Thorakotomie ist eine häufige OP-Technik in der Thoraxchirurgie, bei der die Brustwand mit einer bestimmten Schnittführung eröffnet wird. Nur eine solche Form der offenen Operation erlaubt es, Organe unter den Rippen im Brustkorb zu erreichen. Wie Chirurgen dabei vorgehen bzw. welche Schnittführung notwendig ist, erklärt dieser Ratgeber. Auch mögliche Risiken und die Wichtigkeit der Nachsorge sind Themen im nachfolgenden Artikel.
Was ist Thorakotomie?
Bei der Thorakotomie handelt es sich im Gegensatz zu minimal-invasiven Verfahren um eine offene OP. In diesem Zusammenhang fällt auch oft die Bezeichnung “Operation am offenen Herzen”. Der Chirurg eröffnet mit einem Schnitt zwischen den Rippen den Brustkorb (Thorax). Es handelt sich um einen klassischen operativen Zugangsweg, um Organe und Gewebe im Brustkorb erreichen zu können. Die Länge des Schnittes kann bis zu 20 Zentimeter lang sein und wird oft zwischen der 4. und 5. Rippe gesetzt. Lunge, Herz, Zwerchfell, Speise- und Luftröhre lassen sich mit dieser Operationstechnik am besten erreichen, wozu eine Dehnung der Rippen erforderlich ist.
Inhaltsverzeichnis
Thorakotomie – Zugangswege
Je nach Diagnose, körperlichen Voraussetzungen und Zielsetzungen des operativen Eingriffs kommen unterschiedlichste Zugangswege in Betracht. Die wichtigsten Arten stellen wir im Folgenden kurz vor.
Die posterolaterale Thorakotomie
Die posterolaterale Thorakotomie ist die häufigste Form für diese Art von operativem Eingriff und wird ‘von hinten seitlich’ durchgeführt. Chirurgen können einen großen Zugang zum Brustkorb nutzen, da ein bogenförmiger Schnitt von der Brust bis zum Schulterblatt zwischen der 5. und 6. Rippe vorgenommen wird. Dieser breite Zugang zum Thorax hat den Nachteil, dass viele Muskeln und Gewebe in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die anterolaterale Thorakotomie
Hierbei handelt es sich um eine verträgliche Alternative zur posterolateralen Thorakotomie, die von ‘vorne seitlich’ durchgeführt wird. Auch hier erfolgt ein bogenförmiger Schnitt durch den Chirurgen, und zwar unter dem Brustansatz von der Achselmitte bis zum Brustbein. Der breite Rückenmuskel bleibt bei dieser Schnittführung im Thorax verschont, was den Eingriff für Patienten deutlich schonender macht. In dieser Hinsicht ist es weniger stark notwendig die Rippen zu dehnen.
Clamshell-Thorakotomie (Notfallthorakotomie)
Im Gegensatz zu den bisher beschriebenen Operationstechniken kommt die Clamshell-Thorakotomie zum Einsatz, falls beide Hälften des Brustkorbes eröffnet werden müssen. Auch das Brustbein muss durchtrennt werden, damit der Chirurg mehr Raum nutzen kann mit dem Ziel eine Kompression der Aorta oder eine interne Herzdruckmassage vornehmen zu können. Oft handelt es sich hierbei um eine Notfallthorakotomie.
Die axilläre Thorakotomie
Die axilläre Thorakotomie stellt eine muskelschonende Operationstechnik dar, die sich aber nicht für größere Eingriffe eignet. Der Begriff axillär bedeutet so viel wie “in der Achselhöhle”. Der Schnittverlauf liegt im Zwischenrippenraum. Es bleiben nur wenige Narben zurück.
Mediane Sternotomie
Der Begriff median deutet an, dass die Sternotomie in der Torsomitte entlang des Brustbeins verläuft, wobei dieses durchtrennt wird. Diese Art von Eröffnung der Brustwand gilt als Standard, um zum Herzen zu gelangen. Zudem kommt ein mechanischer Spreizer zum Einsatz, um das Herz sowie die Herzkranzgefäße gut erreichen zu können. Bei dieser sehr komplexen Operation kann je nach Gesundheitszustand des Patienten auch eine Herz-Lungen-Maschine zum Einsatz kommen, die die Funktion von Herz und Lunge zeitweise übernimmt.
