Das Verfahren der Thrombektomie zur Entfernung eines Blutgerinnsels (Thrombus) aus einem Blutgefäß mittels eines Katheters hat sich mit hoher Effektivität bei der akuten Schlaganfallbehandlung etabliert. Durch ein verschlossenes Blutgefäß im Gehirn kommt es zur Sauerstoffunterversorgung, Zellen sterben ab, und damit auch zukünftige Lebensqualität. Daher ist frühzeitiges Handeln in einem solchen Notfall unbedingt geboten. Das Risiko von schweren Schäden am Gehirn oder sogar der Tod bei Patienten mit Schlaganfall kann damit deutlich reduziert werden.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Thrombektomie?
Als Thrombektomie wird ein operativer Eingriff bezeichnet, bei dem ein Blutgerinnsel nach einem Schlaganfall im Gehirn entfernt wird. Bei diesem Verfahren wird ein Katheter durch eine Arterie in der Leiste oder im Arm eingeführt und mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall zum Ort des Gerinnsels geführt. Das Gerinnsel wird dann mit einer mechanischen Vorrichtung oder Absaugung entfernt.
Die mechanische Thrombektomie stellt die effektivste Behandlung bei Schlaganfällen dar, sofern sie innerhalb von sechs Stunden nach dem Auftreten der Schlaganfallsymptome durchgeführt wird. Es kann den Gesundheitszustand des Patienten erheblich verbessern, wenn der Blutfluss zum betroffenen Bereich des Gehirns unmittelbar nach dem Schlaganfall wiederherstellt wird. Das Risiko von Folgeschädigungen und gar Tod kann so verringert werden.
Was ist ein Blutgerinnsel (Thrombus)?
Ein Blutgerinnsel bzw. Thrombus bildet sich in einem Blutgefäß und kann den Blutfluss blockieren. Es entsteht, wenn Blutzellen und Proteine im Blut zusammenkleben.
Ursache für die Entstehung eines Blutgerinnsels können Veränderungen in der Gefäßwand sowie Kalkablagerungen vor allem im fortgeschrittenen Lebensalter sein. An Engstellen kann sich ein Gerinnsel schneller bilden. Auch können Veränderungen in der Zusammensetzung des Blutes die Neigung für Thrombosen erhöhen. Des Weiteren spielen Veränderungen der Fließeigenschaften des Blutes eine wichtige Rolle, weshalb Werte aus einem aktuellen Blutbild zur Gesamtbeurteilung immer heranzuziehen sind.
Auch die Blutgerinnung kann Ursache für einen Gefäßverschluss sein. Während die Blutgerinnung für die Wundheilung des Körpers zur Minimierung eines möglichen Blutverlustes von essentieller Bedeutung ist, kann diese Verklumpung bei einer Thrombose hingegen schädlich sein und vor allem im Gehirn fatale Folgen anrichten.
Das gilt auch für eine Beinthrombose: Löst sich der Blutklumpen, kann er eine häufig tödliche Lungenembolie auslösen. Am Bein können Schmerzen und eine Rötung Hinweise geben. Je nach genetischer Disposition kann das Risiko bei langen Autofahrten oder Flugreisen erhöht sein. Deshalb sollten Menschen mit erhöhtem Risiko oder entsprechender Krankheitsvorgeschichte spezielle Kompressionsstrümpfe tragen.
Thrombektomie – Gründe
Thrombektomien werden durchgeführt, um einen Gefäßverschluss in einer Arterie zu entfernen, seltener in Venen. Der Großteil aller Schlaganfälle ist ischämischer Natur. Das bedeutet, dass ein Verschluss von hirnversorgenden Venen vorliegt. Je länger Areale ohne adäquate Sauerstoffversorgung sind, desto mehr Gehirnzellen sterben ab. Um das Risiko für Folgeschäden bei einem Hirninfarkt gering zu halten, ist eine operative Entfernung eines Blutgerinnsels indiziert.
Für eine Lysetherapie (Thrombolyse), also den Versuch der medikamentösen Auflösung der Verstopfung, bleibt nur ein kurzes Zeitfenster von wenigen Stunden. Aufgrund des entscheidenden Faktors Zeit ist die Thrombektomie oftmals die bessere Lösung, da betroffene Hirnareale schneller wieder mit Sauerstoff versorgt werden. Studien belegen die Effektivität dieses Eingriffs zur schnellen Wiederherstellung der vollständigen Durchblutung im betroffenen Areal.
Seltener kommt eine Thrombektomie bei einer Thrombose in den tiefen Beinvenen, Beckenvenen oder nach einem Herzinfarkt zum Einsatz, um der Gefahr einer Lungenembolie zu entgehen.
