Die Fachärztin und der Facharzt für Nuklearmedizin beschäftigen sich per Definition mit der Anwendung radioaktiver Elemente (Isotope) zur Untersuchung, Diagnose und Behandlung von Erkrankungen der Organe oder Gewebe.
Das Wort “nuklear” ist in der breiten Öffentlichkeit und selbst in der medizinischen Gemeinschaft manchmal negativ behaftet. Der/die Nuklearmediziner/in ist jedoch ein wichtiges Glied in der Kette, die zu einer wirksamen Diagnose und Behandlung von Gesundheitsproblemen durch nuklearmedizinische Untersuchungen führt. Es ist ein idealer Beruf für diejenigen, deren Leidenschaft für Technik mit dem Wunsch einhergeht, anderen zu helfen.
Inhaltsverzeichnis
Unser Artikel stellt das Gebiet der Nuklearmedizin vor. Wir erklären die gängigsten Untersuchungen und Behandlungsmethoden dieser Facharztrichtung, was man verdienen kann und wie man Nuklearmediziner/in wird.
Was ist ein/e Nuklearmediziner/in?
Nuklearmediziner/innen sind dafür verantwortlich, mit Hilfe von Strahlungsdetektoren ionisierende Strahlung abzugeben und Bilder von Körperstrukturen zu erstellen, um Verletzungen und Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Nuklearmedizin befasst sich hauptsächlich mit der molekularen Bildgebung und der Behandlung von Krankheiten mit Hilfe von nicht versiegelten radioaktiven Quellen. Zu diesem Zweck nutzt man die Eigenschaften der Materie aus der Kernphysik, um Stoffwechsel- und Funktionsstörungen zu untersuchen und zu behandeln. Damit werden auch physiologische und pathophysiologische Prozesse abgebildet. Dabei werden in der Regel hybride Bildgebungsverfahren auf Körper-Strukturen angewendet.
Die Nuklearmedizin umfasst die In-vivo-Bildgebung, die radiopharmazeutische Behandlung und andere medizinische Techniken auf der Grundlage der Kernphysik, medizinische Anwendungen der Strahlenbiologie, Dosimetrie und Strahlenschutz sowie In-vitro-Studien.
Es gibt mehrere Gründe für eine nuklearmedizinischen Untersuchung:
- Auffinden eines Tumors
- Überprüfung der Effektivität einer Krebsbehandlung
- Diagnose von Entzündungen
- Überprüfung einer Krebsausbreitung
- Überprüfung der Pumpfähigkeit des Herzens (bei Verdacht auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen)
- Überprüfung von Struktur oder Funktion von Geweben oder Organen wie Gehirn, Schilddrüse, Leber, Herz, Nieren oder Knochen
Was macht ein/e Nuklearmediziner/in?
Die Nuklearmedizin und Molekularradiologie ist das Teilgebiet der Radiologie, in dem biologische und pathophysiologische Prozesse auf molekularer Ebene sichtbar gemacht, diagnostiziert und behandelt werden. Zu diesem Zweck werden offene Quellen radioaktiver Substanzen oder andere molekulare Bildgebungsverfahren eingesetzt, oft in Kombination mit anatomischer Bildgebung. Dieses Teilgebiet unterscheidet sich von anderen radiologischen Teilgebieten und klinischen Fachgebieten. Der Unterschied liegt in der spezifischen und fundierten Kenntnis über Strahlung und über die Kinetik der verwendeten Arzneimittel oder körpereigenen Moleküle in Verbindung mit den verwendeten radiologischen Nachweisgeräten.
In der Nuklearmedizin kommen radioaktive Elemente zum Einsatz. Diese senden verschiedene Arten von Strahlung aus, z. B. Photonen, Positronen, negative Betateilchen oder Alphastrahlung. Auf diese Weise lässt sich die Funktionsweise der verschiedenen Organe beobachten und analysieren. Nuklearmediziner/innen nutzen die Strahlung der Teilchen, um auf Funktions- und Stoffwechselbilder zuzugreifen, um tiefsitzende Verletzungen oder Funktionsstörungen zu erkennen, ihre Entwicklung zu überwachen und chirurgische Eingriffe genau zu steuern.
Nuklearmedizin – Untersuchungsmethoden und Behandlungsmethoden
Fachärzte/-innen für Nuklearmedizin greifen auf eine breite Palette an Methoden zu Untersuchungs- und Behandlungszwecken zu. Die wichtigsten stellen wir hier kurz vor.
