Er sollte jedem Ersthelfer geläufig sein: der Druckverband. Wird er doch häufig gebraucht und eingesetzt. Als Erste-Hilfe-Maßnahme soll er einem Verletzten vor einem hohen Blutverlust bewahren. Welche Gründe für einen Druckverband gibt es und wie wird er fachmännisch angelegt? Dieser Artikel weiß mehr.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Druckverband?
Unter einem Druckverband ist ein Verband zu verstehen, der mittels Kompression fest an einer Körperstelle sitzt und somit hilft, Blutungen zu stillen. Angewendet wird der Druckverband als Erste-Hilfe-Maßnahme um stark blutende Personen erst zu versorgen und einen lebensbedrohlichen Schock durch zu hohen Blutverlust zu verhindern. Zudem schützt er die Wunde vor eindringenden Krankheitserregern. Generell eignet sich das Anlegen eines Druckverbandes für alle Körperpartien, die mit einer Mullbinde umwickelt werden können. Dazu zählen in erster Linie alle Extremitäten. Hier kann der Druckverband für das Stillen einer Blutung sorgen, ohne die Blutzufuhr komplett zu unterbinden. Der Druckverband wurde von dem deutschen Orthopäden Johann Georg Heine eingeführt und zählt seit 1811 zu einer der wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen, die jeder Ersthelfer im Idealfall beherrschen sollte.
Druckverband – Gründe
Ein Druckverband wird als Notfall-Erstversorgung angewendet, um großen Blutverlust bei stark blutenden Wunden, wie beispielsweise bei Schnitt-, Stich- und Schussverletzungen entgegen zu wirken. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte dient der Druckverband der Stillung einer Blutung und schützt zudem die Wunde vor dem möglichen Eindringen von Schmutz und Krankheitserregern.
Im Falle einer Prellung wirkt ein Druckverband der Entstehung von Blutergüssen und Schwellungen entgegen und kommt auch nach einer Herzkatheteruntersuchung zum Einsatz. Diese Untersuchung findet über ein Blutgefäß der Leiste, des Handgelenks oder der Ellenbeuge statt.
Druckverband richtig anbringen – Anleitung
Für das Anlegen eines Druckverbands benötigt man nur wenige Materialien, die sich alle in einem Ersten-Hilfe-Kasten befinden:
Nr. | Bezeichnung | Beschreibung |
---|---|---|
1. | Einmalhandschuhe | zum Eigen- und Wundschutz |
2. | sterile Wundauflage (Kompresse) | zur Wundreinigung und -abdeckung |
3. | Verbandspäckchen (altrenativ: Päckchen Taschentücher o.ä.) | als Druckpolster |
4. | Mullbinde oder Dreieckstuch | als Verband |
5. | Fixierpflaster | zur Fixierung des Verbands |
Um einen Druckverband anzulegen geht man folgendermaßen vor:
- Zum Eigenschutz und zum Schutz der Wunde vor Kontamination, Einmalhandschuhe anlegen
- Ist die betroffene Person bei Bewusstsein, beruhigend auf sie einreden und über das Anlegen eines Druckverbandes in Kenntnis setzen
- Die verletzte Körperpartie wird hochgelagert. Ist die verletzte Person dazu in der Lage, kann sie hierbei unterstützend mitwirken.
- Die Blutung oberhalb der Wunde abdrücken
- Anbringen einer Wundauflage, beispielsweise sterile Mull- oder Gazekompresse
- Fixierung der Wundauflage mit mehreren Umrundungen mittels Mullbinde. Falls nötig, eine weitere Kompresse auflegen, ohne den Verband vollständig zu wechseln.
- Auflegen des Druckpolsters (Verbandspäckchen, Taschentuchpäckchen)
- Fixierung des Druckpolsters mit Mullbinde; falls keine Mullbinde vorhanden sein sollte, kann man alternativ auch ein Dreieckstuch verwenden. Hierzu führt man das gefaltete Tuch zunächst nach unten, um die Wundauflage zu befestigen und daran im Anschluss überkreuzend nach oben, um das Druckpolster zu fixieren.
