Cluster-Kopfschmerzen sind heftige, häufig einseitige Kopfschmerzen. Im Gegensatz zu normalen Kopfschmerzen sinn die Betroffenen von heftigen Schmerzen geplagt. Der Cluster-Kopfschmerz ist bei vielen Ärzten deshalb eher unbekannt, weil diese spezielle Art von Kopfschmerzen nur sehr selten auftritt.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Cluster-Kopfschmerz?
Bei Cluster-Kopfschmerzen treten extrem starke Kopfschmerzen auf, die sich nicht mit normalen Kopfschmerzen vergleichen lassen. Der Begriff „Cluster“ beschreibt die Krankheit deshalb so passend, weil es zu einer „Anhäufung“ von Kopfschmerzen kommt. Diese treten also nicht nur einmalig auf, sondern oft mehrfach am Tag. Der Begriff mag im ersten Moment seltsam klingen, beschreibt aber sehr gut die Problematik dieser sehr speziellen Art von Kopfschmerzen.
Weitere Kennzeichen der Cluster-Kopfschmerzen sind das häufig einseitige Auftreten im Bereich der Augen sowie damit verbundene weitere Symptome wie tränende Augen, laufende Nase sowie hängendes Augenlid. Der Cluster-Kopfschmerz wird auch als Bing-Horton-Syndrom bezeichnet und schränkt die Lebensqualität der betroffenen Personen sehr stark ein.
Wie lange dauern Cluster-Kopfschmerzen?
Wie bereits beschrieben, treten Cluster-Kopfschmerzen mehrfach täglich auf. Die sehr heftigen Kopfschmerzen können dabei bis zu achtmal am Tag auftreten. In einigen Fällen gibt es sogar noch mehr Schübe.
Meistens treten die Schmerzen nachts in Erscheinung. Dabei ist die Dauer der Schmerzen sehr unterschiedlich und kann von 15 Minuten bis zu 180 Minuten andauern. Eine aktive Schmerzphase wird von Ärzten oft als Cluster-Periode bezeichnet.
Der Cluster-Kopfschmerz tritt nämlich in der Regel nicht dauerhaft auf, sondern in Perioden. Diese können vier bis zwölf Wochen andauern. Danach folgt eine Phase ohne Kopfschmerzen, bis es dann eine erneute Cluster-Periode gibt. In welchen Abständen und wie lange die Kopfschmerzen auftreten, ist dabei individuell sehr unterschiedlich.
Sind Cluster-Kopfschmerzen gefährlich?
Nach Forschungen zufolge erkrankt eine von 1000 Personen an dem Cluster Schmerz. Cluster-Kopfschmerzen betreffen vor allem Personen in einem Alter zwischen 20 und 40 Jahren, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.
Cluster-Kopfschmerzen an sich stellen keine lebensbedrohliche Krankheit dar, sind aber sehr belastend für betroffene Menschen. Patienten bezeichnen die Symptome als „den schlimmsten Kopfschmerz der Welt“. Betroffene haben solch starke Schmerzen, dass sie nicht ruhig sitzen können und sich durch Bewegung ablenken müssen. Dies verdeutlichet, wie sehr Betroffene darunter leider und daher sollten die Schmerzen auch sehr ernstgenommen werden. Besteht bei einem Patienten Verdacht auf Cluster-Kopfschmerzen, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht und die Behandlung eingeleitet werden.
Eine Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung ist in diesem Fall sinnlos, da Hausmittel oder andere frei verkäufliche Medikamente keine Abhilfe schaffen, sondern die Erkrankung sogar verschlimmern können.
Symptome für Cluster-Kopfschmerzen
Oft ist es gar nicht einfach, alle Symptome richtig zu deuten, da Cluster-Kopfschmerzen ein Anzeichen für viele anderen Krankheiten sein können. Cluster-Schmerzen selbst treten in Attacken auf und bedeuten sehr starke Kopfschmerzen.
Ein Symptom sind die sehr starken, heftigen Kopfschmerzen, die wie zuvor beschrieben von Betroffenen als unvergleichbar stark beschrieben werden. Diese wirken sehr heftig und bohrend im Kopf. Betroffene sprechen von Höllenqualen.
Ein weiteres Kennzeichen sind die einseitigen Kopfschmerzen. Oft kann der Patient genau beschreiben, in welcher Kopfhälfte die Schmerzen auftreten. Treten die Kopfschmerzen links bei einem Patienten auf, wird sich das im Laufe einer Erkrankung nur selten verändern.
