Ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (meist kurz Kieferchirurg/in oder MKG Chirurg/in genannt) ist gleichzeitig Arzt/Ärztin und Zahnarzt/-ärztin.
Inhaltsverzeichnis
An keiner Körperstelle sind Deformationen so gut sichtbar und zugleich so störend wie im Kopf-Hals-Bereich. Der Fachbereich der MKG Chirurgie zielt exakt darauf ab, vorliegende “Mängel” im Bereich von Gesicht, Mund und/oder Zähne zu beheben. Dies bezieht sich nicht rein auf ästhetische Aspekte, sondern zugleich auch auf die Funktionsfähigkeit wie z.B. Kauen.
Was Kieferchirurgen/-innen genau machen, welche Methoden sie dabei anwenden, wie man MKG Chirurg wird und was man verdienen kann, erläutern wir im folgenden Artikel.
Was ist ein/e Kieferchirurg/in?
Fachärzte/-innen für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie sind Experten/-innen für chirurgische Eingriffe in diesem Bereich. Besonders in der Zahnmedizin ist man mit einer Reihe verschiedener Spezialisten/-innen konfrontiert. Neben dem Beruf Zahnarzt/-ärztin gibt es den/die Kieferorthopäden/-in, Oralchirurgen/-in und den/die MKG Chirurgen/-in. Das Tätigkeitsfeld der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wird in jenes der Zahnmedizin eingegliedert.
Anders als bei den allermeisten medizinischen Fachrichtungen muss ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie sowohl ein Studium der Humanmedizin als auch der Zahnmedizin abschließen. Demzufolge sind Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen/innen sowohl Ärzte/-innen als auch Zahnärzte/-innen. Fachexperten/-innen in diesem Bereich werden demnach berechtigterweise als absolute Spezialisten/-innen für operative Eingriffe im Bereich des Gesichtes bezeichnet. Folglich sind sie entweder im Krankenhaus oder einer (Zahn)-Klinik tätig. Sie agieren häufig in enger Zusammenarbeit mit Zahnärzten/-innen und Kieferorthopädie-Praxen.
Unterschied zum Zahnarzt
Vielfach wird ein Facharzt für Kieferchirurgie innerhalb einer breiten Bevölkerungsdichte für eine/n Zahnarzt/-ärztin gehalten. Diese Annahme ist grundlegend falsch. Ein/e ausgebildete/r Kieferchirurg/in verfügt sowohl über ein abgeschlossenes Studium der Humanmedizin als auch der Zahnmedizin, mit anschließender Ausbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Kiefer-Mund-Gesichts-Chirurgie.
Der Arbeitsschwerpunkt eines/-r Kieferchirurgen/-in liegt in der chirurgischen Behandlung von Verletzungen, Erkrankungen, Fehlbildungen und plastischen Operationen im Bereich des Gesichtes, sowie die damit in Verbindung stehenden funktionellen (z. B. Kauen, Sprechen) und ästhetischen Rehabilitations-Maßnahmen. Sämtliche dieser Tätigkeiten liegen nicht im Verantwortungsbereich eines/-r Zahnarztes/-ärztin.
Was macht ein/e Kieferchirurg/in?
Im Zuge der Tätigkeit beschäftigt sich ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie mit sämtlichen chirurgischen Eingriffen im Bereich des Gesichtes. Im Rahmen der Facharzt-Weiterbildung erlernen die Fachexperten/-innen sämtliche Operationen im Bereich von Mund, Kiefer und Gesicht kennen. Dies umfasst auch ästhetische Mängel, Fehlbildungen und/oder Deformationen, die aufgrund einer Erkrankung oder seit Geburt bestehen. Hinzu zählen vorwiegend Operationen als Resultat eines schweren Unfalles mit Fehlstellungen oder Deformationen (z. B. Frakturen im Bereich des Gesichtsschädels), einer Tumorerkrankung (z. B. bösartige Tumore in der Mundhöhle, Karzinome der Gesichtshaut) oder Entzündungen im Bereich von Mund oder Kiefer.
Neben diesen Krankheitsbildern werden im Spezialgebiet der MKG Chirurgie auch kosmetische Eingriffe, sowie Korrekturen von Missbildungen (z. B. Gaumen- oder Kieferspalten, Fehlbildungen) vorgenommen. Erwähnenswert sind an dieser Stelle zudem die Durchführung von Korrekturen an der Nase, Fettabsaugungen im Gesicht, Facelifting, Hautstraffungen und Lidplastik. Darüber hinaus ist ein/e Kieferchirurg/in dank des abgeschlossenen Studiums der Zahnmedizin auch dazu befugt, typisch zahnärztliche Eingriffe zu vollziehen (z. B. Entfernung von Weisheitszähnen oder Zahnimplantate).
