
Eine Ablation, oder auch Katheterablation genannt, ist ein minimaler operativer Eingriff, um Herzrhythmusstörungen dauerhaft zu behandeln. In diesem Artikel stellen wir Ihnen die Ursachen, den Ablauf sowie mögliche Risiken einer Ablation vor.
Inhaltsverzeichnis
Was ist eine Ablation?
Eine Ablation am Herz, auch Katheter-Ablation genannt, ist ein spezieller Eingriff, der am Herzmuskelgewebe durchgeführt wird. Das Verfahren wird bereits seit den 80er Jahren erforscht und weiterentwickelt. Hierbei werden überzählige sowie krankhafte Leitungsbahnen und Erregungsherde verödet, sodass manche besonders hartnäckige und riskante Herzrhythmusstörungen dauerhaft beseitigt werden. Sie hilft besonders, wenn Medikamente keine Wirkung mehr zeigen oder die Krankheiten nicht mit Medikamenten behandelt werden können. Nach einer erfolgreichen Ablation kehrt das Herz meist zu seinem natürlichen Rhythmus zurück.
Mittels Hitze- oder Kälteeinwirkungen und in manchen Fällen auch Ultraschall sowie Laser werden Narben gezielt in den Zellen des Herzmuskels erzeugt, welcher elektrische Erregung falsch erzeugt oder leitet. Die Radiofrequenzablation oder auch Hochfrequenzablation gehört zu den Standardverfahren. Hierbei gibt die Katheterspitze starke erhitzte elektromagnetischen Wellen an das Gewebe ab. Bei dem Verfahren namens Kryoablation hingegen verwendet man Kälte. Damit werden Muskelerregungen, die einen normalen Herzrhythmus verhindern, gestoppt und das Herz kann wieder normal schlagen.
Der Eingriff wird auch Katheter-Ablation genannt, da er in den meisten Fällen mithilfe eines Katheters durchgeführt wird. Dieser wird während einer elektrophysiologischen Untersuchung über ein Blutgefäß der Leiste bis zum Herzen vorgeschoben. In manchen Fällen kombiniert der Arzt/die Ärztin den Eingriff mit einer wichtigen Operation, dies bezeichnet man als chirurgische Ablation. Heutzutage wird die besonders anspruchsvolle Behandlung auch durch bestimmte Roboter unterstützt.
Ablation Herz – Gründe
Ablationen werden durchgeführt, um verschiedene Herzrhythmusstörungen zu behandeln. Man greift auf diese Behandlungsart zurück, wenn eine Therapie mit Medikamenten nicht oder nicht mehr hilft. Typische Erkrankungen sind Grund für eine Ablation:
- Vorhofflimmern
- Vorhofflattern
- Atriale Tachykardie
- Wolff-Parkinson-White-Syndrom
- AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
Die genannten Gründe werden in den folgenden Abschnitten genauer vorgestellt.
Herzrhythmusstörung
Der Herzrhythmus wird vom Reizleitungssystem des Herzens gesteuert. Vom Sinusknoten, welcher sich in der Wand des rechten Vorhofs befindet, kommt der Hauptimpuls. Diese elektrische Erregung wandert über die Vorhöfe zu den AV-Knoten, welche als Schaltstelle zwischen Vorhöfen und Herzkammern agieren. Danach wandern sie an das His-Bündel in die Kammerschenkel und letztendlich in die Purkinje-Faser. Durch den Impuls wird der Herzmuskel erregt und eine Kontraktion ausgelöst.
Werden diese elektrischen Signale fehlgeleitet oder es entstehen zusätzliche Impulse an der Herzwand, stört dies den Herzrhythmus. Das führt dazu, dass der Herzmuskel nicht mehr koordiniert arbeitet und das Blut weniger oder gar nicht mehr in den Blutkreislauf gepumpt wird.
Vorhofflimmern
Bei einem Vorhofflimmern leidet man unter einem rasend schnellen und unregelmäßigen Puls. Es handelt sich um eine der häufigsten Rhythmusstörungen.
Der Vorhof wird hier unregelmäßig durch kreisende und ungeordnete Impulse aus den Lungenvenen erregt. Teilweise werden diese Impulse in die Kammern weitergeleitet und auch hier entstehen Unregelmäßigkeiten. Typische Beschwerden bei Vorhofflimmern sind:
- Leistungsknick
- Herzrasen
- Schwindel
- Atemnot
- Brustschmerzen
- Angstgefühle
- Herzschwäche
Daneben können sich durch die Störungen in der Blutzirkulation Blutgerinnsel im Herzvorhof bilden und im schlimmsten Fall einen Schlaganfall auslösen. Durch eine Ablation erreichen die Störimpulse nicht mehr die Vorhöfe und ist bei 70 Prozent des anfallsweisen Vorhofflimmern erfolgreich. Leidet man unter chronischem Vorhofflimmern ist die Erfolgsquote bei etwa 50 Prozent. Erst wenn Medikamente nicht wirken und der Herzrhythmus sich nicht mehr normalisiert, rät man zu einer Ablation – und auch nach dem Eingriff kann es sein, dass weiterhin Medikamente genommen werden müssen oder die Katheterablation gar wiederholt werden muss.
