Ein Stoß gegen die Tischkante, ein leidenschaftlicher Kuss am Hals oder ein Zusammenprall beim Sport und schon ist es passiert – ein unschönes und schmerzendes Hämatom bildet sich. Aber wie entsteht ein Bluterguss eigentlich? Wie sieht er genau aus? Und was hilft gegen die blauen Flecken?
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Hämatom?
Die menschliche Haut ist relativ robust und schützt uns gegen zahlreiche Umwelteinflüsse. Bei einem Stoß bleibt die Oberhaut in der Regel intakt, doch der Aufprall geht am tieferen Gewebe nicht spurlos vorbei. In den unteren Hautschichten liegende Blutgefäße werden durch die Krafteinwirkung verletzt, Blut läuft ins umliegende Gewebe – ein blauer Fleck bildet sich.
Es handelt sich bei einem Hämatom, auch Bluterguss oder blauer Fleck genannt, demnach um eine Ansammlung von Blut im weichen Gewebe wie Fett- oder Muskelgewebe oder in Hohlräumen des Körpers. Es ist jedoch eine größtenteils harmlose innere Blutung oder Einblutung in Weichteilen oder in Gewebe-Zwischenräumen.
Man unterscheidet hierbei zwischen verschiedenen Hämatom-Arten, abhängig davon, wo ein Hämatom im Gewebe liegt:
- Subkutanes Hämatom: Bluterguss direkt unter der Haut
- Intramuskuläres Hämatom: Bluterguss innerhalb des Muskelgewebes
- Periosteales Hämatom: Bluterguss in der Knochenhaut
- In spezifischen Körperbereichen (etwa in Gelenken oder im Gehirn)
- Subunguales Hämatom: Blauer Fleck unter einem Zehen- oder Fingernagel
Ein Bluterguss kann unterschiedlich tief sein, oft dauert es einige Stunden, bis das ganze Hämatom sichtbar ist. Tendenziell ist schwaches Bindegewebe anfälliger für Blutergüsse als festes Bindegewebe. Da Frauen von Natur aus ein schwächeres Bindegewebe haben als Männer, liegt bei ihnen eine größere Neigung für blaue Flecken vor. Auch ältere Menschen neigen stärker zu blauen Flecken als jüngere Leute.
Wie entsteht ein Hämatom (Bluterguss)?
Am häufigsten entsteht ein Hämatom durch einen Stoß, eine Quetschung oder eine Prellung. Blaue Flecken können jedoch gleichermaßen aus einem operativen Eingriff resultieren. Dazu gehört beispielsweise das Einsetzen eines Herzschrittmachers. Darüber hinaus können Blutergüsse aus einer Bluterkrankung wie Blutarmut (Anämie), Leukämie oder einer Blutgerinnungsstörung folgen.
Wer Medikamente wie Aspirin einnimmt, welche blutverdünnend wirken, weist auch oft Hämatome auf. Manche Menschen haben darüber hinaus eine ererbte Veranlagung, bereits bei leichten Stößen deutlich sichtbare Flecken zu entwickeln.
Hämatom – Symptome
Je nach Lage und Größe der verletzten Blutgefäße führen leichte Blutungen erst nach einiger Zeit zu einem Bluterguss. Dahingegen lösen starke Prellungen direkt nach dem Trauma eine heftige körperliche Reaktion aus, meist mit einer Schwellung (Beule) und Schmerzen verbunden.
Liegt eine äußere Verletzung vor, zeigt sich ein Hämatom durch die typische rot-bläuliche Verfärbung und Druckschmerz. Hämatome innerhalb des Körpers allerdings sind zwar von außen nicht zu sehen, verursachen dennoch Schmerzen. Denn das ausgetretene Blut drückt auf das umliegende Gewebe. Abhängig davon, wo und wie stark die Einblutung ist, kann ebenfalls die Funktionsfähigkeit von Muskeln und Gelenken eingeschränkt sein.
Hämatom – Verlauf
Der Verlauf eines Hämatoms ist abhängig von dem der Hautoberfläche zugefügtem Trauma und dem darauffolgenden Behandeln des Blutergusses. Sind nicht nur oberflächliche, sondern ebenfalls tiefer liegende Gefäße im Zuge des Traumas verletzt worden, ist der Bluterguss nicht als Farbveränderung, sondern als Schwellung zu sehen. Bei tiefen Verletzungen wird der blaue Fleck ferner erst nach ein paar Tagen ersichtlich. Schlimmstenfalls kann ein tiefes Hämatom nicht vollständig aufgelöst werden, woraufhin eine Verkalkung im Muskel entsteht.
