Neben Diabetes Typ 1 oder Typ 2 wird auch die Hyperlipidämie (Hyperlipoproteinämie) zu den Stoffwechselerkrankungen gezählt. Stoffwechselerkrankungen zählen mittlerweile weltweit zu den häufigsten Volkskrankheiten und nehmen statistisch gesehen signifikant zu.
Prinzipiell wird zwischen Störungen im Fettstoffwechsel, Proteinstoffwechsel, Kohlenhydratstoffwechsel und Mineralstoffwechsel unterschieden. Diese können bereits angeboren sein oder im Laufe des Lebens (z. B. aufgrund eines ungesunden Lebensstils) zum Vorschein kommen. Hyperlipidämie beschreibt eine Erhöhung der Blutfett-Konzentration (Lipide) im Blutserum über den Normbereich hinaus und gehört somit zu den Fettstoffwechselstörung. Deutschlandweit leiden mittlerweile knapp 65 Prozent der Bevölkerung an einer Hyperlipidämie, wobei die Häufigkeit mit steigendem Lebensalter signifikant ansteigt.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Hyperlipidämie?
- Welche Hyperlipidämien gibt es?
- Hyperlipidämie - Ursachen
- Klassifikation nach Ursachen
- Hyperlipidämie - Risikofaktoren
- Symptome der Hyperlipidämie
- Diagnose: Wie wird eine Hyperlipidämie erkannt?
- Folgen der Fettstoffwechselstörung
- Therapie - Was kann man gegen Hyperlipidämie tun?
Unser Ratgeber gibt einen Überblick zu Ursachen, Symptomen, Risikofaktoren, Folgen und Therapie der Hyperlipidämie.
Was ist Hyperlipidämie?
Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff setzt sich wie folgt zusammen: hyper: zu hoch; lipos: Fett; –ämie: im Blut. Hyperlipidämien, auch Hyperlipoproteinämien genannt, sind Erkrankungen des menschlichen Fettstoffwechsels. Sie ist gekennzeichnet durch eine dauerhafte Erhöhung der Blutfette (Lipide) über die Normwerte.
Der Definition nach entstehen Erkrankungen (vererbt oder erworben) des Stoffwechsels, wenn bestimmte Substanzen im Körper (z. B. Hormone) in zu geringer oder zu hoher Anzahl produziert werden bzw. gänzlich fehlen.
Häufig verläuft die Erkrankung für lange Zeit unerkannt ohne Beschwerden. Exakt hier liegt die Gefahr, da es aufgrund des für lange Zeit unerkannten Verlaufs der Störung, im Fettstoffwechsel zu schweren Folgeerkrankungen kommen kann. Bei einer Vielzahl an Fällen wird die Krankheit erst dann entdeckt, wenn als Folge einer dauerhaften Erhöhung der Blutfettwerte Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Schlaganfall, Herzinfarkt) aufgetreten sind.
Welche Hyperlipidämien gibt es?
Blutfette können grundsätzlich in verschiedene Hauptgruppen unterteilt werden:
- Gesamtcholesterin
- Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL)
- High-Density-Lipoprotein-Cholesterin (HDL)
- Triglyceride
Abhängig davon, welche Blutfette erhöht sind, kann die Hyperlipidämie in drei verschiedenen Formen zum Ausdruck kommen:
- Hypercholesterinämie: Erhöhung der Cholesterinwerte im Blut
- Hypertriglyceridämie: Erhöhte Werte an Triglyceriden im Blut
- Mischform aus Hypercholesterinämie und Hypertriglyceridämie: Erhöhte Werte an Cholesterin und Triglyceriden
Hypercholesterinämie
Cholesterin ist als Nahrungsfett ein wichtiger Baustein für die Bildung lebenswichtiger Hormone (z. B. Östrogen, Testosteron) und Vitamine (z. B. Vitamin D). Durch die fettähnliche Struktur ist Cholesterin nicht wasserlöslich und benötigt spezielle Transportmittel (Proteine), um durch den Blutkreislauf transportiert zu werden. Ist Cholesterin mit einem Transportprotein verbunden, wird dieses Konstrukt als Lipoprotein bezeichnet. Je nach Größe und Zusammensetzung der Lipoproteine unterscheidet man zwischen LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin.
Hypertriglyceridämie
Triglyceride (drei Fettsäuren gebunden an ein Molekül Glycerin) finden sich als wichtiger Bestandteil der menschlichen Nahrung vor allem in fetthaltigen, bzw. ölhaltigen Produkten. Sie sind an wichtigen Vorgängen im Körper beteiligt (z. B. Energiequelle für die Muskulatur, Hormonbildung).