Die operative, chirurgische Lösung ist im Fachgebiet der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie das Mittel der Wahl, wenn konservative Behandlungsmethoden keine zufriedenstellende Abhilfe verschaffen können. Neben konservativer und operativer Behandlung befasst sich ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie auch mit der Nachbehandlung und Rehabilitation verschiedener Erkrankungen und Verletzungen.
Aufgrund der vielfältigen und komplexen Aufgabenbereiche, arbeitet ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie häufig mit anderen Fachärzten/-innen, wie z. B. Neurologen/-innen, HNO-Ärzte/-innen oder Orthopäden/-innen zusammen.
Einige der typischen Krankheitsbilder, die in der Verantwortung der MKG Chirurgie liegen, sind:
Kieferhöhlen-Operationen
So wie beispielsweise die Stirnhöhle gehören auch die Kieferhöhlen zum Bereich der Nasennebenhöhlen. Entzündliche Prozesse der Kieferhöhlen lassen sich hauptsächlich auf die Verschleppung von Krankheitserregern aus der Nase oder von den Zähnen zurückführen. Der/die Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie führt einen dünnen, silikonisierten Schlauch in die Kieferhöhle ein, wodurch das entzündliche Sekret abfließen kann und die Kieferhöhle mit desinfizierenden Lösungen gespült wird.
Lidplastik
Die Haut im Augenbereich ist besonders dünn und aus diesem Grund äußerst anfällig für Faltenbildung, wodurch die Lider durch das Absinken der Haut nach unten gezogen werden. Im Zuge der Lidplastik entfernt der/die Kieferchirurg/in die überschüssige Haut von Ober- und/oder Unterlidern mit einem Skalpell.
Einsetzen von Implantaten
Das Einsetzen künstlicher Zahnwurzeln gilt heutzutage als moderne Lösungsweg für diverse Zahnersatz-Problematiken. Implantate bestehen vorwiegend aus reinem Titan und haben eine schrauben- oder zylinderförmige Struktur. Der/die Kieferchirurg/in legt die Zahnwurzel im entsprechenden Bereich frei und bohrt im Anschluss die notwendige Anzahl an Löchern in den Kieferknochen. Abschließend wird das Implantat eingesetzt und der freigelegte Bereich vernäht.
Tumoroperationen
Ausgehend von den vielen unterschiedlichen Gewebestrukturen im Bereich von Mund, Kiefer und Gesicht können Geschwülste auftreten, von denen die meisten gutartig sind und nur örtlich begrenzt wachsen. Zu den Klassikern zählt das sogenannte Reizfibrom, das insbesondere im Falle von schlechtsitzenden Prothesen entstehen kann. Je nach Lokalisation des Tumors wird die Schleimhaut, die sich über dem Tumor befindet, aufgeschnitten. Anschließend wird der Tumor möglichst vollständig entfernt.
MKG Chirurgie – Untersuchungsmethoden und Behandlungsmethoden
Ob eine Behandlung ambulant oder stationär erfolgt, geschieht stets in Absprache zwischen Kieferchirurg/in und Patient/in in einem ausführlichen Anamnesegespräch.
In diesem Gespräch verschafft sich der/die Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie einen genauen Überblick über die Beschwerden und Anliegen des/-r Patienten/-in und entscheidet dann, vielfach in Abstimmung mit anderen Fachärzten/-innen, über die geeigneten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Einige der gängigsten Untersuchungsmethoden im Fachgebiet der MKG Chirurgie sind im Folgenden aufgelistet:
Untersuchungen im Bereich von Mund, Kiefer und Gesicht
Im Vordergrund steht hier die klinische Funktionsanalyse unter Einbeziehung der instrumentellen Funktionsanalyse, Hirnnervuntersuchungen und die Endoskopie (z. B. Nebenhöhlen).
Sonografische Untersuchungen
Die Sonografie ist eine der häufigsten Untersuchungsmethoden im Bereich der MKG Chirurgie, allen voran die sonografische Untersuchung von Hals- und Gesichtsweichgewebe, hirnversorgenden Gefäßen, Nebenhöhlen und Teilen des Gesichtsschädels (z. B. Jochbogen).
Elektrophysiologische Untersuchungen
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Elektromyografie (Methode zur Ableitung bioelektrischer Signale) der Gesichts- und Kaumuskulatur. Durch die Begutachtung des sogenannten Elektromyogramms ist ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie in der Lage, die Stärke der Muskelkontraktion im Bereich der Kau- und Gesichtsmuskulatur, sowie die Anzahl der Aktionspotenziale innerhalb einer bestimmten Zeit, zu bestimmen.
