
Der Weg zu einer Professur in der Medizin ist schwer und lang. Er erfordert großes Fachwissen und verlangt Durchhaltevermögen. Wie jede andere Fachrichtung auch, bietet die Medizin eine Vielzahl von beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten. Jede/r fertig ausgebildete/r Arzt/Ärztin ist Mediziner/in, jedoch ist nicht jede/r Mediziner/in zugleich auch praktizierende/r Arzt/Ärztin, ganz nach dem Motto „Studenten anstatt Patienten“. Sprich: Nicht jede/r studierte Mediziner/in praktiziert nach Abschluss des Medizinstudiums und anschließender Facharztausbildung als Facharzt/-ärztin in einem Spital, einer eigenen Praxis oder sonstigen Gesundheitseinrichtungen. Einige von ihnen streben eine berufliche Laufbahn im Bereich der Forschung und Lehre an. Dabei bedeutet das nicht gleich auch, dass man nicht mehr in der Klinik tätig ist.
Der nachfolgende Artikel gibt einen Einblick in die berufliche Perspektive als Professorin / Professor der Medizin und erklärt, welche Voraussetzungen Ärzte/-innen dafür erfüllen müssen und wie ihr Arbeitsalltag aussieht.
Inhaltsverzeichnis
Der Weg zur Professur in der Medizin
Nach abgeschlossenem Abitur beginnt für Studierende der Medizin die medizinische Laufbahn, die mit Fleiß und Ausdauer zu einer Professur führen kann.
Doktorarbeit nach Medizinstudium
Den Anfang macht das Medizinstudium, welches in der Regel eine Studiendauer von 6 Jahren (12 Semester) umfasst. Schon währenddessen arbeiten viele Medizinstudenten/-innen an ihrer Promotion. Zwar ist der Doktortitel nicht verpflichtend für die Karriere als Arzt/Ärztin. Ohne diesen ist aber eine Professur eher unwahrscheinlich. Als wichtiger Teil der Promotion muss die erstellte Dissertation im Rahmen einer kommissionellen Abschlussprüfung verteidigt werden. Dann kann man den Titel Dr. med. tragen.
Habilitation
Die Habilitation (lat. für Befähigungsnachweis) ist der nächste Schritt der Ärzte/-innen zur Übernahme einer Professur. Sie ist die höchste akademische Prüfung, die an einer Hochschule vor einer Kommission abgelegt werden kann. Im Rahmen der Habilitation erfolgt der Nachweis herausragender Leistungen in den Bereichen Forschung und universitärer Lehre. Nach erfolgreich abgeschlossener Habilitation (Dr. med. habil.) wird zudem die Lehrberechtigung, sowie die Befähigung, an einer Hochschule Forschung zu betreiben, erteilt. Dies entspricht dem Status eines/-r Privatdozenten/-in.
Berufung zum/-r Professor/in
Im Gegensatz zum Doktortitel ist der Titel Professor/in kein akademischer Grad, sondern steht für eine Amts- bzw. Berufsbezeichnung. Wird ein Platz für eine Professur in der Medizin frei, können sich habilitierte Mediziner/innen darauf bewerben. Die Bewerbung auf eine Professur läuft jedoch nicht wie die meisten anderen Bewerbungsverfahren ab, da es, wie sonst üblich, kein Vorstellungsgespräch gibt. Stattdessen muss vor einer Berufungskommission eine Probevorlesung abgehalten werden, um zu beweisen, dass das Fachgebiet sowohl fachlich als auch thematisch beherrscht wird. Wurde auch diese Hürde nach dem Ermessen der Berufungskommission mit Erfolg gemeistert, wird eine Urkunde ausgehändigt, welche zum Tragen des Titels “Professor” (Prof.) befähigt. Die Verleihung dieses Titels steht in Verbindung mit dem Anstellungsverhältnis des/-r Professors/-in.
An Universitätskliniken ist eine
Voraussetzung, um den Posten eines/-r Chefarztes/-ärztin besetzen zu können. Teilweise kann sie schon für Oberarztposten eine Rolle spielen.
Was sollten Ärzte/-innen für eine Professur mitbringen?
Ärzte/-innen, die eine Professur in der Medizin anstreben, sollten ein hohes Interesse an Wissenschaft haben. Wer von sich sagen kann “Ich will Arzt und Wissenschaftler werden”, ist auf dem richtigen Weg.
Eine zentrale Kompetenz ist dabei die Kommunikationsfähigkeit. Ein/e gute/r Arzt/Ärztin sollte zuhören können und den Patienten/-innen die Sachverhalte einfach erklären können und ihnen die Angst nehmen. Dies ist auch wichtig, wenn man ein/e gute/r Ratgeber/in für Studierende sein muss. Außerdem erfordert der beruflichen Alltag eine hohe individuelle körperliche und psychische Belastungsfähigkeit.
