Fischvergiftungen kommen vor allem in Asien, Afrika und der Karibik vor, aber auch hierzulande kann es einen erwischen. Während in Europa häufig die unzureichende und falsche Lagerung als Grund für eine Fischvergiftung zu nennen ist, gibt es in anderen Ländern Fische, die Toxine enthalten. Ein bekanntes Beispiel, dass Japans Küche bietet, ist der Verzehr des Kugelfisches. In einigen seiner Organe befindet sich ein hochwirksames, tödliches Nervengift. Eine Kugelfisch-Vergiftung ist wohl die extremste Form der Fischvergiftung. Aber auch mildere Erscheinungsformen können sehr unangenehm sein und sollten unbedingt von einem Arzt untersucht werden. Wir bieten hier mehr Infos zum Thema Fischvergiftung und wie damit umzugehen ist.
Inhaltsverzeichnis
Fischvergiftung – Ursachen
Die Bezeichnung “Fischvergiftung” ist nicht spezifisch und wird für eine ganze Reihe an Vergiftungen genutzt. Nicht immer muss es dabei um Fisch gehen. Auch Vergiftungen mit Muscheln, Krebsen und anderen Meeresfrüchten werden so benannt. Es gibt auch nicht “die eine” Ursache für Fischvergiftung, sondern mehrere mögliche Auslöser.
Der “Klassiker” ist wohl die falsche Lagerung (unzureichende Kühlung, Unterbrechung der Kühlkette) oder zu langes Zuwarten bei der Zubereitung. Durch einsetzende Zerfallsprozesse bilden sich Bakterien, die beim Verzehr zu Vergiftungserscheinungen führen können. Es handelt sich um eine typische Lebensmittelvergiftung. Normalerweise verhindert bereits der üble Geruch, dass es so weit kommt. Weitere Erkennungszeichen (Konsistenz, Aussehen) signalisieren, ob ein Fisch noch frisch ist. Austern und Muscheln sind besonders schnell verderblich, weil sich ihre Eiweiße sehr leicht zersetzen. Aber auch Fischkonserven sind nicht vor dem “Schlechtwerden” sicher – bei Überlagerung sind ebenfalls Vergiftungen möglich. Hier bildet sich Botulinumtoxin – ein starkes Gift, das Sehstörungen und Muskellähmungen auslösen kann.
Eine weitere Form der Fischvergiftung ist Ciguatera, eine Vergiftung mit Ciguatoxin. Tückisch dabei: dieser Giftstoff kommt auch im frischen Fisch vor. Ciguatoxin wird von auf Algen lebenden Einzellern gebildet, die über die Nahrungskette in den Fisch gelangen. Dieser wird selbst nicht vergiftet, der verzehrende Mensch schon. Es handelt sich um ein unter Umständen lebensbedrohliches Gift. Einige Fischarten sind besonders anfällig: Zackenbarsche, Gelbschwanzmakrelen und Barrakuda – da sie Raubfische sind, reichert sich das Gift durch den Fang anderer Fische in ihrem Körper an. Auch Muscheln als “Meeresfilter” können belastet sein. Die Fische und Meeresfrüchte stammen in der Regel aus warmen Gewässern mit hoher Algenkonzentration.
Tetrodotoxin ist das Kugelfisch-Gift und eines der stärksten Gifte überhaupt. Es kommt auch in einigen anderen Fischen vor. Wie es im Kugelfisch gebildet wird, ist bisher nicht abschließend geklärt. Eine Tetrodotoxin-Vergiftung lähmt innerhalb kurzer Zeit das komplette Nervensystem inkl. Atmung und führt sehr oft zum Tod. Zum Glück kommt diese Vergiftung bei uns mangels Kugelfisch-Genuss praktisch nicht vor.
Fischvergiftung – Symptome und Verlauf
So unterschiedlich wie die Ursachen von Fischvergiftungen sind, so breit gefächert sind auch die Symptome sowie die Inkubationszeit und der Verlauf. Die Bandbreite reicht von typischen Magen-Darm-Problemen (Übelkeit, Bauchschmerzen, Darmkoliken, Erbrechen, Durchfall) über Kopf- und Muskelschmerzen, Hautausschläge, Brennen und Juckreiz bis zu Herz-Kreislauf-Beschwerden (starke Blutdruck-Schwankungen, schneller Puls, Schweißausbrüche, Schwindel). Bei extremen Vergiftungen kommt es zu Nervenstörungen und Lähmungserscheinungen, Kreislaufzusammenbruch und schlimmstenfalls zum Tod.