Vorhofflattern
Prinzipiell handelt es sich beim Vorhofflattern ebenfalls um das Vorhofflimmern. Auch hier findet sich eine kreisende Erregung im rechten Vorhof. Der große Unterschied liegt darin, dass das Vorhofflattern ein regelmäßiger Vorgang ist und die Frequenzen bei 250 bis 450 Schlägen liegen, während es beim Vorhofflimmern 350 bis 600 Schläge sein können. Eine Katheterablation heilt diese Herzrhythmusstörung in 95 Prozent der Fälle und wird meist einer medikamentösen Therapie vorgezogen.
Atriale Tachykardie (Vorhoftachykardie)
Bei einer atrialen Tachykardie, auch Vorhoftachykardie genannt, kommen die elektrischen Impulse nicht vom Sinusknoten. Stattdessen kommen sie von anderen Orten an der rechten Vorhofwand. Die Aktionen im Vorhof sind hier ebenfalls regelmäßig und weisen eine Frequenz von 160 bis 220 Schlägen pro Minute auf.
AV-Knoten-Reentry-Tachykardie
Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Rhythmusstörung der Herzkammern, welche auf eine Veränderung der Leistungseigenschaften der Atrioventrikularknoten, kurz AV-Knoten, zurückzuführen ist. Die Knoten funktionieren als elektrische Umschaltstellen zwischen den Herzvorhöfen und Kammern. Durch die kreisenden elektrischen Impulse kommt es zu Herzrasen, welches wenige Minuten bis Stunden anhalten kann. Das Herzrasen kann zu Schwindel und Ohnmachtsanfällen führen.
Wolff-Parkinson-White-Syndrom (WPW-Syndrom)
Das sogenannte Wolff-Parkinson-White-Syndrom, kurz WPW-Syndrom basiert auf einem angeborenen Entwicklungsfehler am Herzen. Kinder können ebenfalls unter dem Syndrom leiden. Hierbei kommt es aufgrund einer angeborenen Leitungsbahn zusätzlich zu einem Kurzschluss im Herzmuskel. Der Kurzschluss führt dazu, dass Impulse zu schnell in den Herzkammern ankommen und dort dann schneller kontrahieren. Dies löst anfallsweise Herzrasen aus.
Eine Ablation am Herzen, insbesondere an der zusätzlichen Leitungsbahn, bei einem WPW-Syndrom verspricht eine Erfolgsquote von über 90 Prozent und wird bei häufigen Herzrhythmusstörungen empfohlen.
Ablation Herz – Ablauf
Eine Ablation am Herz ist ein minimal-invasiver Eingriff, sprich es entstehen nur kleine Verletzungen an der Haut und an den Weichteilen. Das Standardverfahren ist die Hochfrequenzablation. Hier gibt die Katheterspitze punktgenau Hitze an das Gewebe ab. Andere Verfahren arbeiten beispielsweise mit Kälte. Die Ablation beginnt mit einer stationären Aufnahme einen Tag vor dem Eingriff.
Vor der Operation gibt es einige Standarduntersuchungen wie ein EKG und eine Blutabnahme. Selbstverständlich wird man auch persönlich beraten und über den Vorgang aufgeklärt. Außerdem findet zuvor eine elektrophysiologische Untersuchung, kurz EPU, statt. Damit kann man den Entstehungsort sowie die Herzrhythmusstörung präzise bestimmen.
Bevor die Ablation los geht, wird die zu behandelnde Stelle örtlich betäubt. Der Patient/die Patientin ist also bei Bewusstsein, spürt den Eingriff jedoch kaum. In manchen Fällen bekommt man zusätzlich Schmerz- und Beruhigungsmittel. Danach wird eine Vene in der Leiste punktiert und eine Schleuse gelegt. Damit kann kein Blut austreten und gleichzeitig kann der Katheter mit anderen Instrumenten eingeführt werden. Über diese Schleuse wird ein dünner Elektrokatheter bis zu der Einmündung der großen Hohlvene im rechten Vorhof geschoben.
Mit Röntgenaufnahmen und einer Analyse der elektrischen Signale im Katheter, wird die Lage der Impulse ermittelt und registriert. Je nach Herzrhythmusstörung werden verschiedene Punkte oder Linien verödet. Damit wird die Herzinnenhaut leicht aufgeraut, was zu Blutgerinnseln führen kann. Aufgrund dessen muss eine medikamentöse Behandlung mit Heparin bis zu 48 Stunden nach dem Eingriff erfolgen.
Um den Eingriff zu kontrollieren, wird das Herz gezielt mit möglichen Herzrhythmusstörungen stimuliert. Sofern es keine Störung gibt, wird die Ablation beendet, indem der Katheter entfernt wird und mit einem Druckverband für vier bis sechs Stunden die venöse Einstichstelle verschlossen wird. In dieser Zeit sollten Patienten im Bett liegen bleiben.