Ähnlich wie Cholesterin werden auch diese Fette in Form von Lipoproteinen (Chylomikronen) durch den Blutkreislauf befördert. Sehr hohe Werte von Triglyceriden können die Fließeigenschaften des Blutes verändern, da das Blut dickflüssiger wird und folglich zu Durchblutungsstörungen (z. B. in Herz oder Gehirn) führen kann. Allerdings sind die Grenzwerte stark von Alter und Geschlecht des/der Patienten/-in abhängig.
Kombinierte Hyperlipidämie
Die kombinierte Form beschreibt das gleichzeitige Auftreten von zu hohen Cholesterin- und Triglyceridwerten im Blut. Kombinierte Hyperlipidämie kann sowohl durch eine angeborene Störung im Fettstoffwechsel als durch einen schlechten Ernährungsstil entstehen. Wie bereits weiter oben beschrieben, können Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems die Folge einer kombinierten Hyperlipidämie sein.
Hyperlipidämie – Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen einer Hyperlipidämie können vielfältiger Natur sein und müssen folglich differenziert betrachtet werden. In seiner primären Form ist diese Erkrankung des Fettstoffwechsels genetisch bedingt. Man spricht von einer primären Hyperlipoproteinämie.
In vielen Fällen ist das Risiko, im Laufe des Lebens an einer Hyperlipidämie zu erkranken, bereits vor der Geburt erhöht. Im Zuge der Weitergabe der genetischen Anomalien auf dem Erbgut an die nächste Generation erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch dieser Fettstoffwechsel-Erkrankung drastisch.
Sekundäre Hyperlipoproteinämien treten beispielsweise im Zusammenhang mit Diabetes mellitus, dem metabolischen Syndrom oder anderen Grunderkrankungen auf.
Daneben spricht man auch von idiopathischer Hyperlipidämie. Die genaue Ursache für diese Krankheitsform ist nicht zur Gänze geklärt. Ärzte/-innen gehen davon aus, dass ein zu hoher Konsum von Lebensmitteln mit hohen Anteilen an Transfetten und/oder Cholesterin diese Form der Erkrankung auslösen könnte.
Ernährung
Neben genetischen Anomalien kann diese oftmals unbemerkte Erkrankung durch eine Reihe weiterer Störungen, die den natürlichen Fettstoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen, ausgelöst werden. Maßgeblichen Einfluss auf den Fettstoffwechsel hat zudem die tägliche Ernährung. Nicht umsonst gilt der Konsum von Lebensmitteln, die einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren und Cholesterin aufweisen, als weitere Hauptursache für die Entstehung einer Hyperlipidämie.
Insbesondere gesättigte Fettsäuren und sogenannte Transfettsäuren können eine (auf Dauer gesehen krankmachende) Erhöhung der Blutfettwerte nach sich ziehen. Zu den Lebensmitteln, die bei häufigem Verzehr eine Hyperlipidämie auslösen können, zählen unter anderem:
- Verarbeitete Lebensmittel
- Frittierte Lebensmittel
- Lebensmittel mit hohen Anteilen an Butter, Schmalz, Öl, Sahne (z. B. Kuchen, Torten, Eiscreme)
- Rotes Fleisch
Bewegungsmangel
Als weitere Ursache einer Hyperlipidämie gilt Bewegungsmangel im Alltag und damit verbundenes Übergewicht (Adipositas). Personen, die sich im Alltag mehr bewegen (z. B. beruflich oder beim Betreiben von Sport) mobilisieren Fettreserven im Körper, die zur Aufrechterhaltung der Stoffwechselfunktionen zur Energiegewinnung genutzt werden können und die Blutfettwerte hierdurch auf einem niedrigeren Niveau gehalten werden.
Vorerkrankungen und Medikamente
Häufige Vorerkrankungen, die eine Hyperlipidämie begünstigen sind:
- Diabetes Mellitus Typ II
- Adipositas (Fettleibigkeit)
- Nieren- oder Leberinsuffizienz
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
Auch einige Medikamente können das Risiko für die Entstehung einer Hyperlipoproteinämie erhöhen, selten jedoch sind sie alleinige Ursache für die erhöhten Blutfette. Vielmehr nimmt man diese unerwünschten Nebenwirkungen billigend in Kauf, um die Risiken und Konsequenzen einer fataleren Erkrankung, wie beispielsweise einer Herzinsuffizienz zu reduzieren. Zu den Medikamenten zählen u.a.:
- Sexualhormone
- Kontrazeptiva (Verhütungsmittel)
- Betablocker
- Kortison
- Bestimmte harntreibende Medikamente (HCT, Xipamid)
Alter
Wie bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen, besteht auch zwischen Hyperlipidämie und Lebensalter ein proportionaler Zusammenhang: Je fortgeschrittener das Alter einer Person ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, an einer Erkrankung des Fettstoffwechsels in Form einer Hyperlipidämie zu leiden. Laut der Deutschen Stiftung Gesundheitswissen erkranken 86 von 100 Personen ab einem Alter von 65 Jahren an Hyperlipidämie.
