Die Fachärztin bzw. der Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie behandelt Patienten/-innen mit körperlichen Funktionseinschränkungen oder ästhetischen Problemen des Körpers. Ihr Ziel ist es, sowohl die Funktionsfähigkeit der betroffenen Areale wiederherzustellen und den Patienten/-innen verlorenes Selbstvertrauen aufgrund vermeintlich äußerer Makel wiederzugeben. Dazu wenden sie oberflächliche oder operative Eingriffe an und behandeln ihre Patienten/-innen sowohl beratend im Vorfeld als auch in der Nachsorge.
Unser Artikel wirft einen Blick auf alles wichtige zum Fachbereich, der vollumfänglich Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie heißt, und liefert Informationen zu den verschiedenen Tätigkeitsfeldern, Untersuchungs- und Behandlungsmethoden sowie Werdegang und Verdienst.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein/e Plastische/r und Ästhetische/r Chirurg?
Fachärzte/-innen für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie beschäftigen sich mit
- Vorbeugung,
- Erkennung,
- konservativer und operativer Behandlung sowie
- Nachsorge und Rehabilitation
von
- chirurgischen Erkrankungen,
- Verletzungen und Verletzungsfolgen,
- angeborenen und erworbenen Formveränderungen bzw. Fehlbildungen und
- der Wiederherstellungs- und Transplantationschirurgie.
In dieser Facharztrichtung werden 3 Gebiete unterschieden:
- In der Plastischen Chirurgie werden Organe korrigiert bzw. ihre Funktion wiederhergestellt, die durch Erkrankungen, Traumata, Verletzungen oder angeborene Fehlbildungen verändert sind. Ihr Ziel ist es, dem/-r Patienten/-in ein “normales” Aussehen zurückzugeben.
- Rekonstruktive Chirurgie stellt die Körperbereiche wieder her, die durch Deformierungen oder Unfälle verändert sind. Ihr Ziel ist es, den Ursprungszustand vor dem verändernden Ereignis wiederherzustellen.
- Ästhetische Chirurgie verbessert bestimmte körperliche Defekte, die meist keine medizinische Indikation haben. Ihr Ziel ist es, das Selbstbild von Patient/in insoweit zu verbessern, dass er/sie wieder mehr Selbstvertrauen gewinnt.
Was macht ein/e Plastische/r und Ästhetische/r Chirurg/in?
Chirurgen/-innen verbringen die meiste Arbeitszeit im Operationssaal. Neben ihrer chirurgischen Tätigkeit im OP sind sie jedoch auch am Schreibtisch tätig und nehmen dort die Planung von Operationen vor, klären Patienten/-innen auf, beraten sie und kümmern sich um die Nachsorge.
Die am häufigsten von Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen/-innen durchgeführten operativen Eingriffe sind:
- Behandlung von großflächigen Gewebedefekten
- Hauttransplantationen, Verbrennungsversorgung, Narbenkorrektur
- Nervendekompressionen, Transplantationen an Nerven
- korrigierende Eingriffe an Ohrmuscheln, Augenlidern, Brust, Knorpel- und Knochenstrukturen
- handchirurgische Eingriffe wie z.B. Fingeramputation und Handverschmälerungen
Wiederherstellungsoperationen
Der größte Teilbereich der Rekonstruktiven Chirurgie ist die Wiederherstellung ursprünglicher Körperformen und Funktionen nach Unfällen oder Erkrankungen bzw. Korrektur angeborener Fehlbildungen. Rekonstruktive Chirurgen/-innen nehmen sich viel Zeit, ihre Patienten/-innen bezüglich der Therapiemöglichkeiten und zu erwartenden Ergebnisse zu beraten. Die gängigsten Beispiele für häufige Eingriffe sind:
- Brustrekonstruktion mit Eigengewebe nach Brustentfernung bei Tumorerkrankungen
- Wiederherstellung der Funktion bei Bewegungseinschränkungen nach Verbrennungen an Händen, Fingern, Ellbogen oder im Kniebereich
Geschlechtsoperationen
Plastische Chirurgen/-innen führen sog. geschlechtsangleichende Operationen bei Transsexualität durch. In diesen Fällen verleihen sie den Patienten/-innen das Aussehen des gewünschten Geschlechts und passen deren Genitalbereiche an. Sie rekonstruieren außerdem die sexuelle Funktion und das ästhetische Erscheinungsbild der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane nach weiblicher Genitalverstümmelung.