Weitere Symptome:
- Tränendes Auge
- Gerötetes Auge
- Herabhängendes Auge
- Verkleinerte Pupille
- Anschwellen der Lider
- Laufende Nase
- Schwitzen im Gesicht
- Innere Unruhe und Bewegungsdrang
- Überempfindlichkeit für Licht und Lärm
- Horner Syndrom
Wichtig zu erwähnen ist, dass die Symptome dann entsprechend oft auch nur einseitig auftreten. Das sogenannte Horner Syndrom beschreibt drei miteinander verbundene Aspekte. Die verengte Pupille, das hängende Oberlid und der Augapfel, welcher in der Augenhöhle eingesunken ist.
Auch kennzeichnend für die Krankheit und ein weiteres Symptom ist es, dass die Schmerzen oftmals zu festen Zeiten bei den Betroffenen auftreten. Oftmals treten die Schmerzen zu festen Zeiten auf:
- ein bis zwei Stunden nach dem Einschlafen
- in der ersten REM-Schlafphase
- am frühen Morgen (bei mehr als 50% der Betroffenen)
Daneben ist charakteristisch, dass der Cluster-Kopfschmerz häufiger im Frühjahr / Herbst als im Sommer / Winter auftritt, was wiederum ein weiteres Kennzeichen für die Störung des Biorhythmus ist.
Ursachen für Cluster-Kopfschmerzen
Was die Ursachen von Cluster-Kopfschmerzen sind, konnte bisher wissenschaftlich noch nicht eindeutig beleget werden.
Die Wissenschaft geht jedoch davon aus, dass diese Art der Kopfschmerzen erblich bedingt ist. So haben Nachkommen von Betroffenen ein 18-fach größeres Risiko, ebenfalls an den Kopfschmerzen zu erkranken. Als Arzt sollte man daher gezielt nach Erkrankungen in der Verwandtschaft fragen.
Ärzte und Forscher vermuten, dass die Ursache der Cluster-Kopfschmerzen mit einer Fehlsteuerung biologischer Rhythmen zusammenhängt, vor allem mit einer Fehlsteuerung des Tag-Nacht-Rythmus. Da die Schmerzen vor allem nachts und am frühen Morgen auftreten, gehen Mediziner davon aus, dass überaktive Nervenzellen im Hirn die Ursache für den Cluster-Kopfschmerz sind. Konkret stehen die Nervenzellen im Zwischenhirn als Ursache unter Verdacht, die für die Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus verantwortlich sind. Vermutlich entstehen die Attacken in dieser Hirnregion und sind der Ursache für die Kopfschmerzen, da diese während einer Schmerzphase besonders aktiv ist.
Neben den vererblichen und genetischen Ursachen gibt es bei den Betroffenen oftmals noch besondere zusätzliche Dinge im Alltag, die den Cluster-Kopfschmerz auslösen. Ähnlich wie bei der Migräne existieren bestimmte Auslöser, welche den Schmerz antriggern. Der bekannteste Auslösefaktor ist Alkohol, gefolgt von Medikamenten und Wirkstoffe wie Histamin, Calcium-Antagonisten und Nitroglyzerin. Daneben sind auch situative Auslöser bekannt wie blendendes Licht oder der Aufenthalt in großen Höhen.
Verlauf von Cluster-Kopfschmerzen
Der Cluster-Kopfschmerz beginnt im Mittel im Alter von 28-30 Jahren. Er kann allerdings in jedem Lebensalter anfangen. Männer sind stärker betroffen als Frauen, das Verhältnis beträgt ca. 3:1.
Die Attackenfrequenz der Betroffenen beträgt von 1 Attacke jeden 2. Tag bis zu 8 Attacken/Tag. Zeitlich treten die Attacken oftmals zu gleichen Uhrzeiten auf, häufig Nachts zwischen 1 und 3 Uhr oder zur gleichen Tageszeit. Hat die Krankheit eingesetzt, unterscheidet man anschließend zwei Verlaufsfälle. Diese sind der episodische und der chronische Cluster-Kopfschmerz Verlauf. Die Clusterdauer beträgt 2 Wochen bis 2 Monate (episodischer Verlauf).
In der Mehrzahl der Fälle bei ca. 80% der Patienten ist der Verlauf episodisch. Das heißt, der Kopfschmerz tritt in bestimmten Episoden auf, also Zeiträumen mit Schmerzen, gefolgt von anfallsfreien Zeiten. Charakteristisch ist hier, dass die symptomatischen Episoden ein paar Wochen oder wenige Monate dauern, gefolgt von symptomfreien Phasen von mehren Monaten oder Jahren. Die schmerzfreien Zeiträume sind hier als länger als die Zeiträume mit Schmerzen.
Seltener verläuft der Cluster-Kopfschmerz chronisch. Dauern die Cluster-Zeiträume länger als 1 Jahr oder die Phasen ohne Anfälle weniger als ein Monat, dann spricht man vom chronischen Cluster-Kopfschmerz.