Szintigraphie
Das Prinzip der Szintigraphie besteht darin, dem/der Patienten/-in eine sehr kleine Menge eines Radiopharmakons zu verabreichen. Diese enthalten ein gammastrahlendes Radioisotop. Sobald das Radiopharmazeutikum auf das Zielgebiet aufgebracht wird, sendet es Gammastrahlen aus. Eine Szintillationskamera (Gammakamera) erfasst diese Strahlen. Der Computer verarbeitet diese Informationen dann mithilfe eines Rekonstruktionsalgorithmus, um ein 2D- oder 3D-Bild des ausgewählten Körperteils zu erhalten.
Es wird zwischen folgenden Untersuchungen unterschieden:
Die Myokardszintigraphie dient der Untersuchung der Herzmuskeldurchblutung, insbesondere der linken Herzkammer (was die Diagnose von Angina pectoris oder eines Herzinfarkts ermöglicht).
Die Herzhöhlenszintigraphie misst die ventrikuläre Auswurffraktion (insbesondere die Auswurffraktion der linken Herzkammer) – ein wichtiger Parameter für die Nachsorge bei bestimmten kardiotoxischen Chemotherapien.
Die Lungenszintigraphie kann zur Darstellung der Belüftungs- und Perfusionsfunktionen der Lunge verwendet werden, um eine Lungenembolie zu diagnostizieren. Sie ist derzeit die Goldstandardmethode für diese Diagnose, insbesondere bei schwangeren Frauen.
Mit der Knochenszintigraphie lässt sich ein erhöhter Knochenumsatz sichtbar machen. Sie ist bei der Suche nach Knochenbrüchen, neurologischen Störungen oder bei der Suche nach Knochenmetastasen von Krebsarten (Brust, Niere, Schilddrüse, Prostata, Lunge) in einer einzigen Untersuchung angezeigt.
Mit der dynamischen Nierenszintigraphie kann die Aufnahme und Abgabe eines Tracers durch die Nieren untersucht werden.
Die DMSA-Szintigraphie kann Spuren von Infektionen oder Narbenbildung sichtbar machen.
Funktions- und Lokalisationsdiagnostik des Gehirns
Mit der Hirnszintigraphie lässt sich die Verteilung der Durchblutung des Gehirns analysieren. Bei bestimmten degenerativen Erkrankungen (Alzheimer, frontotemporale Demenz) sind Durchblutungsstörungen in bestimmten Bereichen des Gehirns festzustellen, was zur Diagnose beitragen kann. Die Datscan-Szintigraphie kann auch zur Diagnose von Parkinson-Syndromen eingesetzt werden.
Positronen-Emissions-Tomografie (PET)
Ein PET-Scan kann durchgeführt werden, um Krebszellen im Körper aufzuspüren. Krebszellen haben in der Regel einen erhöhten Stoffwechsel im Vergleich zu normalen Zellen. Das bedeutet, dass Krebszellen im Vergleich zu normalen Zellen sehr viel Zucker verbrauchen.
Glukose (Zucker) ist die Energiequelle der Zellen. Bei einer PET-Untersuchung spritzt man eine kleine Menge radioaktiven Zucker in die Blutbahn. Dieser radioaktive Zucker konzentriert sich dann auf die Bereiche, in denen sich die Krebszellen befinden. Sich schnell teilende Zellen, wie Krebszellen, verbrauchen mehr Energie. Deswegen nehmen diese Zellen mehr von der injizierten Glukose auf. Die Radioaktivität bewirkt, dass die Glukoseaufnahme auf den Bildern des PET-Scanners sichtbar wird. So können Krebszellen erkannt werden.
Anatomien lokalisieren
Der Ort der verabreichten radioaktiven Substanz im Körper wird mit einer Gammakamera (Aussendung von Gammastrahlung) oder einer PET-Kamera (PET: Positronen-Emissions-Tomographie) bestimmt. Die von den Nuklearmedizinern/-innen genutzten Geräte ermöglichen es, Bilder von der Funktion der untersuchten Organe zu erhalten. Die erhaltenen Bilder werden digitalisiert. Es kann eine Quantifizierung der physiologischen Prozesse sowie eine dreidimensionale Rekonstruktion der Organe vorgenommen werden.
Neuere Geräte werden derzeit mit einem Röntgenscanner gekoppelt, um die Lokalisierung der festgestellten Anomalien zu verbessern.
Behandlung von Tumoren
Die nuklearmedizinische Therapie ist ein Ansatz zur Krebsbehandlung, der neben oder nach anderen Behandlungen wie Chemotherapie und Operation eingesetzt werden kann. Sie führt in der Regel nicht zu einer Heilung, es sei denn durch Kombination mit anderen Behandlungen. Aber bei vielen Menschen kann sie die Symptome kontrollieren und die Tumore schrumpfen und stabilisieren. Manchmal über Jahre hinweg. Eine nuklearmedizinische Behandlung ist eine gute Option für Menschen, die auf andere Behandlungsformen nicht mehr ansprechen.