Die gängigsten operativen Eingriffe sind hier:
- bei transsexuellen Männern: Schaffung eines künstlichen Penis, meist durch Entnahme von Haut am Unterarm und Amputation der Brüste
- bei transsexuellen Frauen: Konstruktion einer künstlichen Vagina, meist durch Einstülpung des Penis in den Beckenraum und Amputation der Hoden
- bei genitalverstümmelten Frauen: Wiederherstellung der zusammengenähten oder amputierten Genitalbereiche
Schönheitsoperationen
Ästhetische Chirurgen/-innen rekonstruieren geschädigte Körperbereiche oder passen diejenigen Körperformen an, die von ihren Patienten/-innen als psychisch belastend empfunden werden. Hierunter fällt eine Reihe von Anwendungen, z.B.:
- Entfernung von gutartigen Weichteiltumoren (Lipomen, Fibrome)
- Absaugung von Schweißdrüsen bei übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrose)
- Ohrenkorrekturen bei z.B. Segelohren
- Brustvergrößerung bzw. -verkleinerung
- Blefaroplastika (Korrekturen und Straffungen des Augenlides)
- Rhinoplastik (Nasenkorrektur)
- Facelift (Mittelgesichtsstraffung)
- Liposkulptur und Fettabsaugung dienen der Umgestaltung des Körperprofils durch Entfernung unschöner Fettablagerungen an z.B. Hüfte, Gesäß, Oberschenkel, Kinn und Hals
- Adominoplastik (Hautstraffungen an Bauch, Oberschenkeln, Oberarmen)
- endoskopisches Stirn- und Schläfenlifting (entfernt Falten und korrigiert Augenbrauen)
- Dermabrasion entfernt die oberste Hautschicht und verbessert das Erscheinungsbild von (Akne-)Narben bei gleichzeitiger Beseitigung oberflächlicher Fältchen
Handchirurgische Eingriffe
Fachärzte/-innen für Rekonstruktive Chirurgie können auch im Unterbereich der Handchirurgie tätig werden. Dies ist ein kompliziertes Untergebiet, das aufgrund seiner Komplexität eine separate fachliche Nische darstellt. Chirurgen/-innen in diesem Bereich korrigieren angeborene Fehlbildungen und erworbene Erkrankungen und Verletzungen der Hand.
Sie führen u.a. folgende Eingriffe durch:
- Fingeramputationen und Handverschmälerungen
- Assistenz bei Replantationen und schweren komplexen Handverletzungen
- operative Versorgung bei Infektionen im Bereich der Hand
- osteosynthetische Versorgung der Hand im Rahmen von Replantationen
- konservative Frakturbehandlung und Ruhigstellungsverfahren nach Handoperationen
- Einleitung von Rehabilitationsmaßnahmen nach Handverletzungen
Verbrennungschirurgie
Fachärzte/-innen in diesem Bereich müssen die Diagnostik und Erstversorgung (Schwer-)Brandverletzter beherrschen, darunter
- Verbrennungen 2. Grades von mehr als zehn Prozent der Körperoberfläche bei Erwachsenen
- Verbrennungen 3. Grades von mehr als fünf Prozent der Körperoberfläche bei Erwachsenen
- Verbrennungen der Hände, Füße, Gesichts- und Genitalbereiche
- Verbrennungen 2. und 3. Grades bei Kindern
Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgen/-innen beherrschen diverse Therapiemethoden bei Verbrennungen des 2. und 3. Grades sowie bei durch elektrischen Strom verursachten thermischen Schäden oder entsprechender Schädigung durch chemische Substanzen. Diese können im Gesicht, an Händen, Füßen oder im Genitalbereich auftreten. Mit zu diesem Teilgebiet gehören schwerwiegende großflächige Hauterkrankungen oder allergische Hautreaktionen. Meist greifen Chirurgen/-innen hier zur Anwendung chirurgischer Hautersatzverfahren, darunter
- rekonstruktive Eingriffe bei Verbrennungen
- Narbenkorrekturen nach Verbrennungen
- Gewinnung und Verwendung von Hauttransplantaten
Strahlenuntersuchung
Ein ebenfalls zu diesem chirurgischen Gebiet gehörender Fachbereich sind die Grundlagen der Strahlenbiologie und Strahlenphysik bei der Anwendung ionisierender Strahlen am Menschen. Geräte, die mit ionisierenden Strahlen arbeiten, sind zentral bei der Befunderstellung.