Ist die Ablation fertig, wird die Tätigkeit des Herzens mit einem EKG überprüft. Daneben finden Blutdruckmessungen sowie eine Ultraschalluntersuchung statt. Sind diese Untersuchungen in Ordnung, kann der Patient/die Patientin das Krankenhaus nach etwa 24 Stunden verlassen.
Ablation bei Vorhofflimmern
Diese Herzerkrankung benötigt eine spezielle Ablation. Denn hier ist kein eindeutiger Ursprungsort für die Herzrhythmusstörung aufzufinden. Es wird vermutet, dass der Ursprungsort an der Stelle entsteht, an welcher die vier Lungenvenen in das Herz eintreten. Man erzeugt hier mit der Pulmonalvenenisolation Narben um die Eintrittsstellen herum, sodass die elektrische Verbindung diese vom linken Vorhof trennt.
Wie lange dauert eine Ablation am Herzen?
Eine allgemeine Dauer zu benennen ist schwierig, da es von der bestehenden Herzrhythmusstörung abhängig ist. Im Regelfall dauert der Eingriff nicht länger als zwei Stunden. Nach einer erfolgreichen Ablation wird abgewartet, ob das Gewebe sich erholt und wieder elektrisch aktiv ist. In manchen Fällen muss die Störung für einen langanhaltenden Erfolg erneut behandelt werden. In diesen Fällen dauert eine Ablation mehrere Stunden.
Danach muss der Patient/die Patientin aufgrund des Druckverbands sechs bis zwölf Stunden im Bett ruhen, damit der Verband nicht verrutschen kann. Nach wenigen Tagen kann man seinem Alltag wieder nachgehen.
Ist der Eingriff schmerzhaft?
Der Eingriff wird mit einer örtlichen Betäubung durchgeführt. Aufgrund des Hochfrequenzstroms können jedoch im Brustkorb Schmerzen auftreten. Diese werden schnell mit Schmerzmitteln behandelt. Auch nach dem Eingriff sind keine Schmerzen am Herzen zu erwarten.
Was gibt es danach zu beachten?
Nach einer Ablation ist es wichtig sich zunächst zu schonen. Wie bereits erwähnt, muss man sich direkt nach dem Eingriff in Bettruhe begeben. In den ersten zwei Wochen sollten schwere körperliche Anstrengungen sowie Sport vermieden werden. Diese Tätigkeiten können zu Nachblutungen führen. Auch beim Stuhlgang müssen Patienten aufpassen und sollten nicht zu stark pressen.
Wichtig sind auch die Medikamente, die zu der Behandlung von Arrhythmie schon vor der Operation eingenommen wurden. Diese werden nach dem Eingriff für weitere drei Monate eingenommen. Daneben ist eine Medikation bezüglich der Blutgerinnung ebenfalls für zwei bis drei Monate notwendig, um Blutgerinnsel aufgrund der Vernarbung zu unterbinden,
Weiterhin wird das Herz mit Ruhe-EKGs, Langzeit-EKGs sowie Ultraschalluntersuchungen beobachtet, sodass mögliche Komplikationen oder aber auch Erfolge der Ablation genauer erkannt werden.
Ablation – Risiken
Ein operativer Eingriff geht immer mit Risiken einher. Dazu gehören immer Blutungen oder Infektionen. Daneben kann es in sehr seltenen Fällen bei Ablationen auch noch zu weiteren Risiken und Komplikationen kommen. Zu ihnen gehören:
- Bluterguss am Herz
- Zerstörung der Erregungsleitungssystems
- Thrombose (Bildung von Blutgerinnseln)
- Verengung oder Verschluss der Lungenvenen
- Verletzung von umliegenden Strukturen oder Organen
- Bluterguss an der Punktionsstelle
- Nachblutung an der Punktionsstelle
- Gefäßverschlüsse
Lebenserwartung nach Ablation
In sehr seltenen Fällen kommt es nach einiger Zeit wieder zu Herzrhythmusstörungen. Dann kann eine erneute Ablation am Herzen nötig sein. Dies ist vor allen Dingen bei dem komplexen Vorhofflimmern der Fall.
Manche Patienten leiden auch nach einer Ablation weiterhin an einer Rhythmusstörung und können auch nicht mit weiteren Eingriffen geheilt werden. Es ist hier wichtig weiterhin eine medikamentöse Therapie zu verfolgen.
Herzoperationen
1. Arasteh, K., H.-W. Baenkler, C. Bieber, et al.: Innere Medizin, Thieme Verlag, 2. Auflage, 2009
2. Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K.: Innere Medizin, Urban & Fischer Verlag, 5. Auflage, 2003
3. Piper, W.: Innere Medizin, Springer Medizin Verlag, 2007
4. Katheter-Ablation bei Herzrhythmusstörungen, herzzentrum.immanuel.de (Abrufdatum: 05.02.2021)
5. Ablationsbehandlung am Herzen, www.klinikum-nuernberg.de (Abrufdatum: 05.02.2021)
6. Cardiac ablation, www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 05.02.2021)