Minithorakotomie
Im Gegensatz zu den bis hierhin beschriebenen Verfahren ist der Schnitt bei der Minithorakotomie nur bis zu ca. 8 Zentimeter lang. Diese kleine, diagnostische Thorakotomie kommt im Fachgebiet Chirurgie zum Einsatz, um Thoraxdrainagen zum Abtransport von Körperflüssigkeiten zu legen oder Gewebeproben zur Feindiagnostik zu entnehmen.
Thorakotomie – Wann notwendig?
Notwendig ist eine Thorakotomie immer, wenn Chirurgen innerhalb des Brustkorbes operieren müssen. Dieses Operationsverfahren kommt zum Einsatz, wenn es um Eingriffe an Lunge, Herz oder auch der Hauptschlagader (Aorta) geht. Nach einem Unfall ist sie in der Notfallmedizin häufig notwendig, um sich einen Überblick im Brustkorb zu verschaffen: Innere Blutungen lassen sich z. B. sehr zielfokussiert stoppen.
Thorakotomie – Vorbereitung
Die konkrete Vorbereitung hängt immer vom Operationsgrund ab, wobei der Gesundheitszustand des Patienten ein limitierender Faktor sein kann. Ein ausführliches Arztgespräch (Anamnese) findet statt, in dem indem der Chirurg über alle denkbaren Risikofaktoren aufklärt. Für den fachspezifischen Teil zur Risikoaufklärung kommt der Narkosearzt zum Gespräch hinzu.
Um in einer Notfallsituation schnell handeln zu können ist es zwingend notwendig, vorab die Blutgruppe zu bestimmen und alle wichtigen Blutwerte zu überprüfen, ebenso die Herz-Kreislauf-Funktion. Standardmäßig wird zur Vorbereitung sehr oft eine Röntgenaufnahme von Lunge bzw. des Thorax angefertigt.
Thorakotomie – OP Ablauf
Die Art der Schnittführung bestimmt dabei den genauen Ablauf des Eingriffs. Oft liegt der Patient auf der Seite. Ist die Wirkung der Vollnarkose eingetreten, führt der Chirurg den Hautschnitt durch. Nach und nach arbeitet er sich durch das Fettgewebe bis zu den Muskeln vor. Die Rippen werden je nach Verfahren gedehnt. Bei Operationen am offenen Herzen durchtrennt der Chirurg auch das Brustbein, was eine insgesamt längere Operationsdauer erklärt. Hierbei liegen Patienten auf dem Rücken.
Die nachfolgende Abbildung zeigt die Öffnung des Brustkorbes durch einen Hautschnitt zwischen den Rippen. Hierbei liegt der Patient auf dem Rücken. Rippensperrer erweitern dabei den Zugang zu Organen und Geweben. Der Operateur erhält damit eine bessere Sicht ins Operationsfeld und größeren Handlungsspielraum.
Ist der Eingriff im Brustkorb beendet, nimmt der Chirurg den Verschluss von Muskeln, Gewebe und Haut durch Nähte vor. Damit Blut bzw. Wundsekret ablaufen kann, legt der Chirurg so genannte Thoraxdrainagen. Wurde das Brustbein mit Hilfe einer Knochensäge durchtrennt, erfolgt vor dem Verschluss eine Stabilisierung mit Drähten. So kann das Brustbein wieder richtig zusammenwachsen.
Thorakotomie – Schmerzen nach OP?
Im Aufklärungsgespräch haben Patienten die Möglichkeit, diese und weitere wichtige Fragen zu Schmerzen nach einer OP im Brustkorb zu stellen. Grundsätzlich ist es normal und erwartbar, dass es zu einer Schmerzbelastung nach einem solch intensiven Eingriff kommt. Postoperative Schmerzen fallen von Patient zu Patient aber sehr unterschiedlich aus, sie sollten nach 48 Stunden deutlich abklingen. Durch die Gabe von Schmerzmitteln können sich Patienten in der Regel sehr gut von dieser komplexen Operation erholen.
