Als Cholezystektomie bezeichnet man die operative Entfernung der Gallenblase. In den meisten Fällen, stellen Gallensteine den Auslöser für eine Gallenblasenentfernung dar. Die 8 bis 12 cm lange Gallenblase ist besonders wichtig für das Verdauungssystem des menschlichen Körpers und dient als Speicherorgan der Gallenflüssigkeit. Doch ist wird die Cholezystektomie durchgeführt und ist ein Leben ohne Gallenblase möglich?
Inhaltsverzeichnis
Was ist die Gallenblase?
Die Gallenblase spielt eine bedeutende Rolle im Verdauungssystem des Körpers. Das birnenförmige Organ ist unterhalb der Leber in der sogenannten Gallenblasengruppe im rechten Oberbauch ansässig. Das 8 bis 12 cm lange und 4 bis 5 Zentimeter breite Organ ist über ein Bindegewebsstück mit der Leber verbunden und setzt sich aus dem Gallenblasenboden, dem Gallenblasenkörper und dem Gallenblasenhals zusammen.
Unterhalb der Gallenblase liegt der Zwölffingerdarm, sowie die Abwärtsbiegung des Dickdarms. Die Leber produziert eine zähe, grünlich-gelbe Flüssigkeit, welche sich Galle nennt und hauptsächlich aus Wasser, Gallensäuren, Phosphorlipiden, Cholesterin, Bilirubin sowie anderen Farbstoffen besteht. Die Galle spielt eine bedeutende Rolle im Verdauungssystem des menschlichen Körpers, denn sie erleichtert die Aufnahme von Cholesterin, Fetten und fettlöslichen Vitaminen aus dem Darm. Des Weiteren wirkt sie unterstützend bei der Ausscheidung bestimmter Stoffwechselprodukte wie beispielsweise überschüssigem Cholesterin.
Aus der Leber gelangt die Gallenflüssigkeit über den Ductus hepaticus communis in die Gallenblase. Sie dient als Speicherorgan der Galle und kann bis zu 80 ml fassen. Im ihren Inneren befindet sich eine Schleimhaut, welche die Gallenblase vor den Verdauungswirkstoffen der Gallenflüssigkeit schützt. Wird Gallenflüssigkeit (beispielsweise nach einer Mahlzeit) benötigt, zieht sich die Gallenblase zusammen und presst die Flüssigkeit über den Ductus choledochus in den Zwölffingerdarm, welcher sich unterhalb der Gallenblase befindet. Dort angekommen löst die Gallenflüssigkeit die Nahrungsfette in Tröpfchen auf, welche anschließend von Enzymen abgebaut werden.
Was ist eine Cholezystektomie?
Unter einer Cholezystektomie versteht man die operative Entfernung der Gallenblase. Die Cholezystektomie wird in Deutschland jährlich mehr als 190.000-mal durchgeführt und zählt zu den Routineeingriffen. Die Entfernung der Gallenblase wird unter Vollnarkose durchgeführt und kann sowohl laparoskopisch durch eine Bauchspiegelung, oder konventionell über einen offenen Bauchschnitt erfolgen. Auch der Wechsel von einer laparoskopischen Cholezystektomie zu einem offenen Bauchschnitt während des Eingriffs, kann unter bestimmten Umständen notwendig sein.
Ziel einer Entfernung der Gallenblase ist es, die durch verschiedenste Ursachen ausgelösten Symptome und Krankheiten zu beseitigen. Die Entfernung der Gallenblase ist in vielen Fällen der beste Weg, um immer bei wiederkehrenden oder starken Problemen des Organs Abhilfe zu schaffen. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass der menschliche Organismus nicht unbedingt eine Gallenblase benötigt. Hier spielt allerdings die Ernährung eine bedeutende Rolle. Denn während der kontinuierliche Gallenfluss von der Leber in den Darm, nach Entfernung der Gallenblase genügt, um Fette zu verdauen, kann es bei der Aufnahme von besonders reichhaltigen Speisen zu Verdauungsbeschwerden kommen.
Cholezystektomie – Gründe
Einen häufigen Grund für die notwendige Entfernung der Gallenblase, stellen Gallensteine dar. Etwa 15% der Deutschen leiden an Gallensteinen, wobei Frauen häufiger betroffen sind als Männer.