Die Wirksamkeit der nuklearmedizinischen Behandlung liegt in der Verwendung radioaktiver Moleküle als Arzneimittel (molekulare Strahlentherapie). Das Medikament erkennt die Krebszellen. Es wird intravenös injiziert und zirkuliert dann im Körper, heftet sich an die Krebszellen, gibt die Strahlung direkt ab und verursacht deren Tod. Ein Teil des Medikaments haftet nie an den Krebszellen und schwimmt weiter im Blut, bis der Körper es ausscheidet, meist über den Urin. Mit der Zeit hört das radioaktive Medikament auf, Radioaktivität abzugeben und Krebszellen abzutöten. Die nuklearmedizinische Behandlung wird oft mehrmals wiederholt, um eine maximale Wirkung zu erzielen.
Wie wird man Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin?
Um Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin zu werden, muss nach erfolgreichem Medizinstudium von rund 6 Jahren Dauer eine Approbation erworben werden. Erst mit dieser darf als Arzt/Ärztin gearbeitet und eine Facharztausbildung begonnen werden. Die Weiterbildung zum/zur Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin dauert in der Regel 5 Jahre. Während dieser Zeit erlernen angehende Fachärzte/-innen alle Techniken und relevanten Inhalte dieser Facharztrichtung zum eigenständigen Arbeiten.
Ärzte/-innen in Facharztausbildung für Nuklearmedizin erwerben während ihrer Ausbildung Kenntnisse und Fertigkeiten in allen Arten und Formen der radiologischen Diagnostik, wie Angiographie, Computertomographie und Ultraschall, sowie in der Nukleardiagnostik. Sie sollten auch Kenntnisse über die Ausrüstung (Technik, Möglichkeiten, Grenzen), die verschiedenen bildgebenden Verfahren und die Methoden der Bewertung und Berichterstattung von radiologischen Verfahren erlernen.
Die Ausbildung befasst sich auch mit dem Schutz vor den Gefahren ionisierender Strahlung und Substanzen, sowohl für Patienten/-innen als auch für radiologische Fachkräfte, der Strahlenbiologie und der Strahlengenetik.
Am Ende der Weiterbildungszeit erfolgt die Facharztprüfung.
Was verdient ein/e Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin?
Das durchschnittliche Facharzt-Gehalt eines/-r Nuklearmediziners/-in liegt bei 122.500 Euro brutto pro Jahr. Zu Beginn der Laufbahn können Nuklearmediziner/innen mit 44.000 Euro brutto pro Jahr rechnen. Am Ende der Laufbahn bewegen sich die Einkünfte mit eigener Facharztpraxis im Bereich bis 300.000 Euro brutto pro Jahr.
Häufige Fragen zu Nuklearmedizin
- Was macht man bei einem/-r Nuklearmediziner/in?
- Was genau ist Nuklearmedizin?
- Ist Radiologie und Nuklearmedizin das gleiche?
- Wie wird man Nuklearmediziner/in?
Nuklearmediziner/innen verwenden radioaktive Stoffe, um Patienten/-innen zu untersuchen, zu diagnostizieren und zu behandeln. Für die Diagnose von Krankheiten stellt die Nuklearmedizin bildgebende Verfahren zur Verfügung, mit denen die Funktion, die Durchblutung und der Stoffwechsel von Organen sichtbar gemacht werden können.
In der Nuklearmedizin werden kleine Mengen radioaktiven Materials zur Diagnose und Bestimmung des Schweregrads bestimmter Krankheiten verwendet. Mit solchen Verfahren kann ein/e Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin die molekulare Aktivität in einem Organismus bestimmen, um das Stadium einer möglichen Erkrankung zu erkennen.
Die Nuklearmedizin ist ein Teilgebiet der Radiologie, in dem radioaktive Arzneimittel (Radiopharmaka) zur Diagnose und Behandlung von Krankheiten eingesetzt werden. Diese radioaktiven Substanzen werden in der Regel in eine Vene injiziert, manchmal aber auch geschluckt oder eingeatmet.
Die Facharztausbildung in Nuklearmedizin dauert insgesamt 60 Monate, was einem Zeitraum von 5 Jahren entspricht. Nach erfolgreichem Abschluss der Weiterbildung in Nuklearmedizin wird der Facharzttitel verliehen.