Spätestens seit der Corona-Pandemie genießen Fachärzte/-innen für Infektiologie ...

Nur wenige Medizinstudenten/innen entscheiden sich nach dem Studium gegen eine Karriere im Krankenhaus. Dabei gibt es viele Gründe dafür, dem Klinikalltag den Rücken zuzukehren. Bereitschaftsdienste, nicht vergütete Überstunden und das starre Hierarchie-System belasten Assistenzärzte. Wer sich nach einer Alternative umsieht, sollte den Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen in Erwägung ziehen.
Im Bereich des Öffentlichen Gesundheitswesens steht Gesundheitsschutz und -förderung der Bevölkerung im Fokus. Was Fachärztinnen und -ärzte in ihrem Berufsalltag genau machen, wie man Arzt/Ärztin in diesem Gebiet wird und was man verdienen kann, erfährst du hier.
Was ist ein/e Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen?
Ein/e Facharzt/-ärztin im Öffentlichen Gesundheitswesen hat sich nach dem Medizinstudium für eine Facharzt-Weiterbildung in dieser Facharztrichtung entschieden. Mit dieser Qualifizierung arbeitet man nicht in Klinik oder eigener Praxis mit einzelnen Patienten/-innen, sondern beispielsweise bei Gesundheitsämtern zum Wohl der Gesamtbevölkerung.
Ambulante und stationäre Versorgung sind für die Gesundheit des Einzelnen zuständig. Der Öffentliche Gesundheitsdienst kümmert sich dagegen um die bevölkerungsmedizinische Versorgung. Das beinhaltet vor allem Tätigkeiten in den Bereichen Prävention, Gesundheitsförderung und Gesundheitsschutz.
Was macht ein/e Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen? – Aufgaben und Schwerpunkte
Der Fokus der Arbeit von Fachärztinnen/-ärzten für Öffentliches Gesundheitswesen liegt im Vergleich zu den Kollegen/-innen anderer Facharztrichtungen viel stärker auf der Prävention von Krankheiten. Zu Themen wie Infektionsschutz beraten sie Institutionen und öffentliche Einrichtungen bzw. deren Träger und klären auf.
Hygiene und Gesundheitsschutz inklusive Krankenhaushygiene
Hygienemanagement steht in diesem Bereich ganz unter der Motto Verhütung, Erkennung, Erfassung und Bekämpfung von Erregern, insbesondere nosokomialen Erreger und solche mit Resistenzen. Dazu beraten und überprüfen Fachärzte/-innen für Öffentliches Gesundheitswesen die hygienischen Standards in Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Auch hinsichtlich der Bauplanung.
Infektionsschutz
Fachärzte/-innen Öffentliches Gesundheitswesen mussten im Zuge der COVID-19-Pandemie dafür sorgen, dass Infektionsketten nachvollzogen werden konnten und Quarantäneregelungen verstanden und umgesetzt wurden.
Auch im Zusammenhang mit anderen meldepflichtigen Infektionskrankheiten wie Masern oder Tuberkulose ist dies einer ihrer Arbeitsschwerpunkte, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.
Prävention und Aufklärung
Die Aufgaben von Fachärzten/-ärztinnen im Öffentlichen Gesundheitswesen sind hier vielfältig: In Aufklärungskampagnen beraten sie bezüglich eines gesunden Lebensstils und der Prävention von Infektions- oder Suchterkrankungen.
Dazu zählen auch Beratung und Prävention zu sexuell übertragbaren Erkrankungen. Das Angebot anonymisierter HIV-Tests und Aufklärungskampagnen sind Werkzeuge zur Zielerreichung.
Kinder- und Jugendschutz
Auch der Bereich Kinder- und Jugendschutz fällt unter die Aufgaben von Fachärzten/-innen für Öffentliches Gesundheitswesen. Beispielsweise dienen Kindergarten- und Einschulungsuntersuchungen auch dazu herzauszufinden, ob Familien Unterstützung brauchen und/oder Kinder vernachlässigt werden.
Trinkwasserüberwachung
Ähnlich wie die Kollegen/-innen aus dem Facharztbereich Hygiene und Umweltmedizin müssen Fachärzte/-innen für Öffentliches Gesundheitswesen im Dienst von Gesundheitsämtern die Hygiene und Unbedenklichkeit von Trinkwasser und Wasser in öffentlichen Einrichtungen wie z. B. Schwimmbädern oder Restaurants prüfen.

Untersuchungen des Trinkwassers in öffentlichen Einrichtungen müssen jährlich wiederholt werden.
Amtsärztlicher Dienst
Der Amtsärztliche Dienst prüft vor dem Hintergrund beantragter Sozialleistung wegen Erwerbs-/Dienstunfähigkeit, ob der/die Antragsteller/in aufgrund der gesundheitlichen Situation berechtigt ist, diese zu beziehen. Auch ärztliche Untersuchungen in Erstaufnahmeeinrichtungen von Flüchtlingen fallen unter ihre Aufgaben.
Weitere Aufgaben
Die Aufgaben von Fachärzten/-innen für Öffentliches Gesundheitswesen umfassen ein breites Spektrum. Dazu zählt auch das Angebot von sozialpsychiatrischen Diensten als niedrigschwelliger Zugang für Förderbedürftige (psychisch Erkrankte einschließlich Suchterkrankungen und deren Umfeld) und beratende Tätigkeiten in der Politik.