Der Grund dafür ist denkbar einfach und eine logische Schlussfolgerung. Mit zunehmenden Alter werden Menschen inaktiver und bewegen sich oftmals deutlich weniger als in jungen Jahren. Folglich kann dies zu einer Erhöhung des Cholesterin- und/oder Triglyceridspiegels im Blut führen.
Symptome der Hyperlipidämie
Zu den typischen Symptomen der Erkrankung neben Übergewicht und den typisch erhöhten Blutfettwerten:
- Übergewicht
- Bluthochdruck
Weitere Symptome können sein:
Xanthome
In der Mehrheit der Fälle löst eine Hyperlipidämie zu Beginn keinerlei Symptome aus. Nur in Ausnahmefällen machen sich auf der Haut sogenannte Xanthome sichtbar. Xanthome nennt man flache, gelbliche oder orangefarbene Plaques, Papeln oder Knoten (Lipidablagerungen) auf oder in der Haut. Insbesondere am Oberlid und im inneren Lidwinkel. Dabei handelt es sich um Einschlüsse der überflüssigen Fette in der obersten Hautschicht (Epidermis). Derartige Ablagerungen können auch in anderen Körperregionen auftreten, beispielsweise im Bereich der Ellbogen, der Rückseite der Finger oder an der Achillessehne. Dort bilden sich derbe Knoten, die ebenfalls auf Ablagerungen der überschüssigen Fettsubstanzen aus dem Blut zurückzuführen sind.
Arcus lipoides
Fällt beim morgendlichen Blick in den Spiegel eine bogenförmige, milchige Trübung am Rande der Iris auf, handelt es sich häufig ebenfalls um Lipideinlagerungen. Diese können im Verlauf die Iris ringförmig umgeben. Derartig vermeintlich unbedeutende Symptome, die dem voranschreitenden Alter zugeschrieben werden, sollten ärztlich abgeklärt bzw. therapiert werden, um das Risiko für die Entstehung einer kardiovaskulären Erkrankung (Herz-Kreislauf-Erkrankung) weitgehend zu reduzieren.
Kardiovaskuläre Symptome
Gerade in jungen Jahren sind kardiovaskuläre Symptome als Warnsignale zu deuten und bedürfen ärztlicher Abklärung. Aber auch im höheren Alter können Brustschmerz, Wadenkrämpfe, Wundheilungsstörungen, sowie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder ein Schlaganfall auf eine zugrunde liegenden Fettstoffwechselstörung hinweisen. Diese Beschwerden lassen sich auf atherosklerotische Gefäßverkalkung und damit einhergehenden Minderdurchblutung des Gewebes zurückführen.
Oft kommt es bei Patienten/-innen jedoch zu keinerlei Veränderung des Erscheinungsbildes, sowie des persönlichen Wohlbefindens. Gerade hier liegt jedoch die Gefahr: Aufgrund des schleichenden Verlaufs kann sich Hyperlipidämie über einen langen Zeitraum hinweg entwickeln und bleibt meist unbemerkt.
Störungen im Fettstoffwechsel bleiben über Jahrzehnte hinweg asymptomatisch, das heißt diese Krankheiten zeigen häufig keinerlei schwerwiegenden Symptome und sind daher meist Zufallsbefund und werden im Rahmen von Routine-Untersuchungen erkannt.
Diagnose: Wie wird eine Hyperlipidämie erkannt?
Zentrales Element bei der Diagnose der Hyperlipidämie stellt die Laboruntersuchung des Blutes auf eine Erhöhung der Blutfettwerte dar (Lipidstatus).
Die Ursache für diese Hyperlipidämie muss der Arzt anhand diagnostischer Tests ermitteln, um schließlich eine Diagnose stellen zu können. Dafür muss zunächst untersucht werden, welches Blutfett den Normwert überschreitet. Vor der Blutentnahme für einen Lipidstatus (Auflistung der einzelnen Fettwerte im Blut) ist eine mindestens 12-stündige Nahrungskarenz einzuhalten, um die Laborwerte nicht zu verfälschen, da die Blutfette in Abhängigkeit der aufgenommen Nahrung erhöht sein können.