Bildgebungsverfahren
Röntgenaufnahmen der Zähne, des Gesichtsschädels und der Weichgewebe von Hals und Kopf gehören ebenso zum Alltag eines/-r Kieferchirurgen/-in, wie Einzelzahnaufnahmen, Panoramaschichtaufnahmen und Aufnahmen der Nasennebenhöhlen.
Wie wird man Kieferchirurg/in?
Um Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zu werden, muss sowohl ein Studium der Humanmedizin als auch der Zahnmedizin erfolgreich abgeschlossen werden. Nach Abschluss und Erhalt der Approbation muss eine fünfjährige Weiterbildung in der Facharztrichtung angeschlossen werden. Von diesen 5 Jahren Facharztausbildung müssen 3 Jahre im Stationsdienst abgeleistet werden. Überwiegend findet dieser Stationsdienst an großen Kliniken statt, wo die Facharzt-Anwärter/innen sämtliche Operationen, die im Gesichtsbereich durchgeführt werden, kennenlernen.
Für die Zulassung zur Facharztprüfung muss ein umfangreicher OP-Katalog erfüllt werden, welcher in Deutschland durch die Weiterbildungsordnung geregelt ist. Nach erfolgreicher Ablegung der abschließenden Facharztprüfung haben die Kandidaten/-innen alle Voraussetzungen erfüllt, um in der MKG Chirurgie tätig zu sein.
Was verdient ein/e Kieferchirurg/in?
Abhängig von den jeweiligen Tarifverträgen für Ärzte/innen verdient man während der Facharztausbildung (Assistenzarzt/-ärztin) in Deutschland (am Beispiel München) zwischen 4.000 und 6.300 EUR brutto pro Monat. Ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie mit vieljähriger Berufserfahrung kann den Verdienst deutschlandweit auf 10.000 bis 18.000 EUR brutto pro Monat steigern. Das tatsächliche Facharzt-Gehalt richtet sich zusätzlich nach der Hierarchie des/-r als Kieferchirurg/in angestellten Arztes/Ärztin (z. B. Facharzt/-ärztin, Oberarzt/-ärztin, Chefarzt/-ärztin) und hängt natürlich auch davon ab, ob in Angestelltenverhältnis gearbeitet wird oder Einkünfte mit eigener Praxis erwirtschaftet werden.
Häufige Fragen zu Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Wie werde ich Kieferchirurg/in?
- Wie viel verdient ein/e MKG Chirurg/in?
- Wie lange dauert es, bis man Kieferchirurg/in ist?
- Was genau macht man in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie?
- Was ist der Unterschied zwischen Zahnarzt/-ärztin und Kieferchirurg/in?
Voraussetzung, um als Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtchirurgie tätig zu sein, ist der Abschluss eines Doppelstudiums aus Humanmedizin und Zahnmedizin mit anschließender fünfjähriger Facharztausbildung.
Deutschlandweit liegt der Verdienst von Assistenzärzten/-innen im Bereich der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie zwischen 4.000 und 6.300 EUR brutto pro Monat. Ein/e fertige/r Facharzt/-ärztin kann hingegen mit 10.000 bis 18.000 EUR brutto monatlich deutlich mehr verdienen.
Wie lange es dauert, bis man Kieferchirurg/in ist, ist davon abhängig, wie schnell das Doppelstudium der Humanmedizin (12 Semester bzw. 6 Jahre) und der Zahnmedizin (10 Semester bzw. 5 Jahre) abgeschlossen wird. Um als Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie praktizieren zu können, muss im Anschluss eine fünfjährige Facharztausbildung absolviert werden.
Die Tätigkeit eines/-r MKG Chirurgen/-in umfasst sämtliche chirurgische Eingriffe im Bereich des Gesichtes. Dies können notwendige Operationen aufgrund eines Unfalles, einer Tumorerkrankung, einer angeborenen Fehlstellung bzw. Deformation oder einer Entzündung im Bereich der Mundhöhle sein.
Ein/e MKG Chirurg/in ist sowohl Arzt/Ärztin als auch Zahnarzt/-ärztin. Ein/e Zahnarzt/-ärztin muss lediglich ein Studium der Zahnmedizin erfolgreich abschließen. Des Weiteren unterscheiden sich die beiden Fachgebiete dahingehend, dass ein/e Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie für alle Operationen im Bereich des Gesichtes zuständig ist. Ein/e Zahnarzt/-ärztin ist nicht befähigt, solche Operationen im Gesichtsbereich durchzuführen.