Eine intrakutane Injektion ist eine eher seltene angewandte Form der Injektion und spielt im klinischen Alltag eine untergeordnete Rolle. Sie wird z.B. von Dermatologen für Allergietests durchgeführt. Worin genau unterscheidet sich diese Art der Injektion von anderen? Wie genau wird sie durchgeführt und welche Risiken kann sie bergen? Unser Artikel hat Antworten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Intrakutane Injektion?
Unter einer intrakutanen Injektion ist die Verabreichung eines Medikaments in die Lederhaut (Epidermis) zu verstehen. Hierbei durchsticht die Injektionsnadel nur die oberen zwei der drei Hautschichten. Die Aufnahme des Medikaments findet langsam statt.
Im Vergleich hierzu wird bei der subkutanen Injektion das Medikament in die Unterhaut (Subkutis) injiziert. Alle drei Hautschichten werden von der Nadel durchdrungen. Hierbei erfolgt die Aufnahme des Medikaments verzögert.
Bei der intramuskulären Injektion wird das Medikament an allen drei Hautschichten vorbei in den Muskel verabreicht. Die Resorption findet leicht verzögert statt.
Neben den unterschiedlichen Injektionstiefen differenzieren sich diese Injektionsarten auch in den Verabreichungswinkeln. Hierbei ist die intrakutane Injektion mit einem Winkel von 15 Grad am flachsten anzusetzen. Es folgt die subkutane Injektion die variabel mit einem Winkel von 45 bis 90 Grad gesetzt wird. Eine intramuskuläre Injektion erfolgt im 90 Grad Winkel.
Angewendet wird die intrakutane Injektion in erster Linie bei Allergie- und Tuberkulintests.
Bei der Quaddelung mit Lokalanästhetikum im Rahmen einer lokalen Schmerztherapie wird die intrakutane Injektion ebenfalls durchgeführt. Diese relativ junge Behandlungsmethode findet sich in der Neuraltherapie wieder.
Intrakutane Injektion – Kontraindikationen
Von einer intrakutanen Injektion sollte bei folgenden Gegebenheiten abgesehen werden:
- Ödem, Entzündung oder Infektion im Injektionsbereich
- Störungen der Hautdurchblutung, lokal oder durch Schockzustände
- mangelnde Kenntnisse des Injizierenden
- fehlende Einwilligung des Patienten
Intrakutane Injektion – Vorbereitung
Für die intrakutane Injektion sollten alle benötigten Utensilien bereit gestellt werden, um einen möglichst störungsfreien Ablauf zu ermöglichen.
Nr. | Bezeichnung | Beschreibung |
---|---|---|
1 | Desinfektionsmittel | Mit dem Desinfektionsmittel werden die Hände und die Injektionsstelle im Rahmen der Vorbereitung desinfiziert. |
2 | Einweghandschuhe | Die Einweghandschuhe dienen zum Eigenschutz. |
3 | Zellstofftupfer | Der Tupfer wird die Einstichstelle nach Abschluss der Injektion komprimiert. |
4 | Ampulle | Die Ampulle enthält verordnete Injektionslösung |
5 | evtl. Fettstift | Der Fettstift dient der Markierung der Einstichstelle z.B. bei der Allergieaustestung |
6 | Aufziehkanüle | Zum Aufziehen der Injektionslösung in die Spritze. Es können auch Fertigspritzen verwendet werden, dann ist keine Aufziehkanüle nötig. |
7 | sterile Einmalspritze | Größe je nach Injektionsmenge |
8 | Sterile Injektionskanüle | Größe z.B. 25–29 G |
9 | Kanülensicherheitsbox | Zur Entsorgung der Kanüle |
10 | Pflaster | Mit dem Pflaster wird die Einstichstelle nach Abschluss der Durchführung geschützt. |
Intrakutane Injektion – Durchführung
Es folgt eine Schritt für Schritt Anleitung für für die Durchführung der intrakutanen Injektion:
- Gründliches Händewaschen und Abtrocken
- Anlegen der Einmalhandschuhe
- Mit der Aufziehkanüle wird die Injektion aufgezogen bzw. die Fertigspritze wird präpariert
- Die Injektionsstelle für die subkutane Injektion wird ausgewählt (Innenseite Unterarm, Unterschulterblattmuskel)
- Die Injektionsstelle wird desinfiziert.
- Straffen der Punktionsstelle mit der nicht dominanten Hand
- Mit Hilfe einer sehr feinen Injektionsnadel wird fast parallel (5 bis 15 Grad Winkel) zur Hautoberfläche punktiert.
- Kanüle unter leichtem Anheben 2-3 mm nach vorne schieben
- Injektionslösung langsam injizieren
- Beim Injizieren sollte sich bereits bei 0,1ml die Bildung einer Quaddel zeigen und die Hautfarbe heller werden. Ist beides gegeben, weist dies auf die korrekte Injektion hin
- Kanüle entfernen und direkt in der Kanülensicherheitsbox entsorgen
- Sind mehrere Quaddeln notwendig, werden diese zügig nacheinander gesetzt. Quaddeln nicht berühren und auf keinen Fall massieren
- Beim Tuberkulintest wird die Punktionsstelle mit dem Fettstift kreisrund markiert, um sie für die Auswertung des Testergebnisses leicht identifizieren zu können
- Bei Bedarf die Punktionsstelle mit einem Pflaster abdecken
- Entsorgen der Einmalhandschuhe und abschließende Handhygiene
Intrakutane Injektion – Komplikationen
Folgende Komplikationen können in Verbindung einer intrakutanen Injektion auftreten:
- Allergische Reaktion
- versehentliche subkutane Injektion. In diesem Fall die Kanüle entfernen und mit neuer, steriler Kanüle in neu gewähltem Hautbereich nach erneuter Desinfektion (!) injizieren.
1. Johannes-Martin Hahn: Checkliste Innere Medizin, 5. Auflage, Thieme (Verlag), 2007
2. I care Pflege, Thieme Verlag, 4. Auflage, 2015
3. Injektionen und Infusionen in der Praxis, hpl Lotz, Thomas Früchtl 2012-2015
4. Injektionen und Infusionen, www.cne.thieme.de (Abrufdatum 21.04.2020)
5. Intradermal, Subcutanous and Intramuscular Injections, www.opentextbc.ca (Abrufdatum 22.04.2020)