Gallensteine bilden sich meist aufgrund von Überschüssen eines Bestandteiles der Gallenflüssigkeit. Das Sekret kristallisiert aufgrund einer Übersättigung und führt somit zur Bildung von Gallensteinen. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem Fettleibigkeit, hohe Cholesterinwerte, sowie die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus oder auch eine Schwangerschaft.
Gallensteine können starke Symptome mit sich ziehen wie anfallartige Schmerzen, Dauerbauchschmerzen im Oberbauch oder auch Übelkeit und Erbrechen. Bei solch starken Beschwerden sollte die Entfernung der Gallenblase dringend in Erwägung gezogen werden. Das Entfernen oder Zertrümmern der Gallensteine ist unter Erhaltung der Gallenblase meist nicht möglich. Des Weiteren würden sich die lästigen Steine rasch neu bilden. In vielen Fällen ist somit die Entfernung der Gallenblase das Mittel der Wahl.
Einen weiteren Grund für eine Cholezystektomie, stellen Tumore an der Gallenblase oder am Gallengang dar. Auch eine akute Entzündung der Gallenblase kann unbehandelt zu starken Komplikationen führen. So kann sie einreißen oder gar Eiter bilden und sich somit zu einer gefährlichen Entzündung im Bauchraum ausbreiten. Des Weiteren kann sich chronisch-vernarbende Gallenblasenentzündung, zu einer sogenannten Schrumpfgallenblase entwickeln, aus der sich Gallenblasenkrebs entwickeln kann.
Gallenblase entfernen – OP Ablauf
Grundsätzlich kann die Entfernung der Gallenblase mittels zwei verschiedener Verfahren erfolgen. Das ältere Verfahren ist die konventionelle Cholezystektomie. Hier wird die Galle über einen offenen Bauchschnitt entfernt. Mittels eines 15 cm langen Schnitts circa 2 cm unterhalb des rechten Rippenbogens, wird die Bauchhöhle geöffnet.
Die Methode der Wahl ist jedoch die laparoskopische Cholezystektomie. Circa 90% aller Gallenblasenoperationen erfolgen Mittels dieser Methode. Im Falle der laparoskopische Cholezystektomie, wird das Organ mittels Bauchspiegelung entfernt.
Dafür wird der Bauchraum zunächst über den Nabel mit einem Gasgemisch aus Kohlendioxid und Helium gefüllt. Auf diese Weise hebt sich die Bauchdecke an, sodass der Chirurg ausreichend Platz und Übersicht zur Durchführung der Cholezystektomie gewinnt. Anschließend werden 4 Schnitte zwischen 0,5 und 1 cm gesetzt. Durch 3 der gesetzten Schnitte werden Kamera und Operationsinstrumente in den Bauchraum eingeführt. Der vierte Schnitt wird meist in der Nähe des Bauchnabels gesetzt und dient dazu, die Gallenblase aus der Bauchhöhle zu entfernen. Zunächst fasst der Chirurg die Gallenbase hinter der Leber und zieht diese aufrecht in Richtung Zwerchfell. Somit wird das sogenannte Calot-Dreieck sichtbar, welches aus dem Ductus cysticus, der Gallenblasenarterie und dem Hauptgallengang gebildet wird. Sowohl die Gallenblasenarterie als auch der Ductus cysticus werden mit einem Clip verschlossen, um die Gefäße durchtrennen zu können. Anschließend wird die Gallenblase vorsichtig aus der Leber herausgelöst und aus dem Bauchraum entfernt.
Cholezystektomie – Vorbereitung
Generell gehört die Cholezystektomie zu den harmlosen Routineeingriffen. In der Regel werden die meisten Voruntersuchungen vorab im Krankenhaus durchgeführt.
Wie bei jeder Operation sollte eine ausgiebige Untersuchung und Aufklärung durch den Anästhesiearzt erfolgen. Dieser klärt den Patienten über das Narkoseverfahren, sowie über die typischen Risiken einer Narkose auf. Um während des Eingriffs unter Vollnarkose zu verhindern, dass Mageninhalt in die Lunge gelangt, sollte eine Nüchternheit am Operationstag unbedingt gewährleistet sein. Denn Mageninhalt in der Lunge kann zu schwersten Problemen, wie beispielsweise Lungenentzündung oder Ersticken führen.
