
Die Physikalische Therapie umfasst verschiedene therapeutische Ansätze, um die Gesundheit, Mobilität und Lebensqualität von Patienten/-innen mit körperlichen Funktionsstörungen zu verbessern. Um in der Physikalischen Therapie tätig werden zu können, müssen Ärzte/-innen eine entsprechende Zusatzweiterbildung durchlaufen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Fachgebiet Physikalische Therapie
- Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie
- Dauer der Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie
- Inhalte der Zusatzweiterbildung Physikalische Therapie
- Prüfungsanmeldung und Abschluss
- Karriere- und Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung
Physikalische Therapie im Überblick
- Deutschlandweit haben aktuell rund 6.355 berufstätige Ärzte/-innen die Zusatzbezeichnung Physikalische Therapie und Balneologie. In Bayern gibt es die Zusatz-Weiterbildung unter genau diesem Namen: Physikalische Therapie und Balneologie.
- Weitere Möglichkeiten für Interessierte am Tätigkeitsfeld der Physikalischen Therapie: die Facharztausbildung Physikalische und Rehabilitative Medizin oder die Zusatzbezeichnung Balneologie und Medizinische Klimatologie nachdenken. Letztere erlaubt das Tragen der Bezeichnung Badearzt (in Kurorten: Kurarzt).
- Definition des Gebiets: Die Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie umfasst in Ergänzung zu einer Facharztkompetenz die Anwendung physikalischer Faktoren in Prävention, Therapie und Rehabilitation.
Das Fachgebiet Physikalische Therapie
Ärzte/-innen und Physiotherapeuten/-innen arbeiten bei Schmerzen, Bewegungs- und Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparates meist eng zusammen. Auf dem herkömmlichen Weg überweisen Ärzte/-innen die Patienten/-innen an einen Physiotherapeuten/-innen. Allerdings können sie auch selbst einen Anteil der Widerherstellung von Bewegung und Funktion übernehmen. Hierfür benötigen sie die Zusatzqualifikation Physikalische Therapie. Die Physikalische Therapie besteht aus dem Setzen äußerer Reize, auf die der Patienten/-innen im geplanten Ausmaß reagiert. Das Ganze ist als Reiz-Reaktions-Adaptations-Prinzip bekannt. Als mögliche Reize kommen beispielsweise Massagen, Gymnastik, Wärme oder Kälte in Frage. Der/die Patient/in soll im Anschluss eine Linderung des Schmerzens oder eine Wiederherstellung der Funktion erfahren.
Auch die langfristige Muskelkräftigung ist ein wichtiger Bestandteil der physikalischen Therapie. Besonders für Ärzte/-innen mit einer Facharztausbildung in Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumatologie biete die Weiterbildung Physikalische Therapie spannende Möglichkeiten. Es erlaubt ihnen, den Genesungsweg der Patienten/-innen länger zu verfolgen und aktiv daran beteiligt zu sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass der/die Arzt/Ärztin die physikalische Therapie im Fallpauschalensystem (DRG) direkt selbst abrechnen kann.
Zunehmende Bedeutung des Bereichs Physikalische Therapie
Der Bedarf an Ärzten/-innen im Fachgebiet der physikalischen Therapie nimmt stetig zu. Dank der steigenden Erfolge der Akutmedizin und der daraus resultierenden erhöhten Überlebenschance nach schweren Unfällen und lebensbedrohenden Erkrankungen gewinnt die physikalische Therapie immer mehr an Bedeutung, um Bewegungs- und Funktionseinschränkungen des Bewegungsapparates von Patienten/-innen zu lindern. Aufgrund des zunehmenden Personalmangels in Akutkliniken und der damit einhergehenden verkürzten Liegezeiten von Patienten/-innen nach schweren Operationen, genügt die Zeit des stationären Aufenthalts bei weitem nicht aus, um vollständig zu genesen. Patienten/-innen sind auf ihrem Genesungsweg zunehmend auf die Physikalische Therapie angewiesen.
