Fachärzte/-innen für Nephrologie (griechisch für Nierenlehre) sind per Definition Spezialisten/-innen rund um das Thema Niere. Nephrologen/-innen haben als Teilgebiet der Inneren Medizin einen wichtigen Stellenwert. Das Fachgebiet deckt im Allgemeinen die Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Gesundheitsstörungen der inneren Organe und des Stoffwechsels ab, wenn auch der Schwerpunkt der Forschung auf der Nierenfunktionsstörungen und -erkrankungen liegt.
Was ist ein/e Nephrologe/-in?
Ein/e Nephrologe/-in ist ein/e Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und Nephrologie. Nephrologen/-innen sind auf die Behandlung von Nierenerkrankungen spezialisiert und haben dafür eine mehrjährige Facharztausbildung durchlaufen.
Inhaltsverzeichnis
Was macht ein/e Neprhologe/-in?
Zwar umfasst das Fachgebiet der Nephrologie im Allgemeinen die Vorbeugung, Erkennung und Behandlung von Gesundheitsstörungen der inneren Organe und des Stoffwechsels. Vor allem beschäftigen sich Nephrologen/-innen aber mit allen Funktionsstörungen und Erkrankungen, die die Nieren betreffen. Dazu kommen verschiedene diagnostische und therapeutische Verfahren zum Einsatz.
Ziel der fachärztlichen Behandlung von Nierenkrankheiten ist es, dass die Nierenfunktion so lange wie möglich aufrechterhalten wird. Wenn sich die Nierenfunktion dennoch kritisch verschlechtert, kommen verschiedenen Nierenersatzverfahren oder eine Nierentransplantation in Frage.
Nephrologie – Gängige Krankheitsbilder
Es gibt eine Vielzahl an möglichen Nierenerkrankungen und -funktionsstörungen. Die Niere ist nicht nur ein wichtiges Filterorgan, sondern auch eng in verschiedene Regelkreisläufe eingebunden. So wird zum Beispiel der Blutdruck über die Regulation des Flüssigkeitshaushalt auch maßgeblich durch die Niere beeinflusst (Renin-Angiotensin-Aldosteron-System). Dies machen sich z.B. Blutdrucksenker zu Nutze. Mehr dazu unter anderem in unserem Artikel Blutdrucksenker ohne Nebenwirkungen?
Das akute Nierenversagen
Ein Behandlungsschwerpunkt in der Nephrologie ist das akute Nierenversagen. Meist wird das akute Nierenversagen durch ein auslösendes Ereignis plötzlich verursacht. Dies kann beispielsweise eine hochakute Entzündung von Nierengewebe oder ein Trauma sein.
Glomerulonephritis
Die Glomerulonephritis beschreibt eine Entzündung der Glomerula (Nierenkörperchen). In den Glomerula wird durch Filtration des Blutes der Primärharn gebildet.
Eine Entzündung kann dazu führen, dass Bluteiweiße und Blutkörperchen, die normalerweise zu groß für den glomerulären Filter sind, diesen Filter passieren können. Patienten/-innen haben dann Blut oder Eiweiß im Urin. Der Effekt kann so ausgeprägt sein, dass sich ein Bluteiweißmangel ausbildet, weil der Körper neue Proteine nicht schnell genug nachsynthetisieren kann.
In der Folge einer Glomerulonephritis kann es zum nephrotischen Syndrom und einem raschen Nierenversagen kommen. Sowohl akute als auch chronische Verläufe können zur Dialysepflicht führen.
Autoimmunerkrankungen
Autoimmunerkrankungen sind Krankheiten, bei denen der Körper fälschlicherweise körpereigenes Gewebe als fremd erkennt und bekämpft. Systematische Autoimmunerkrankungen haben häufig auch negative Auswirkungen auf die Nieren.
Besonders relevant sind zum einen die Kollagenosen, bei der körpereigene Bindegewebsstrukturen vom Immunsystem als körperfremd erkannt und bekämpft werden. Zum anderen haben systemische Entzündungen der Gefäße (Vaskulitiden) Auswirkungen auf die Nierenfunktion. Zu diesen Erkrankungen zählen beispielsweise der systemische Lupus erythematodes oder die Granulomatose mit Polyangitis.
Zystennieren
Die Polyzystische Niere oder Zystenniere ist eine erblich bedingte Erkrankung. Während vereinzelte Zysten in der Niere in der Regel harmlos sind, führt die Zystenniere dazu, dass gesundes und funktionsfähiges Nierengewebe zunehmend verdrängt wird. Ein Nierenversagen ist im Verlauf der Erkrankung in der Regel unvermeidbar.
