Die Laparotomie ist die allgemeine Bezeichnung für einen Bauchschnitt welcher getätigt wird, um chirurgische Eingriffe an den Bauchorganen vorzunehmen. Obwohl sie heutzutage aufgrund des vermehrten Einsatzes minimalinvasiver Chirurgie deutlich seltener zum Einsatz kommt, ist sie vor allem bei Notfalloperationen und größeren Eingriffen unabdingbar. Doch welche Risiken birgt die Laparotomie und wie schmerzhaft ist sie wirklich?
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Laparotomie?
Als Laparotomie oder auch Bauchschnitt, bezeichnet man das Öffnen der Bauchhöhle durch einen bis zu 30 cm langen chirurgischen Schnitt. Die Operation wird unter Vollnarkose im Operationssaal durchgeführt. Die Bauchdecke wird somit über einen mehr oder weniger langen Schnitt geöffnet, mit dem Ziel, einen chirurgischen Eingriff an den inneren Organen vorzunehmen. Eine Laparotomie findet aufgrund der großen Öffnung der Bauchdecke, meist bei umfangreichen Bauchoperationen ihren Einsatz. Heutzutage werden die meisten Bauchoperationen jedoch mittels eines minimalinvasiven Eingriffs durchgeführt. Über die Zugänge kleiner Einschnitte werden sowohl Kameraoptik, als auch Operationsinstrumente eingeführt. Aufgrund der kleinen Schnitte ist die minimalinvasive Chirurgie schonender.
In vielen Fällen lässt sich jedoch auch in Zukunft nicht auf die Laparotomie verzichten. Je nach Art und Richtung des Schnitts lässt sich die Laparotomie unterscheiden in die Quere Oberbauchlaparotomie, welche meist bei Operationen an Leber, Magen oder auch Pankreas zum Einsatz kommt. Die Meridiane Laparotomie findet meist bei Notfalloperationen oder großen Eingriffen ihren Einsatz, während sich der rechte Rippenbogenrandschnitt bei einer Gallenblasenentfernung eignet. Wird eine Hemikolektomie, also die chirurgische Entfernung eines Teils des Dickdarmes vorgenommen, eignet sich die Quere Mittelbauchlaparotomie dafür. Erfolgt ein gynäkologischer Eingriff, greift man meist auf die Pfannenstielschnitt-Technik zurück. Ein Wechselschnitt am rechten Unterbauch erfolgt dann, wenn eine Appendix Operation notwendig ist.
Laparotomie – Gründe und Anwendungsgebiete
Die Laparotomie erfolgt meist aufgrund einer größeren, geplanten Operation an Organen, die in der Bauchhöhle liegen. Sie kann sowohl bei diagnostischen, als auch zu therapeutischen Zwecken notwendig sein. So gehört beispielweise die Entbindung per Kaiserschnitt zu der Operationsart. Auch wenn Eingriffe an weiblichen Geschlechtsorganen wie der Gebärmutter oder den Eierstöcken vorgenommen werden, erfolgen diese meist über einen Bauchschnitt im Unterbauch. Auch bei entzündlichen Bauchhöhlenerkrankungen oder Krebserkrankungen der Organe im Bauchraum sowie Transplantationen findet der Bauchschnitt Anwendung. Im Allgemeinen wird die Operationsart jedoch dann angewandt, wenn eine größere Operation an Organen wie Magen, Leber, Milz, Bauchspeicheldrüse, sowie Gallenblase oder Nieren erfolgen soll. Jedoch wird auch in Notfallsituationen durchaus auf die Operationsart der Laparotomie zurückgegriffen, da eine Laparoskopie oftmals zu viel Zeit in Anspruch nimmt. So kann der Bauchschnitt bei einem akuten Darmverschluss, Aussackungen an den Blutgefäßen oder Blutungen Anwendung finden.
