Der Beruf Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie hat einen zentralen Stellenwert in der Krankenversorgung und vor allem während der Corona-Pandemie größere Bekanntheit erlangt. Vielen ist dieser Beruf als „Virologe/-in“ oder „Mikrobiologe/-in“ bekannt. Dabei ist zu beachten, dass diese Begriffe nicht geschützt sind und auch spezialisierte Biologen/-innen bezeichnen kann. Zur besseren Lesbarkeit beschränken wir uns im Folgenden überwiegend auf Virologe/-in als Kurzform.
Inhaltsverzeichnis
Die Arbeit der Fachärzte/-innen in diesem Fachbereich bietet sich vor allem für Menschen an, die gerne ärztlich arbeiten wollen, ohne jedoch in der direkten Patientenversorgung tätig zu sein. Wer dazu noch ein breites Interesse für Biologie und die Physiologie des Immunsystems mitbringt, hat hier möglichweise die perfekte Kombination für sich gefunden.
Mehr zum Arbeitsalltag in der Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie in diesem Artikel.
Was ist ein/e Virologe/-in?
Virologen/-innen sind Ärzte/-innen, die sich nach dem Medizinstudium für die Facharztweiterbildung Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie entschlossen haben. Inhalt der fünfjährigen Weiterbildungszeit sind mikrobiologische Grundlagen genauso wie die Diagnostik und Behandlung von Krankheitserregern und die Funktionsweise des Immunsystems. Je nach Ort der
Facharztausbildung erhalten die Assistenzärzte/-innen die Möglichkeit, in einem der Unterbereiche einen eigenen Schwerpunkt zu setzen. Nach erfolgreichem Bestehen der Facharztprüfung sind Virologen/-innen und Mikrobiologen/-innen zur selbstständigen Ausübung des Berufs bemächtigt.
Was macht ein/e Virologe/-in?
Als Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie beschäftigt man sich mit sehr unterschiedlichen Krankheitsbildern. Im Gegensatz zu Facharztrichtungen wie der Inneren Medizin oder Chirurgie arbeitet man jedoch meist nicht in direktem Patientenkontakt. Die Rolle ist dabei eher als Berater/-in bzw. Experte/-in im Hintergrund zu verstehen. Mit ihrem Fachwissen stehen Virologen/-innen in engem Kontakt mit den ärztlichen Kollegen/-innen der direkten Patientenversorgung und beraten sie bezüglich der bestmöglichen Behandlungsoptionen. Auch wenn sie im Klinikalltag für Patienten/-innen unsichtbar im Labor arbeiten, nehmen sie jedoch eine enorm wichtige Funktion in der Behandlung verschiedenster Krankheitsbilder ein. Da sie außerdem in der Forschung tätig sein können, entweder parallel zur klinischen Tätigkeit oder in Vollzeit, ist der Job sehr abwechslungsreich und spannend.
Bakterielle Infektionen
Mit zu den häufigsten Krankheitsbildern des Menschen gehören bakterielle Infektionen. Je nach Allgemeinzustand des/der Patienten/-in und Ort der Infektion kann es sich dabei um harmlose und gut zu behandelnde Erkrankungen handeln, oder um Infektionen, die mehrere Organsysteme beeinträchtigen und lebensgefährlich werden können. Diese Infektionen werden auch Blutvergiftung bzw. Sepsis genannt und machen eine möglichst schnelle und effektive Therapie nötig. Oft beginnt man die Behandlung mit einem Antibiotikum. Dies bekämpft möglichst viele in Frage kommende Bakterien (Breitspektrum-Antibiotika). Im weiteren Verlauf werden dann zielgerichtetere Alternativen eingesetzt. Hierfür ist es für Fachärzte/-innen für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie unerlässlich, das jeweilige Bakterium zu bestimmen.
Virale Infektionen
Virale Infektionen verlaufen oft langsamer und weniger fulminant als bakterielle, können jedoch ebenfalls lebensbedrohlich werden. Beispiele hierfür sind Influenza-Viren, die jährlich während der Grippezeit zahlreiche Menschen infizieren oder auch das HI-Virus, das AIDS hervorrufen kann. Die schnelle bzw. frühzeitige Diagnostik ist hier bei beiden Erkrankungen essenziell, um durch die Einleitung einer spezifischen Therapie die Schwere der Erkrankung und ihre Folgeerscheinungen mindern zu können.