Niereninsuffizienz
Die chronische Niereninsuffizienz beschreibt das chronische Nierenversagen. Dabei handelt es sich um einen langsam fortschreitenden Prozess, der durch verschiedene Grunderkrankungen ausgelöst und forciert werden kann. Zu den häufigsten Ursachen zählen, neben Grunderkrankungen der Nieren selbst, ein zu hoher Blutdruck und der Diabetes mellitus, die zu einer chronischen Überlastung und in der Folge zum Nierenversagen führen können. Auch eine Herzinsuffizienz, Autoimmunprozesse oder das Vorliegen von Nierenzysten können eine Niereninsuffizienz begünstigen.
Nephrologe/-in – Untersuchungsmethoden
Der/die Nephrologe/-in hat verschiedene Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zur Wahl, um Nierenerkrankungen oder Funktionsstörungen bestmöglich ärztlich zu begleiten.
Zu den gängigen Untersuchungsmethoden in der Nephrologie zählen Blut – und Urinuntersuchungen, bildgebende Verfahren wie zum Beispiel Ultraschalluntersuchungen oder die Biopsie von Nierengewebe für weiterführende Untersuchungen.
Blut- und Urinuntersuchungen
Eine umfangreiche Diagnose beinhaltet in beinahe jedem Fall Blut- und Urinuntersuchungen. Zu den wichtigsten Parametern in der Blutuntersuchung gehören Kreatinin, Cystatin C, Elektrolyte, Blutgasanalysen, großes Blutbild, die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) und die Bestimmung des Parathormons.
Auch der Urin ist ein wichtiges Untersuchungsmaterial für Nephrologen/-innen. Er wird auf Eiweiße, Zellen, Bakterien oder Kristalle untersucht. All diese Werte können auf bestimmte Nierenerkrankungen hinweisen oder sie ausschließen.
Bildgebung
Die Bildgebung ist in der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken und stellt auch in der Nephrologie einen wichtigen Diagnoseparameter dar. Schnell, einfach und sehr effektiv ist dabei die Ultraschalluntersuchung. Raumforderungen oder pathologische Veränderung lassen sich dadurch leicht detektieren. Wenn die Ultraschalluntersuchung nicht ausreicht, können weiterhin auch die Computertomographie oder die Magnetresonanztomographie zum Einsatz kommen.
Nierenbiopsie
Die Nierenbiopsie ist eine Spezialuntersuchung, die zur Diagnosestellung in der Nephrologie sehr häufig zum Einsatz kommt. Dazu wird in Lokalanästhesie und mittels Ultraschall-gestützter Punktion eine kleine Gewebeprobe aus der Niere entnommen. Diese wird dann laborchemisch und histologisch weiter auf das Vorliegen bestimmter Pathologien untersucht.
Nephrologe/-in – Behandlungsmethoden
Der/die Nephrologe/-in hat je nach vorliegender Nierenerkrankung verschiedenen Behandlungsmethoden zur Auswahl. Das primäre Ziel der Therapie ist es, die Nierenfunktion so lange und gut wie möglich zu erhalten. Wenn diese allerdings so stark eingeschränkt ist, dass die Filtrationsleistung der Niere nicht mehr ausreicht, können verschiedene Ersatzverfahren zum Einsatz kommen.
Hypertoniebehandlung
Patienten/-innen mit hartnäckigem Bluthochdruck, stellen sich sehr häufig bei einem/-r Nephrologen/-in vor. Die Regelkreisläufe, die zur Aufrechterhaltung eines gesunden Flüssigkeitshaushalts, werden maßgeblich auch von der Niere mitgesteuert. Beim Bluthochdruck kann die Ursache daher auch in der Niere liegen. Hypertoniker/innen, deren Blutdruck sich nicht oder nur sehr schwer medikamentös einstellen lässt, sollten daher eine/n Facharzt/-ärztin für Nephrologie konsultieren, um Nierenerkrankungen ausschließen zu lassen. Außerdem schädigt ein dauerhaft zu hoher Blutdruck in der Folge auch wieder die Nieren. Dieser Teufelskreislauf sollte also unbedingt zeitnah durchbrochen werden.
Nierenersatzmethoden
Nierenersatzmethoden kommen dann zum Einsatz, wenn die Nierenfunktion so stark eingeschränkt ist, dass der Flüssigkeitshaushalt des Körpers nicht mehr adäquat reguliert wird. Außerdem reichern sich sogenannte retentionspflichtige Substanzen an. Das sind Stoffe, die im Körper giftig wirken können und eigentlich von der Niere herausgefiltert und ausgeschieden werden müssten.