Im Narbenbereich können chronische Schmerzen entstehen. Dieses bekannte Problem ist sehr häufig, mehr als die Hälfte aller Patienten können auch nach 6 Monaten noch Beschwerden haben. Das zeigt, wie wichtig eine gründliche Nachsorge insbesondere mit Blick auf die Wundheilung ist.
Thorakotomie – Risiken
Wie bei jeder Operation, gibt es auch bei der Thorakotomie zahlreiche Risiken. Insbesondere kann es zu Nachblutungen oder Infektionen kommen. Bei der Operation selbst besteht das Risiko Nerven und Rippen zu verletzen. Wundheilungsstörungen gehören ebenfalls zu den häufigen Komplikationen.
Während und nach der OP hängen die Risiken im Wesentlichen auch von der Konstitution des Patienten ab. War diese bereits vor dem Eingriff schlecht, sind die Risiken für Komplikationen höher. Nach der OP kann es zu Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufproblemen kommen. Solche Nachwirkungen können auch der Vollnarkose über mehrere Stunden geschuldet sein.
Thorakotomie – Nachsorge
Die Art der Schnittführung und die Indikation prägen die Nachsorge maßgeblich. Der Chirurg erklärt in einem abschließenden Gespräch genau, welche Maßnahmen zur Nachsorge einzuhalten sind. Die Akutversorgung findet natürlich im Krankenhaus statt, wobei die Drainageschläuche nach wenigen Tagen gezogen werden. Die Wundheilung wird überwacht, die Fäden nach etwa 14 Tagen gezogen.
In den ersten Tagen nach der OP ist eine intensivmedizinische Überwachung je nach Intensität des Eingriffs nicht selten. Oft kommen Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt direkt in eine Rehaklinik, sodass die Nachsorge umfassend erfolgt.
Darüber hinaus übernimmt der behandelnde Haus- oder Facharzt die weitere medizinische Nachversorgung. Je nach zugrunde liegender Erkrankung folgt eine Physiotherapie.
Patienten sollten sich nach einem solchen Eingriff körperlich schonen und insbesondere in den ersten Tagen strikte Bettruhe einhalten. Durch die Gabe einer Vielzahl an Medikamenten und einer damit einhergehenden Schwächung des Köpers ist eine längere Erholungsphase je nach Konstitution des Patienten notwendig.
Häufige Fragen zu Thorakotomie
- Wann macht man eine Thorakotomie?
- Warum Thorakotomie?
- Wie lange dauert der Eingriff?
- Wie lange Schmerzen nach Thorakotomie?
Die Eröffnung des Thorax ist dann notwendig, wenn Chirurgen innerhalb des Brustkorbes operieren müssen und somit minimal-invasive Verfahren nicht in Frage kommen. Oft handelt es sich dabei um operative Eingriffe am Herzen, an der Lunge, Speiseröhre oder auch Hauptschlagader (Aorta).
Die operative Eröffnung der Brustwand ist notwendig, um Gewebeproben zu entnehmen, Organe zu begutachten oder Bypässe am Herzen zu verlegen. Innerhalb der Thoraxchirurgie handelt es sich um einen häufigen Routineeingriff.
Je nach Art der Thorax Eröffnung bzw. Schnittführung und Gesundheitszustand des Patienten ist mit einer Dauer von 2 bis 3 Stunden zu rechnen. Bei komplizierten Eingriffen kann die Dauer auch darüber hinaus gehen.
Bis zu 48 Stunden nach der Thorax-OP klagen viele Patienten über mäßige bis starke Schmerzen. Danach klingen die Schmerzen meistens deutlich ab, wobei es in Einzelfällen auch zu einer chronischen Schmerzbelastung kommen kann.
Mehr zu Chirurgie
- Siewert, J. R., Brauer, R.B.: Basiswissen Chirurgie, Springer Medizin Verlag, 2007
- Largiader, F. u.a.: Checkliste Chirurgie, Georg Thieme Verlag, 2007
- Universität Heidelberg, Thorakotomie (Thoraxchirurgie), https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/... (Abrufdatum 06.02.2023)
- Das chronische Postthorakotomie Schmerzsyndrom, https://openscience.ub.uni-mainz.de/... (Abrufdatum 06.02.2023)