Explorative Laparotomie
Das diagnostische Vorgehen der explorativen Laparotomie erfolgt, um die Ursache ungeklärter Beschwerden im Bauchraum festzustellen. Sie erfolgt meist erst dann, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und zu keiner klaren Diagnose geführt haben. Aufgrund laparoskopischer Diagnoseverfahren (Bauchspiegelung), wird die explorative Laparotomie heute nur noch selten angewandt. Da sie einen direkten Blick in den Bauchraum ermöglicht, ist sie jedoch dennoch in einigen Fällen unabdingbar. Während einer explorativen Laparotomie kann der Operateur nicht nur einen umfassenden, gefahrlosen Blick auf die Bauchhöhle gewinnen, es kann auch eine direkte Gewebeentnahme zu Untersuchungszwecken erfolgen. Leidet ein Patient beispielsweise an akuten, schweren Bauchschmerzen, deren Ursache durch andere Untersuchungen nicht sicher diagnostiziert werden kann, ist die explorative Laparotomie aufgrund ihres zuverlässigen Ergebnisses, das sicherste Mittel der Wahl. Falls nötig, wird im Zuge der explorativen Laparotomie zeitgleich eine Operation durchgeführt. Eine weitere zentrale Rolle spielt die Operationsart, wenn das aktuelle Stadium einer bösartigen Tumorerkrankung beurteilt werden soll.
Laparotomie – Vorbereitung
Wird die Laparoskopie geplant und nicht im Zuge eines Notfalleingriffs durchgeführt, so werden alle nötigen Voruntersuchungen bereits einige Tage vor der Operation getätigt. Gegebenenfalls müssen blutgerinnungshemmende Medikamente wie zum Beispiel Acetylsalicylsäure/ASS oder Cumarine einige Tage vor der anstehenden Operation abgesetzt werden. Je nachdem in welchem Gebiet der Eingriff erfolgt, kann unter Umständen die Entleerung des Darms notwendig sein. Wie bei jeder Operation sollte eine ausgiebige Untersuchung und Aufklärung durch den Anästhesiearzt erfolgen. Dieser klärt den Patienten über das Narkoseverfahren, sowie über die typischen Risiken einer Narkose auf. Des Weiteren sollten unbedingt die Begleiterkrankungen des Patienten bekannt sein. Bei einer geplanten Laparoskopie ist außerdem zu beachten, dass 6 Stunden vor dem OP Antritt keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgen sollte. Wird der Eingriff jedoch im Falle eines Notfalls durchgeführt, so ist schnelles Handeln besonders wichtig. Konnte ein Nahrungsverzicht nicht erfolgen, so müssen andere Maßnahmen getroffen werden um mögliche Aspiration (Einatmen von Magensaft) und die daraus resultierende Aspirationspneumonie (Lungenentzündung) zu vermeiden.
Laparotomie – OP Ablauf
Als Laparotomie bezeichnet man die chirurgische Öffnung der Bauchhöhle welche unter Vollnarkose durchgeführt wird. Durch einen längeren Bauchschnitt, welcher dem Chirurgen einen möglichst großen Zugang zu den inneren Organen verschaffen soll, wird die Bauchdecke geöffnet. Zunächst wird die Haut eingeschnitten. Anschließend wird das Unterhautfettgewebe auseinandergedrängt und zuletzt wird das Bauchfell durchtrennt. Hier ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, um die darunter liegenden Organe nicht zu beschädigen. Je nach dem an welchem Organ der Eingriff erfolgen soll, kann der Chirurg zwischen vielen verschiedenen Schnittmethoden wählen. Als häufigste Methode wird die mediane Laparotomie angewandt. Sie bietet den Vorteil, dass sich durch einen länglichen Schnitt in der Bauchmitte, nahezu jedes Organ erreichen lässt. Aufgrund dessen wird die Methode auch häufig bei unklaren Beschwerden durchgeführt. Bei der medianen Laparotomie wird lediglich das Bindegewebe jedoch nicht der Muskeln durchtrennt. In der Regel kommt ein elektrisches Messer mit monopolarem Hochfrequenzstrom zum Einsatz um den Schnitt zu setzen, da es nicht nur schneidet sondern gleichzeitig auch leichte Blutungen stillen kann. Der Chirurg kann je nach Befund mit speziellen Instrumenten oder direkt mit den Händen am geöffneten Bauchraum arbeiten. Um keine Organe zu verletzten sollte jedoch auf eine besonders behutsame Vorgehensweise geachtet werden.
Mediane Laparotomie
Die mediane Laparotomie wird am häufigsten angewandt und ist durch einen länglichen Schnitt in der Bauchmitte gekennzeichnet. Der Schnitt kann sowohl bis zum Brustbein, als auch im Unterbauch bis zum Schambein erfolgen. Der Bauchnabel wird vom durchführenden Operateur linksseitig umschnitten. Die Methode der medianen Laparotomie hat den Vorteil, dass sich alle Organe in der Bauchhöhle gut erreichen lassen und meist nur eine verhältnismäßig leichte Blutung stattfindet, da sich in der Bauchmitte größtenteils Bindegewebe befindet. Somit wird die Methode oftmals vor allem dann angewandt, wenn die Ursache der Beschwerden unklar ist oder ein Notfalleingriff erforderlich ist.
