
Ein Betriebsarzt wird von Arbeitgebern nach dem Arbeitssicherheitsgesetz (ASiG) bestellt, das die Umsetzung von Sicherheits/-Gesundheitsmaßen am Arbeitsplatz regelt und damit auch der gesetzliche Rahmen für Sicherheitsingenieure und andere Fachkräfte für Arbeitssicherheit ist. Sowohl für private als auch öffentliche Betriebe der Arbeitswelt sind die Einzelheiten durch Vorschriften der Träger der gesetzlichen Unfallversicherung geregelt. Im Rahmen dessen dürfen Arbeitgeber nur Ärztinnen und Ärzte bestellen, die über arbeitsmedizinische Fachkunde verfügen. Welche Mediziner diese Vorgaben mitbringen, wie man Betriebsarzt werden kann und was zum Arbeitsalltag gehört, erklären wir hier.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Betriebsarzt?
Ein Betriebsarzt ist eine vorgeschriebene Stelle in Unternehmen oder bei einer Behörde mit mindestens einem Mitarbeiter. Er berät zu Unfall- und Gesundheitsgefahren am Arbeitsplatz. Insbesondere beim Arbeitsschutz ist ein Betrieb in der Pflicht, sich von einem Betriebsarzt unterstützen lassen.
Dies heißt allerdings nicht, dass alle Betriebe einen Betriebsmediziner anstellen müssen. Dies ist unter anderem abhängig von der Anzahl der Arbeitsplätze, also der Betriebsgröße. Der Betriebsarzt kann ein angestellter oder ein externer Arzt sein.
Der Arbeitgeber darf nur Betriebsärzte einsetzen, die durch eine entsprechende Facharztausbildung in der Arbeitsmedizin, eine erforderliche arbeitsmedizinische Fachkunde oder die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin innehaben. Entsprechend kann ein Arbeitsmediziner Betriebsarzt sein. Ein Betriebsmediziner ist aber nicht automatisch auch Facharzt für Arbeitsmedizin.
Die Ausbildung zum Betriebsarzt
Fachärzte für Arbeitsmedizin erfüllen die Anforderungen an die Positionsbesetzung ebenso wie Ärzte mit Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin. In bestimmten Fällen entscheidet die zuständige Ärztekammer abschließend über ausreichende arbeitsmedizinischen Fachkunde.
Facharztausbildung Arbeitsmedizin
Nach Abschluss des Medizinstudiums und Erteilung der Approbation kann sich ein Assistenzarzt mittels der Facharztausbildung Arbeitsmedizin in diesem Fachgebiet weiterbilden. Die erfolgreich abgeschlossene Facharztausbildung endet mit der Facharztprüfung und dem Titel “Facharzt für Arbeitsmedizin”.
Die Weiterbildungszeit zum Facharzt für Arbeitsmedizin beträgt 60 Monate, wovon 24 Monate in der Inneren Medizin oder Allgemeinmedizin abgeleistet werden müssen. Die restlichen 36 Monate sind in der Arbeitsmedizin abzuleisten. Es können auch 12 Monate Weiterbildungszeit aus anderen medizinischen Fachrichtungen auf diese 36 Monate angerechnet werden.
Zusatzweiterbildung Betriebsmedizin
Neben der erwähnten Facharzt-Weiterbildung gibt es für Fachärzte die Möglichkeit Zusatzbezeichnungen zu erwerben. Die Zusatzweiterbildung Betriebsmedizin setzt eine bereits vorhandene Facharztanerkennung in einem Gebiet der unmittelbaren Patientenversorgung voraus.
Grundlage der Weiterbildung ist in beiden Fällen ein mindestens 360 Stunden (ca. 9 Wochen) umfassender Kurs an Akademien für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin. Hier werden arbeitsmedizinische Spezialthemen wie Berufskrankheiten, Arbeitspsychologie, Ergonomie, Recht, Wirtschaft, Technik und Sozialversicherungswesen in Theorie und Praxis ebenso unterrichtet wie der Themenbereich Sozialversicherungswesen und mehr.
Die Weiterbildungen erfordern das Führen eines Logbuchs und schließen mit einer Prüfung ab.
