Wenn man schwer stürzt oder das eigene Kind auf dem Spielplatz vom Klettergerüst fällt – dafür, denken viele Menschen, braucht man eine Unfallversicherung. Allerdings decken Unfallversicherungen in der Regel nur schwere Unfälle ab, die eine bleibende Behinderung nach sich ziehen. Ein wiederverheilender Beinbruch beim Sport ist in den meisten Fällen finanziell kein Drama und hierfür gibt es aus einer Unfallversicherung in der Regel auch keine Leistungen.
Inhaltsverzeichnis
Unfallversicherung für Ärzte im Überblick
- Die Unfallversicherung für Ärzte bietet finanzielle Unterstützung bei dauerhafter Invalidität.
- Im Fokus steht eine einmalige Auszahlung bei bleibenden Gesundheitsschäden.
- Als sinnvolle Ergänzung zur Berufsunfähigkeitsversicherung geeignet.
Lohnt sich eine Unfallversicherung für den Arzt?
Inwieweit eine Unfallversicherung für Euch persönlich sinnvoll ist, hängt in erster Linie von Eurem persönlichen Risiko (z.B. bestimmte Freizeitaktivitäten wie Mountainbike fahren) und Eurem persönlichen Sicherheitsbedürfnis ab. Sicherlich ist der Versicherungsschutz deutlich besser und umfangreicher als in der gesetzlichen Unfallversicherung (hier sind nur Unfälle während der Arbeitszeit abgesichert).
Die private Unfallversicherung hingegen deckt zusätzlich alle Unfälle in der Freizeit (dies sind immerhin zwei Drittel aller Unfälle!) ab und dies auch noch mit weltweitem Versicherungsschutz.
Unfall oder Krankheit?
Laut verschiedenen Studien ist die Gefahr, aufgrund einer Krankheit seinen Job nicht mehr ausüben zu können, neunmal höher als durch einen Unfall. In jedem Fall wichtiger ist somit eine gute Berufsunfähigkeitsversicherung. Mehr zu dieser gibt es in unserem großen BU-Check.
Eine Unfallversicherung sollte daher immer nur eine ergänzende Absicherung sein und niemals ein Ersatz für eine Berufsunfähigkeitsversicherung (eine BU deckt auch Unfälle mit ab).
Der Vorteil einer Unfallversicherung liegt vielmehr darin, mit relativ geringen Beiträgen eine hohe, wenn auch einmalige Kapitalleistung absichern zu können (z.B. um ein Haus oder eine Wohnung behindertengerecht umbauen zu können).
Wann zahlt eine Unfallversicherung?
Viele Menschen wissen nicht, dass eine Unfallversicherung erst dann leistet, wenn eine dauerhafte Invalidität festgestellt wird. Die Versicherung hat dabei bis zu 12 Monate Zeit, die Zahlung vorzunehmen. Sollte die versicherte Person innerhalb dieser 12 Monate nach dem Unfall versterben, ist die Versicherung nicht verpflichtet, eine Leistung zu erbringen. Dennoch wird in vielen Fällen schnell und kulant geholfen. Hier sind drei Praxisbeispiele, die dies verdeutlichen.
Wie viel zahlt eine Unfallversicherung?
Wie viel die Unfallversicherung zahl, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es gibt eine Grundinvaliditätssumme und eine Vollinvaliditätssumme.
- Die Vollinvaliditätssumme ist in der Regel ein Vielfaches der Grundinvaliditätssumme. Dieses Vielfache nennt sich Progression.
- Grundinvaliditätssumme x Progressionssatz = Vollinvaliditätssumme (z.B. 150.000 Euro x 500% = 750.000 Euro)
- Die Progression stellt sicher, dass Ihr bei hohen Invaliditätsgraden (d.h. schwere Behinderungen) deutlich höhere Leistungen ausgezahlt bekommt. Es wird empfohlen eine Progression von mindestens 500% zu vereinbaren.
Neben der Progression ist die Gliedertaxe das wichtigste Merkmal einer Unfallversicherung. Diese bestimmt, wieviel Geld Ihr bei einem Funktionsverlust eines bestimmten Körperteils bekommt. Wichtig für Euch als Mediziner ist es, einen speziellen Medizinertarif zu wählen, der über eine erhöhte Gliedertaxe verfügt (der Verlust einer Hand bedeutet für einen Chirurg eine deutlich höhere Behinderung als für einen Bürokaufmann).
Wenn Ihr bereits eine Erkrankung habt und diese für die Gesundheitsfolgen eines Unfalls maßgeblich ist, dann wird der Versicherer seine Leistung anteilig kürzen (allerdings verzichten einige Anbieter auf Gesundheitsfragen bzw. auf den sog. Mitwirkungsanteil).
Einstufung durch Versicherung und Progression entscheidend
Die Bewertung der Invalidität in der Unfallversicherung kann von Versicherer zu Versicherer erheblich variieren.
So kann ein Anbieter den Verlust eines Daumens mit 60 Prozent des Versicherungswertes ansetzen, während ein anderer nur 45 Prozent dafür vorsieht. Ähnlich verhält es sich beim Zeigefinger, wo die Bewertung von 30 bis 60 Prozent schwanken kann.
Selbst wenn die Unterschiede in den Prozentsätzen gering erscheinen, kann die im Vertrag festgelegte Progression bei der Invaliditätsleistung einen großen Einfluss auf die letztlich ausgezahlte Summe haben und somit erhebliche finanzielle Unterschiede für den Versicherten bedeuten.
Unfallversicherung Schadensbeispiel
Folgendes Beispiel aus dem Medizinerumfeld verdeutlicht die Sinnhaftigkeit einer Unfallversicherung für Ärzte.
Während der Gartenarbeit kommt es zu einem schweren Unfall, bei dem er sich ein Chirurg einen Daumen vollständig abtrennt. Obwohl der Daumen chirurgisch wieder angenäht werden konnte, bleibt seine Funktion stark eingeschränkt. Die Versicherung bewertet die dauerhafte Beeinträchtigung mit einer Invalidität von 60 Prozent.
Die gesetzliche Unfallversicherung tritt bei Unfällen ein, die während der Arbeit oder auf dem Weg dorthin geschehen. Allerdings ereignen sich etwa 77 Prozent aller Unfälle in der Freizeit. Unfälle im Haushalt oder bei Hobbys sind nicht durch den gesetzlichen Versicherungsschutz abgedeckt. In solchen Fällen ist eine private Unfallversicherung notwendig, um sich gegen die Folgen einer dauerhaften Invalidität abzusichern. Besonders für Ärzte ist die Gliedertaxe ein entscheidender Faktor, um einen umfassenden und verlässlichen Versicherungsschutz zu gewährleisten.