Pilzinfektionen und Parasiten
Pilzinfektionen und das Auftreten von Parasiten betreffen meist besondere Patientengruppen. Das menschliche Immunsystem hat sehr gute Abwehrmechanismen gegen Pilze, sodass meist Menschen mit geschwächten Immunsystem und schweren Grunderkrankungen von Pilzinfektionen betroffen sind.
Parasiten treten vor allem bei Reiserückkehrern/-innen aus tropischen Gebieten sowie Menschen mit engem Kontakt zu Tieren auf. Das Wissen über den Lebenszyklus von Parasiten stellt einerseits eine Hilfe bei der Diagnostik dar, andererseits eine Möglichkeit zur Verhinderung einer Weiterverbreitung der Mikroorganismen.
Meningitis
Eine Meningitis, auch Hirnhautentzündung genannt, ist ein absoluter Notfall der Infektiologie. Innerhalb kürzester Zeit kann die Entzündung je nach Erregerart lebensgefährlich werden. Wenn der Verdacht auf eine Meningitis besteht, wird schnellstmöglich eine antibiotische bzw. antivirale Therapie eingeleitet. Da diese jedoch eine Vielzahl von Erregern abdeckt, wird bestenfalls vor Beginn der Therapie eine Blutuntersuchung und Lumbalpunktion (Probe des Nervenwassers, auch Liquor genannt) abgenommen. Diese wird dann unverzüglich von den zuständigen Virologen/-innen bzw. Mikrobiologen/-innen untersucht, um so die Therapie möglichst zügig auf ein spezifisches Therapeutikum umstellen zu können. Dieses Vorgehen hat mehrere Vorteile. Einerseits werden Bakterien spezifischer und effektiver bekämpft. Andererseits kann durch die Wahl eines Antibiotikums mit engerem Wirkungsspektrum die Entstehung von Resistenzen verhindert werden.
COVID-19
Die Virologie ist vor allem durch die Corona-Pandemie in den öffentlichen Fokus gerückt. Durch gezielte Forschung und Analyse der vorherrschenden Mutationen entwickelte man schnell Verhaltensempfehlungen und neue Behandlungsmethoden.
Forschung und Impfungen
Wer sich für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie interessiert, jedoch lieber noch tiefer in die biologischen Grundlagen einsteigen möchte, für den kommt eine Karriere in der Forschung in Frage. Die breite Wissensbasis von Medizinern/-innen wird in Forschungslaboren sehr geschätzt. Dank konstanter Forschungsanstrengungen konnten Erfolge wie die Entwicklung zahlreicher Behandlungsoptionen für HIV-Erkrankte oder die Zulassung neuer Impfungen erzielt werden. Auch wenn Fachärzte/-innen für Virologie und Mikrobiologie also meist nicht in direktem Patientenkontakt stehen, hat ihre Kooperation dennoch entscheidenden Einfluss auf die Medizin und die Krankenversorgung.
Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie – Untersuchungsmethoden und Behandlungsmethoden
Fachärzte/-innen für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie greifen bei ihrer Arbeit auf eine Vielzahl von diagnostischen Methoden zurück. Während der Weiterbildungszeit lernen sie, die richtige Methode für die vermutete Krankheit zu wählen und richtig anzuwenden. Die Behandlung wird dabei in Abstimmung mit den Fachärzten/-innen der direkten Patientenversorgung gewählt.
Gram-Färbungen
Gram-Färbungen sind eine schnelle Untersuchungsmethode, um Bakterien anhand ihres Färbeverhaltens grob einsortieren zu können. In Zusammenschau mit dem Ort der Infektion und den bestehenden Symptomen kann so oft schon eine erste Vermutung über das auslösende Bakterium abgegeben werden.
PCR
Die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist eine moderne Untersuchungsmethode, die das gleichzeitige Auswerten von vielen Proben ermöglicht. Durch die Vervielfältigung der Erreger-DNA kann die genaue Spezies des Erregers bestimmt und sogar die spezielle Mutations-Variante erkannt werden. Während der COVID-19-Pandemie wird so konstant die vorherrschende Mutation bestimmt und es können entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden.
