Mit der Approbation in der Tasche kann der klassische Karriereweg in der Klinik oder mit einer eigenen Praxis starten. Immer mehr Absolventen der Medizin entscheiden sich aber für einen alternativen Karriereweg. Die Gründe hierfür sind vielfältig und letztlich vor allem von der persönlichen Motivationslage bestimmt. Klar aber ist, dass Überstunden, schlechte Arbeitsbedingungen durch unterbesetzte Stationen und fehlende Berufsperspektiven nicht wenige junge Mediziner in neue Berufsfelder bringen.
Inhaltsverzeichnis
- Als Arzt in die Klinik
- Öffentlicher Dienst
- Als Arzt in die Niederlassung
- Betriebsarzt
- Medizinische Forschung und Lehre
- Fachjournalist für Medizin
- Als Arzt in die Wirtschaft
- Als Arzt in die Medizintechnik
- Als Arzt in die Medizinphysik und -informatik
- Als Arzt bei der Bundeswehr
- Polizeiarzt
- Gefängnisarzt
- Als Arzt in die Politik
- Als Arzt im Verbandswesen
- Als Arzt bei einer Hilfsorganisation
- Fazit
Der folgende Überblick wird zeigen, dass die Karrierewege und Berufe für Ärzte in Deutschland sehr breit gefächert sein können.
Als Arzt in die Klinik: Der klassischste Weg unter allen Optionen
Dieser Berufsweg ist nach wie vor der Klassiker, für den sich aber längst nicht mehr alle Absolventen der Humanmedizin entscheiden. Wer diesen Weg geht, wird als Assistenzarzt zunächst seine fachliche Spezialisierung erlangen. Mit dem Facharztdiplom öffnen sich langfristig neue Türen für weitere Karriereschritte als Oberarzt und Chefarzt. Die Innere Medizin, Chirurgie und die Anästhesiologie gehören zu den beliebtesten Facharztrichtungen, die der Arzttätigkeit ein geschärftes Profil nach dem Medizinstudium verleihen.
Öffentlicher Dienst als Arbeitgeber für Absolventen der Humanmedizin?
Wer den beschriebenen Weg in ein Krankenhaus nach dem Studium anstrebt, wird als Arzt nicht selten im öffentlichen Dienst angestellt sein. In öffentlichen Kliniken ist die Bezahlung nach Tarifvertrag üblich. In Privatkliniken besteht in finanzieller Hinsicht deutlich mehr Verhandlungsspielraum, um den eigenen Marktwert durchzusetzen.
Abgesehen davon ergibt sich aber auch noch die Berufsperspektive, im öffentlichen Gesundheitsdienst zu arbeiten. Hierbei kann es sich um eine Tätigkeit als Amtsarzt handeln. In dieser Tätigkeit können Ärzte für Sozialversicherungsträger arbeiten.
Als Arzt eine Praxis eröffnen: Die Niederlassung als Option
Mit dem Facharztdiplom in der Tasche eröffnet sich der Weg in die berufliche Selbstständigkeit als Mediziner. Die Niederlassung mit einer eigenen Praxis ist nach wie vor eine sehr beliebte Option. Geregelte Arbeitszeiten und sehr gute Verdienstmöglichkeiten lassen diese Alternative zum klassischen Klinikbetrieb als sehr attraktiv erscheinen. Denkbar sind viele Optionen vom Einstieg via Anstellung, der Übernahme einer laufenden Praxis oder der Gründung einer neuen Facharztpraxis. Auch der Zusammenschluss zu einer Gemeinschaftspraxis ist möglich, um Kompetenzen zu bündeln und wirtschaftliche Risiken auf mehreren Schultern zu verteilen.
Betriebsarzt werden: Das ist zu beachten
Wer sich schon im Studium bzw. danach auf den Bereich der Arbeitsmedizin fokussiert hat, kann als Betriebsarzt seinen Karriereweg gestalten. Dieser Weg ist mit der Facharztausbildung für Arbeitsmedizin formal vorgezeichnet. Durch diese Wahl legen Mediziner den Fokus bewusst nicht auf den Klinikbetrieb, sondern den Einsatz im Unternehmen. Als Betriebsarzt sind sie dort z. B. für Einstellungsuntersuchungen zuständig oder sie beraten Arbeitgeber mit Blick auf gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen.
Karriere in der medizinischen Forschung und Lehre
Nach dem Studium besteht die Möglichkeit, weiter als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung und Lehre zu arbeiten. Auch die Unterrichtung von Studenten wird dann zum Tätigkeitsspektrum zählen. Wer diesen eher theoretischen Berufsweg gehen will, wird mit der Promotion, der Habilitation und der Professur verschiedene Stationen auf der universitären Karriereleiter anvisieren. Exzellente Noten sind aber eine formale Voraussetzung!