Studierende sollten sich die zahlreichen Zusatzangebote in der Aus- und Weiterbildung zunutze machen und früh Engagement zeigen. Dafür bieten sich z.B. Mentoring-Programme an, in denen besonders begabten Studenten/-innen die Möglichkeit gegeben wird, einzelne Wissenschaftsfelder kennenzulernen. Auch Auslandsaufenthalte in renommierten Forschungseinrichtungen sind wichtige Schritte auf der Karriereleiter.
Aufgabengebiete eines/-r Medizinprofessors/-in
Im Allgemeinen ist ein/e Professor/in für Medizin an einer medizinischen Fakultät tätig und betreibt dort aktive Lehre. Das Vermitteln von medizinischem Fachwissen an Medizinstudenten/-innen ist jedoch längst nicht die einzige Aufgabe eines/-r Medizinprofessors/-in. Die Aufgaben gehen weit über die reine Lehre hinaus und beinhalten auch die Betreuung der zukünftigen Mediziner/innen, sowie das Abhalten von Sprechstunden, Gremien- und Verwaltungstätigkeiten. Im Weiteren werden die Hauptaufgabengebiete kurz zusammengefasst.
Forschung und Lehre
Zu den Hauptaufgaben von Universitätsprofessoren/-innen in der Medizin zählt zweifelsohne die eigenverantwortliche wissenschaftliche Forschung und Lehre. Als Professor/in kommt man in den Genuss der Forschungsfreiheit. Somit obliegt es den Professoren/-innen, frei über Fragestellungen, dem Vorgehen im Zuge der Forschung und der Bewertung der Ergebnisse zu entscheiden. Als Universitätsprofessor/in der Medizin ist man dazu verpflichtet, Lehrveranstaltungen in bestimmten Fachgebieten (z. B. Anatomie, etc.) durchzuführen. Im Durchschnitt fallen rund acht bis neun Semesterwochenstunden für die Abhaltung dieser Lehrveranstaltungen an.
Betreuung des akademischen Nachwuchses
Für viele angehende Professoren/-innen findet sich hier einer der Hauptgründe, die universitäre Laufbahn einzuschlagen. Mit dem Abhalten von Lehrveranstaltungen verpflichten sich Professoren/-innen dazu, die jeweils studienrelevanten Prüfungen abzunehmen. Hinzu zählen nicht nur Prüfungen zu Lehrveranstaltungen, sondern auch die Abnahme von Prüfungen (Promotionen) von zuvor betreuten Doktorarbeiten. Im Rahmen der Betreuungstätigkeit erbringen Studierende eine Art wissenschaftliche Dienstleistung für den/die Professor/in. Sämtliche Betreuungstätigkeiten gehen mit einer großen Verantwortung einher und verlangen einiges an Zeit ab.
Gremientätigkeit
Gremientätigkeit ist als Professor/in der Medizin deshalb so wichtig, weil eine Vielzahl dieser Gremien eine gewisse Entscheidungsfähigkeit besitzen, die unmittelbare Auswirkungen auf die jeweilige Professur haben können. Als Professor/in sollte das Mitspracherecht in den Sitzungen des Gremiums genutzt werden, um richtungsweisende Entscheidungen mitzugestalten. Die Tätigkeit im Gremium wird nicht extra vergütet. Werden zusätzliche Leitungsaufgaben übernommen (z. B. im Dekanat), erhalten die Professoren/-innen eine Vergütung für die Ausführung dieses Amtes.
Verwaltung der Professur
Auch die Tätigkeitsfelder der eigenen Professur dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Gerade wenn es um sogenannte Drittmitteleinwerbungen geht, wird der Verwaltungsaufwand gesteigert. So müssen Anträge ausgearbeitet, Kalkulationen und Finanzberichte erstellt und Projektarbeiten sowie deren Fortschritte zielgerecht dokumentiert werden.
Veröffentlichungen der Forschungsergebnisse
Forschungsergebnisse dienen der Allgemeinheit natürlich nur, wenn sie auch veröffentlich werden. Die Publikation erfolgt meist zuerst in Fachzeitschriften. An privaten Hochschulen kann die Stellung an einen Mindest-Output gekoppelt sein. Neben Veröffentlichungen in Schriftform halten Professoren/-innen auch Vorträge auf Kongressen und Tagungen.
Arbeit als Chefarzt-/-in
Da wie erwähnt die Position als Chefarzt/-ärztin in der Regel eine Hochschul-Professur voraussetzt, ist ein/e Professor/in dann auch in nicht unerheblichem Maß mit der Leitung einer Versorgungseinrichtung beschäftigt. In der Regel tragen Chefärzte/-innen die fachliche und disziplinarische Verantwortung für eine gesamte Klinik. Dies ist aber abhängig von der Art der Professur und gilt vor allem für Universitäts-Professoren/-innen.
