Für zahlreiche Patienten mit Herzerkrankungen ist ein Stent ein Lebensretter. Dadurch kommt das Setzen eines Stents öfter zum Einsatz als eine umfangreichere Bypass Verlegung. Allein in Deutschland finden jährlich 300.000 Eingriffe statt. Welche Stent-Arten es gibt, welche Indikationen für deren Einsatz in Frage kommen und mit welchen Risiken diese Therapieform einhergeht, klärt dieser Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Stent?
Unter einem Stent versteht man ein Hilfsmittel, dass dem Stabilisieren und Offenhalten von Gefäßen und Hohlorganen dient. Vor dem Setzen eines Stents werden die verengten Blutgefäße erweitert. Durch das Offenhalten soll einer erneuten Gefäßverengung bzw. -verschließung vorgebeugt werden. Zudem hilft der Stent die Oberfläche des Gefäßinnenraumes zu glätten. Ein Stent besteht meist aus Metall oder Kunstfasern. Die gängigste Form eines Stents ist eine Spiraldrahtprothese in Röhrchenform. Die häufigste Variante, die im Gebrauch ist, ist der Herz-Stent. Er wird bei Patienten mit Koronarer Herzkrankheit angewendet. Auch wenn die Methode meistens in Verbindung mit Herz- und Gefäßerkrankungen in Verbindung gebracht wird, wird sie auch in anderen medizinischen Fachgebieten angewendet. Mittels Katheter wird der Stent an die vorgesehene Stelle platziert. Durch die feinmaschige Gitterstruktur ist der ausführende Arzt in der Lage, den Stent ganz eng zusammenzudrücken.
Selbstentfaltender Stent
Ein selbstentfaltender Stent besteht aus einem Gittergeflecht aus Stahl, das von einer Plastikhülle umschlossen ist. Nach erfolgreicher, korrekter Platzierung wird diese Hülle entfernt und der Stent entfaltet sich.
Ballon-expandierender Stent
Der Ballon-expandierende Stent sitzt zusammengefaltet auf einem Ballon-Katheter. Der Stent wird zusammen mit dem Ballon, der als Träger des Stents dient, an die Engstelle des betroffenen Gefäßes geschoben. Durch das Aufblasen des Katheters expandiert der Stent und wird an die Gefäßwand gepresst. Nach 10 – 30 Sekunden wird die Luft aus dem Ballon wieder entlassen und der Ballon zurück gezogen. Der Stent verbleibt komplett entfaltet im Gefäß und hält dieses offen.
Beschichteter Stent
Ein beschichteter Stent (DES – Drug Eluting Stent) ist mit Medikamenten ummantelt. Das Gegenstück hierfür ist der nicht beschichtete Stent, der sogenannte BES – Bare Metal Stent. Die Medikamente beugen einer Zellneubildung vor. So wird ein neuer Verschluss (Restenose) des Gefäßes und eine Narbenbildung innerhalb des Stents verhindert. Die Notwendigkeit eines beschichteten Stents ist nicht bei jedem Eingriff gegeben. Bei Patienten mit einer sehr kurzen Engstelle (bis zu 10 mm) besteht ein geringes Risiko einer Restenose. Bei ihnen kann auf einen beschichteten Stent verzichtet werden
Bioresorbierbarer Stent
Ein Bioresorbierbarer Stent, auch Scaffold genannt, ist ein Stent, der sich innerhalb von 24 Monaten schrittweise abbaut. Diese Art von Stent ist beispielsweise aus Milchsäure-Polymeren hergestellt. Diese sind in der Lage in einem Zeitraum von drei bis sechs Monaten stabil zu bleiben, um sich anschließend enzymatisch zu Wasser und Kohlendioxid abzubauen.
Stent – Gründe
Das Setzen eines Stents kann zahlreiche Gründe haben. Die Einsatzgebiete sind umfangreich. Ist die konstante Aufdehnung eines Blutgefäßes oder Hohlorgans mittels einer PTA (perkutane transluminale Angioplastie) nicht gewährleistet, muss ein Stent gesetzt werden. Dieser sorgt für die dauerhafte Durchlässigkeit des Gefäßes. Hieraus ergeben sich folgende Indikationen:
- Durchblutungsstörungen der Arm- und Beinarterien. Insbesondere bei der sogenannten Schaufensterkrankheit, medizinisch periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) genannt
- Koronare Herzkrankheit (KHK) und die damit verbundenen Verengungen der Herzkranzgefäße
- Verengungen der Halsschlagadern, die ein hohes Risiko eines Schlaganfalls bergen
- Aortenaneurysma
- Gallengangsstenose
- Nierenarterienstenose
In vielen Fällen ist als Hauptursache einer Gefäßverengung die Arterienverkalkung (Arteriosklerose) zu nennen. Durch Ablagerungen von Kalk, Blutfetten sowie Bindegewebe an den Gefäßwänden kommt es zur Entstehung von Plaque. Durch die Ansammlung von Plaque an den Gefäßwänden kommt es zur Gefäßverengung – Arteriosklerose. Hauptverursacher einer Plaquebildung ist das Rauchen. Ein zusätzliches Risiko der Gefäßverengung oder gar -verschließung ist durch die Pfropfbildung aus Blutplättchen gegeben.