Kann ein Bluterguss gefährlich werden?
Bei Hämatomen, welche groß sind und sich schnell ausbreiten, sollten Betroffene zum Arzt gehen. Hierbei besteht nämlich das Risiko einer Verletzung größerer Blutgefäße. Erkennt und behandelt man diese Verletzungen nicht, können solche Gefäßeinrisse in einem hohen Blutverlust resultieren.
Sind mit einem Hämatom starke Schmerzen oder Schmerzen über einen längeren Zeitraum hinweg verbunden, kann es ebenso gefährlich sein. Eine ärztliche Versorgung ist dann erforderlich, damit Begleitverletzungen oder Komplikationen wie Gelenkbeteiligungen, Infektionen oder Frakturen ausgeschlossen werden können.
Eine Gefahr können überdies Hämatome im Gehirnbereich wie eine Hirnblutung darstellen sowie innere Hämatome. Erfolgt die Einnahme gerinnungshemmender, blutverdünnender Medikamente wie Marcumar, kann ein Hämatom schon durch ein Bagatelltrauma bzw. eine Läsion auftreten. Ferner können Hämatome in Gelenken wie Sprunggelenk, Knie oder Hüfte bei oftmaligem Auftreten Arthrose begünstigen.
Prognose
Meist bildet sich das Hämatom allein zurück. Im Verlauf der Heilung sind verschiedene Farben des Hämatoms zu sehen, da der Körper die Blutrückstände abbaut.
Diese Phasen existieren in diesem Zusammenhang:
- Rot: Aufplatzen der kleinen Gefäße und das Blut tritt ins Gewebe.
- Dunkelrot bis Blau: Blutgerinnung
- Braun bis Schwarz: das Hämoglobin wird enzymatisch zu Cholelglobin bzw. zu Verdoglobin, auch Gallenfarbstoff, abgebaut
- Dunkelgrün: enzymatischer Abbau des Hämoglobins zu Biliverdin (Gallenfarbstoff)
- Gelb bis Braun: enzymatischer Abbau des Hämoglobins durch Bilirubin (Gallenfarbstoff)
Indem man die verletzte Stelle sofort kühlt, lässt sich der Schmerz und die Ausbreitung des Hämatoms einschränken, da sich die Blutgefäße im Zuge dessen zusammenziehen und dadurch weniger Blut austritt. Je tiefer die Einblutung im Gewebe ist, desto weniger ausgeprägt sind diese äußerlich ersichtlichen Farben bzw. Anzeichen.
Hämatom – Diagnose
Da ein Hämaton beim Großteil der Fälle für jeden zu sehen ist, ist eine weitere Diagnostik nicht erforderlich. Kann man das Ausmaß der Verletzung bei einem Bluterguss hingegen nicht erkennen, sollte man eine Ultraschall-Untersuchung (Sonografie) für die weitere Diagnostik durchführen lassen. Eine Röntgen-Untersuchung kann zudem hilfreich für die Erkenntnis sein, ob der Bluterguss gekoppelt mit einem Knochenbruch oder einer Gelenkverletzung ist. Gleichermaßen gilt es, Kopfverletzungen wie Hirnblutungen, Knochenbrüche oder einen Muskelfaserriss auszuschließen.
Hämatom – Behandlung
In den meisten Fällen sind Hämatome harmlos und können von zu Hause aus behandelt werden. Hierbei sollte man die betroffene Stelle 15-20 Minuten kühlen, die verletzte Stelle hochlegen und zumindest in der ersten Zeit weitere Bewegungen vermeiden. In manchen Fällen ist allerdings ein Arztbesuch notwendig. Zum Beispiel kann ein Hämatom im Schädelbereich oder in der Augenhöhle kritisch sein – oder enorm anschwellen.
Bluterguss behandeln – was kann man selbst tun?