Thrombektomie – OP-Ablauf
Die Behandlung zur Wiedereröffnung von Blutgefäßen erfolgt in der Regel sehr zeitnah, im Regelfall unter Vollnarkose. Ein Katheter wird dabei mittels Röntgensicht von der Leistenarterie aus bis zur verstopften Arterie im Gehirn geführt. Das Kontrastmittel ermöglicht eine genaue Darstellung bzw. Lokalisierung des Gefäßverschlusses. Dann kommt ein weiterer, sehr dünner Katheter mit einem Stent-Retriever zum Einsatz. Dieser feine Draht dehnt sich bis zur Gefäßwand aus, sodass dieser das Blutgerinnsel vollständig umschließen kann.
So ist es möglich, das Gerinnsel mit dem Stent-Retriever aus dem Gefäß herauszuziehen und die Verstopfung vollständig und sehr schonend zu beseitigen. Alternativ kann das Blutgerinnsel auch abgesaugt werden. In beiden Fällen lässt sich die Durchblutung schnell wieder herstellen.
Thrombektomie – Komplikationen und Risiken
Komplikationen kommen nur selten vor, da es sich mittlerweile um einen Routineeingriff handelt. Es könnte sein, dass es zu einer Gefäßverletzung oder zu Einblutungen im Gehirn kommt. In diesem Szenario könnten weitere Schäden drohen. Manchmal können sich kleine Teile des Blutgerinnsels lösen, was in den meisten Fällen aber nicht problematisch ist und von den Ärzten sofort behoben werden kann. Durch die Narkose und den Eingriff selbst entstehen die üblichen Risiken.
Studien zeigen, dass die Risiken bei einer Thrombektomie gering sind. Zu einer Verletzung von Gefäßwänden kommt es nur sehr selten, womit das größte Risiko bereits benannt ist. Bei der Auflösung des Gerinnsels mit blutverdünnenden Mitteln wie Heparin kann es in bis zu 8 % der Fällen zu Einblutungen in minderdurchblutetes Hirngewebe kommen. Hierbei ist meistens nicht mit einer Verschlechterung neurologischer Symptome zu rechnen.
Studien und Expertenmeinungen belegen, dass durch diese Katheterbehandlung die größten Chancen auf eine komplette gesundheitliche Wiederherstellung nach einem Schlaganfall bestehen.
Thrombektomie – Nachsorge
Die Nachsorge wird sich nach dem individuellen Gesundheitszustand und der Prognose ausrichten. Sehr oft ist eine Gabe von blutverdünnenden Mitteln notwendig, um eine weitere Verstopfung der Gefäße zu verhindern. Je nach Auswirkungen des Schlaganfalls und Alter des Patienten wird es zu einer Rehabilitation in einer Klinik kommen, sodass die Nachsorge ganzheitlich in professionellen Händen liegt.
Wurde ein Thrombus aus einer Beinvene entfernt, kommen abgesehen von blutverdünnenden Mitteln auch Kompressionsstrümpfe in Betracht. Die Kompression verbessert den Blutfluss und senkt das Risiko für die erneute Thrombusbildung erheblich.
Häufige Fragen
- Wann macht man eine Thrombektomie?
- Thrombektomie – Wie lange im Krankenhaus?
- Wie lange dauert eine Thrombektomie?
- Wie entfernt man einen Thrombus?
In den letzten Jahren kommt die Thrombektomie immer öfter als Akuttherapie nach einem Schlaganfall zum Einsatz, wenn eine Lysetherapie nicht ausreichend ist oder bei einem Gefäßverschluss im Gehirn sehr schnell gehandelt werden muss.
Die Dauer des Krankenhausaufenthalts bei einer Thrombektomie wird maßgeblich vom Alter und dem Gesundheitszustand des Patienten bestimmt. Bei jungen Patienten mit einer Thrombose in der tiefen Beinvene können es nur wenige Tage sein.
Dieser Eingriff im Blutgefäß mittels Katheter dauert im Regelfall 60 Minuten. Meistens liegt der Patient in Vollnarkose, damit Ärzte den sehr filigranen Eingriff durchführen können.
Einen Klumpen im Blut, der ein Gefäß komplett verschließt, kann man mit blutverdünnenden Medikamenten wie Heparin behandeln (= Thrombolyse). Löst sich die Verstopfung nicht zeitnah auf, wird das Gerinnsel mechanisch entfernt.
Mehr zu Operation
- Delank, H.-W. , Gehlen, W.: Neurologie, Georg Thieme Verlag, 2006
- Thrombektomie mit oder ohne vorangehende Lysetherapie bei Schlaganfall, https://dgn.org/... (Abrufdatum: 27.02.2023)
- Schlaganfallbehandlung mit Thrombektomie, https://www.donau-isar-klinikum.de/... (Abrufdatum: 27.02.2023)