Appendektomie ist der fachliche Begriff für die chirurgische Entfernung des Wurmfortsatzes – ein Anhangsgebilde am Blinddarm – und kommt zum Einsatz, wenn sich der Wurmfortsatz entzündet oder infiziert hat. Sie zählt zu den häufigsten Operationen im Bauchraum und stellt als Routineeingriff kein großes Risiko dar.
Wie läuft die Appendektomie ab? Welche Risiken und Komplikationen birgt der Eingriff? Der folgende Artikel liefert Antworten auf diese und viele weitere Fragen.
Inhaltsverzeichnis
Appendektomie – Definition
Eine Appendektomie ist die operative Entfernung des Appendix vermiformis (Wurmfortsatz) – ein zwischen zwei und 20 Zentimeter langes schlauchartiges Organ, das sich als Anhangsgebilde am unteren Ende des Blinddarms befindet. Fälschlicherweise wird die Appendektomie häufig auch als Blinddarmentfernung bezeichnet. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Blinddarmentfernung, sondern lediglich um die Entfernung des Wurmfortsatzes.
Für die Entfernung des Wurmfortsatzes bieten sich zweierlei Methoden an:
- Laparoskopische Appendektomie (Viszeralchirurgie)
- Offene Operation
Die Wahl zwischen beiden Verfahren ist davon abhängig, welche Begleitumstände vorliegen und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Der Genesungsprozess wiederum wird durch die Art des Operationsverfahrens und die individuelle Konstitution des/der Patienten/-in beeinflusst.
Appendektomie – Gründe
Der häufigste Grund für diese Operation ist eine akute Entzündung des Wurmfortsatzes (Appendizitis). Der chirurgische Eingriff verhindert, dass sich die Entzündung des Appendix im Bauchraum ausbreitet oder eine Appendizitis erneut ausgelöst wird. Wird der Appendix nicht rechtzeitig entfernt, kann der Blinddarm perforieren und Bakterien und Eiter gelangen in die freie Bauchhöhle. In kürzester Zeit kann eine Bauchfellentzündung zu einer lebensbedrohlichen Sepsis führen.
Möglich ist auch, präventiv den Wurmfortsatz zu entfernen, wenn gleichzeitig andere Erkrankungen des Dickdarms vorliegen. Darunter fallen etwa die bekannte Darmerkrankung Morbus Crohn und eine Fehlentwicklung des Darms (Malrotation) oder eine Darmverdrehung (Volvulus). Appendektomien kommen auch zum Einsatz, wenn sich bei einer gesonderten Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder während eines Eingriffs Tumore am Blinddarm zeigen.
Eine Appendektomie erfolgt teils auch im Rahmen anderer Operationsverfahren, etwa bei Verwachsungen im Bauch, chronischen Entzündungen des Dickdarms oder an den Eierstöcken. Wird dabei ein auffällig verdickter Appendix festgestellt, kann dies ebenfalls Anlass für eine Operation sein. Ebenso können mehrere eher mäßig verlaufende Blinddarmentzündungen, allgemein auch als Blinddarmreizungen bekannt, der Auslöser für eine OP sein. Gibt der Wurmfortsatz mehrfach Anlass zu Beschwerden, wird präventiv gehandelt, um einer notfallmäßigen Appendektomie aus dem Weg zu gehen.
Appendektomie – OP Vorbereitung
Ist der Verdacht auf eine Blinddarmentzündung durch eine eingehende Untersuchung und die resultierende Diagnose bekräftigt, bleibt bei nicht stark akuten Verläufen Zeit genug, um sich auf die Operation vorzubereiten. Nach Möglichkeit sollte sechs Stunden vor der OP keine Nahrungsaufnahme mehr erfolgen. Die letzten zwei Stunden vor der Entfernung des Wurmfortsatzes müssen die Patienten/-innen auch auf Flüssigkeiten inklusive Wasser verzichten. Lediglich Wassergaben, die für die notwendige Medikationen unerlässlich sind, bleiben unberücksichtigt. Wird die Appendektomie in seltenen Fällen elektiv vorgenommen, sollten das vorherige Absetzen von ständig eingenommenen Medikamenten mit dem/der Arzt/Ärztin besprochen werden.