Von den Patienten, mit zunächst episodischen Verläufen, werden 12 % zu chronischen Kopfschmerzpatienten. Die Anzahl der Patienten, bei denen die Episoden chronisch verlaufen mit mehr als einem Jahr ist jedoch gering und liegt nur bei ca. 0,1% bis 0,2%.
Wieso ist der Cluster-Kopfschmerz bei Ärzten eher unbekannt?
Jeder Arzt erlebt es in seinem Alltag, dass Patienten die Praxis betreten und von heftigen Kopfschmerzen berichten. Was die Ursache für die Schmerzen im Bereich des Kopfes ist, lässt sich mit dem Wissen Diagnosemöglichkeiten der Allgemeinmedizin nicht immer beurteilen.
Das größte Problem bei der Symptomatik von Kopfschmerzen ist, dass diese vielseitige Ursachen haben und daher oftmals langwieriger Tests bedürfen, bis die tatsächliche Ursache herausgefunden ist. Bei vielen Arten von Kopfschmerzen spielen viele physische Faktoren und auch psychische Faktoren wie Stress eine entscheidende Rolle. Daneben muss auch im Rahmen der Familenanamnese auf Vererbung geprüft werden und die Krankeitsgeschichte des Patienten untersucht werden.
Bestimmte Krankheitsbilder und Symptome wie der Cluster-Kopfschmerz oder Druck im Kopf sind Hausätzten nicht immer bekannt, weshalb bei unbekannten Kopfschmerzen andere Fachärzte hinzugezogen werden können. Unabhängig davon ist der Hausarzt bei Kopfschmerzen zunächst der erste Ansprechpartner. Mehr im nächsten Abschnitt.
Diagnose von Cluster-Kopfschmerzen
Wer von häufigen Kopfschmerzen geplagt ist, sollte zunächst seinen Hausarzt aufsuchen. Im Rahmen der Anamnese wird dieser den Patienten entsprechend befragen, um eine erste Diagnose abzugeben. Allerdings existiert oftmals wenig Wissen unter Hausärzten zu dieser speziellen Krankheit und es gibt keine Untersuchungstechniken, mit denen der Cluster-Kopfschmerz eindeutig diagnostiziert werden kann.
Daher ist oftmals eine Überweisung zu einem anderen Facharzt wie einem Neurologen, zu einem Facharzt mit Weiterbildung in spezieller Schmerztherapie oder in eine Schmerzklinik nötig. Wichtig ist, dass die Diagnose und später die Behandlung von Experten durchgeführt werden, die sich mit der speziellen Krankheitsthematik auskennen. Im Rahmen der Diagnose nutzen die Spezialisten verfügen in der Regel zunächst spezielle Fragebögen, welche die Patienten ausfüllen und mit dem Arzt besprechen, so dass eine erste Einschätzung für eine Diagnose abgegeben werden kann. Daneben wird eine neurologische Untersuchung durchgeführt, die abschließend einen neurologischen Status ergibt.
Kennzeichnend für die Diagnose für Cluster-Kopfschmerzen ist, dass mindestens fünf Attacken mit starken und einseitigen Kopfschmerzen vorgefallen sind. Ohne Hinzugabe von Medikamenten muss eine Attacke 15 bis 180 Minuten andauern und einige der folgenden Begleiterscheinungen haben wie tränendes Auge, gerötete Bindehaut, laufende Nase, Schwitzen im Gesicht, verengte Pupille, körperliche Unruhe usw. Die Attacken treten in einer aktiven Phase mindestens jeden zweiten Tag auf.
Die zuverlässigste Diagnosemöglichkeit besteht darin, dass der Patient die Merkmale und Häufigkeit der Kopfschmerzen dokumentiert und die Schmerzattacken durch einen Bekannten oder angehörigen filmen lässt, zum Beispiel mit einem Mobiltelefon. Der Neurologe oder Facharzt mit Zusatz-Weiterbildung Schmerztherapie kann dann auf dem Video die typischen Merkmale wie die Veränderungen am Auge (herabhängend, rot, tränend, veränderte Pupille) begutachten. So kann eine sehr sichere Diagnose gestellt werden.
Weitere Untersuchungsverfahren wie die Magnetresonanztomographie oder Computertomographie können eingesetzt werden, um andere Krankheiten auszuschließen, jedoch nicht, um den Cluster-Kopfschmerz selbst zu diagnostizieren.
Ist Cluster-Kopfschmerz heilbar?
Der Clusterkopfschmerz zählt zu den sogenannten trigeminoautonomen Kopfschmerzerkrankungen und gehört damit zu einer der stärksten Schmerzerkrankungen des Menschen. Das bedeutet nach bisherigem Forschungsstand, dass Cluster-Kopfschmerzen als unheilbar gelten.