Dialyse
Schnell und einfach sowie auch fast überall verfügbar, ist die Dialyse. Dabei wird das Blut sozusagen gewaschen und von potenziell giftigen Substanzen befreit. Im wesentlichen gibt es zwei Dialyseverfahren. Bei der Hämodialyse wird das Blut durch eine Maschine außerhalb des Körpers gewaschen und anschließend zurück in den Körper geleitet. Beim zweiten Verfahren, der Peritonealdialyse, wird die Dialyse im inneren des Körpers, im Bauchraum, durchgeführt.
Nierentransplantation
Eine Alternative zum Dialyseverfahren bietet die Nierentransplantation. Der Eingriff selbst wird zwar nicht von Nephrologen/-innen, sondern von Chirurgen/-innen durchgeführt, bedarf aber einiger Vor- und Nachbereitung. Die Betreuung vor dem Eingriff und die Weiterbehandlung im Anschluss, werden von Nephrologen/-innen übernommen.
Wie wird man Facharzt/-ärztin für Nephrologie?
Um Facharzt/-ärztin für Nephrologie zu werden, müssen Interessenten/-innen ihr Medizinstudium erfolgreich abschließen. Nach dem Humanmedizinstudium und dem Erhalt der Approbation beginnen Mediziner/innen ihre Facharztausbildung in der entsprechenden Facharztrichtung. Angehende Nephrologen/-innen müssen insgesamt mindestens weitere 72 Monate für ihre Facharzt-Weiterbildung für Inneren Medizin und Nephrologie veranschlagen. Diese müssen, gemäß der jeweils gültigen Weiterbildungsordnung, in vorgeschriebenen Zeitintervallen an verschiedenen Ausbildungsstätten abgeleistet werden. Zum Abschluss der Facharztausbildung muss die Facharztprüfung abgelegt werden. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Prüfung, darf die Berufsbezeichnung „Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und Nephrologie” geführt werden.
Was verdient ein/e Nephrologe/-in?
Fachärzte/-innen für Nephrologie verdienen zwischen 72.652 Euro und 95.108 Euro pro Jahr. Das Facharzt-Gehalt hängt stark vom Beschäftigungsort und der Berufserfahrung ab. Darüber hinaus schwankt das Gehalt von Nephrologen/-innen im Bundesvergleich und kann daher regional unterschiedlich hoch ausfallen.
Häufige Fragen zu Nephrologie
- Wann geht man zu einem/r Nephrologen/-in?
- Wie behandelt ein/e Nephrologe/-in?
- Wie untersucht der/die Nephrologe/-in die Nieren?
- Was ist der Unterschied zwischen einem/-r Nephrologen/-in und einem/-r Urologen/-in?
- Kann man ohne Überweisung zum/-r Nephrologen/-in gehen?
Eine/n Nephrologen/-in muss dann aufgesucht werden, wenn der Verdacht auf eine Nierenerkrankung oder Nierenfunktionsstörung besteht, oder eine solche behandelt werden muss.
Ein/e Nephrologe/-in behandelt konservativ, das heißt ohne zu operieren. Je nach Grunderkrankung können Medikamente oder Nierenersatzverfahren nötig werden. Die fachärztliche Betreuung wird durch die Kollegen/-innen der Nephrologie sichergestellt.
Nephrologen/-innen wenden drei klassische Untersuchungsverfahren für die Nieren an. Zunächst werden standardmäßige Blut- und Urinuntersuchungen durchgeführt. Auch bildgebende Verfahren wie der Ultraschall, die Computertomographie oder die Magnetresonanztherapie kommen zur Nierenuntersuchung zum Einsatz. In einigen Fällen können spezielle Verfahren, wie zum Beispiel eine Nierenbiopsie nötig sein.
Ein/e Nephrologe/-in ist in erster Linie internistisch tätig. Krankheiten der Niere werden ohne Operation behandelt. In der Urologie sind die Behandlungsmethoden häufig chirurgischer Natur. Urologen kümmern sich um die Harnwege (Harnröhre, Harnblase, Harnleiter) und die männlichen Geschlechtsorgane. Nur wenn eine Harnabflussstörung einen renalen Rückstau auslöst, fokussiert sich die Urologie auch auf die Nieren und ihre Funktion.
Es ist möglich eine/n Facharzt/-ärztin für Nephrologie auch ohne eine Überweisung zu Rate zu ziehen. Dennoch sollte als erste Anlaufstelle immer der/die Hausarzt/-ärztin dienen.