Paramediane Laparotomie
Entscheidet sich der ausführende Operateur für eine paramediane Laparotomie, erfolgt der Einschnitt circa 3-5 cm neben der Bauchmitte. Alternativ kann der Längsschnitt auch am Außenrand des geraden Bauchmuskels durchgeführt werden. Auch die Paramediane Laparotomie bietet den Vorteil, dass sich fast alle Organe des Bauchinnenraumes gut erreichen lassen.
Rippenbogenrandschnitt
Der Rippenbogenrandschnitt wird auch subkostale Laparotomie genannt und zeichnet sich durch einen Schnitt entlang des unteren Rippenverlaufs auf der rechten oder linken Seite aus. Der Rippenbogenrandschnitt auf der rechten Seite eignet sich besonders für Operationen an den Gallenwegen, sowie der Gallenblase oder auch der Leber. Der Rippenbogenrandschnitt auf der linken Seite hingegen, eignet sich für Eingriffe an Bauchspeicheldrüse und Milz.
Quere Laparotomie
Die quere Laparotomie ist durch einen Schnitt nach rechts und links, quer über die Bauchmitte gekennzeichnet. Der Einschnitt erfolgt meist auf Höhe des Ober- und Mittelbauchs. Meist wird die Quere Laparotomie bei einem bestimmten Operationsziel angewandt.
Wechselschnitt
Führt der Operateur einen Wechselschnitt durch, setzt er einen kurzen, circa 3-5 cm langen Schrägschnitt am rechten Unterbauch, welcher bis zu den Muskelhäuten reicht. Die schräge Bauchmuskulatur sowie die Faszien, werden mit Hilfe der Finger auseinandergedrückt um Zugang zu den inneren liegenden Organen zu erhalten. Meist wird die Methode des Wechselschnittes dann angewandt, wenn ein Eingriff am Blinddarm erforderlich ist.
Pfannenstielschnitt
Bei dem sogenannten Pfannenstilschnitt, zieht der Chirurg einen 8-12 cm langen horizontalen Schnitt über die Mittellinie des Unterbauchs. Der Pfannenstielschnitt eignet sich besonders für gynäkologische Eingriffe, da sich die weiblichen Geschlechtsorgane mittels dieser Methode besonders gut erreichen lassen.
Flankenschnitt
Der Flankenschnitt wird grundsätzlich in Seitenlage ausgeführt, denn der Schnitt zieht sich von vorne nach hinten über die Flanke. Die hinten liegenden Organe wie die Bauchspeicheldrüse, sowie die Niere oder der Dünndarm, können mittels dieser Technik optimal erreicht werden.
Ist eine Laparotomie schmerzhaft?
Da sich der Patient während der Operation in Vollnarkose befindet, ist der Eingriff für ihn schmerzlos. Da es sich bei der Laparotomie jedoch um eine Operation handelt, welche mit einer großen Wunde einhergeht, müssen Patienten unter anderem mit Wundschmerzen rechnen. Jedoch lässt sich das Schmerzempfinden eines jeden nicht pauschalisieren, weshalb die Schmerzen von Patient zu Patient abweichen können. In erster Linie können sich leichte Schmerzen bei Belastungen der Bauchdecke bemerkbar machen, weshalb Patienten nach dem Eingriff unbedingt das Tragen schwerer Lasten vermeiden sollte. Die Wundschmerzen können sich jedoch auch bei geringerer Belastung der Bauchdecke bemerkbar machen beispielsweise durch Husten, Niesen, Lachen oder beim Aufstehen. Des Weiteren kann die Narbe auf Berührungen sehr empfindlich reagieren. Um einer Wundinfektion entgegenzuwirken, sollten Patienten unmittelbar nach dem Eingriff ausschließlich mit einem bestimmten Wundpflaster duschen.
Nach der OP – Was beachten?
In den meisten Fällen können Patienten nach einer Laparotomie relativ zügig mobilisiert werden. So ist die Aufnahme von Speisen und Getränken je nach Einsatzgebiet auch schon am selben Tag wieder möglich. In der Regel wird die Wunde mit Fäden oder sogenannten Hautklammern verschlossen. Diese werden meist 2 Wochen nach dem Eingriff entfernt. In den ersten 4 Wochen nach dem Eingriff ist es dringend ratsam, keine Lasten über 5 Kilogramm zu heben und sich körperlich zu schonen. Patienten sollten körperliche Anstrengung unbedingt vermeiden und somit auch auf gewohnte sportliche Aktivitäten verzichten.