Hypertriglyceridämie | Hypercholesterinämie | Kombinierte Hyperlipidämie |
Triglyceride: > 200 mg/dL | Gesamtcholesterin: > 200 mg/dL | Triglyceride: > 200mg/dL Gesamtcholesterin: > 200 mg/dL |
Wird mittels Blutuntersuchung eine deutliche Erhöhung der Blutfettwerte festgestellt, gibt dies einen Hinweis, dass der/die Patient/in an einer Hyperlipidämie leiden könnte. Im weiteren Verlauf stellen Ärzte/-innen spezifische Fragen, ob innerhalb der Familie (z. B. Eltern, Großeltern) bereits Fälle an Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. Schlaganfall, Herzinfarkt) aufgetreten sind.
Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit einer Ultraschalluntersuchung. Mittels Ultraschall kann festgestellt werden, ob eine Ablagerung von LDL-Cholesterin (“böses Cholesterin”) an den Gefäßwänden des/-r Patienten/-in vorliegt. Besonders gut eignet sich für diese Untersuchung die Halsschlagader samt der Messung der sogenannten Intima-Media-Dicke (Nachweis einer arteriosklerotischen Gefäßverengung).
Bei jungen Personen ohne bestehende Gefäßverengung beträgt die Dicke dieser Schicht rund 0,5 bis 0,7 Millimeter. Ab einem Messwert von 1,0 bis 1,5 Millimeter ist ein Hinweis auf eine starke Veränderung der Gefäßwände gegeben, wonach ein Rückschluss auf Hyperlipidämie gezogen werden kann.
Folgen der Fettstoffwechselstörung
Dauerhaft erhöhte Blutfettwerte gehen mit einem stark erhöhten Risiko einher, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung als Folge einer Hyperlipidämie zu entwickeln. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Hyperlipidämie begünstigt die Entstehung von Arteriosklerose (Gefäßverengung) durch die Ablagerung der Blutfette an den Gefäßwänden.
LDL befördert Cholesterin im Blut zum gewünschten Zielort (z. B. Körperzellen). Ist nun der Wert an LDL-Cholesterin im Blut über lange Zeit hinweg erhöht, kann Cholesterin von den Körperzellen nicht mehr aufgenommen werden und lagert sich folglich an Gefäßwänden ab, wodurch sich diese schrittweise verengen (siehe Abbildung oben). Gefäßverengung können zu Durchblutungsstörungen führen, wobei die Lokalisation der Verengung (z. B. Herz, Gehirn) über mögliche Folgeerkrankungen bestimmt.
Die Folgen daraus sind meist vollständige Verschlüsse eines Blutgefäßes in Gehirn (Schlaganfall) oder Herz (KHK, Herzinfarkt). Auch andere Körperregionen können von solch einem Gefäßverschluss betroffen sein.
Im schlimmsten Fall ist es möglich, dass Teile dieser Ablagerungen (Gerinnsel) in den Blutkreislauf gelangen.
Neben dem Gefäßsystem am Herzen oder im Gehirn sind häufig auch Gefäßsysteme an Hals, Beinen (z. B. Thrombose im Oberschenkel), sowie dem Magen-Darm-Bereich betroffen. Auch Organe können von Gefäßverengungen betroffen sein (z. B. Lungenembolie).
Zusätzlich lagern sich Lipide in der Leber ab und können die Entstehung einer Fettleber begünstigen. Ausgeprägte bzw. unzureichend therapierte Hypertriglyceridämien können zu schmerzhaften Entzündungen der Bauspeicheldrüse (akute Pankreatitis) führen.
Therapie – Was kann man gegen Hyperlipidämie tun?
Die Behandlung einer Hyperlipidämie ist meist mit keinerlei Komplikationen verbunden und kann überdies bestehende Beschwerden lindern. Neben einer medikamentösen Behandlung ist die Anpassung bzw. Veränderung des persönlichen Lebensstils der Schlüssel zum Erfolg.
Übergeordnetes Ziel ist stets, das Risiko für das Auftreten von Folgeschäden, wie z.B. Herz- und Gefäßerkrankungen, auf ein Minimum zu reduzieren. Der/die Arzt/Ärztin vereinbart mit dem/der Patienten/-in einen individuellen Zielwertkorridor für die erhöhten Blutfettwerte. Dabei orientiert sich der/die Mediziner/in am persönlichen Risiko der Patienten/-innen, das sich neben dem erhöhten Laborbefund zusätzlich aus Alter, Geschlecht, Zigarettenkonsum, etwaig vorliegender Diabetes-Erkrankung sowie einer genetischen Vorbelastung zusammensetzt.
