
Die Klinikökonomie steht vor einzigartigen Herausforderungen, da sie auf Ebene der Fachabteilung mit ähnlichen Herausforderungen kämpft wie das Krankenhausmanagement. Auch hier muss die Balance zwischen dem Angebot hochwertiger medizinischer Versorgung bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Rentabilität gehalten werden.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze:
- Das Management der klinischen Fachabteilungen steht spezifischen ökonomischen Herausforderungen gegenüber: Mangel an Personal, ein niedriger Digitalisierungsgrad und eine allgemein schwierige finanzielle Situation vieler Kliniken.
- Diese Ziele sollten umgesetzt werden: finanzielle Nachhaltigkeit, smarte Investitionsplanung, effiziente Ressourcennutzung und Sicherstellung hochwertig und ethisch einwandfreier Patientenversorgung.
- Die Eckpfeiler der erfolgreichen Klinikökonomie sind dabei: Budgetierung und Finanzmanagement, Personalmanagement, Leistungs- und Qualitäts-Management sowie Kommunikation.
Budgetierung und Finanzmanagement
Die Budgetierung in einer Klinik ist ein strategischer Prozess, der dazu dient, die finanziellen Ressourcen effektiv zu planen, zu verwalten und zu kontrollieren. Sie umfasst die Schätzung und Zuweisung von finanziellen Mitteln für verschiedene Fachabteilungen und Aktivitäten innerhalb der Klinik, um sicherzustellen, dass die operativen Ziele erreicht werden können, ohne dabei die finanzielle Stabilität zu gefährden.
Die Erstellung und das Management von Abteilungsbudgets sind ebenso entscheidend für die Klinikökonomie. Dazu gehören die Identifizierung von Einnahmequellen und Kostenfaktoren, sowie die Implementierung von Maßnahmen zur Kostenkontrolle und -senkung auf Abteilungsebene.
Die Budgetierung ist in der Regel ein dynamischer Prozess. Im Detail gehören zu einem nachhaltigen Finanzmanagement folgende Schritte:
- Bedarfsanalyse und Planung: Identifizierung von Kosten (Personal, Ausrüstung, medizinische Versorgung, Betriebsausgaben, finanzielle Verpflichtungen).
- Ziele und Prioritäten: Definition von Zielen und Prioritäten basierend auf der Bedarfsanalyse
- Budgeterstellung: Zuweisung finanzieller Mittel zu verschiedenen Kostenkategorien für einen bestimmten Zeitraum
- Budgetgenehmigung: Überprüfung, Genehmigung und gegebenenfalls Anpassung der Budgetplanung durch übergeordnete Führung
- Umsetzung und Controlling: Kontrolle der finanziellen Performance nach Umsetzung der Budgetplanung
- Budgetrevision und Anpassung: Anpassungen des Budgets im Falle unvorhergesehener Ereignisse oder Abweichungen während des Budgetzeitraums
- Analyse: Wie korreliert die finanzielle Performance der Klinik mit dem Budget? Welche Ursachen haben zu Abweichungen geführt? Wie kann der Budgetierungsprozess künftig verbessert werden?
Personalmanagement
Eine der größten Herausforderungen in der Kliniklandschaft stellt das Personalmanagement dar, denn häufig bleiben vakante Stellen lange unbesetzt.
Die Personalsituation im Gesundheitswesen zeigt folgende alarmierende Trends:
- Rückgang neuer Ausbildungsverträge
- Berufsflucht und steigende Unzufriedenheit
- Zeit- und Leiharbeit nehmen zu
Ein besonderer Fokus sollte daher im Bereich der Klinikökonomie darauf liegen, bestehendes Personal zu binden, zu halten und die Nachwuchsgewinnung zu fördern. Die Arbeitsbedingungen und eine gute Work-Life-Balance stehen dabei an oberer Stelle, denn eine ständige Unterbesetzung zehrt an den Kräften der verbliebenen Kollegen. Der Personaleinsatz sollte effizient und bedarfsgerecht geplant werden. Investitionen in Fortbildung, Spezialisierung und Mitarbeiterbindung sind daher unumgänglich. Mehr dazu hier:
Leistungsmanagement
In der Klinikökonomie umfasst das Leistungsmanagement die Erfassung und Bewertung der erbrachten Leistungen einer Klinik. Dazu gehört beispielsweise die Analyse von Behandlungspfaden, um Optimierungspotenziale identifizieren zu können und Prozesse zu verbessern.