Wie werde ich Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen?
Wer an einer Universität in Deutschland (oder durch Anerkennung eines Abschlusses im Ausland) ein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen und eine Approbation erworben hat, kann danach eine Weiterbildung zum/zur Facharzt/-ärztin Öffentliches Gesundheitswesen beginnen. Die Weiterbildung dauert 5 Jahre, die sich laut Muster-Weiterbildungsordnung folgendermaßen aufteilt:
- 18 Monate in einer Einrichtung des Öffentlichen Gesundheitswesens (davon 9 Monate an einem Gesundheitsamt)
- 36 Monate in der unmittelbaren Patientenversorgung (davon 6 Monate in Psychiatrie und Psychotherapie)
- 6 Monate (insgesamt 720 Stunden) in einem Weiterbildungskurs für Öffentliches Gesundheitswesen
Die Ausbildung endet mit bestandener Facharztprüfung.
Auch Ärzte/-innen mit abgeschlossener Facharztausbildung in anderen medizinischen Bereichen werden im Öffentlichen Gesundheitsdienst gesucht. Die Lehrinhalte decken sich in vielen Bereichen mit Inhalten anderer Facharztrichtungen wie Arbeitsmedizin, Hygiene und Umweltmedizin, Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie. Mit einer Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie kann beim Sozialpsychiatrischen Dienst gearbeitet werden. Der/die Facharzt/-ärztin für Hygiene und Umweltmedizin oder Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie ist hilfreich für eine Tätigkeit im Infektionsschutz.
Eine Facharztausbildung ist in vielen Stellenausschreibungen gewünscht, aber keinesfalls notwendig. Demnach kann auch ohne abgeschlossene Facharztausbildung in vielen Bereichen des Öffentlichen Gesundheitswesen gearbeitet werden
Facharzt Öffentliches Gesundheitswesen – Berufschancen und Arbeitsbedingungen für Fachärzte/-innen
Insgesamt gibt es in Deutschland nur rund 1.600 Fachärzte/-innen für Öffentliches Gesundheitswesen. Davon sind lediglich knapp mehr als 700 berufstätig. Gründe dafür, sich für die Arbeit im Öffentlichen Dienst zu entscheiden, sind die abwechslungsreiche Arbeit, flexible Arbeitszeitmodelle und die niedrigen Hierarchien.
Trotzdem gestaltet sich die Suche nach Nachwuchs derzeit schwierig. Denn die Tarifverträge für Ärzte/-innen liegen im kommunalen öffentlichen Dienst deutlich unter denen in der Klinik.
Einige Städte ergreifen bei der Suche die Eigeninitiative und bieten monatliche außertarifliche Zulagen. Außerdem wird mit Teilzeit und Gleitzeit, der Genehmigung von Nebentätigkeiten und einer möglichen Verbeamtung geworben.
Was verdient ein/e Facharzt/-ärztin Öffentliches Gesundheitswesen?
Der Verdienst eines/-r Facharztes/-ärztin während der Weiterbildungszeit ergibt sich aus den Tarifverträgen für Ärzte (TV-Ärzte), wenn der Träger tariflich gebunden ist. An Unikliniken liegt das Facharzt-Gehalt anfangs bei knapp 5.000 Euro brutto im Monat und steigt auf rund 6.150 Euro im letzten Jahr der Weiterbildung. Das Gehalt danach kann je nach Arbeitgeber abweichen. Jedoch stehen Fachärzte/-innen für Öffentliches Gesundheitswesen – wie es der Name schon sagt – in der Regel im Dienste kommunaler Einrichtungen oder des Bundes und haben damit eine recht klare Einkunftserwartung, je nach Erfahrung, von 6.200 bis 8.200 Euro im Monat. Das Mediangehalt für Fachärzte/-innen liegt bei 7.226 Euro brutto im Monat.
Häufige Fragen zu Öffentliches Gesundheitswesen
- Was ist Öffentliches Gesundheitswesen?
- Was macht ein/e Arzt/Ärztin im Gesundheitsamt?
- Wie wird man Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen?
Das Öffentliche Gesundheitswesen ist ein System zur Verbesserung und zum Schutz der Gesundheit in der Bevölkerung. Es umfasst Maßnahmen zur Vorbeugung von Krankheiten, zur Diagnostik und Behandlung von Gesundheitsproblemen, zur Gesundheitsförderung und zur Überwachung der Gesundheit.
Ein/e Arzt/Ärztin im Gesundheitsamt arbeitet an der Überwachung und Verbesserung der öffentlichen Gesundheit. Dazu gehören Aufgaben wie Überwachung von Krankheiten und Infektionswegen, Durchführung von Untersuchungen bei Ausbrüchen von Infektionskrankheiten und Umsetzung von öffentlichen Gesundheitsprogrammen und -initiativen.
Um Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen zu werden, muss man folgende Schritte unternehmen: 1. Abschluss eines Medizinstudiums, 2. Approbation als Arzt, 3. Facharzt-Weiterbildung, 4. Facharztprüfung. Die Anforderungen für die Facharztausbildung können je nach Bundesland unterschiedlich sein.