praktischArzt » Blog » Lungenfunktionstest – Ablauf, Werte, Normwerte und Auswertung
Wie der Name bereits sagt, untersucht ein Lungenfunktionstest die Funktion und Leistungsfähigkeit der Lunge und der Atemwege. Abhängig von der medizinischen Fragestellung kommen verschiedene Untersuchungsmethoden zum Einsatz. Die beim Funktionstest gemessenen Werte ermöglichen zum Beispiel die Diagnose von Asthma, COPD, Lungenfibrose oder einer Rippenfellentzündung.
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Als Lungenfunktionstest bezeichnet man verschiedene Untersuchungsmethoden, welche die Funktionsfähigkeit von Lunge und Bronchien überprüfen. Der Test wird sowohl zur Diagnostik verschiedener Lungenerkankungen eingesetzt als auch zur Kontrolle des Verlaufs und des Therapieerfolgs.
Mittels des Lungenfunktionstests kann der durchführende Arzt zum Beispiel ermitteln, ob eine Verengung der Atemwege, eine sogenannte Obstruktion, vorliegt. Verengte Atemwege treten häufig im Zusammenhang mit Krankheiten wie Asthma oder COPD auf. Darüber hinaus lässt sich über den Lungenfunktionstest auch die Dehnbarkeit der Lunge ermitteln, medizinisch als Restriktionsfähigkeit bezeichnet. Eine verminderte Dehnbarkeit weist unter anderem auf Erkrankungen wie Lungenfibrose, Flüssigkeitsansammlungen zwischen Lunge und Rippenfell, Skelettfehlbildungen oder Narben und Verwachsungen im Lungengewebe hin.
Auch bei der Diagnostik von gewissen Allergien wie einer Hausstauballergie, bei Verdacht auf Rippenfellentzündung oder auf ein Lungenemphysem wird häufig ein Lungenfunktionstest eingesetzt.
Der Lungenfunktionstest erlaubt es, mehrere Werte zu ermitteln, die einen direkten Rückschluss auf die Funktionsfähigkeit der Lunge zulassen. Die wichtigsten Werte sind:
Welche Werte beim Lungenfunktionstest der Norm entsprechen, hängt vom Geschlecht, Alter und der Körpergröße des Patienten ab. Ihre maximale Funktionsfähigkeit weist die Lunge zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf. Anschließend nimmt sie langsam ab, hat bei einem gesunden Menschen ausreichend Reserven, dass sie auch im fortgeschrittenen Alter die allgemeine körperliche Leistungsfähigkeit nicht einschränkt. Bestimmte Risikofaktoren wie Rauchen lassen die Lunge schneller altern und an Leistung verlieren.
Die untenstehende Tabelle führt die Lungenfunktion-Normwerte sowie zulässige Abweichungen auf. Es ist von Vorteil, wenn bereits gesunde Menschen ihre Lungenfunktionswerte kennen, damit sich Abweichungen schneller feststellen lassen.
Lungenfunktionstest Normwerte
Messgröße | Normwert |
Totale Lunkenkapazität (TC) | 6,0 Liter – 6,5 Liter |
Vitalkapazität (VC) | 4,5 Liter bis 5,0 Liter |
forcierte Vitalkapazität (FVC) | > 90% des alters- und geschlechtsspezifischen Normwertes |
Einsekundenkapazität (FEV1) | > 90% des alters- und geschlechtsspezifischen Normwertes |
Relative Einsekundenkapazität (FEV1/VC) | > 70% |
Maximale Atemstromstärke (PEF) | > 90% des alters- und geschlechtsspezifischen Normwertes |
Mittlere Atemstromstärke (MEF) | > 90% des alters- und geschlechtsspezifischen Normwertes |
Der Lungenfunktionstest wird je nach medizinischer Fragestellung beim Hausarzt oder beim Lungenfacharzt durchgeführt. Die Untersuchung erfolgt in aller Regel ambulant, sofern die vorliegende Erkrankung keinen Krankenkausaufenthalt nötig macht.
Es gibt mehrere Untersuchungsmethoden, die sich in ihrem Ablauf ein wenig unterscheiden. Die gängige und am häufigsten durchgeführte Form des Lungenfunktionstests ist die Spirometrie. Dabei sitzt oder steht der Patient und atmet über ein Mundstück und einen Schlauch in ein als Spirometer bezeichnetes Gerät. Die Nase ist mit einer Klammer verschlossen, damit kein Luftvolumen entweichen kann. Das Spirometer misst die durchströmende Luftmenge. Der Patient atmet zunächst ruhig ein und aus. Im Laufe der Untersuchung verändert er gemäß der Anweisung des Arztes die Intensität seiner Atemzüge. Auf diese Weise lassen sich die genannten Werte ermitteln.
Wird die Spirometrie unter körperlicher Belastung durchgeführt, spricht man von einer Spiroergometrie. Dabei sitzt der Patient zum Beispiel auf einem Fahrrad-Ergometer oder betätigt sich auf einem Laufband. Zur genaueren Diagnosestellung kann dem Patienten vor der Spirometrie ein bronchenerweiterndes Medikament verabreicht werden. In diesem Fall wird die Untersuchung als Bronchospasmolysetest bezeichnet.
Bei der Bodyplethysmographie sitzt der Patient in einer geschlossenen Glaskabine. Wie bei der gewöhnlichen Spirometrie atmet er über ein Mundstück in ein Spirometer, neben den Lungenfunktionswerten ermittelt der Arzt aber zusätzlich die Druckveränderung in der Kammer. Diese Untersuchungsmethode erlaubt eine genauere Messung verschiedener Werte.
Die Spirometrie ist eine nicht-invasive Untersuchungsmethode und birgt kaum ein Risiko für Nebenwirkungen. Bei der Spiroergometrie bestehen die gängigen Risiken, die durch körperliche Belastungen auftreten können, beim Bronchospasmolysetest ist auf eine mögliche Unverträglichkeit gegen das bronchienerweiternde Medikament zu achten. Damit ein aussagekräftiges Ergebnis erzielt werden kann, muss der Patient die Anweisungen des Arztes genau befolgen. Neuere Geräte sollen eine schnellere Messung der Lungenfunktion ermöglichen und den Test erleichtern.
Mit einem sogenannten Peak-Flow-Meter können Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen ihre Lungenfunktion zuhause selbst überprüfen. Beim Peak-Flow-Meter handelt es sich um ein kleines, elektronisches oder mechanisches Gerät, in das die Betroffenen nach maximalem Einatmen so stark wie möglich hineinpusten. Das Gerät misst den Peak Flow, also die maximale Atemstromstärke. Dieser Wert kann als Ersatz für die Einsekundenkapazität verwendet werden.
Die beim Lungenfunktionstest ermittelten Werte lassen den Arzt Rückschlüsse auf verschiedene Lungenfunktionsstörungen ziehen. Eine verminderte Vitalkapazität kann zum Beispiel auf eine geschrumpfte Lunge hinweisen, was wiederum ein Anzeichen für eine Lungenfibrose oder eine interstitielle Lungenerkrankung sein kann.
Die Einsekundenkapazität ist dagegen der wichtigste Messwert, der auf eine Verengung der Bronchien hinweist, wie sie bei Asthma oder COPD auftritt. Ein Tiffeneau-Index im Normbereich bei gleichzeitig erniedrigter Vitalkapazität weist auf eine Restriktion hin. Verbleibt nach dem Ausatmen noch eine größere Menge Luft in der Lunge, kann dies auf ein Lungenemphysem hindeuten.