Des Weiteren sollten unbedingt die Begleiterkrankungen des Patienten bekannt sein. Wie bei jedem operativen Eingriff, müssten gegebenenfalls bestimmte blutgerinnungshemmende Medikamente wie Acetylsalicylsäure/ASS oder Cumarine einige Tage vor dem Eingriff abgesetzt werden.
Auch sollten Betroffene ihren Arbeitgeber möglichst früh über den anstehenden Eingriff informieren, da man für einige Tage ins Krankenhaus muss und auch danach noch mehrere Wochen nicht voll belastbar sein wird.
Konventionelle Cholezystektomie
Unter der konventionellen Cholezystektomie versteht man die operative Entfernung der Gallenblase über einen offenen Bauchschnitt. Die Entfernung der Gallenblase mittels Bauchspiegelung (laparoskopische Cholezystektomie) erfolgt meist häufiger.
Die konventionelle Cholezystektomie kommt meist dann zum Einsatz, wenn eine laparoskopische Cholezystektomie beispielsweise durch Verwachsungen im Bauchraum oder aufgrund bestimmter Voroperationen an Magen oder Leber, nicht möglich ist. Für die konventionelle Cholezystektomie wird ein Schnitt unterhalb des Rippenbogens gesetzt, um die Bauchhöhle zu öffnen. Generell ist der Eingriff relativ risikoarm, jedoch können Nachblutungen, sowie die Bildung von Abszessen oder Gallenfisteln als mögliche Komplikation auftreten.
Laparoskopische Cholezystektomie
Als laparoskopische Cholezystektomie bezeichnet man die minimal-invasive Entfernung der Gallenblase mittels der Schlüssellochchirurgie.
Die Methode der Cholezystektomie wird aufgrund ihrer zahlreichen Vorteile am häufigsten verwendet. Denn verglichen mit der konventionellen Cholezystektomie, fallen die Schnitte wesentlich kleiner aus, was wiederrum dazu führt, dass die Patienten sich wesentlich schneller erholen.
Des Weiteren sind meist deutlich weniger Schmerzen und kleinere Narben zu verzeichnen. Auch Komplikationen treten wesentlich seltener auf. Anstelle eines großen Schnittes, werden 4 sehr kleine Schnitte gesetzt, durch welche Kamera und Operationsinstrumente in die Bauchhöhle eingeführt werden.
Wechsel der Operationstechnik (Konversion)
Ein Wechsel zwischen den verschiedenen Operationstechniken einer Cholezystektomie wird Konversion genannt und ist meist beim Auftreten unvorhergesehener Umstände notwendig.
So kann bei der laparoskopischen Cholezystektomie während des Eingriffs immer ein Umstieg auf die konventionelle Entfernung der Gallenblase notwendig sein. Dies kann unter Umständen der Fall sein, wenn der Chirurg entscheidet, dass aufgrund der Operationsinstrumente ein zu hohes Verletzungsrisiko für benachbarte Organe gegeben ist oder starke Verwachsungen sowie unklare anatomische Verhältnisse gegeben sind.
Auch bei sehr starken Blutungen kann ein offener Bauchschnitt lebensnotwenig sein, um die Gallenblasenentfernung risikoärmer durchzuführen.
Cholezystektomie – Risiken
Operationen an der Gallenblase weisen eine Letalität von lediglich 0,1% auf. Sowohl die laparoskopische, als auch die konventionelle Cholezystektomie zählen zu den Routineeingriffen mit einer niedrigen Komplikationsrate.
Dennoch birgt jeder Eingriff ein gewisses Risiko, welches maßgeblich vom allgemeinen gesundheitlichen Zustand des Patienten, sowie dessen Alter und möglichen Begleiterkrankungen abhängig ist. Auch der Grund für die Entfernung der Gallenblase spielt eine bedeutende Rolle. So weisen Notfalleingriffe ein deutlich höheres Risiko auf als geplante Eingriffe.