Was macht ein Betriebsarzt? – Aufgaben
Grundlegend haben Betriebsärzte eine beratende Funktion in den Bereichen der Arbeitssicherheit, Gesundheitsförderung und der menschengerechten Arbeitsgestaltung auf gesetzlicher Grundlage des Arbeitssicherheitsgesetzes. Der Betriebsmediziner berät Arbeitgeber in allen Fragen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und der Unfallverhütung und unterstützt Unternehmer so bei der Erfüllung der arbeitsmedizinischen und vorsorglichen Verpflichtungen gegenüber den Arbeitnehmern.
Es lässt sich zusammenfassen, dass der Hauptteil der Aufgaben in der Förderung und dem Erhalt der Gesundheit der Arbeitnehmer liegt. Damit ist die Arbeit als Betriebsarzt ein klassisches präventives Gebiet.
Allgemeine Tätigkeiten der Betriebsmedizin
Zu den Aufgaben des Betriebsarztes gehören beispielsweise:
- Durchführung von arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen
- Beratung von Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Fragen der Gesundheitsförderung
- Beratung im Bereich des Arbeitsschutzes
- Beratung zu Gefährdungsbeurteilungen
- regelmäßige Arbeitsstätten-Begehungen
- Schulungen zum Thema des betrieblichen Gesundheitsschutzes
- Prüfung der IST-Zustände und Ziel-Definition zur Verbesserung
- Einleitung von Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz
- Durchführung von Einstellungsuntersuchungen
- betriebsärztliche Untersuchungen

Regelmäßige Arbeitsstätten-Begehungen gehören zu den Pflichten im Arbeitsschutz.
Arbeitsmedizinischer Dienst
Im Rahmen der arbeitsmedizinischen Betreuung von Unternehmen durch einen Betriebsarzt spricht man oft auch vom arbeitsmedizinischen Dienst, der auch entweder direkt im Unternehmen angesiedelt sein kann oder von einem externen Unternehmen als Dienstleistung erbracht wird. In Deutschland gibt es zahlreiche Unternehmen, die sich auf diese Dienstleistung konzentriert haben und in denen man als Arbeits- bzw. Betriebsmediziner gute Karrierechancen hat.
Der arbeitsmedizinische Dienst umfasst die Beratung, Untersuchung und Beobachtung der arbeitsmedizinischen Zustände in einem Unternehmen. Durch den arbeitsmedizinischen Dienst sollen Maßnahmen entwickelt werden, die Berufstätige dabei unterstützen sollen, unter den individuellen Berufsbedingungen gesund zu bleiben. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Erkrankungen vorgebeugt wird.
Damit die Arbeitnehmer gesund bleiben, bietet der arbeitsmedizinische Dienst zum Beispiel verschiedene Vorsorgeuntersuchungen an, die aus der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge ArbMedVV hervorgehen. Auch werden beispielsweise Impfsprechstunden durchgeführt. Im Rahmen dieser erfolgt eine Beratung zu Impfungen und die Durchführung von Impfungen in Abhängigkeit der beruflichen Gefährdung sowie die Durchführung von Grippeschutzimpfungen. Auch eine Reiseberatung bei dienstlich notwendigen Auslandsaufenthalten wird oftmals angeboten.
Betriebsärztliche Untersuchungen
Der betriebsärztliche Dienst bietet diverse Vorsorgeuntersuchungen an, die sich aus der Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV) ableiten. Davon zu unterscheiden sind Eignungsuntersuchungen. Bei Vorsorgeuntersuchungen unterscheidet man zwischen Pflicht-, Angebots- oder Wunschvorsorge unterschieden. Der Betriebsarzt führt auch die Einstellungsuntersuchung und die betriebsärztliche Untersuchung durch.
Im Rahmen der Einstellungsuntersuchung prüft der Arbeitsmediziner, ob potenzielle Mitarbeiter für die zu besetzende Stelle geeignet sind. Hier werden vor allem die körperlichen Voraussetzungen überprüft. Schließlich wollen Unternehmen einen Mitarbeiter, welcher die angebotene Stelle auch körperlich ausführen kann. Außerdem sollen Mitarbeiter keinen gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt werden. Es muss also auch geprüft werden, ob die körperlichen Voraussetzungen vorhanden sind.
