Kalte Lungenentzündung – Symptome
Je nach Bakterienart, die die Infektion verursacht, variieren die Symptome der atypischen Lungenentzündung. Dazu gehören:
- Anhaltender Husten, der den ganzen Tag über auftreten kann
- schmerzender, trockener oder juckender Hals
- anhaltende Kopfschmerzen
- Schwäche und Müdigkeit
- Brustschmerzen beim tiefen Atmen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
Bei Säuglingen können sich weitere Symptome wie Erbrechen und Atembeschwerden (grunzen, schnelles Atmen) sowie eine bläuliche Färbung der Lippen und Haut hinzukommen. Die Erweiterung der Nasenlöcher beim Atmen und das Zusammenziehen der Muskeln zwischen den Rippen sind ebenfalls Anzeichen. Es können außerdem sekundäre Erkrankungen auftauchen, wie Hautausschläge oder Ohrenentzündungen, besonders dann, wenn das Immunsystem stark geschwächt ist.
Der Unterschied zu einer normalen Lungenentzündung ist, dass kalte Lungenentzündungen meist gar kein oder nur leichtes Fieber verursachen, die Beschwerden tendenziell in abgeschwächter Form und schleichend in Erscheinung treten, dafür aber anhaltender. Bei einer herkömmlichen Pneumonie hingegen brechen die Symptome meist plötzlich aus und verursachen in einigen Fällen schwere Krankheitsverläufe mit starken Brustschmerzen, schnellem Herzschlag, Zittern, Schwitzen und Appetitverlust.
Kalte Lungenentzündung – Ursachen
Es gibt verschiedene Arten der kalten Lungenentzündung mit jeweils unterschiedlichen Ursachen. Häufige Auslöser sind atypische Erreger.
Pneumokokken
Die folgenden drei Bakterienarten verursachen die Mehrzahl der Fälle der kalten Lungenentzündung:
- Mycoplasma – diese Bakterien infizieren hauptsächlich Menschen unter 40 Jahren mit leichten Lungenentzündungssymptomen. Sie verursachen häufig auch Ohren-, Kopf- und Halsschmerzen.
- Chlamydophila – tritt häufig bei Kindern auf
- Legionella pneumophila – im Allgemeinen schwerer und tritt am häufigsten bei älteren Menschen auf sowie bei Rauchern und Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Seltene Fälle einer kalten Lungenentzündung werden durch das Bakterium Chlamydophila psittaci verursacht, das von infizierten Vögeln und Geflügel übertragen wird.
Viren
Eine virale Lungenentzündung tritt häufig in Verbindung mit einer Erkältung oder dem Influenzavirus auf. Die Symptome können sich dabei über einen Zeitraum von mehreren Tagen zeigen.
Pilzsporen
Eine Infektion kann ebenfalls nach dem Einatmen von Pilzsporen verursacht werden, die aus Umweltmaterialien (Boden) oder Tierkot stammen. Besonders Personen mit geschwächtem Immunsystem haben ein höheres Risiko an einer Pilzpneumonie zu erkranken.
Aspiration
Eine Aspirationspneumonie kann auftreten, wenn man Lebensmittel, Speichel oder Erbrochenes einatmet, das Keime enthält.
Kalte Lungenentzündung – Wer ist besonders gefährdet?
Jeder kann eine atypische Lungenentzündung bekommen und ist dem Risiko ausgesetzt. Es gibt einige Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung erhöhen. Zu den Risikogruppen gehören:
- Raucher
- Menschen über 65 Jahre
- Kleinkinder unter 2 Jahren
- Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen
- Menschen mit geschwächtem und beeinträchtigtem Immunsystem
An Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, zusammen leben sowie überfüllte Umgebungen wie Schulen, Alten- und Wohnheime sowie Krankenhäuser sind Ansteckungen besonders wahrscheinlich.
Kalte Lungenentzündung – Verlauf und Komplikationen
Die Symptome einer kalten Lungenentzündung treten sehr langsam in Erscheinung. Möglicherweise zeigen sich erst nach 1-4 Wochen nach der Ansteckung erste Beschwerden bei den Betroffenen. Diese verschlechtern sich meist innerhalb der darauf folgenden zwei bis sechs Tage.