Das Auftreten von Schmerzen lässt sich leider nicht verhindern, es gibt lediglich einige Therapiemöglichkeiten, um die Schmerzen während einer Attacke erträglicher zu machen.
und unzureichender Diagnose auch eine Überweisung zu einem Facharzt erfolgen kann.
Cluster-Kopfschmerz – Therapie
Prinzipiell wird bei der Cluster-Kopfschmerz Behandlung zwischen Akuttherapie und Prophylaxe unterschieden. Bei der Akuttherapie geht es darum, Menschen Hilfe zu leisten, die sehr starke Schmerzen haben und dringend Hilfe benötigen. Bei der Prophylaxe geht es um vorbeugende Maßnahmen, d.h. neue symptomatischen Episoden mit Schmerzen sollen vermieden oder abgemildert werden.
Bei der Akuttherapie ist die Inhalation von Sauerstoff das erste Mittel der Wahl. Gleichzeitig erfolgt die medikamentöse Therapie mit den Wirkstoffen Sumatriptan und Zolmitriptan. Als Mittel der zweiten Wahl kann ergänzend mit Nasenspray therapiert werden. Hierzu wird ein Lokalanästhetikum (Lidocainhydrochlorid) nasal angewendet. Sowohl die Anwendung von Sauerstoff als auch der Einsatz der Lokalanästhetika hilft nicht bei allen Patienten. Dennoch sollten diese Therapie Maßnahmen bei allen Patienten versucht werden, um die Wirksamkeit zu überprüfen.
Zur Prophylaxe / Vorbeugung gegen starke Attacken wird von vielen Patienten oft das Medikament Verapamil eigenommen. Aufgrund der notwendigen hohen Dosierung kommt es jedoch oft zu Nebenwirkungen. Weitere Wirkstoffe, die zur Prophylaxe eingesetzt werden, sind Kortikoide, Lithium und Topiramat.
Wenn die medikamentöse Therapie zu keinem Erfolg geführt hat, sind operative Verfahren zu erwägen. Leider existiert jedoch keine operative Standardmethode, die sicher Hilfe gegen die Cluster-Kopfschmerzen verspricht. Daher werden Operationen als kritisch angesehen, da sie dem Patienten nicht in allen Fällen weiterhelfen. Auch existieren verschiedene Fallstudien mit negativem Ausgang oder sogar einer Verschlechterung. Alternative Methoden wie Akupunktur oder Homöopathie konnten sich nicht bewähren. Weitere Möglichkeiten wie die Axomera-Therapie werden weiter erforscht und bieten die Möglichkeit, Schmerzen für die Patienten erträglich werden zu lassen.
Was kann man selbst gegen Cluster-Kopfschmerzen tun?
Zunächst ist das wichtigste bei Cluster-Kopfschmerz professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Neurologen und Fachärzte mit Zusatzausbildung Schmerztherapie sind die Ansprechpartner der ersten Wahl, nachdem zunächst der Hausarzt konsultiert wurde. Anschließend sollte man die ärztlichen Therapiemaßnahmen in Anspruch nehmen. Diese werden in der Regel durch die gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Daneben sollte man prüfen, ob man ein Schema erkennt, ob spezifische Auslöser den Cluster-Kopfschmerz hervorrufen. Diese Auslöser sind folglich unbedingt zu meiden. Bekannte Auslöser sind:
- Alkohol
- Medikamente / Wirkstoffe (Histamin, Calcium-Antagonisten und Nitroglyzerin)
- Blendendes Licht
- Aufenthalt in großen Höhen
Ergänzend kann man seine Lebensweise überdenken, wie bei allen schweren Krankheiten. Stress sollte gemieden werden. Entspannungstherapien können ergänzend dabei helfen, ein ausgeglicheneres Leben zu führen. Ausdauersportarten wie Schwimmen, Laufen oder Fahrrad fahren können helfen, die Beschwerden zu lindern. Die Ernährung sollte überprüft und angepasst werden. Frische und möglichst unverarbeitete Lebensmittel erhalten wenig Histamin. Denn je länger ein Lebensmittel lagert oder reift, desto höher ist ein Histamin-Gehalt. Daher sollte auf Produkte wie Fertiggerichte, Konserven, Wurst und Käse weitestgehend verzichtet werden.
Mehr zu Kopfschmerzen
1. Grehl, Reinhart: Checkliste Neurologie, Thieme (Verlag), 3. Auflage, 2005
2. Masuhr, Neumann: Duale Reihe Neurologie, Thieme (Verlag), 6. Auflage, 2007
3. Arne May: Clusterkopfschmerz und trigeminoautonome Kopfschmerzen, www.awmf.org (Abrufdatum: 26.03.2020)