Auch im Rahmen der langjährigen Tätigkeit können regelmäßig Untersuchungen durch einen Betriebsarzt vom Unternehmen veranlasst werden. Auch hier steht wieder der präventive Gedanke im Vordergrund. Es wird geprüft, ob Mitarbeiter durch die Art des Arbeitsplatzes und die Tätigkeit einer gesundheitlichen Belastung ausgesetzt werden. Der Arbeitsmediziner kann empfehlen, dass der Arbeitsplatz angepasst werden muss (z.B. wegen Augenproblemen durch einen schlechten Bildschirm) oder eine andere Aufgabe im Unternehmen gefunden werden muss.
Was verdient ein Betriebsarzt?
Ist ein Betriebsarzt bei einem Arbeitgeber mit Tarifbindung angestellt, so hängt das Facharzt-Gehalt vom gültigen Tarifvertrag ab. Neben der Position spielt hier die Berufserfahrung eine entscheidende Rolle. Allgemein liegt das Arbeitsmediziner-Gehalt im Schnitt niedriger als das anderer Fachärzte.
Betriebsarzt-Gehalt in Klinik
Falls man als Arbeitsmediziner in einem Angestelltenverhältnis in einer Klinik arbeitet, orientiert sich das Gehalt an den geltenden Tarifverträgen für Ärzte (TV Ärzte). Betriebsärzte findet man dort jedoch eher selten. Wenn doch, arbeiten sie meist im klinischen Institut für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin oder im arbeitsmedizinischen Dienst einer Klinik.
Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter von Arbeitsmedizinern betragen ca. 55.000 bis 65.000 Euro brutto jährlich. Dies liegt unter anderem daran, dass wegen der meist geregelten Arbeitszeiten Zulagen für Nacht- und Schichtdienste entfallen. Dienste an Wochenenden oder Feiertagen sowie in der Nacht sind bei vielen Unternehmen nicht von Bedarf.
Gehalt bei Unternehmen
Im Anstellungsverhältnis können die Gehälter deutlich über den Tarifen liegen. In der Regel arbeiten Betriebsmediziner für größere Betriebe. Je nach Arbeitgeber (Unternehmen ohne Tarifverträge oder bei Selbständigkeit) können daher auch ganz andere Erträge erzielt werden. Hier ist das eigene Verhandlungsgeschick stärker gefragt.
Je nach Größe des Betriebs können Berufseinsteiger in der Betriebsmedizin mit Bruttogehältern von 70.000 Euro pro Jahr und Berufserfahrene mit bis zu 95.000 Euro Jahresbrutto rechnen. In einer Führungsposition sind bis zu 120.000 Euro möglich.
Wo können Betriebsärzte arbeiten?
Schon seit Jahren herrscht ein Betriebsärztemangel. Von über 12.000 Fachärztinnen und -ärzten für Arbeitsmedizin in Deutschland waren laut Ärztestatistik der Bundesärztekammer Ende 2021 rund 64 Prozent 60 Jahre und älter. Der Trend ist also nach wie vor klar: Betriebsärzte haben bundesweit hervorragende Einstellungsaussichten. Zusätzlich haben Betriebsärzte meist die erwähnten Vorteile einer besseren Work-Life-Balance: Nacht- und Wochenendarbeit fallen oft weg bei familienfreundliche Arbeitszeiten.
Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es dabei in jedem Bereich, da nicht das Metier sondern die Betriebsgröße entscheidend ist. Handel, Sport, Mode, Industrie etc. – alles ist möglich.
Betriebsarzt suchen und finden
Wenn ein Unternehmen einen Betriebsarzt sucht, kann es vor allem auf arbeitsmedizinische Fachverbände zurückgreifen. So bietet der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V. bietet eine direkte Betriebsarztsuche unter VDBW-Suche, mit welcher man Betriebsärzte direkt nach Postleitzahl suchen kann.
Daneben können Arbeitsmediziner über den Bundesverband selbstständiger Arbeitsmediziner und freiberuflicher Betriebsärzte e.V. (BsAfB) gefunden werden.
Passende Jobs als Betriebsarzt finden
praktischArzt ist die große Jobbörse für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland. In der Stellensuche sind täglich zahlreiche Assistenzarzt-Stellen Arbeitsmedizin sowie Arbeitsmedizin-Stellenangebote und Betriebsarzt Jobs für Assistenzärzte, Fachärzte, Oberärzte und Chefärzte gelistet.