Stentimplantation – Ablauf
Die Platzierung eines Stents zählt zu den minimal-invasiven Eingriffen. Sie hat Ähnlichkeit mit einer PTCA (perkutane transluminale coronare Angioplastie) oder Untersuchung mittels Herzkatheter. Im Vorfeld auf die Implantation erfolgen gewisse Routineuntersuchungen wie das Erstellen eines Elektrokardiogramm (EKG) und einer Blutanalyse. Handelt es sich um ein verschlossenes Herzkranzgefäß werden zusätzlich ein Belastungs-EKG, ein Myokard-Szintigramm sowie Röntgenuntersuchungen von Herz und Lunge veranlasst.
Vor dem Eingriff wird dem Patient ein lokales Betäubungsmittel am Katheterzugangsbereich verabreicht. Dem Setzen des Stents geht eine sogenannte PTA (perkutane transluminale Angioplastie) voraus. Hierbei handelt es sich um ein Verfahren zur Erweiterung oder Wiedereröffnung verengter bzw. verschlossener Blutgefäße. Hierfür führt der Arzt eine Kanüle in ein Gefäß ein, welches sich dicht an der Oberfläche befindet. Meistens wird hierfür eine Arterie in der Leistenregion gewählt. Mit Hilfe eines Kontrastmittels in Kombination mit einer Röntgenkontrolle wird ein Führungskatheter an die Engstelle des betroffenen Gefäßes geschoben. Ist die gewünschte Stelle erreicht, kann der Arzt den Stent platzieren.
Am vorderen Ende des Führungskatheters ist ein zusammengefalteter Ballon befestigt. Nachdem die Engstelle erreicht ist, wird der Ballon mittels Luft ausgedehnt. Dadurch werden die Verkalkungen an die Gefäßwand gedrückt. Das Gefäß öffnet sich. Zeitgleich dehnt sich der ballon-expandierende Stent auf. Die Gefäßwand wird stabilisiert. Nachdem der Ballon wieder entleert wurde, entfernt der Arzt den Katheter aus dem Gefäß. Der Stent verbleibt im Gefäß.
Was ist nach der Stentimplantation zu beachten?
Für gewöhnlich kann der Patient nach einer Stentimplantation taggleich entlassen werden. Zur Sicherheit werden zuvor noch Kontrolluntersuchungen durchgeführt.
Ist der Patient durch einen vorangegangen Herzinfarkt vorbelastet muss er jedoch länger im Krankenhaus verweilen. Der Zeitraum ist abhängig vom Umfang der Schädigungen, die durch den Infarkt resultiert sind. Lag ein leichter Herzinfarkt vor, reicht es beispielsweise den Patienten für eine Woche unter Beobachtung in der Klinik zu behalten. Bei einem schweren Vorfall beträgt der Aufenthalt bis zu drei Wochen.
Nach dem Eingriff schließt sich eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten an. Dies dient in erster Linie der Prophylaxe einer erneuten Gefäßverengung. Um Blutgerinnseln vorzubeugen nimmt der Patient blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) bzw. Thrombozytenaggregationshemmer wie Clopidogrel ein. Diese Präparate hemmen das Verklumpen von Blutplättchen. Um den Cholesterinspiegel stabil zu halten bzw. diesen zu senken werden Cholesterin- bzw. Lipidsenker, sogenannte Statine, eingenommen. Bei bestehendem Bluthochdruck kommen entsprechende Medikamente (Betablocker) zum Einsatz.
Stent OP – Komplikationen und Risiken
Eine Stentimplantation verläuft im Allgemeinen ohne große Schwierigkeiten. Dennoch bestehen, wie bei jedem Eingriff, gewisse Risiken und Komplikationen.
Der Eingriff kann vereinzelt Herzrhythmusstörungen auslösen. Diese verschwinden meist von selbst, ohne dass eine Defibrillation erfolgen muss.
Bei der Verwendung von Kontrastmitteln kann eine allergische Reaktion erfolgen, die sich in Form eines Hautauschlags oder Juckreiz äußert. Allergische Schocks sind eher selten.
An der Einstichstelle des Katheters kann es zu einem Bluterguss kommen. Für gewöhnlich bildet sich das Hämatom innerhalb weniger Tage zurück.
Durch das Verabreichen gerinnungshemmender Medikamente vor dem Eingriff, ist das Risiko von Blutungen während der Stentplatzierung deutlich erhöht. Dadurch kann in seltenen Fällen eine Bluttransfusion notwendig sein.
Bei der Aufdehnung der Engstelle innerhalb des Gefäßes ist eine Gefäßverschließung möglich. Dieser Verschluss kann durch Einsatz von Medikamenten und weiterer Ausdehnung wieder behoben werden.