Appendektomie – Ablauf und Dauer
Nach den üblichen allgemeinen Untersuchungen, dem Labor und der Aufklärung durch den/die Chirurgen/-in über das weitere Vorgehen folgt die direkte Vorbereitung auf die Appendektomie. Durch einen intravenösen Zugang werden Antibiotika, Schmerzmittel und Flüssigkeit verabreicht. Die präventive Gabe von Antibiotika trägt dazu bei, die Gefahr von weiteren Entzündungen des Wurmfortsatzes und im Unterbauch zu verhindern. Es ist wissenschaftlich bestätigt, dass es dadurch zu weniger Infektionen im Bauchraum und im Wundbereich der Haut kommt.
Sowohl die Laparoskopie (Schlüsselloch-Chirurgie) als auch die offene Operation findet grundsätzlich unter Vollnarkose statt. Zur direkten Vorbereitung einer jeden OP gehört, dass der entsprechende Bereich gewaschen und desinfiziert ist. Mit sterilen Tüchern wird der umgebende Bauch abgedeckt. Der eigentliche Eingriff bei einer unkomplizierten offenen Blinddarmoperation dauert nur wenige Minuten. Etwas mehr Zeit nimmt die Laparoskopie in Anspruch. Bei beiden Arten der Blinddarmoperation ist es wichtig, dass die Blutversorgung der Appendix vermiformis über die Mesoappendix unterbrochen und getrennt wird. Dies geschieht durch Elektrokoagulation oder Unterbindung. Nach erfolgter Abtrennung der Blutversorgung wird der Wurmfortsatz entfernt.
Laparoskopische Appendektomie
Die laparoskopische Appendektomie erfolgt in der Regel durch die Schlüsselloch-Methode im Rahmen der Viszeralchirurgie. Das minimal-invasive Verfahren ist im Vergleich zur offenen Operation schonender und besser verträglich. Zur besseren Sicht und mehr Freiraum für den Operateur wird die Bauchhöhle zu Beginn mit zwei bis drei Liter Kohlendioxid aufgeblasen. Für die Entfernung des Appendix sind drei kleine Schnitte von rund einem Zentimeter Länge ausreichend, durch die über über eine Führungshülse (Trokar) ein Laparoskop und verschiedene Operationsinstrumente eingeführt werden können.
Ein Schnitt erfolgt unterhalb des Bauchnabels, zwei weitere Schnitte links und rechts am Unterbauch. Am Laparoskop befindet sich eine Kamera. Mit der Bildübertragung auf einen Monitor wird dem/der Chirurgen/-in angezeigt, wo mit den beiden Arbeitstrokaren der Wurmfortsatz abgetrennt und entfernt werden muss. Anschließend wird der Stumpf am Blinddarm (Coecum) versorgt und die Operationswunde kann geschlossen werden.
Wird während der Operation festgestellt, dass die Appendizitis bereits fortgeschritten ist und sich vom Wurmfortsatz ausgehend weiter ausgebreitet hat, steigen die Chirurgen/-innen auf eine offene Operation mit einem mittleren Unterbauchschnitt zur Eröffnung der Bauchhöhle um.
Offene Appendektomie
Eine offene Appendektomie ist der größere Eingriff. Sie ist die klassische Vorgehensweise, um einen entzündeten Wurmfortsatz zu entfernen. Der Schnitt erfolgt dabei im rechten Unterbauch. Es ist gängiger Ablauf, bei diesem Operationsverfahren zugleich die umliegenden Bauchorgane und die Bauchhöhle auf weitere Entzündungen oder bösartige Veränderungen zu untersuchen. Liegen weitere Entzündungsfelder vor, kann die Operation ausgeweitet werden. Ist der Wurmfortsatz entfernt, wird das Gewebe schichtenweise vernäht.
Appendektomie – Risiken und Komplikationen
Obwohl die Appendektomie zu einem sehr häufig durchgeführten chirurgischen Eingriff zählt, birgt die Operation Risiken und es kann zu Komplikationen nach der Behandlung kommen.
Vereinzelt kann der Eingriff Blutungen, Wundheilungsstörungen oder Infektionen auslösen. Selten aber dennoch möglich ist die Verletzung von Darm, Nachbarorganen, Nerven oder Gefäßen.
Außerdem kann es während der Entfernung des Wurmfortsatzes passieren, dass der Blinddarm perforiert. Die Folge eines solchen Durchbruchs ist, dass sich Bakterien und Eiter in den Bauchraum ergießen. Zu den möglichen Auswirkungen gehört eine potenziell lebensbedrohliche Bauchfellentzündung. Hier ist daher rasches Handeln und Säubern des gesamten Operationsbereiches angesagt.