Durch die Identifizierung ineffizienter oder redundanter Prozesse können Kliniken Behandlungspfade optimieren, um Ressourcen besser zu nutzen, Wartezeiten zu verkürzen und Kosten zu senken. Dieser Ansatz trägt nicht nur zur Kostensenkung bei, sondern kann auch die Behandlungsqualität verbessern und die Patientenzufriedenheit erhöhen.
Qualitätsmanagement
Die Qualitätssicherung in einer Klinik ist nicht nur eine ethische und rechtliche Verpflichtung, sondern auch ein wichtiger ökonomischer Faktor. Sie trägt dazu bei Fehler zu minimieren und Komplikationen zu vermeiden.
Dies senkt sowohl die Behandlungskosten als auch die Haftungsrisiken. Komplikationen verursachen häufig nicht nur zusätzliche Kosten, sondern führen oft auch zu teuren rechtlichen Auseinandersetzungen.
Darüber hinaus läuft eine qualitativ hochwertige Versorgung auch auf eine höhere Patientenzufriedenheit hinaus, was wiederum zu einer hohen Weiterempfehlungsrate und Patientenbindung führt – und damit zu einer besseren Auslastung der Einrichtung insgesamt. Zudem haben Kliniken mit einem guten Ruf in der Regel auch eine bessere Positionierung im Markt, da sich dadurch häufig auch eine Abhebung von Wettbewerbern ergibt.
Eine weitere positive Wirkung des Qualitätsmanagements auf die Höhe der Einnahmen ergibt sich aus einer effektiven Ressourcennutzung. Ineffektive oder unnötige Prozesse zu identifizieren, Abläufe kontinuierlich zu verbessern und Best Practices zu implementieren führt zur Senkung unnötiger Kosten zugunsten und kann erhebliche Auswirkungen auf den Umsatz haben.
Interne und externe Kommunikation
Die interne und externe Kommunikation spielt eine wichtige Rolle bei der Positionierung von Fachabteilungen und Kliniken. Dazu gehören Marketingstrategien zur Steigerung der Bekanntheit und Attraktivität einzelner Fachabteilungen sowie der Aufbau von Netzwerken und Kooperationen mit anderen Gesundheitseinrichtungen und Partnern.
Eine Klinik oder Fachabteilung kann durch digitales Marketing, Suchmaschinenoptimierung, Patientenbewertungen, Ärztenetzwerke, Veranstaltungen, Medienpräsenz und Patientenbindung Marketing betreiben. Ziel ist es, die Sichtbarkeit zu erhöhen, Vertrauen und langfristige Beziehungen mit Patienten aufzubauen.
Je besser die Reputation einzelner Fachabteilung bei Patienten und auch bei niedergelassen Ärzten ist, desto höher ist in der Folge die Zuweisungsrate. Dies hat wiederum direkte und indirekte Auswirkungen auf die betriebswirtschaftlichen Faktoren einer Klinik und führt im optimalen Fall zu einer Positivspirale, die allen Beteiligten zum Vorteil wird.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Jede Fachabteilung hat ihre eigenen einzigartigen Anforderungen und Kostenstrukturen, die einer differenzierten ökonomischen Betrachtung bedürfen. Am Beispiel einer chirurgischen Abteilung lässt sich das wie folgt veranschaulichen. Ein wesentlicher Kostenfaktor in der Chirurgie stellen Ausrüstung und Operationsmaterialien dar. Um die Effizienz zu steigern und dabei gleichzeitig die Betriebskosten zu senken, könnten Lean-Management-Prinzipien implementiert werden. Hier ließen sich beispielsweise Prozesse optimieren, Wartezeiten verkürzen oder die Komplikationsrate verringern.
Ein anderes Beispiel ist die radiologische Abteilung. Vor allem die Technologie im Bereich der Bildgebung stellt einen großen Kostenfaktor dar. Die erforderlichen Geräte sind sowohl in der Anschaffung als auch im Unterhalt sehr teuer. Um die Rentabilität der Radiologieabteilung zu steigern können Kapazitätsmanagement-Systeme eingeführt werden. Hierdurch könnte die Auslastung maximiert und damit Leerlaufzeiten minimiert werden. Viele Kliniken führen zudem Tele-Radiologie-Dienste ein, wodurch die Befundung von Bildern gesteigert und der Zugang zu spezialisierten Radiologen erleichtert wird.
Es zeigt sich in den oben genannten Beispielen, dass eine erfolgreiche Klinikökonomie jede Abteilung einzeln betrachten und optimieren muss. Zu diesem Zweck ist eine enge Zusammenarbeit mit zwischen Ökonomen und Medizinern unerlässlich.