Meist zeigen sich die Anzeichen einer Fischvergiftung bereits innerhalb kurzer Zeit – nicht selten binnen einer Stunde oder wenigen Stunden nach dem Verzehr. Mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufproblemen sowie Brennen im Mundbereich beginnt es. Weitere Symptome schließen sich an. Die Intensität der Vergiftung hängt wesentlich von der verzehrten Fischmenge und von der Menge eines aufgenommenen Toxins ab.
Wird die Vergiftung durch Erreger (verdorbener Fisch) ausgelöst, klingen die Symptome in der Regel nach überschaubarer Zeit wieder ab – manchmal bereits nach ein paar Stunden, manchmal nach zwei bis drei Tagen. In Ausnahmefällen kann der Heilungsprozess bei hartnäckigen bakteriellen Erregern längere Zeit in Anspruch nehmen.
Bei einer Vergiftung mit Toxinen – zum Beispiel bei Ciguatera – lässt sich der Verlauf nicht so genau vorhersagen. Hier kann es auch noch nach Tagen zu plötzlichen Verschlechterungen (Muskelschmerzen, Lähmungserscheinungen) des Gesundheitszustands kommen. Unter Umständen dauert es Monate, bis die Gesundheit wiederhergestellt ist. Hier ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren.
Fischvergiftung – Diagnose und Behandlung
Ob eine Fischvergiftung vorliegt, wird ein Arzt zunächst im Rahmen der Anamnese durch eine Befragung des Patienten feststellen wollen. Wurde kurz vor dem Auftreten von Symptomen Fisch verzehrt, deutet manches auf eine Vergiftung hin. Bleibt es bei Übelkeit, Erbrechen usw. wird eine bakterielle Fischvergiftung vermutet werden. Nachweise lassen sich ggf. durch Untersuchung von Resten des Fisches oder über eine Stuhlprobe führen. Stellen sich weitere Symptome ein, kommt eine Vergiftung mit Toxinen in Frage. Hier bringt eine Blutuntersuchung Klarheit.
Bei einer normalen Lebensmittelvergiftung wird keine besondere Behandlung erfolgen. Maßnahmen betreffen höchstens Symptom-Bekämpfung. Ansonsten wird auf die Selbstheilungskräfte des Körpers vertraut. Anders sieht es bei Vergiftungen mit Toxinen aus. Hier ist immer eine intensive ärztliche Überwachung erforderlich – sehr oft im Krankenhaus. Bei länger dauerndem Erbrechen oder Durchfall sind Infusionen nötig, um den Wasser- und Elektrolyt-Haushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Magenspülungen, Aktiv-Kohle und bewusstes Erbrechen können dazu dienen, Gift zu neutralisieren oder aus dem Körper zu entfernen. Bei Lähmungserscheinungen ist u.U. eine künstliche Beatmung angezeigt. Eine Vergiftung mit Botulinumdoxin kann durch Injizieren eines Gegengiftes behandelt werden.
Fischvergiftung – wie oft leicht, mittel, schwer?
Fischvergiftungen kommen vergleichsweise selten vor. In einer schon etwas älteren Untersuchung am Giftinformationszentrum-Nord (GIZ-Nord) der Universität Göttingen wurden für den Zeitraum 1996 bis 2001 insgesamt 522 Konsultationen wegen Fischvergiftungen registriert. 64 Anfragen waren rein prophylaktisch, d.h. es lag keine Vergiftung vor.
In 456 Fällen lag tatsächlich eine Vergiftung vor. 20,2 Prozent davon verliefen nahezu symptomlos. 61,8 Prozent wurden als leicht eingestuft, 16,5 Prozent als mittelschwer und 1,3 Prozent als schwer. Ein Fall verlief tödlich.
In 39 Fällen lag eine Vergiftung durch Toxine – Ciguatera, Tetrodotoxin – vor. Der Normalfall ist die klassische Fischvergiftung durch bakterielle Erreger. Das GIZ-Nord deckt den gesamten nordwestdeutschen Raum ab, eine Region mit sicher überdurchschnittlich häufigem Fischgenuss. Die Analysen zeigt: schwere Fischvergiftungen sind zwar nicht unmöglich, aber doch recht unwahrscheinlich. Das Risiko, an einer Fischvergiftung zu sterben, ist bei uns nahezu null.