Voraussetzungen für die Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie
Die Weiterbildung Physikalische Therapie eignet besonders für Orthopäden/-innen und Unfallchirurgen/-innen und Rheumatologen/-innen. Alle Fachärzte/-innen aus dem Bereich der unmittelbaren Patientenversorgung können sich in der Physikalischen Therapie weiterbilden lassen. Sie brauchen einer der folgenden abgeschlossenen Facharztausbildungen:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Anästhesiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Arbeitsmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Augenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Chirurgie und die Spezialgebiete:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Gefäßchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Herzchirurgie
- Weiterbildung Facharzt /-ärztin Kinder- und Jugendchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Orthopädie und Unfallchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Plastische, Rekonstruktive, Ästhetische Chirurgie
- Weiterbildung Facharzt /-ärztin Thoraxchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Viszeralchirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Humangenetik
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Innere Medizin und die Spezialgebiete:
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Angiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Gastroenterologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin, Hämatologie und Onkologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Infektiologie
- Weiterbildung Facharzt/Fachärztin für Innere Medizin und Kardiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Nephrologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Pneumologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin Innere Medizin und Rheumatologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Neurochirurgie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Neurologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Nuklearmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Öffentliches Gesundheitswesen
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychiatrie und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Radiologie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Strahlentherapie
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Transfusionsmedizin
- Weiterbildung Facharzt/-ärztin für Urologie
Dauer der Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie
Die Weiterbildungszeit in der Physikalischen Therapie umfasst ca. 18 – 24 Monate. Die Kurse finden meist verteilt über 4 Module an je zwei aufeinander folgenden Wochenenden statt. Die Reihenfolge ist oft frei wählbar, wobei es Sinn macht mit Modul I in die Grundlagen der Physikalischen Therapie zu starten.
Um den Titel Arzt/-Ärztin für Physikalische Therapie tragen zu dürfen, müssen laut Muster-Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer (MWBO) folgende Mindestanforderungen erfüllt werden:
- 12 Monate Physikalische Therapie unter Befugnis an Weiterbildungsstätten
- 120 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 4 Abs. 8 in Physikalische Therapie
Inhalte der Zusatzweiterbildung Physikalische Therapie
Inhalte, Dauer und alle anderen Rahmenbedingungen einer ärztlichen Weiterbildung liegen in der Verantwortung der Landesärztekammern. Diese können von den hier zur Orientierung gelisteten Inhalten der MWBO abweichen. Diese schlägt für die Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin mit der Zusatzbezeichnung Physikalische Therapie folgende Weiterbildungsinhalte vor.
Übergreifende Inhalte der Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie
- Wirkungsmechanismen der Physikalischen Therapie
- Einsatz von Physikalischer Therapie in Prävention, Therapie und Rehabilitation
- Grundlagen der Rehabilitation
- Heilmittelrichtlinie
Krankengymnastik und Bewegungstherapie
- Therapiemethoden, Therapiemittel, Anwendungsformen, Wirkungsmechanismen, Indikationen und Kontraindikationen der Krankengymnastik, Bewegungstherapie, medizinischer Trainingstherapie und manueller Therapie
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von Krankengymnastik und Bewegungstherapie, medizinischer Trainingstherapie und manueller Therapie
Hydrotherapie
- Therapiemethoden, Therapiemittel, Anwendungsformen, Wirkungsmechanismen, Indikationen und Kontraindikationen der Hydrotherapie
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von Hydrotherapie