Untersuchungsmethoden und Behandlungsmethoden Plastische und Ästhetische Chirurgie
Fachärzte/-innen für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie wenden verschiedene Untersuchungs- und Behandlungsmethoden in ihrer ärztlichen Praxis an. Dies sind die häufigsten.
1. Lokalanästhesie und Schmerztherapie
Zentraler Punkt für Chirurgen/-innen sind Lokalanästhesie und Schmerztherapie vor, während und nach chirurgischen Eingriffen. Zu den häufigsten Tätigkeiten in diesem Bereich zählen
- Lokal- und Regionalanästhesien
- Abklärung peri- und postoperativer Schmerzzustände
- Diagnostik und Therapie nach dokumentierten Schmerztherapieplänen
- Behandlung von Patienten/-innen mit komplexen Schmerzzuständen
- Injektionen und Punktionen
2. Notfall- und Intensivmedizin
Zur Facharzt-Ausbildung gehört eine längere Periode in der Notfall- und Intensivmedizin, unabhängig davon, ob man sich später auf dieses Fachgebiet spezialisieren möchte. Dort gibt es ein breites Gebiet von Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Dazu zählen u.a.:
- Erkennung und Behandlung akuter Notfälle einschließlich lebensrettender Maßnahmen
- Pathophysiologie schwerer Verletzungen, des Polytraumas und deren Folgen
- Überwachung, Monitoring, Dokumentation und Betreuung von intensivmedizinischen Patienten/-innen
- Differenzierte Beatmungstechniken, atemunterstützende Maßnahmen bei intubierten und nicht-intubierten Patienten/-innen sowie Beatmungsentwöhnung bei langzeitbeatmeten Patienten/-innen
- Mitbehandlung bei septischen Krankheitsbildern
3. Plastisch-chirurgische Notfälle
Ein Unterbereich der Notfall- und Intensivmedizin sind die plastisch-chirurgischen Notfälle. Diese betreffen v.a. Patienten/-innen mit schweren (d.h. tiefen oder lebensgefährlichen) oder großflächigen Verbrennungen, nach schweren Unfällen oder anderen Notfällen. Auch hier gibt es ein breites Behandlungsgebiet, weshalb hier nur einige Beispiele herangezogen werden.
- Behandlung fachspezifischer akuter Organstörungen, Verletzungen, Infektionen, Durchblutungsstörungen, insbesondere der Hand, der Weichteile und der Haut
- Erstversorgung von komplexen Verletzungen und schweren Weichteilverletzungen
- Erstversorgung komplexer Handverletzungen und Amputationen sowie Therapieplanung
- Erstversorgung komplexer Brandverletzungen
- Wundversorgung großer Gesichts- und Kopfwunden
4. Diagnostische Verfahren
Zu jedem chirurgischen Fachbereich gehören eine Reihe von diagnostischen Verfahren. Fachärzte/-innen bestimmen hierdurch die Schwere der vorliegenden Erkrankung und planen ihre Eingriffe dementsprechend. Sie dienen der Indikation, Durchführung und Befunderstellung und radiologischen Befundkontrolle und sind damit zentral für die fachärztliche Tätigkeit. Besonders wichtig sind die Weichteilsonographie und Duplexsonographie zur Indikationsstellung und Befundinterpretation.
Wie wird man Plastische/r und Ästhetische/r Chirurg/in?
Plastische und Ästhetische Chirurgen/-innen müssen nach ihrem sechsjährigen Medizinstudium ihre Approbation beantragen und danach eine Weiterbildung zum/zur Facharzt/-ärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie mit der Dauer von 72 Monaten ableisten. Diese 72 Monate der Facharztausbildung gliedern sich in
- 48 Monate Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
- 6 Monate in der Notfallaufnahme
- 6 Monate in der Intensivmedizin
- 12 Zusatzmonate: Diese Monate können je nach Wahl in anderen Fachgebieten erfolgen oder ebenfalls in den vorhergenannten abgeleistet werden.
Die Weiterbildung schließt mit der Facharztprüfung.
Was verdient ein/e Plastische/r und Ästhetische/r Chirurg/in?