- Die Mullbinde abschließend mit einem Fixierpflaster befestigen
Das folgende Video zeigt wie ein Druckverband richtig angelegt wird:
Was gibt es noch zu beachten?
Wurde der Druckverband im Zuge einer Erste-Hilfe-Maßnahme angelegt, gibt es noch weitere Faktoren zu beachten. Die Rettungskräfte sollten umgehend informiert werden. Bis zum Eintreffen des Notarztes sollte der Druckverband regelmäßig überprüft werden. Vitalfunktionen (Bewusstsein, Atmung, Kreislauf) des Betroffenen in gleichmäßigen Abständen kontrollieren. Den Patienten in der Schocklagerung positionieren. Hierfür liegt der Betroffene auf dem Rücken. Die Beine werden 30° erhöht gelagert, falls keine Kontraindikation vorliegt. Um eine Unterkühlung zu verhindern, wird der Patient mit einer (Rettungs)Decke oder Kleidungsstücken warm gehalten. Da ein hoher Blutverlust oftmals mit Verwirrung und Angst des Betroffenen einher geht, ist zudem eine psychologische Betreuung äußerst wichtig.
Entscheidend beim Druckverband ist, ihn so anzubringen, dass er die Blutzufuhr nicht völlig unterbindet. Dies kann zu ernsthaften Verletzungen von Blutgefäßen und/oder Nervenbahnen führen. Sollte der Druckverband durchbluten, muss ein weiterer angelegt werden, ohne den Ersten jedoch zu entfernen! Es werden lediglich die Schritte 7 bis 10 der Anleitung wiederholt.
Wie lange belassen?
Wie lange ein Druckverband auf einer Verletzung verbleibt, ist abhängig von der vorliegenden Ursache. Handelt es sich um einen Druckverband, der im Zuge einer Ersthilfe angelegt wurde, verbleibt dieser definitiv bis zum Eintreffen der Rettungskräfte bzw. des Notarztes. Sollten sich bis dahin Symptome einer Minderdurchblutung zeigen, wird der Verband etwas gelockert. Eine nicht ausreichende Durchblutung zeigt sich durch weiße Zehen oder Finger, Taubheitsgefühl, Kribbeln in den betroffenen Gliedmaßen.
Nach einer Herzkatheteruntersuchung verbleibt der Druckverband in der Leiste für 24 Stunden, am Handgelenk für 12 Stunden. Die Entfernung darf nur unter Aufsicht und Durchführung von Fachpersonal vorgenommen werden.
Druckverband – Risiken und Gefahren
Ein Risiko eines Druckverbandes ist, die Blutversorgung komplett zu unterbrechen. Dies wird durch ein zu festes Anziehen der Binde beim Fixieren des Druckpolsters verursacht. Des Weiteren können dadurch Nervenbahnen ernsthaft verletzt werden. Darum ist es wichtig den Druckverband nach dem Anlegen des Öfteren zu kontrollieren. Zeigen sich Anzeichen einer Minderdurchblutung muss der Verband entsprechend justiert und gelockert werden.
Ein Druckverband sollte keinesfalls am Hals angelegt werden. Hierbei ist die Gefahr die Atmung und/oder den Blutfluss zum Gehirn zu unterbinden extrem hoch.
Wurde die stark blutende Verletzung durch einen spitzen Gegenstand verursacht, der sich noch immer in der Wunde befindet, darf der Gegenstand unter keinen Umständen entfernt werden. Der Druckverband ist in so einem Fall um den Gegenstand herum anzulegen. Durch das Entfernen würde sich die Blutung erheblich verstärken und somit den Blutverlust zusätzlich erhöhen.
Auch wenn das Anlegen eines Druckverbandes nicht völlig ungefährlich ist, ist sie doch eine unerlässliche Maßnahme, die man als Ersthelfer zwingend durchführen sollte. Bereits ein Blutverlust von einem Liter kann sich für einen Erwachsenen als lebensbedrohlich gestalten. Bei Kindern sogar noch bei weniger. Daher gilt es unter allen Umständen eine starke Blutung zu kontrollieren und im Idealfall zu stoppen. Es kann Leben retten!
1. I care Pflege, Thieme (Verlag), 2015