Thermotherapie
- Therapiemethoden, Therapiemittel, Anwendungsformen, Wirkungsmechanismen, Indikationen und Kontraindikationen von Thermotherapie
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von Thermotherapie
Massage- und Entstauungstherapie
- Therapiemethoden, Therapiemittel, Anwendungsformen, Wirkungsmechanismen, Indikationen und Kontraindikationen von Massagen und Entstauungstherapie einschließlich Kompressionstechniken
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von Massagen und Entstauungstherapie
Elektrotherapie und Ultraschalltherapie
- Therapiemethoden, Therapiemittel, Anwendungsformen, Wirkungsmechanismen, Indikationen und Kontraindikationen von Elektrotherapie und Ultraschalltherapie
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von Elektrotherapie und Ultraschalltherapie
Ergotherapie
- Definition, Grundprinzipien, Techniken der Ergotherapie und deren Ziele
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von Ergotherapie
Weitere physikalische Therapieverfahren (PT-Verfahren)
- Therapiemethoden, Therapiemittel, Anwendungsformen, Wirkungsmechanismen, Indikationen und Kontraindikationen, z. B. mechanische Schwingungen, Phototherapie, Inhalationstherapie
- Indikationsstellung, Verordnung und Therapiekontrolle von weiteren physikalischen Therapieverfahren, z. B. mechanische Schwingungen, Phototherapie, Inhalationstherapie
Konzepte und klinische Anwendung
- Evidenz und Anwendung von physikalischer Therapie bei verschiedenen Krankheitsbildern, insbesondere
- Wechselwirkungen der Therapiemittel untereinander und Wirkungen mit anderen Therapieformen
- Dosierung der einzelnen Therapiemittel
- Dauer von Therapieserien
- Auswahl, Kontraindikationen und Indikationsstellung sowie Verordnungsweise von Therapiemitteln der physikalischen Therapie bei Krankheitsbildern aus verschiedenen klinischen Bereichen
Prüfungsanmeldung und Abschluss
Das Logbuch ist ein verpflichtender Bestandteil der Zusatz-Weiterbildung Physikalische Therapie. Es dient dazu, die beruflichen Aktivitäten, Fortbildungen und Behandlungen der Fachärzte/-innen in diesem Bereich zu dokumentieren. Das Logbuch stellt eine Art Tagebuch dar, welches verschiedene Informationen wie erworbene Weiterbildungsinhalte und erbrachte Leistungszahlen beinhaltet und dokumentiert. Sobald das Logbuch vollständig ausgefüllt ist, können sich die Ärzte/-innen für die Schwerpunktprüfung anmelden. Hierfür muss das Logbuch mit weiteren Unterlagen bei der zuständigen Ärztekammer eingereicht werden.
Haben die angehenden Physikalischen Therapeuten/-innen alle Weiterbildungsabschnitte erfolgreich absolviert, erfolgt schlussendlich die Abschlussprüfung. Die Prüfung findet in der Regel mündlich als Fachgespräch über ein (fiktives) Patientenszenario statt. Ein Prüfungsausschuss überprüft innerhalb von mindestens 30 Minuten die in der Zusatzweiterbildung erworbenen Fähigkeiten.
Karriere- und Gehaltsperspektiven mit Zusatzbezeichnung
Das Gehalt von Fachärzten/-innen der Physikalischen Therapie orientiert sich in der Regel an den jeweiligen Tarifverträgen für Ärzte/-innen und ändert sich nicht allein durch eine erworbene Zusatzbezeichnung. Das Gehalt von Fachärzten/-innen definiert sich durch den gültigen Tarifvertrag des Arbeitgebers, den Karrierelevel als Facharzt/-ärztin und die Berufserfahrung in Jahren. Entsprechend erfolgt die Einstufung. Weiterbildungen gehören aber zur Arztkarriere zwingend hinzu. Wer eine bessere Position als Arzt/Ärztin in der Klinikhierarchie erreichen möchte, kommt daran meist nicht vorbei. PWer einen Posten als Oberarzt/-ärztin oder gar Chefarzt/-ärztin anstrebt, wird dies ohne Fortbildungen und verbesserte Kenntnisse und Erfahrungen schwer erreichen. In diesen Position kann man dann somit indirekt durch Weiterbildungen mit einem höheren Gehalt rechnen. Mehr dazu hier:
Häufige Fragen zu Physikalische Therapie
- Was ist die Physikalische Therapie?
- Wie erhält man die Zusatzbezeichnung Physikalische Therapie?
- Wie lange dauert die Zusatzweiterbildung Physikalische Therapie?
Die Physikalische Therapie ist ein medizinischer Fachbereich, der sich mit der Prävention, Behandlung und Rehabilitation von körperlichen Funktionsstörungen und Schmerzen beschäftigt.
Um die Zusatzbezeichnung Physikalische Therapie zu erhalten, müssen Ärzte/-innen eine entsprechende Zusatz-Weiterbildung absolvieren.
Die Weiterbildungszeit in der Physikalischen Therapie dauert ca. 18 – 24 Monate, je nachdem wie lange man für die einzelnen Module braucht.