Arten von Professuren
Es gibt verschiedene Arten von Professuren. Die Erwartungen an eine/n Professor/in sind hoch. Neben einer ausgewiesenen, unbescholtenen Persönlichkeit werden hohe Fachexpertise, sowie innovative Forschungsansätze, hohes Engagement und didaktische Eignung zur Ausführung dieses Amtes vorausgesetzt. Folgende Arten von Professuren gilt es zu unterscheiden:
- Professor/in (Prof.) / Universitätsprofessor (Univ.-Prof.): Professor/in mit Lehrtätigkeit an einer Hochschule; je nach Bundesland ist dieser Titel mit jenem des/-r Professors/-in gleichgestellt. In einer Reihe deutscher Bundesländer wird die Bezeichnung Univ.-Prof. nicht mehr für neu eingestellte Professoren/-innen verliehen. In Baden-Württemberg wird die Bezeichnung beispielsweise nur mehr von jenen Personen geführt, die diese Bezeichnung bereits vor dem Jahr 2000 getragen haben.
- Außerplanmäßige/r Professor/in (Apl. Prof.): Ehrentitel für Wissenschaftler/innen, die sich um die Forschung und Lehre verdient gemacht haben; nicht zwingend mit einem Dienstverhältnis verbunden
- Juniorprofessor/in (Jun.-Prof.): Dienstbezeichnung für Nachwuchswissenschaftler/innen, die sich auf eine ausgeschriebene, befristete Stelle ohne Habilitation bewerben können
- Honorarprofessor/in (Hon.-Prof.): kann an nebenberufliche Hochschullehrer/innen verliehen werden, die durch außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen außerhalb der Hochschule z. B. für Forschungszwecke engagiert wurden
- Gastprofessor/in: vorübergehende Lehrtätigkeit (bis zu 12 Monaten) an einer Hochschule
- Prof. hc.: Professor/in honoris causa (ehrenhalber); unabhängig von einer regulären vorangegangenen akademischen Laufbahn für herausragende wissenschaftliche oder künstlerische Leistungen oder besondere Verdienste um die entsprechende Einrichtung; dadurch entsteht keine Lehrberechtigung
Wo kann man mit Professur in Medizin arbeiten?
Professoren/-innen arbeiten vorwiegend an Universitäten oder Hochschulen (in allen Fachbereichen) und sind dort in der Lehre und Forschung tätig. Nur die wenigsten von ihnen wechseln im Laufe ihrer Karriere in die freie Wirtschaft.
Für die Besetzung eines Chefarzt-Postens an einer Universitätsklinik ist eine Habilitation meist Voraussetzung.
Wer sich im Job als Professor/in allein auf die Forschung konzentrieren will, sollte nach freien Stellen an einer außeruniversitären Forschungseinrichtung suchen. Stelleanzeigen, die nach einer “Gemeinsamen Professur” oder einer “S-Professur” (Sonder-/Sektoralprofessur) suchen, bieten genau dies. Diese Stellen werden von einer Universität und einer außeruniversitären Forschungseinrichtung (z.B. Fraunhofer-Institut) gemeinsam ausgeschrieben.
Was verdient ein/e Professor/in? – Gehalt
Verbeamtete Professoren/innen bekommen ihr Gehalt gemäß der sogenannten W-Besoldung in 3 Stufen. Es setzt sich zusammen aus
- Grundgehalt
- Familienzulage
- zusätzliche Leistungsbezüge
Juniorprofessoren/-innen in Stufe W1 verdienen je nach Bundesland etwa 4.600 und 5.500 Euro brutto, W2- und W3-Professoren/-innen ca. 5.900 bis 8.000 Euro im Monat. Dies sind allerdings allgemeine Angaben zum Gehalt von Professoren/-innen.
Was man dabei nicht übersehen darf: Wie wir bereits erläutert haben, geht in der Medizin eine Chefarzt-Position über eine Habilitation und entsprechen sind Professoren/-innen für Medizin in der Regel Chefärzte/-innen. Das Gehalt eines/-r Universitätsprofessors/-in für Medizin ist somit außertariflich und damit unabhängig von Tarifverträgen verhandelbar. Zur Orientierung dienen Angaben zum Chefarzt-Gehalt. Hier liegt das Durchschnittsgehalt bei rund 300.000 EUR brutto im Jahr. Faktoren, die das Gehalt eines/-r Chefarztes/-ärztin beeinflussen, sind beispielsweise die Größe und der Standort der jeweiligen Universitätsklinik.
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