Trotz der präventiven Zugabe von Antibiotika können sich nach einer Appendektomie Abszesse im Bauchraum bilden. Zur Behandlung werden in der Regel weiterhin Antibiotika verabreicht. Mit einer Drainage im Unterbauch, kann der Abfluss der Abszessflüssigkeit gewährleistet werden.
In den meisten Fällen heilt das Gewebe nach der Entfernung des Wurmfortsatzes wieder schnell ab. Es ist dennoch nicht ausgeschlossen, dass sich bei entsprechender Veranlagung Verwachsungen im Bauchraum bilden. Diese können Verdauungsbeschwerden, Schmerzen oder gar einen lebensbedrohlichen Darmverschluss verursachen.
Appendektomie – was ist danach zu beachten?
Auch beim Abheilen der äußeren Wunde kann es zu Infektionen kommen. Das Einhalten strikter Hygiene nach der Entfernung des Wurmfortsatzes und das Befolgen ärztlicher Anweisung sind deshalb wichtig.
Allgemein gilt es alles zu vermeiden, was die Bauchdecke und den Bauchraum belastet. Langes, monotones Sitzen ist kontraindiziert, ebenso das Heben von Lasten. Einfache, abwechslungsreiche Bürotätigkeiten und moderates Spazierengehen sind meist schon nach wenigen Tagen wieder gestattet. Zur raschen Wiederherstellung und vollständigen Genesung trägt auch die richtige Ernährung bei.
Sport nach Appendektomie
Normale Alltagsbewegung ist rasch wieder möglich, Sport muss dagegen nach einer Appendektomie pausiert werden. Kinder können bereits wenige Tage später den Unterricht wieder besuchen. Bestimmte Bewegungen können noch einige Zeit nach dem Eingriff schmerzen. Vermieden werden sollten alle Übungen, die die Bauchdecke und Bauchmuskeln strapazieren. Sit-ups und rasche Stopps beim Tennis oder Squash sind in der Regel selbstregulierend und -limitierend, da diese Bewegungsabläufe schmerzen. Gegen Schwimmen ist dagegen nichts einzuwenden, sobald die Nähte gut abgeheilt sind.
Essen nach Appendektomie
Am ersten Tag nach der Appendektomie sind die Mahlzeiten auf Tee, Brühe und einfache Suppen beschränkt. Leichte Kost gibt es ab dem zweiten Tag. Vorsicht ist noch einige Zeit bei Nüssen und Vollkornprodukten geboten, damit sich keine Partikel im Darm festsetzen und zur erneuten Entzündung führen können. Dennoch sollte strikt darauf geachtet werden, genügend Ballaststoffe zu sich zu nehmen und jeden Bissen gut zu kauen. Eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme trägt zur Bildung von weichem Stuhl bei, der den frisch operierten Darm weniger belastet. Faserreiches Gemüse sorgt für volumösen, weichen Stuhl, blähende Sorten wie Kohl werden besser noch einige Zeit außen vorgelassen. Die Darmmotorik braucht einige Zeit, um wieder voll zu funktionieren.
Liegt bei den Patienten/-innen eine Adipositas vor, ist die Appendektomie ein weiterer Grund, künftig auf das Gewicht zu achten. Die Blinddarmnarben sind, wie alle anderen Bauchnarben auch, eine mögliche Schwachstelle für Narbenbrüche. Moderate Bewegung und Gewichtsreduktion tragen dazu bei, dieses Risiko gering zu halten.
Häufige Fragen zu Appendektomie
- Was ist eine Appendektomie?
- Appendektomie – wie lange krank?
- Wie lange halten Schmerzen nach der Appendektomie an?
- Wie lange dauert eine Appendektomie?
Mehr zu Viszeralchirurgie
- Reutter, K.-H.: Chirurgie, Georg Thieme Verlag, 5. Auflage, 2004
- Siewert, J. R.: Basiswissen Chirurgie, Springer Medizin Verlag, 2007
- Appendizitis (Blinddarmentzündung), https://kinderchirurgie.charite.de/...
- Blinddarm-Operation (Appendektomie), https://www.operieren.de/...
- Dickdarm und Mastdarm, https://www.uniklinikum-saarland.de/...