Die Erholungszeit bei einer kalten Lungenentzündung kann variieren. Einige Betroffene sind innerhalb von 7 bis 10 Tagen ohne Antibiotika wieder fit, manchmal können die Symptome jedoch auch Wochen oder Monate andauern. In einigen Fällen müssen schwere Verläufe einer kalten Lungenentzündung im Krankenhaus behandelt werden. Das ist häufiger bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder bestehenden Krankheiten wie Diabetes, Herz- und Lungenerkrankungen der Fall.
Bleibt die Entzündung der Lunge unbehandelt, kann das schwerwiegende Folgen haben, besonders bei Säuglingen – diese können Sauerstoffmangel, Blutvergiftungen, bleibende Lungenschäden und Hirnhautentzündungen bedingen.
Kalte Lungenentzündung – Behandlung
Die meisten Fälle einer kalten Lungenentzündung sind leicht behandelbar. Aufgrund der deutlich milderen Symptome als bei einer normalen Lungenentzündung verschwindet die Infektion häufig ganz von selbst. Antibiotika kommen nur zum Einsatz, wenn die Infektion durch Bakterien verursacht wurde. Ansonsten sollten Betroffene viel trinken, damit sich der Schleim löst und gut abgehustet werden kann. Es ist wichtig, sich während der Infektion auszuruhen und auf die Signale des Körpers zu hören. Zu viel körperlicher und geistiger Stress kann die Immunabwehr weiter schwächen und die Symptome verlängern.
Es sollten keine rezeptfreien Erkältungs- oder Hustenmittel eingenommen werden, die den Husten unterdrücken. Diese Medikamente machen es dem Körper schwierig, den Schleim aus dem Körper zu transportieren. Hilfreich kann es auch sein, einen Luftbefeuchter zu nutzen, damit die Atemwege nicht austrocknen.
Kalte Lungenentzündung – Vorbeugen
Um einer kalten Lungenentzündung vorzubeugen, sollte man Risikofaktoren verringern – beispielsweise das Rauchen einschränken oder ganz aufhören. Außerdem tragen eine ausgewogene Ernährung, reich an Vitaminen und Mineralstoffen, sowie eine gesunde Lebensweise zur Stärkung des Immunsystems bei. Es ist ratsam, Abstand von Menschen zu halten, die an einer Erkältung oder Lungenentzündung erkrankt sind sowie sich regelmäßig die Hände zu waschen – so minimiert man die Gefahr, dass sich Bakterien und Viren weiter ausbreiten.
Häufige Fragen
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Eine kalte Lungenentzündung ist ansteckend und kann durch Tröpfchen- und Schmierinfektion übertragen werden. Besonders ältere Menschen, Säuglinge und Personen mit einem schwachen Immunsystem sind einer höheren Ansteckungsgefahr ausgesetzt.
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Die Krankheitsdauer einer kalten Lungenentzündung variiert. Viele Betroffene erholen sich innerhalb von 7-10 Tagen, in einigen Fällen halten Symptome aber auch über Wochen und sogar Monate an.
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Im Gegensatz zur normalen Lungenentzündung, bei der die Beschwerden sehr schnell einsetzen, zeigen sich die Anzeichen einer kalten Pneumonie meist deutlich später – manchmal sogar erst 3-4 Wochen nach der Ansteckung. Dazu gehören Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Schwäche, Müdigkeit sowie Brustschmerzen beim tiefen Atmen. Diese fallen zwar deutlich milder aus, sind dafür aber anhaltender als bei einer typischen Lungenentzündung.
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In vielen Fällen ist eine kalte Lungenentzündung leicht behandelbar und innerhalb einiger Tage auskuriert. Da es aber länger dauert, bis sich Symptome zeigen, ist eine klare Diagnose häufig nur eingeschränkt möglich und man kann sie leicht mit einer normalen Erkältung verwechseln. Somit besteht die Gefahr, dass man diese Form der Pneumonie verschleppt. Bei Beschwerden, die länger als sechs bis acht Wochen anhalten, sprechen Ärzte von einer chronischen Lungenentzündung. Für Menschen mit Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem kann eine atypische Lungenentzündung auch schwerere Krankheitsverläufe verursachen und einen Krankenhausaufenthalt bedeuten.
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