So dürften Patienten frühestens 4 Wochen nach dem Eingriff mit körperlicher Belastung wie leichtem Joggen beginnen. In jedem Fall ist es dennoch dringend ratsam, dies mit dem behandelnden Arzt abzusprechen, um den Heilungsprozess nicht zu gefährden. Unter Umständen und nach ärztlicher Rücksprache, kann auch das Tragen eines Bauchgurts während der Genesungszeit erforderlich sein. Wie nach jeder Operation, sollten Patienten zunächst auf den Genuss von Nikotin verzichten um die Wundheilung nicht zu beeinträchtigen. Des Weiteren ist der Heilungsprozess mit einer gesunden, vitaminreichen Ernährung günstig zu beeinflussen. Auch leichte Spaziergänge bringen den Kreislauf in Schwung und können somit den Heilungsprozess beschleunigen.
Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?
Die Dauer des Krankenhausaufenthalts nach einer Laparotomie ist nicht nur abhängig von dem Ausmaß des vorgenommenen Eingriffs, sondern auch von individuellen Faktoren des Patienten wie dessen Alter oder auch mögliche Vorerkrankungen. Im Allgemeinen lässt sich jedoch ungefähr sagen, dass Patienten nach der Operation meist 5-10 Tage im Krankenhaus bleiben. Bei besonders schweren Verläufen, oder im Falle von Komplikationen, kann sich die Dauer des Aufenthalts jedoch erheblich verlängern.
Wie lange krankgeschrieben?
Wie die Dauer des Krankenhausaufenthalts, so richtet sich auch die Dauer der Krankschreibung nach den individuellen Gegebenheiten jedes Patienten und lässt sich nur schwer pauschalisieren. In der Regel kann der beruflichen Tätigkeit nach 2-4 Wochen wieder nachgegangen werden. Dies hängt jedoch auch davon ab, in welchem Bereich der Patient tätig ist. Tätigkeiten, welche im Sitzen ausgeführt werden können und keiner körperlichen Anstrengung unterliegen, können eher wieder aufgenommen werden als körperlich belastende Arbeiten.
Laparotomie – Risiken
Die Laparotomie ist keineswegs eine risikofreie Operation. Das größte Risiko, stellt die Verletzung von Organen, Nerven oder Gefäßen während des chirurgischen Eingriffs dar. Diese können beispielsweise durch Instrumente, elektrischen Strom oder Hitze beschädigt werden. Bei starken Blutungen können im schlimmsten Fall auch Bluttransfusionen notwendig sein. Auch Nachblutungen oder Blutergüsse können einen Risikofaktor darstellen. Infektionen wie Lungenentzündungen sowie Venenthrombosen (Gerinnselbildung) und Lungenembolien (Gefäßverschluss durch verschleppte Gerinnsel) können im schlimmsten Falle auftreten. Wie bei allen Operationen, welche eine Vollnarkose voraussetzen, können auch im Falle der Laparotomie Nebenwirkungen des Narkosemittels auftreten. Des Weiteren können Wundheilungsstörungen oder überschießende Narben als Folge des Eingriffs auftreten, welche meist unschön aussehen.
Laparotomie – Prognose
Generell lässt sich die Prognose einer Laparotomie schwer verallgemeinern, da sie sowohl von den durchgeführten Maßnahmen, als auch von den intraoperativen Befunden abhängig ist. Während die minimalinvasive Chirurgie nur kleine Schnitte setzt, durch welche sowohl Kameraoptik als auch Operationsinstrumente eingeführt werden, bieten offene Bauchoperationen den Vorteil, dass das Operationsgebiet gut einzusehen ist. Beinahe jedes Organ lässt sich problemlos erreichen und der durchführende Chirurg kann sowohl mit seinen Händen, als auch mit benötigten Instrumenten arbeiten. Gegenüber der minimalinvasiven Chirurgie stellt die offene Bauchoperation jedoch einen wesentlich größeren Eingriff dar.
Mehr zu Ektomie
1. Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, 2012
2. Schwarz, N.: Allgemein- und Viszeralchirurgie, Thieme Verlag, 7. Auflage, 2013.
3. Laparotomie, www.adventrum.ch (Abrufdatum: 16.07.2020)