Fachärzte/-innen für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie verdienen im Vergleich mit allen Fachärzten/-innen am besten. Dabei gibt es auch hier Unterschiede, denn Individualverdienste können stark schwanken. Ein wesentlich über dem Tarifvertrag liegendes Arzt-Gehalt kann man z.B. erzielen, wenn man eine besondere Spezialisierung erwirbt oder eine Leitungsposition übernimmt. In diesen Fällen sind die Gehälter dann meist frei verhandelbar und daher oft überdurchschnittlich.
Das Einstiegsgehalt von Assistenzärzten/-innen in diesem Fachbereich liegt bei Anwendung des entsprechenden Tarifvertrags bei ca. 4.800 Euro brutto monatlich. Dieses Gehalt steigt jährlich und liegt nach fünf Jahren Berufserfahrung durchschnittlich bei ca. 6.200 Euro Monatsbrutto. Werden zusätzliche Schichtdienste übernommen, erhöht sich dieses Einkommen.
Im späteren Berufsleben kann man als Arzt/Ärztin mit eigener Praxis einen durchschnittlichen jährlichen Reingewinn von ca. 213.000 Euro erzielen. Hat man besondere Spezialisierungen und genießt einen einschlägigen Ruf, sind auch deutlich höhere Einkünfte möglich. In einem Angestelltenverhältnis im Krankenhaus erzielen Fachärzte/-innen für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie hingegen ein durchschnittliches Brutto-Jahresgehalt von ca. 83.000 Euro. Dabei hängt die finale Höhe des Einkommens wie bei anderen Fachärzten/-innen u.a. von der Berufserfahrung, dem Bundesland und einigen anderen individuellen Gehaltsfaktoren ab.
Häufige Fragen zu Plastische und Ästhetische Chirurgie
- Was ist der Unterschied zwischen Plastischer, Rekonstruktiver und Ästhetischer Chirurgie?
- Wie viel verdient ein/e Plastische/r Chirurg/in netto?
- Was verdient ein/e Ästhetische/r Chirurg/in?
- Was ist Rekonstruktive Chirurgie?
- Was ist Plastische Chirurgie?
- Wie lange dauert es, bis man Facharzt/-ärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie ist?
Plastische Chirurgie korrigiert oder stellt die Funktion von Organen wieder her, die durch Erkrankungen, Traumata, Verletzungen oder angeborene Fehlbildungen verändert sind. Rekonstruktive Chirurgie rekonstruiert die Körperbereiche, die durch Deformierungen oder Unfälle verändert sind. Ästhetische Chirurgie verfolgt das Ziel, bestimmte körperliche Defekte zu verbessern.
Die Gehaltsspanne eines/-r Plastischen Chirurgen/-in bewegt sich zwischen 7.044 Euro und 10.006 Euro netto im Monat. Dies entspricht einem durchschnittlichen Nettoeinkommen pro Monat von 8.395 Euro. Individualverdienste können jedoch stark schwanken.
Ästhetische Chirurgen/-innen mit eigener Praxis erzielen einen durchschnittlichen jährlichen Reingewinn von 213.000 Euro. Im Angestelltenverhältnis z.B. im Krankenhaus oder in spezialisierten Praxen verdienen sie ein Bruttojahresgehalt von rund 83.000 Euro. Mit besonderen Spezialisierungen noch deutlich mehr.
Rekonstruktive Chirurgie (Rekonstruktion = Wiederherstellung) hat v.a. zum Ziel, Haut-Weichteildefekte auszugleichen und durch Unfälle, Tumore oder deren Operation entstanden sind. Die plastisch-rekonstruktive Chirurgie zielt nicht nur darauf ab, dass Form und Funktion wiederhergestellt werden, sondern dass sie betroffenen Areale nach dem Eingriff ästhetisch aussehen.
Plastische Chirurgie ist der Zweig der Chirurgie, der die Funktion von Organen wiederherstellt oder Körperbereiche nach den Vorstellungen des/-r Patienten/-in verschönert. Ausgangspunkt sind entweder degenerative Erkrankungen, deformierende Krankheiten, Traumata und Verletzungen durch Unfälle oder angeborene Fehlbildungen, meist aber auch „nur“ individuell wahrgenommene ästhetische Defizite.
Zunächst ist ein Medizinstudium von i.d.R. sechs Jahren nötig. Die anschließende Weiterbildungszeit als Assistenzarzt/-ärztin in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie dauert sechs Jahre und muss in einer zugelassenen Weiterbildungsstätte (z.B. Klinik, Praxis) erfolgen.