Blut-Kulturen
Blut-Kulturen bzw. Kulturen von anderen Körperflüssigkeiten wie Liquor oder Urin spielen eine große Rolle im Klinikalltag. Dafür werden Flaschen, die spezielle Nährmedien enthalten, mit der abgenommenen Probe „beimpft“. Die Flaschen werden danach bei Körpertemperatur inkubiert, um so vorhandene Erreger wachsen zu lassen. Oft können diese erst ab einer gewissen Anzahl nachgewiesen werden, sodass es je nach Art des Erregers wenige Stunden bis mehrere Tage dauern kann, bis eine Identifizierung möglich ist. Das Ergebnis wird dann an die behandelnden Ärzte/-innen gemeldet, die daraufhin die Therapie erregergerecht einleiten bzw. umstellen.
Resistenz-Testungen
Durch den Einsatz von Antibiotika in Medizin und Tierzucht wird die Entstehung von resistenten Keimen begünstigt. Damit für die Therapie von Infektionen wirksame Antibiotika gewählt werden können, ist die Kenntnis der Resistenzlage des jeweiligen Bakteriums essenziell. Hierfür kommen traditionellerweise spezielle Nährplatten zum Einsatz, auf denen Antibiotika aufgetragen sind. Wird das krankheitsauslösende Bakterium hinzugegeben, können je nach Wachstumsverhalten Rückschlüsse auf vorhandene Resistenzen gegen Antibiotika gezogen werden. Alternativ kommen neuere Untersuchungsmethoden wie die PCR in Frage.
Wie wird man Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie?
Die Arbeit als Virologe/-in bietet eine Bandbreite von Beschäftigungsmöglichkeiten. Um diesen spannenden Beruf ergreifen zu können, muss man zuerst das Medizinstudium meistern und nach erfolgreich abgeschlossenem Studium eine Approbation beantragen. Während des praktischen Jahres (PJ) erhalten Assistenzärzte/-innen die Möglichkeit, Einblicke in den Berufsalltag als Virologe/-in und Mikrobiologe/-in zu bekommen. Wer sich danach für diesen Bereich entscheidet, muss die fünfjährige Weiterbildungszeit absolvieren. Diese wird mit der Facharztprüfung abgeschlossen und man erhält den Titel Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie.
Was verdient ein/e Facharzt/-ärztin Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie?
Das Gehalt von Fachärzten/-innen für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie hängt von der Erfahrung sowie der Art des Arbeitgebers ab. Krankenhäuser zahlen meist nach Tarifverträgen für Ärzte/innen, sodass im ersten Weiterbildungsjahr mit etwa 4.900 Euro zu rechnen ist. Das Facharzt-Gehalt erhöht sich schrittweise und liegt vier Jahre nach Abschluss der Weiterbildung bei etwa 7.000 Euro monatlich. Oberärzten/-innen steht es teilweise frei, außerhalb des Tarifvertrages bezahlt zu werden, sodass sie wie bei privaten Unternehmen ein individuelles Oberarzt-Gehalt verhandeln können.
Häufige Fragen zu Virologie und Mikrobiologie
- Ist Virologie gleich Mikrobiologie?
- Was gehört zur medizinischen Mikrobiologie?
- Was macht man als Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie?
- Welchen Abschluss braucht man als Virologe/-in?
- Ist ein/e Virologe/-in eine Arzt/Ärztin?
Virologie und Mikrobiologie sind benachbarte Fachbereiche, die beide in der Weiterbildung zum Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie gelehrt werden. Während der Weiterbildungszeit kann ein Schwerpunkt in einem der beiden Bereiche gesetzt werden.
Die medizinische Mikrobiologie beschäftigt sich mit der Diagnostik und Lehre von Bakterien, Pilzen und Parasiten und deren Auswirkungen auf den menschlichen Körper.
Als Facharzt/-ärztin für Mikrobiologie arbeitet man in diagnostischen Laboren oder Forschungseinrichtungen und diagnostiziert Infektionen von Patienten/-innen. Man ist Experte für die bestehenden Therapiemöglichkeiten und steht somit in engem Kontakt zu den behandelnden Ärzten/-innen.
Um ärztliche/r Virologe/-in werden zu können, muss man zuerst das Humanmedizinstudium erfolgreich abschließen. Danach folgt die Facharztausbildung Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie, deren Abschlussprüfung ebenfalls erfolgreich bestanden werden muss.
Virologen/-innen sind meist Ärzte/-innen, die die Facharztweiterbildung Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie absolviert haben. Da es sich jedoch beim Begriff „Virologe“ um keinen direkt geschützten Begriff handelt, werden auch oft Biologen/-innen, die sich in Virologie spezialisiert haben, so genannt.