Wenn sich ein Hämatom ankündigt, hilft schnelles Kühlen mit Eis oder einer Kühlkompresse. Auf diese Weise wird die Blutung gebremst und einer Schwellung vorgebeugt. Weil durch das Kühlen weniger Blut in das umliegende Gewebe gelangt, verfärbt sich der Bluterguss nicht so intensiv. Auch Hochlagern hilft den Blutfluss einzudämmen. Medizinisches Fachpersonal rät für die Erste-Hilfe-Maßnahme zur PECH-Regel. Die Abkürzung PECH steht für Pause, Eis, Kompression, Hochlagern. Ab dem zweiten Tag bringt Wärme mehr als Kälte, ab dann lohnt es sich auf warme Umschläge umzusteigen. Durch die Wärme verbessert sich die Durchblutung und das ins Gewebe gelangte Blut kann effizienter abgebaut werden.
Auch Salben können helfen, damit ein Hämatom schneller verschwindet. Insbesondere Arnika oder auch Heparin wirken schmerzlindernd und entzündungshemmend. Aber auch Salben mit Calendula (Ringelblume) wirken auf den Heilungsprozess unterstützend und haben sich für die Behandlung von Blutergüssen bewährt. Sind die Schmerzen stark ausgeprägt, sind schmerzstillende Medikamente wie Acetylsalicyslsäure (ASS) hilfreich. Außerdem sind Hausmittel wie Aloe Vera, Zwiebeln, Knoblauch, Apfelessig und Quark wirksam gegen Schwellung und Entzündung.
Hämatom – Wann zum Arzt?
Bei gesunden Menschen heilen Blutergüsse meist unproblematisch ab. Wenn das Hämatom sehr groß ist, dick anschwillt oder stark schmerzt, sollte ein Arzt konsultiert werden. Ebenso wenn Kreislaufbeschwerden erkennbar oder Körperfunktionen eingeschränkt sind. Besonders tückisch sind Hämatome am Bauch, Brustkorb und am Kopf, da das Blut in diesen Bereichen auch nach innen fließen kann und ein Hämatom oberflächlich kaum sichtbar ist.
Die gleiche Empfehlung gilt für Menschen, bei denen regelmäßig blaue Flecken entstehen, für die es keine Erklärung gibt. Wer also häufiger denkt “Wie entsteht ein Bluterguss, ich habe mich doch gar nicht gestoßen!” sollte seinen Hausarzt auf das Phänomen ansprechen.
Hämatom – Bluterguss kaschieren
Wer einen wichtigen Termin hat und den unschönen Bluterguss nicht zur Schau stellen möchte, findet in der Apotheke wasserfeste und stark deckende Make-up-Produkte (Camouflage). Sie entsprechen dem Farbton der Haut und kaschieren jedes Hämatom zuverlässig.
Hämatom – Vorbeugung
Hämatome können in alltäglichen Situationen vorkommen. Wie oft stößt man beispielsweise seinen Zeh an der Tischkante oder seinen Kopf mal an einer Schranktür? Daher ist es in diesen Situationen nur bedingt möglich, Hämatomen vorzubeugen. Generell gilt hierbei allerdings, achtsam zu sein und seine Umgebung genau im Blick zu behalten. Ist man also im Stress und eilt schnell in die Küche mit den Gedanken an die Aufgaben für den kommenden Tag, kann eine kleine Verletzung bereits vorprogrammiert sein, da man mit dem Kopf ganz woanders ist.
Bei körperbetonten Sportarten können jedoch ebenso Blutergüsse auftreten, weswegen eine angemessene Schutzausrüstung unausweichlich ist. Dazu gehören beispielsweise Schienbeinschoner beim Fußball oder das Tragen eines Helmes beim Fahrradfahren oder bei Sportarten wie Skifahren. Falls man dann stürzen sollte, schützt der Helm vor Blutergüssen und weiteren Verletzungen im Kopf- und Gesichtsbereich.
Hat man sich doch einmal verletzt, sollte man die betroffene Stelle schnellstmöglich kühlen. Ist das nicht möglich, empfiehlt es sich, auf die Stelle mit dem Finger für eine Minute Druck auszuüben.
Mehr zu Verletzungen
1. F. H. Mader, H. Weißgerber: Allgemeinmedizin und Praxis, Anleitung in Diagnostik und Therapie, 6. Auflage, Springer Medizin Verlag, 2007
2. Hämatome, Blutergüsse, blaue Flecken – Entstehung & Behandlung, www.akademie-sport-gesundheit.de (Abrufdatum: 10.06.2020)
3. Hämatom, www.pschyrembel.de (Abrufdatum: 10.06.2020)