Zu den größeren Komplikationen ist eine Stentthrombose zu nennen. Bildet sich innerhalb des platzierten Stents ein Blutgerinnsel, führt dies zu einer potentiell lebensbedrohlichen Durchblutungsstörung. Je nachdem welches Organ von der blockierten Arterie versorgt wird, kann eine Stentthrombose in einem Herzinfarkt, Hirninfarkt, Mesenterialinfarkt oder akutem peripheren Arterienverschluss resultieren.
Die Art und das Ausmaß an Komplikationen bei der Stentimplantation sind abhängig von der Lokalisation und der medizinischen Vorgeschichte des jeweiligen Patienten.
Leben mit Stent
Menschen mit einem Stent können ein uneingeschränktes Leben führen. Allerdings wird ihnen eine Änderung ihres Lebensstils nahe gelegt, da ihr bisheriger sie meist erst zu einer Stentimplantation geführt hat.
Hierzu zählt, bei Übergewicht, die Reduzierung des bisherigen Körpergewichts. Das geht häufig mit einer ausgewogenen Ernährung einher. Falls noch nicht geschehen, sollte auf das Rauchen verzichtet werden. Für die Stressbewältigung und einen besseren Umgang mit den Anforderungen des Alltags eignen sich Methoden wie autogenes Training, Yoga und Meditation. Regelmäßige Bewegung in Form eines passenden Sports wird sehr empfohlen.
Sport nach Stent
Nach einer Stentimplantation kann der Patient wieder uneingeschränkt Sport betreiben. Gerade bei einer koronaren Stentplatzierung ist es jedoch wichtig, dass es sich um Sportarten wie Radfahren, Joggen, Schwimmen, Wandern, Walken oder Skilanglauf handelt, die wenig Überbelastungspotential besitzen. Im Vergleich dazu sind Ballsportarten (Fußball, Handball, Squash etc.) riskant, da sie den Ehrgeiz triggern, den Ball unbedingt noch erreichen zu wollen. Dieser Kraftaufwand kann mit einer Überbelastung des Herzmuskels einher gehen. Auch bei Ausdauersportarten, wie z.B. dem Joggen soll der Patient auf einen Endspurt am Ende der Trainingseinheit verzichten. Diese Belastung kann dem Herz mehr schaden als helfen. Idealerweise wird Sport bei einer koronaren Herzerkrankung dreimal die Woche, besser noch täglich, von mindestens 30 Minuten Dauer ausgeübt.
Ernährung nach Stent
Nach dem Setzen eines Stents spielt eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung eine große Rolle. Zum einen hilft sie dem Körper sich vom vorangegangenen Eingriff zu erholen. Zum anderen minimiert eine gesunde Ernährung das Risiko von Komplikationen nach der Stentplatzierung. Die erneute Entstehung von schädlichen Arterienablagerungen (Arteriosklerose) kann verhindert werden. Zahlreiche Studien konnten eine positive gesundheitliche Beeinflussung durch den regelmäßigen Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkorn, Nüssen und Samen nachweisen.
Zu einer idealen Ernährung gehören folgende Nahrungsmittel:
- Fleisch oder Fleischalternativen in Form von Eiern, Tofu, Hülsenfrüchte
- Fisch – einmal wöchentlich fettreiche Arten wie Lachs, Makrelen oder Sardinen, die wertvolle Omega-3-Fettsäuren enthalten. Sie schützen das Herz.
- Vollkorn sowie Vollkornprodukte – Vollkornbrot, Naturreis, Vollkornnudeln, Quinoa, Gerste, Roggen, Haferflocken, Polenta und Couscous
- Milchprodukte – bevorzugt in fettreduzierter Form
- Gesunde Fette – kleine Mengen an gesunden, herzfreundlichen Fetten wie sie z.B. in Avocado oder ölhaltigem Fisch enthalten sind, sowie Öle, die aus Nüssen und Samen gewonnen werden
- Wasser – ausreichend trinken und hierbei auf gesüßte Getränke verzichten. Alkoholverzehr nur in Maßen
Zusätzlich sollte der Konsum von Salz drastisch reduziert werden. Dies wirkt sich positiv auf die Blutdruckwerte und den Wasserhaushalt des Körpers aus. Den Genuss von zuckerlastigen Lebensmitteln gilt es einzugrenzen. Stark zuckerhaltige Lebensmittel werden gerne anstatt gesunder Alternativen konsumiert. Häufig führt dies jedoch zu nicht gewünschter Gewichtszunahme bzw. behindert dessen Reduktion.
Herzoperationen
1. Johannes-Martin Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme Verlag, 5. Auflage, 2007
2. Keikawus Arastéh und Hanns-Wolf Baenkler: Innere Medizin Duale Reihe, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
3. H. Lehnert, K. Werdan: Innere Medizin – essentials, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2006
4. Stentimplantation, www.cardio-guide.com (Abrufdatum 06.07.2020)
5. What is a stent, www.heart.org (Abrufdatum 06.07.2020)