Als Arzt im Medizinjournalismus arbeiten: Eine andere Perspektive einnehmen
Auch der Bereich des Medizinjournalismus hat in den letzten Jahren immer mehr Mediziner angesprochen. Es geht dabei nicht um die direkte Behandlung von Patienten, sondern um die von wissenschaftlich sehr relevanten Forschungsthemen. Wer sich für deren Beschreibung und Vermittlung begeistert, kann mit Medizinjournalismus ganz andere fachliche Berufswege gehen. Idealerweise wurden bereits während des Studiums entsprechende Erfahrungen gesammelt und Kontakte geknüpft. Die Zielgruppe kann entweder ein wissenschaftliches oder auch ein breites Publikum sein, wenn Medizinthemen etwa mit einem Artikel in einer Tageszeitung aufbereitet werden.
Als Arzt in die Wirtschaft wechseln: Diese Aufgabenfelder warten
Pharmaunternehmen locken Mediziner als begehrte Fachkräfte, um die Forschung in vielen Medizinbereichen konsequent vorantreiben zu können. Dort, wo medizinischer Fortschritt erzielt werden soll, ist Forschungsarbeit notwendig. Wer als Arzt in der Wirtschaft arbeiten möchte, muss sich aber nicht nur auf diesen Bereich eingrenzen lassen: Auch im Management, Consulting und Marketing ergeben sich viele Berufsperspektiven für Mediziner. Den entscheidenden Unterschied machen die Fachkenntnisse, die ein völlig neues Licht auf diese bekannten Tätigkeitsbereiche werfen können. Die Zukunftsperspektiven sind jedenfalls als sehr gut anzusehen, denn in einer alternden Gesellschaft wird der Gesundheitsbereich eine immer wichtigere Rolle spielen.
Die Medizintechnik als mögliches Berufsfeld nach dem Studium
Was wäre die Medizin ohne hochmoderne Technik? Ohne bildgebende Verfahren wie MRT oder CT wäre nicht innerhalb weniger Minuten eine sehr präzise Diagnose möglich. Insofern ist klar, warum Mediziner mit Fachwissen an der Schnittstelle zur Entwicklung solcher Geräte beteiligt werden sollten. Genau das ist mit dem Berufsfeld der Medizintechnik möglich. Diese Spezialisierung ist für Mediziner zu empfehlen, die sich einen technischen Schwerpunkt bei der Berufsausübung wünschen.
Medizinphysik und Medizininformatik als zukunftsorientierte Tätigkeitsbereiche
In den letzten Jahren sind die Behandlungsmöglichkeiten immer besser und moderner geworden. Hierzu leistet die Medizinphysik einen wichtigen Beitrag, indem sie etwa physikalische Prozesse für die Diagnose und Behandlung im Sinne des medizinischen Fortschritts nutzbar macht. Gerade im Bereich der Strahlen- und Nuklearmedizin konnte so ein enormes Potenzial erschlossen werden, das längst noch nicht abgeschlossen ist.
Was vor wenigen Jahren noch undenkbar war, wird immer mehr zu einem selbstverständlichen Bestandteil unseres Alltags: Die Rede ist von digitalen Möglichkeiten, um mit Ärzten z. B. per Videosprechstunde interagieren oder Krankheitsverläufe effizient digital dokumentieren zu können. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es in puncto Digitalisierung des Gesundheitswesens noch sehr viel zu tun gibt. Mit einem speziellen Studienabschluss in Medizininformatik oder relevanten Berufserfahrungen können Mediziner in diesem Berufsbereich die Zukunft aktiv mitgestalten.
Als Arzt bei der Bundeswehr Karriere machen?
Mediziner können auch bei der Bundeswehr Karriere machen. An bundesweiten Standorten sorgen sie sich in Sanitätseinrichtungen um das Wohlbefinden und Untersuchungen von Soldaten. Auch die Erstellung von Gutachten gehört zu diesem Aufgabenbereich, der natürlich auch im Ausland zu erfüllen sein kann. Durch professionelle medizinische Versorgung soll jederzeit die Einsatzbereitschaft der Truppe gewährleistet sein. Wer sich für diesen Berufsweg entscheidet, wird als angehender Offizier auch eine militärische Ausbildung erhalten. Der Fachbereich Medizin wird hier also um weitere Komponente erweitert.