Medikamentöse Behandlung
Eine Reihe an Medikamente kann zur Behandlung einer diagnostizierten Hyperlipidämie eingesetzt werden. Sofern keine Gegenanzeigen vorliegen, verordnet der/die Arzt/Ärztin ein Präparat aus der Gruppe der Statine, die als Goldstandard in der Therapie der Hyperlipidämien gelten. Vertreter dieser Medikamentengruppe (Atorvastatin, Simvastatin, Pravastatin) hemmen die körpereigene Cholesterinproduktion in der Leber und erleichtern zugleich die Aufnahme von überschüssigem Cholesterin in die Zellen, in dem die passenden Rezeptoren auf der Oberfläche der Leberzellen vervielfältigt werden. Folglich verschiebt sich der Überschuss an Cholesterin aus dem Blut in die Zellen, infolgedessen sind die Gefäßwände den schädigenden, atherosklerotischen Einflüssen nicht länger ausgeliefert.
Andere Möglichkeiten:
- Fibrate (z. B. Gemfibrozil, Fenofibrat) zur Aktivierung des Enzyms Lipoproteinlipase
- Cholesterin-Resorptionshemmer (z. B. Ezetimib) zur Hemmung des sogenannten Niemann-Pick-Proteins, welches als Transportprotein eine bedeutende Rolle in der Absorption von Cholesterin spielt
- Anionenaustauscher (z. B. Colestipol) zur Hemmung der Rückresorption der Gallensäure, was die Bildung von LDL-Rezeptoren begünstigt.
Apherese
Unter Lipidapherese versteht man ein spezielles Blutreinigungsverfahren, welches in der Regel 2 bis 4 Stunden in Anspruch nimmt und im Abstand von wenigen Wochen wiederholt werden muss. Das Verfahren dient der Entfernung von Triglyzeriden, sowie von LDL-Cholesterin aus dem Blut.
Nichtmedikamentöse Behandlung
Die nicht-medikamentöse Therapie ruht auf drei Säulen:
1. Herz-gesunde Ernährung
Für eine herzgesunde Ernährung empfehlen sich diese Grundregeln:
- pflanzliche, ungesättigte Fettsäuren
- Mediterrane Küche
- wertvolle Omega-3-Fettsäuren
- ballaststoffreiche Ernährung
- Völlegefühl vermeiden (Kalorienreduktion)
2. Mehr Bewegung / Sport
Mehr ist mehr – und das auch in kleinen Schritten. Mit schrittweisen Änderungen wie diesen lässt sich leicht mehr Bewegung in den Alltag integrieren:
- Treppe statt Rolltreppe
- regelmäßiger Sonntagsspaziergang, gerne auch unter der Woche
- sportliche Betätigung (z.B. in einer Herzsportgruppe)
3. Reduzierung von Alkohol und Nikotin
- Rauchen reduzieren
- kontrollierter Alkoholkonsum
Änderung / Anpassung des persönlichen Lebensstils
Zu sämtlichen der genannten Risikofaktoren, welche die Entstehung einer Hyperlipidämie fördern, kann ein persönlicher Beitrag geleistet werden. Eine ausgewogene Ernährung mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Eiweißen, Kohlenhydraten und Fetten sind für die Normalisierung der Blutfettwerte von großer Bedeutung. Auch mehr Bewegung im Alltag (z. B. Sport) fördert die Mobilisierung von Fettreserven und unterstützt den Abbau von Blutfetten.
Niemand predigt den Totalverzicht auf Genüsse, die uns Freude bereiten. Wer allerdings erkannt hat, dass uns die eigene Gesundheit zu einem Großteil in die eigenen Hände gelegt wurde, dem fällt es leichter beispielsweise unter der Woche die gesünderen Alternativen zu wählen und am Wochenende als Belohnung für die eigene Selbstdisziplin etwas “nachlässiger” zu sein. Hinsichtlich der gesundheitlichen Prävention wäre damit schon viel erreicht.
Mehr zu Cholesterin
- Baenkler et al.: Kurzlehrbuch Innere Medizin, Thieme Verlag, 3. Auflage, 2015.
- Löffler et. Al., Biochemie und Pathobiochemie, Springer, 9. Auflage, 2014.
- Siegenthaler W., Differentialdiagnose innerer Krankheiten, Thieme, 18. Auflage, 2000.
- Pschyrembel, W.: Pschyrembel, klinisches Wörterbuch, De Gruyter, 267. Auflage, 2017.
- Hyperlipidämie, www.next.amboss.com (Abrufdatum: 31.01.2021)