Generell kann es bei jedem chirurgischen Eingriff, so auch bei der Gallenblasenentfernung zu Infektionen kommen. Durch die Gabe von Antibiotika über einen längeren Zeitraum, kann eine solche Infektion jedoch meist ohne weitere Komplikationen behandelt werden. Auch Blutungen können sowohl während als auch nach der Operation auftreten. Im schlimmsten Fall kann gar eine Bluttransfusion notwendig sein.
Selten, aber dennoch möglich, ist auch die Verletzung benachbarter Organe wie der Leber oder des Hauptgallenganges. Auch die Verletzung von Blutgefäßen sowie des Magen und Darms können nicht ausgeschlossen werden. In seltenen Fällen können die Komplikationen so schwerwiegend sein dass eine erneute Operation notwendig ist. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn der Haupt-Gallengang sowie andere Organe schwer beschädigt wurden.
Nach der OP – Was beachten?
Generell zählt vor allem die laparoskopische Cholezystektomie aufgrund der kleinen Einschnitte, zu den Eingriffen mit einem geringen Risiko. So beansprucht die Entfernung der Gallenblase in der Regel lediglich 30 Minuten.
Wurde die Gallenblase einst operativ entfernt, so entstehen in den meisten Fällen keine erneuten Beschwerden. Jedoch leiden Patienten selten unter Schmerzen im Oberbauch. Ursache hierfür können Veränderungen des Operationsbereichs durch Narbenbildung sein.
Nach einer laparoskopischen Entfernung der Gallenblase, können Patienten am Tag des Eingriffs schon wieder leichte Nahrung zu sich nehmen. Am Folgetag können bereits normale Mahlzeiten aufgenommen werden. Die Dauer des Krankenhausaufenthalts richtet sich sowohl nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten als auch nach dem Ausmaß des vorgenommenen Eingriffs. In der Regel beläuft sich der Krankenhausaufenthalt jedoch auf 2-4 Tage.
Bei besonders schweren Verläufen, oder im Falle von Komplikationen, kann sich die Dauer des Aufenthalts jedoch um einiges verlängern. Erfolgte die Gallenblasenentfernung mittels Bauchschnitt, so ist es dringend ratsam das Tragen schwerer Lasten über einen Zeitraum von 4 Wochen zu vermeiden. Um die Wundheilung nicht zu gefährden, sollte eine Schonfrist von 10-14 Tagen nach erfolgtem Eingriff eingehalten werden. Auch auf sportliche Aktivitäten sollte während dieser Zeit unbedingt verzichtet werden.
Die Dauer der Krankschreibung richtet sich nach der beruflichen Tätigkeit und dem Empfinden des Patienten. So können Tätigkeiten, welche im Sitzen ausgeführt werden, in der Regel schneller wieder aufgenommen werden als körperlich anstrengende Tätigkeiten.
Ernährung nach Gallenblasenentfernung
Ein Leben ohne Gallenblase ist meist ohne Einschränkungen möglich, denn in den meisten Fällen genügt der kontinuierliche Gallenfluss von der Leber in den Darm, um Fette zu verdauen.
Bei sehr fettreicher Kost gibt die Gallenblase besonders viel Gallenflüssigkeit ab. Wurde das Organ jedoch operativ entfernt, muss der Körper erst lernen ohne Speicheroption auszukommen. Um möglichen Verdauungsbeschwerden entgegenzuwirken, sollten Betroffene demnach ihre Ernährung anpassen.
So sollte vor allem in den ersten Wochen nach der operativen Entfernung der Gallenblase auf große Portionen verzichtet werden. Betroffene sollten auf mehrere kleine Portionen über den Tag verteilt zurückgreifen, um die Verdauung nicht zu strapazieren. Auch frittierte oder scharf angebratene Speisen können unter Umständen zu Verdauungsbeschwerden führen. Speisen sollten daher schonend gegart oder gedünstet werden.
Des Weiteren sollten Betroffene auf schwer verdauliche, blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Kohl, oder große Mengen Rohkost weitestgehend verzichten. Eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern Wasser am Tag ist zudem überaus wichtig, um die Verdauung bestmöglich zu unterstützen.
1. Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin, Thieme (2013)
2. Herold, G.: Innere Medizin, Lehmanns Media (2012)
3. Gallbladder removal, www.nhs.uk (Abrufdatum: 29.07.2020)
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