Als Arzt bei der Polizei arbeiten
Wer sich nicht in einer Klinik sieht, der unmittelbaren ärztlichen Tätigkeit aber treu bleiben will, kann über eine Karriere im polizeiärztlichen Dienst der Bundespolizei nachdenken. Das Einsatzgebiet ist hier die Medizin! Gefragt sind beispielsweise bei Einsätzen die anpackenden Fachkenntnisse als Allgemeinmediziner, vor allem im Bereich der notfallmedizinischen und kurativen Behandlung. Auch die Themen Arbeitsschutz sowie Unfallverhütung stehen mit dieser Berufsausrichtung ganz oben auf der Agenda.
Als Arzt im Gefängnis arbeiten: Tätigkeit hinter Gittern?
Der Beruf als Gefängnisarzt ist als Alternative zu einer klassischen Tätigkeit in der Allgemeinmedizin als Hausarzt zu sehen. Wer Als Arzt im Vollzugsdienst Karriere machen möchte, wird sich als Anstaltsarzt jeden Tag um das Wohlergehen von Insassen kümmern. Es geht im Kern also um die hausärztliche Versorgung in Justizvollzugseinrichtungen.
Als Arzt in die Politik
Im neuen, 2021 gewählten Bundestag sind 15 Ärztinnen und Ärzte vertreten. Das prominenteste Aushängeschild für diesen Berufsweg ist ohne Zweifel Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der einst mit einem Studium der Humanmedizin die fachliche Basis für seine politische Laufbahn legte. Wer als Humanmediziner einen ähnlichen Weg einschlagen möchte, sollte aber bereits früh aktiv in der Politik engagiert sein, z. B. mit einer Parteimitgliedschaft.
Auch auf lokaler Ebene ergeben sich mit Blick auf die Gesundheitsversorgung viele berufliche Optionen. Als Politiker arbeiten Mediziner eigentlich immer in einem Fachbereich, in dem sie ihre Expertise einbringen können. Dieser Berufsweg lässt sich aber schwer steuern, das sollte nicht unerwähnt bleiben: Viel hängt von Zufällen und vor allem auch von der Gunst der Wähler ab!
Als Mediziner im Verbandswesen beruflich durchstarten
Diese berufliche Ausrichtung hat eine gewisse Nähe zur Politik, da auch dort Lobbyarbeit für große Einflussnahme sorgt. Wer sich als Netzwerker bezeichnet und medizinische Interessen/Themen professionell vertreten möchte, kann bei entsprechenden Verbänden einer lukrativen Tätigkeit nachgehen. Es gibt eine Vielzahl an Verbänden im Gesundheitsbereich, sodass sich im Verbandswesen viele berufliche Optionen verwirklichen lassen.
Als Arzt für Hilfsorganisationen grenzüberschreitend im Einsatz
All die hier genannten Berufe bzw. Ausrichtungen innerhalb des Gesundheitssystems zeigen, wie hochentwickelt dieses in Deutschland ist. Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen sind überall dort gefragt, wo die Gesundheitsversorgung schlecht ist bzw. gerade eine akute Krise z. B. nach einer Naturkatastrophe herrscht. Mit einer solchen Tätigkeit können Mediziner im wahrsten Wortsinn über ihre Grenzen hinausgehen und wichtige Arbeit direkt für die Menschen vor Ort leisten. Durch die Vielzahl an Hilfsorganisationen lassen sich die eigenen Präferenzen und Ziele für diesen Berufsweg berücksichtigen.
Viele Mediziner nutzen solche humanitären Projekte auch, um ihren Fokus durch Hilfsbereitschaft neu auszurichten und Klarheit über ihre Ziele zu erlangen. Natürlich kann sich in diesem Bereich auch langfristig eine berufliche Tätigkeit ergeben.
Fazit: Die Karriereoptionen von Medizinern sind erstaunlich vielfältig
Diese Top 15 der beliebtesten Berufe bzw. Bereiche für Mediziner haben verdeutlicht, wie facettenreich und durchaus grenzüberschreitend das Tätigkeitsspektrum sein kann. Es sind viele Wege jenseits des klassischen Werdegangs im Klinikbetrieb gangbar. Durch den medizinischen Fortschritt und die Digitalisierung des Gesundheitssystems wird es in naher Zukunft sicher weitere Berufsbereiche oder gar neue Berufsbilder geben, die nach medizinischem Fachwissen verlangen.
Wer sich für einen dieser Berufsfelder interessiert, sollte frühzeitig die Weichen richtig stellen und sich informieren, idealerweise bereits während des Studiums. Nicht selten sind relevante Berufserfahrungen eine wichtige Voraussetzung, um sich fachlich in die anvisierte Richtung zu spezialisieren.