
Es gibt viele individuelle Gründe, warum sich die Eröffnung einer Privatpraxis lohnt: Ein fehlender Facharzttitel oder fehlender Kassenplatz kann ein Grund sein. Einige Ärztinnen und Ärzte möchten aus dem vorgegebenen Kassensystem ausbrechen oder sehnen sich nach einem Abschwellen des Patientenandrangs. Grundsätzlich kann sich jeder mit einer ärztlichen Approbation für die Eröffnung einer privaten Arztpraxis entscheiden. So starten beispielsweise auch viele Assistenzärzte eine entsprechende Niederlassung als Nebenverdienst. Bei der Entscheidung über die Praxisform sollte man die private Niederlassung nicht systematisch außer Acht lassen. Ob letztendlich die Vorteile der Vertragspraxis oder die der Privatpraxis überwiegen, ist eine individuelle Festlegung, die sich auch in einer Mischform lösen lässt.
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Mehr Flexibilität
Das Kassensystem gibt nicht nur Handlungsbereiche, sondern auch bestimmte Positionen in einer Arztpraxis vor. Wer in seinem Arbeitsablauf, der Aufgabenverteilung oder der hierarchischen Ordnung in der Praxis mehr Freiheiten möchte, kann von einer privaten Form der Praxis profitieren. Als Privatarzt lassen sich diese Faktoren frei bestimmen.
Die Voraussetzung zur Eröffnung einer Privatpraxis sind weniger streng als die Vorgaben und Richtlinien zur Eröffnung einer Vertragsarztpraxis. Man kann sogar ganz ohne festen Praxissitz als Privatarzt tätig werden.
Häufig reicht ein Minijobber oder gar ein Online-Tool zur Terminkoordination. Bestimmte Aufgaben (Abrechnung, etc.) lassen sich auch zu externen Firmen auslagern. So lässt sich eine private Praxis sogar ganz ohne zusätzliches Personalmanagement führen. Darüber hinaus hat man in der Rolle als Privatarzt keine Verpflichtung, eine bestimmte Anzahl an Stunden in der Woche anwesend zu sein.
Individuelle Patientengruppen
Viele Ärztinnen und Ärzte, die über die Gründung einer privaten Niederlassung nachdenken, haben Angst, nicht genug Patienten zu finden. Die Wahrheit ist jedoch, dass viele gerade aufgrund des Patientenansturms zur Privatpraxis umsteigen. Doch es gibt noch mehr Vorteile, warum sich eine Privatpraxis mit Blick auf die Patienten lohnt:
Auswahl der Zielgruppe
Als Privatarzt hat man freie Wahl bei der Frage, welche Zielgruppe man betreuen möchte. Privat- oder Kassenpatienten? Welche Altersgruppe? Diese lässt sich mithilfe der Standortwahl, des Dienstleistungsangebots oder auch des Marketings beeinflussen. Hier ist man freier als im Vergleich mit Vertragsärzten.
Individuelle Betreuung
Wer weniger Patienten zu betreuen hat, kann eine individuellere Betreuung anbieten. Hierbei ist es nicht nur möglich, sich mehr Zeit für jeden Patient zu nehmen, sondern auch, die Patienten individuell nach eigenen Vorstellungen zu betreuen. Da keine Arzneimittelbudgets oder ähnliche Vorgaben bestehen, lassen sich auch Behandlungspläne besser auf die Bedürfnisse einzelner anpassen.
Bessere Diagnostik und Behandlung
Die Entscheidung für die Privat- und gegen die Kassenpraxis spart vor allem viel Bürokratie und Verwaltungsaufwand ein. Zu Patientenabrechnungen, Krankschreibungen und Digitalisierung gelten weniger Vorgaben. Das spart Zeit, die wiederum in die Behandlung fließen kann. Dennoch sollte man bedenken, dass auch als Privatarzt bestimmte Vorgaben wie die Dokumentationspflicht gelten.
Durch eine breitere, spezialisierte oder verschobene Auswahl an Dienstleistungen beziehungsweise deren individueller Auswahl haben Privatpraxen meist eine bessere und besser auf ihr Angebot zugeschnittene Ausstattung. Das ermöglicht aus ärztlicher Sicht eine bessere Diagnostik und Behandlung.
Innovationsmöglichkeiten
Kommt ein neues Medikament auf den Markt oder enthüllt sich eine Methodik als effizienter als der bisherige Standard, hat man als Privatarzt ganz einfach die Möglichkeit, die Neuerung auch für seine Patienten anzubieten. So kann man nicht nur einzelne Behandlungspläne verbessern, sondern ist auch an Innovation und Fortschritt im gesamten Gesundheitswesen beteiligt.
Höhere Einnahmen
Eine Niederlassung will finanziert und Mitarbeitende bezahlt werden. Das ist prinzipiell mit jeder Form der Praxis gut möglich. Die Höhe des Reinertrags einer Praxis ist stark von Faktoren wie den Arbeitszeiten und auch beispielsweise dem Fachgebiet abhängig. Statistisch betrachtet gilt dabei: Je höher der Anteil der Privatpatienten, desto höher auch der Praxisertrag. Durch den Wegfall von Patientenpauschalen und andere Regelungen lässt sich mit einer Privatpraxis insgesamt, trotz weniger Patienten, mehr verdienen.