
Zahlreiche Patienten hingen schon mal am „Tropf“. Damit ist eigentlich eine Infusion gemeint. Sie versorgt den Körper unter Umgehung des Magen-Darm-Traktes (parenteral) beispielsweise schnell mit viel Flüssigkeit. Wie genau dieser Vorgang abläuft erklärt dieser Beitrag.
Was ist eine Infusion?
Bei einer Infusion erhält der Patient größere Mengen an Flüssigkeit, die kontrolliert und gezielt in den Körper geschleust werden. Auf diesem Wege wird der Körper ausreichend mit Wasser, Nährstoffen und Salzen, aber auch Medikamenten versorgt. Im Allgemeinen ist bei einer Infusion die intravenöse Versorgung gemeint, bei der die Punktion meist in eine Vene der Armbeuge oder den Handrücken erfolgt. Ist eine intravenöse Infusion nicht möglich oder indiziert gibt es Alternativen. Man unterscheidet hierbei nach Zugangsweg und Infusionsdauer.
Zugangswege:
- Intravenöse Infusion (Einleitung über die Vene)
- Intraarterielle Infusion (Einleitung über die Arterie)
- Subkutane Infusion (Einleitung in die Unterhaut)
- Intraossäre Infusion (Einleitung in das Knochenmark)
- Rektale Infusion (Einleitung in den Darm)
Zugangsdauer:
- Kurzinfusion (Kurzer, definierter Zeitraum zwischen 10 bis 60 Minuten)
- Dauerinfusion (Längerer Zeitraum, bei dem die Infusion mit einer festgelegten Geschwindigkeit zugeführt wird)
Infusion – Gründe
Eine Infusion wird immer dann angewendet, wenn das Herz-Kreislauf-System eines Patienten unterstützt werden muss. Daraus ergeben sich folgende Indikationen:
- Flüssigkeitsmangel (Dehydrierung) z.B. bei extremer Hitze oder Durchfall
- Hohe Blutverluste z.B. bei inneren Blutungen oder Unfällen (Bluttransfusion)
- Als Zusatzversorgung bei künstlicher Ernährung
- Versorgung mit Elektrolyten bei Salzverlust
- Unterzuckerung
- Verabreichung von Medikamenten
Infusion vorbereiten
Bevor eine Infusion gelegt wird, muss diese ausdrücklich von einem Arzt unter Angabe der Gründe angeordnet werden. Die Vorbereitungen beginnen mit der Bereitstellung der benötigten Materialien:
Die folgende Tabelle beschreibt alle benötigten Materialien für die Infusion:
Nr. | Bezeichnung | Beschreibung |
1 | Einmalhandschuhe | Die Einmalhandschuhe dienen zum Eigenschutz |
2 | Desinfektionsmittel | Die Hände und Injektionsstelle werden desinfiziert |
3 | Tupfer | Kompression der Einstichstelle nach Entfernung der Kanüle |
4 | Infusionslösungbehälter | Je nach Indikation: Kochsalzlösung, Glukoselösung, Medikamentenlösung |
5 | Infusionssystem | Verbindung zwischen Zugang und Infusionsbehälter |
6 | Stauschlau bzw. Blutdruckmanschette | Hilfsmittel für die Punktion einer peripheren Vene |
7 | Kanülenverband & Pflaster | Fixierung der Kanüle |
8 | Verschiedene Verweilkanülen | Einschleusung der Infusionslösung |
9 | Abwurfbehälter | Entsorgung der gebrauchten Kanülen |
Daran im Anschluss wird der Patient auf die anstehende Infusion hingewiesen und sein Einverständnis eingeholt. Bei einer Infusion soll der Patient möglichst bequem sitzen oder liegen. Der Arm des Patienten wird frei gemacht. Es folgt die detaillierte Anleitung des Anlegens einer intravenösen Infusion, da es sich hierbei um die häufigste Art der Anwendung handelt.
Infusion legen – Durchführung
- Stauschlau am Ober- oder Unterarm anlegen und eng über den Finger ziehen, so dass der Radialispuls (Handgelenkpuls) tastbar bleibt.
- Tastend eine geeignete Punktionsstelle suchen. Der nicht dominante Arm ist zu bevorzugen.
- Die Punktionsstelle desinfizieren, mit Tupfer abwischen und nochmals desinfizieren, Einwirkzeit von 30 Sekunden beachten.
- Anlegen der Einmalhandschuhe
- Testen der Beweglichkeit des Mandrins (Einführhilfe für Kanülen)
- Haut über der Punktionsstelle spannen
- Die Verweilkanüle im 20-30° Winkel ansetzen, zügig, aber mit Gefühl punktieren (der Schliff der Nadel muss nach oben zeigen) Sobald die Vene getroffen wurde, füllt sich der Kanülenansatz mit Blut.
- Vorschieben der Nadel und des Plastikschläuchchens um 3 bis 5 mm, um sicher zu stellen, dass sich das Schläuchchen sicher in der Vene befindet.
- Nadel zwischen Mittelfinger und Daumen fixieren und knapp 1cm zurückziehen und das Schläuchchen mittels Zeigefinger komplett in die Vene schieben.
- Stauschlauch lösen
- Befestigen des Plastikschläuchchens mit Fixierpflaster. Verbleibt die Kanüle, wird auch sie fixiert.
- Infusion bereitlegen
- Die punktierte Vene oberhalb vom Schlauchende abdrücken und die Nadel herausziehen. Sofortiges Entsorgen der Nadel im Abwurfbehälter.
- Anschließen der vorbereiteten Infusion.
Das folgende Video zeigt wie die Punktionsnadel in die Vene gestochen wird:
Infusion – Komplikationen
Während des Legens einer Infusion kann es zu folgenden Komplikationen kommen:
- Arterienpunktion
- Nervenpunktion
- Hämatom
- (Thrombo-)Phlebitis
- Allergische Reaktionen und Nierenfunktionsstörungen
- Belastung des Herzens durch zu hohe Flüssigkeitsmengen Verabreichung
- Luftembolie
Infusion – Kontraindikationen
Im Allgemeinen sind für eine Infusion keinerlei Kontraindikationen bekannt. Man sollte jedoch vereinzelt von einer Infusion absehen bzw. die Punktionsstelle entsprechend bestimmen, falls folgende Situationen vorliegen:
- Shuntarm eines Dialysepatienten
- Hemiplegische Extremität
- Ekzematöse Hautveränderung
- Verbrennungen, Verletzungen oder Hautinfektionen
Infusionen gelten als eine sehr zuverlässige Methode, um eine Flüssigkeitsversorgung oder effektive Verabreichung von Medikamenten zu gewährleisten. Somit gehört das Anlegen einer Infusion zu den Grundkenntnissen eines Arztes.
1. I care Pflege, Thieme (Verlag), 4. Auflage, 2015
2. J.-M. Hahn: Checkliste Innere Medizin, Thieme (Verlag), 5. Auflage, 2003
3. Thomas Früchtl: Injektionen und Infusionen in der Praxis, hpl Lotz, 2012-2015